:: 3/2019

Im Blickpunkt: Die Gemeinde Ehningen

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Gemeinde Ehningen im Landkreis Böblingen. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Ehningen wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Ehningen liegt im Korngäu am nordwestlichen Rande des Naturparks Schönbuch im Landkreis Böblingen. Die Würm fließt mitten durch den Ort. Der zweite größere Wasserlauf Ehningens ist der Krebsbach, der südwestlich des alten Ortskerns in die Würm mündet. Zusammen mit der Nachbargemeinde Gärtringen bildet Ehningen eine Verwaltungsgemeinschaft.

Ehningen liegt an der Bundesautobahn 81. Die sogenannte »Bodenseeautobahn« führt von Würzburg nach Gottmadingen bei Singen und wurde Ende der 1970er-Jahre erbaut. Durch Ehningen führt die Gäubahn (Stuttgart–Singen), sie wurde bereits 1878 eingeweiht. Auch die Linie S1 (Kirchheim (Teck)–Stuttgart–Herrenberg) der Stuttgarter S-Bahn verkehrt seit 1991 auf dieser Strecke. Die S-Bahn fährt meist halbstündig in beide Richtungen. Dadurch sowie durch mehrere Buslinien, die den Nahverkehr bedienen, ist Ehningen in den Verkehrsverbund VVS eingebunden.

Ehningen wird zum ersten Mal 1185 urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde wird dem Ritter Albertus de Ondingin bescheinigt, ein Gut bei Herrenberg erworben zu haben. Dieser Albertus stammte aus dem ortsansässigen Adelsgeschlecht und war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Vasall der Calwer Grafen. Aber schon vor dieser ersten urkundlichen Erwähnung gibt es reichlich Zeichen einer kontinuierlichen menschlichen Nutzung auf der Ehninger Gemarkungsfläche. So wurde hier eine jungsteinzeitliche Pfeilspitze (3000–1800 v. Chr.) und ein bronzezeitliches Hügelgrab (1800–1200 v. Chr.) gefunden. Etwas südlich des heutigen Ehningen wurde eine keltische Viereckschanze ausgegraben. Ab dem dritten Jahrhundert nach Christus begann in dem Gebiet die Besiedelung durch die Alemannen. Dies wurde auch 1878 beim Bau der Gäubahn Stuttgart–Freudenstadt durch gefundene alemannische Reihengräber belegt. Der ursprüngliche Name »Ondgingin« oder »Ondingen« weist dabei möglicherweise auf einen alemannischen Sippenführer mit Namen »Ondo« hin. Im Mittelalter blieb die Größe Ehningens vergleichsweise konstant, da die Siedlungsfläche durch den sogenannten »Etter« begrenzt wurde. Dieser Etter war in der Hauptsache ein Zaun, der das Vieh daran hindern sollte, in die Gärten der Häuser einzudringen. In dem alten Ortskern befanden sich drei Straßen: Die Obere Gasse, die nach Osten Richtung Böblingen durch das Obere Tor und nach Westen Richtung Herrenberg, Aidlingen und Gärtringen durch das Untere Tor führte. Die Dagersheimer Straße führte Richtung Norden durch das Weilemer Tor, auch Linsentor genannt. Von diesen drei Toren ist heute keines mehr erhalten. Die Siedlungsgrenze des Etters wurde erst im 19. Jahrhundert überschritten mit neuer Siedlungsfläche Richtung Aidlingen. Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts in Ehningen sind geprägt von dem Phänomen einer schnell wachsenden Bevölkerungszahl und der nicht beliebig vermehrbaren Bodenfläche, so gab es wie überall in Württemberg 1816/17 und 1850 Missernten. Viele Ehninger Bewohner mussten auswandern und ihr Heil in Nordamerika suchen. Erst nach 1860 besserten sich die Verhältnisse angesichts der in Württemberg voranschreitenden Industrialisierung und der höheren Preise für landwirtschaftliche Produkte, wobei vor allem der neu eingeführte Hopfen- und Zuckerrübenanbau ihren Anteil hatten. Eine weitere Stabilisierung bedeutete die Eröffnung der Gäubahn 1879 von Stuttgart nach Horb und Freudenstadt. Schon 1851 fiel das Schlossgut Mauren als Teilgemeinde an Ehningen. Das vom Baumeister Heinrich Schickardt errichtete Schloss fiel im Jahre 1943 einem Bombenangriff zum Opfer und ist heute nur noch als Ruine erhalten.

