:: 2/2019

Im Blickpunkt: Die Stadt Freudenstadt

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Freudenstadt im gleichnamigen Kreis. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Freudenstadt wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Freudenstadt liegt im nordöstlichen Schwarzwald. Die Stadt liegt 66 Kilometer (km) südwestlich von Stuttgart und 61 km südlich von Karlsruhe auf einem Hochplateau am Ostrand des Nordschwarzwalds auf 591 bis 968 Metern (m) Höhe in der Region Nordschwarzwald. Das Hochplateau liegt am Rande einer nach Osten flach abfallenden schiefen Ebene. Westlich des Stadtzentrums fällt das Gelände steil zum tief eingeschnittenen Tal des Forbachs ab, der zur Murg fließt. Das größtenteils waldbedeckte westliche Stadtgebiet steigt zur Passhöhe am Kniebis an und von dort weiter bis auf 968 m Höhe bei der Alexanderschanze. Südlich des Ortsteils Kniebis entspringt der Fluss Wolf. Für die umliegenden Gemeinden bildet Freudenstadt ein Mittelzentrum im Bereich des Oberzentrums Pforzheim. Mit den Gemeinden Bad Rippoldsau-Schapbach und Seewald besteht eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft. Im Zuge der Kommunalreform in den 1970er-Jahren wurden die Orte Igelsberg, Grüntal, Dietersweiler, Untermusbach, Wittlensweiler sowie die zuvor zu Baiersbronn und Bad Rippoldsau gehörenden Teile des Weilers Kniebis, der bereits überwiegend zu Freudenstadt gehörte, eingemeindet. Seit 1988 ist Freudenstadt Große Kreisstadt.

Bedingt durch die zentrale Lage im Schwarzwald führen vier Bundesstraßen durch Freudenstadt. Am Marktplatz treffen sich die B 28 (Kehl–Ulm) und die B 462 (Rastatt–Rottweil), zusätzlich endet hier die gegen Ende deckungsgleich mit der B 28 verlaufende B 500 (Baden-Baden–Freudenstadt). Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende B 294 (Bretten–Gundelfingen), als Ortsumgehung, führt östlich an Freudenstadt vorbei. Im Jahr 1879 erhielt die Stadt einen heute noch bestehenden Eisenbahnanschluss, der von Stuttgart über Herrenberg und Eutingen im Gäu nach Freudenstadt führte, die sogenannte Gäubahn. Der Hauptbahnhof im Südosten liegt relativ weit vom Zentrum entfernt. 1901 wurde der württembergische Teil der Murgtalbahn nach Klosterreichenbach gebaut, dafür entstand der 60 m höher gelegene Stadtbahnhof nördlich des Zentrums. Eine durchgehende Verbindung nach Rastatt wurde 1928 eingerichtet. Die Murgtalbahn wird heute von der Stadtbahn Karlsruhe befahren. Die Linien S41 und S31 der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft verbinden Freudenstadt über Rastatt mit Karlsruhe. Die Stationen innerhalb Freudenstadts sind der Hauptbahnhof, der Stadtbahnhof sowie die Haltepunkte Schulzentrum-Panoramabad und Industriegebiet. Die Verbindung nach Offenburg erfolgt über die Kinzigtalbahn. Der Zentrale Omnibusbahnhof Freudenstadts mit über 40 Buslinien ist einer der Hauptverkehrsknotenpunkte im Schwarzwald.

Der heutige Stadtteil Freudenstadts Grüntal-Frutenhof wurde erstmals 1100 urkundlich erwähnt. Im heutigen Kniebis stand um 1250 eine Kapelle eines Herrenalber Mönchs, die 1278 zu einem Franziskanerkloster umgebaut wurde, das 1320 zu Württemberg kam. Bereits Anfang des 16. Jahrhunderts wurde auf dem Gebiet des heutigen Freudenstadt Bergbau betrieben und hauptsächlich nach Silber und Kupfer gegraben. Der Bergbau wurde erst 1784 mit der Schließung des Stollens Dorothea im Christophstal eingestellt. Herzog Friedrich I. von Württemberg betrieb eine aktive Macht- und Wirtschaftspolitik. Unter seiner Herrschaft wurden die bestehenden Landesfestungen ausgebaut und an der Westflanke, nahe dem strategisch wichtigen Kniebis-Pass, sollte mit Freudenstadt eine neue befestigte Residenz weitere geplante Territorialerwerbungen im Westen als Brückenschluss zu den westrheinischen Besitzungen sichern. Der Baumeister Heinrich Schickhardt entwarf Freudenstadt auf Geheiß Friedrichs I. am Reißbrett. Der 22. März 1599, als die ersten Häuser und Straßen von Schickhardt in Anwesenheit des Herzogs abgesteckt wurden, gilt als Gründungsdatum der Stadt. Nur wenige Jahre nach der Gründung, als Freudenstadt schon fast 3 000 Einwohner hatte, brach in den Jahren 1610/11 die Pest aus. 800 Menschen starben und weitere 900 wanderten ab. Nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen 1634 wurden durch kaiserlich-habsburgische Truppen erneut Gebäude Freudenstadts in Brand gesetzt und viele der verbliebenen Einwohner ermordet. Zudem brach die Pest 1635 erneut aus und vernichtete wiederum nahezu jegliches Leben. Freudenstadt blieb über Jahre weitgehend verödet. 1652 ist in Aufzeichnungen von nur etwa 300 Einwohnern die Rede. 1737 wurde Freudenstadt Standort einer kleinen Garnison. 1759 wurde das Amt Freudenstadt zum Oberamt erhoben. Das Oberamt Freudenstadt war eines der kleinsten Ämter Württembergs. 1807 gewann der Freudenstädter Amtsbezirk jedoch deutlich an Umfang. 1876 gab der damalige Stadtschultheiß Hartranft die Absicht bekannt, Freudenstadt mit seiner reinen Luft zum Kurort zu machen. Das Vorhaben gelang, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte ein stetig wachsender Kurbetrieb ein. Insgesamt gab es um 1930 bereits 20 Hotels in der Stadt, davon fünf der höchsten Kategorie. Freudenstadt wurde als Kurort weltweit bekannt. 1938 wurde aus dem Oberamt der Landkreis Freudenstadt. Im Zweiten Weltkrieg entstand auf dem fast 1 000 m hoch gelegenen Kniebis, unweit der Alexanderschanze, eine Befehlszentrale der Wehrmacht zur Verteidigung der Westfront. Am 16. April 1945 wurde die Stadt unerwartet von Truppen der 1. französischen Armee angegriffen, wobei es durch Bombenabwurf und Artilleriebeschuss zu großflächigen Zerstörungen kam. Es gab einige Dutzend zivile Opfer. Etwa 600 Gebäude, 95 % der gesamten Innenstadt, wurden in der Nacht vom 16. auf den 17. April direkt oder indirekt zerstört und 1 400 Familien obdachlos. Beim Einmarsch der französischen Truppen und in den folgenden drei Tagen kam es zu vielzähligen, heftigen Übergriffen durch marokkanische Einheiten auf die weibliche Zivilbevölkerung. In den Nachkriegsjahren entstand Freudenstadt innerhalb von nur 5 Jahren neu als Planstadt. Dieser Wiederaufbau wurde als »das Wunder von Freudenstadt« bezeichnet. Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 erhielt der Landkreis Freudenstadt seine heutige Ausdehnung. Freudenstadt blieb Amtssitz des vergrößerten Kreises.