Ehningen hat eine Gemarkungsfläche von 1 781 Hektar. Davon werden gut 40 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart unter dem Landesdurchschnitt von 45 %. Die Waldfläche beträgt knapp 34 % und liegt auch unter dem Niveau des Landes (38 %). Gut 22 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, damit wird hier das Landesmittel deutlich überschritten.

Am 31. Dezember 2017 lebten 9 005 Personen in Ehningen. Mit 506 Personen je Quadratkilometer liegt die Besiedlungsdichte zwischen den ländlich und den städtisch geprägten Teilen Baden-Württembergs und übersteigt den Landesdurchschnitt (309). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2007 und 2017 sehr positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 13,4 % zugenommen. Sie lag damit deutlich über der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Ehningen betrug 41,6 Jahre und lag damit unter dem Landesdurchschnitt von 43,4 Jahren. Etwas über 14 % der Einwohner von Ehningen hatten 2017 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Ehningen lag damit leicht unter dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Ehningen ist sehr positiv. Im Zeitraum zwischen 2007 und 2017 nahm der Wohnungsbestand um 15,3 % zu und liegt damit deutlich über dem Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 902 Euro je Quadratmeter (m2) höher als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. 63 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 44 m2 je Einwohner liegt der Wert in Ehningen unter dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fällt im Ortsbild Ehningens die spätgotische Marienkirche auf, die aus dem 15./16. Jahrhundert stammt. Der sehenswerte Flügelaltar von etwa 1480 wurde 1903 an das Königliche Museum für Bildende Künste, die heutige Staatsgalerie in Stuttgart, verkauft. Er befindet sich noch heute in der Stuttgarter Staatsgalerie. Es handelt sich um ein gemaltes Triptychon. In geöffnetem Zustand zeigt der Altar drei Szenen aus den Ostergeschichten, in geschlossenem Zustand die Verkündigung an Maria. Erzherzogin Mechthild (1419 – 1482), die Mutter des württembergischen Herzogs Eberhard im Bart und Grundherrin von Ehningen, stiftete den Altar für die Ehninger Kirche.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Ehningen hat in den vergangenen 10 Jahren stark zugenommen. So hatten 2017 insgesamt 5 564 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz in der Kommune. Dies sind fast 79 % mehr als 2007. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2017 um gut 2 940 höher als 1999. Fast 11 % aller Arbeitsplätze in Ehningen liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Die meisten Arbeitsplätze liegen hier im Wirtschaftsbereich der sonstigen Dienstleistungen.

Der Schuldenstand je Einwohner in Ehningen belief sich auf 1 726 Euro im Jahr 2017 und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 1 021 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2017 über dem Landesniveau.

An Veranstaltungen hat Ehningen seinen Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten. Seit 2006 gibt es in Ehningen einen Karnevalsumzug. Die Ehninger Edafetzer eröffnen den bunten Reigen aus Guggen, Hexen, Narren, Musikern und Umzugswagen. Tausende Besucherinnen und Besucher sind am Pfingstmontag in Ehningen unterwegs. Der traditionelle Pfingstmarkt mit seinen rund 180 Marktbeschickern bietet ein reichhaltiges Warenangebot. Im Juli bietet der Landwirtschaftliche Ortsverein in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ehningen eine Felderrundfahrt an. Für alle – ob Groß oder Klein, Alt oder Jung – ist dies eine gute Gelegenheit, die Natur und die Landwirtschaft vor der Haustür kennen zu lernen. Bereits seit 1983 gibt es in Ehningen einen kleinen aber feinen Weihnachtsmarkt. Am Samstag vor dem 1. Advent findet dieser auf dem Ehninger Marktplatz statt. Auch auf Vereinsebene bietet der Ort seinen Bürgerinnen und Bürgern ein reichhaltiges Programm von Freizeitmöglichkeiten an. So gibt es vielfältige Angebote im Bereich des Sports, des Karnevals, der Kultur, der Kunst sowie vieles andere mehr. Die Veranstaltungsvielfalt mag der Hauptgrund dafür sein, dass es 2017 zu 1 077 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner kam.