Freudenstadt hat eine Gemarkungsfläche von 8 754 Hektar. Davon werden gut 19 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart unter dem Landesdurchschnitt von 45 %. Die Waldfläche beträgt knapp 67 % und liegt weit über dem Niveau des Landes (38 %). Fast 13 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, damit wird hier das Landesmittel unterschritten.

Am 31. Dezember 2017 lebten 23 150 Personen in Freudenstadt. Mit 264 Personen je Quadratkilometer entspricht die Besiedlungsdichte den ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt unter dem Landesdurchschnitt (309). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2007 und 2017 negativ. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 2,6 % abgenommen. Sie lag damit unter der landesweiten positiven Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Freudenstadt betrug 44,7 Jahre und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 43,4 Jahren. Etwas über 15 % der Einwohner von Freudenstadt hatten 2017 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Freudenstadt entsprach damit dem Landesdurchschnitt.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Freudenstadt ist leicht positiv. Im Zeitraum zwischen 2007 und 2017 nahm der Wohnungsbestand um 0,6 % zu und liegt damit deutlich unter dem Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 148 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 40 EUR/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Das zeigt, dass Freudenstadt als Wohnstadt für junge Familien, die ein neues Eigenheim bauen wollen, Potential bietet. Gut 53 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 47 m2 je Einwohner liegt der Wert in Freudenstadt über dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fallen im Stadtbild von Freudenstadt zahlreiche historische Bauwerke auf: Bekannt ist Freudenstadt vor allem durch den größten bebauten Marktplatz Deutschlands, charakteristisch sind die umlaufenden Arkaden und die drei Zierbrunnen. An der südlichen Ecke des Platzes steht die evangelische Stadtkirche, eine Winkelkirche. An der gegenüberliegenden nördlichen Ecke des Marktplatzes befindet sich das Rathaus, das Teile der Stadtverwaltung beherbergt sowie zwei Aussichtsplattformen bietet. Der Friedrichsturm ist ein im Jahr 1899 anlässlich des 300-jährigen Stadtjubiläums auf dem Kienberg erbauter 25 m hoher Aussichtsturm.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Freudenstadt hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten 2017 gut 10 600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 13 % mehr als 2007. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2017 um gut 1 390 höher als 1999. Fast 24 % aller Arbeitsplätze in Freudenstadt liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Freudenstadt liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit über 53 %.

Der Schuldenstand je Einwohner in Freudenstadt belief sich auf 1 364 Euro im Jahr 2017 und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 1 021 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2017 unter dem Landesniveau.

Dank der Lage im Schwarzwald bietet Freudenstadt im Vergleich zu ähnlich großen Städten seinen Besuchern sehr viele Freizeitmöglichkeiten. Eine kulturhistorische Sehenswürdigkeit ist das Besucherbergwerk Freudenstadt. Die Umzüge der Narrenzunft Freudenstadt, vor allem der Große Fasnetsumzug lockt tausende Hästräger und Zuschauer in die Stadt. Das jährlich im Juli und August stattfindende Freudenstädter Sommertheater, eine jährlich wechselnde Open-Air-Aufführung durch ortsansässige Amateurschauspieler, erfreut sich großer Beliebtheit. Der kurstädtische Veranstaltungskalender bietet Touristen vielfältige Freizeitmöglichkeiten. Im Winter sind dies das Panoramabad und die gespurten Loipen. Für Sommertouristen gibt es zahlreiche Wander-, Kletter- und Radstrecken, dazu ein Kurbähnle, Waldschwimmbäder, Golfplätze und einen Abenteuerspielplatz. Diese Vielfalt mag der Hauptgrund dafür sein, dass es 2017 zu 5 960 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner kam.