:: 5/2019

Statistisches Monatsheft Mai 2019

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

laut den aktuellsten Ergebnissen der Pflegestatistik waren im Dezember 2017 insgesamt 398 612 Menschen in Baden- Württemberg pflegebedürftig – das sind rund 3,6 % der Bevölkerung im Lande. Im Vergleich zum letzten Erhebungsjahr 2015 entspricht das einer Steigerung von über 21 %. Die starke Zunahme ist zu großen Teilen auf die Einführung des neuen und deutlich weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Rahmen der Gesetzesreformen 2017 im Pflegebereich zurückzuführen. Im deutschlandweiten Vergleich hat Baden-Württemberg nach Bayern und Hamburg eine der niedrigsten Pflegequoten. Bundesweit liegt die Pflegequote bei 4,1 %. Mehr dazu lesen Sie in unserem Titelbeitrag.

In Baden-Württemberg leben rund 1,7 Millionen Ausländerinnen und Ausländer. Die Zahl der ausländischen Staatsangehörigen in Baden-Württemberg hat damit im Jahr 2018 einen Höchststand erreicht, wobei dies zu großen Teilen durch den Zustrom von Flüchtlingen der letzten Jahre bestimmt ist. Einen Überblick über die Entwicklung, Herkunft und regionale Verteilung der Ausländerinnen und Ausländer im Südwesten erhalten Sie im Beitrag von Werner Brachat-Schwarz.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Carmina Brenner, Präsidentin

Wie werden wir gepflegt? – Ergebnisse der Pflegestatistik 2017

Nach einer umfassenden Pflegereform durch drei Pflegestärkungsgesetze, wodurch die Rahmenbedingungen für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und Pflegekräfte für die Zukunft gestärkt werden sollen, liegen mit der Pflegestatistik 2017 jetzt erstmalig Daten vor, die den Pflegebereich nach dieser Reform mittels der amtlichen Statistik abbilden. So waren im Dezember 2017 in Baden-Württemberg 398 612 Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes. Im Zuge der Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs ist damit die Zahl der Pflegebedürftigen im Vergleich zur letzten Erhebung 2015 um über ein Fünftel deutlich gestiegen. Im Vergleich zur ersten Erhebung des Jahres 1999 bedeutet dies sogar einen Zuwachs von 89,1 %. Damit sind heute bereits 3,6 % der Gesamtbevölkerung im Land pflegebedürftig. Zur Betreuung in den stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg standen 134 223 Beschäftigte zur Verfügung, wobei sich der Bedarf an professioneller Pflege und Betreuung in Zukunft noch weiter verstärken wird.

Ausländische Staatsangehörige in Baden-Württemberg

Zur Entwicklung, Herkunft und regionalen Verteilung der Ausländerinnen und Ausländer im Südwesten

Die Zuwanderung ist seit der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 zunehmend in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. Allein aus Syrien kamen damals annähernd 37 000 Menschen in den Südwesten. Dennoch darf Migration nicht ausschließlich auf Flucht und Asyl verengt werden. Vielmehr ist die überwiegende Mehrheit der in Deutschland und auch in Baden-Württemberg lebenden Migranten in den vergangenen Jahrzehnten aus anderen Gründen zu uns gekommen, so vor allem im Rahmen der Anwerbung von Arbeitskräften im Ausland oder zur Absolvierung einer Ausbildung oder eines Studiums.

Im folgenden Beitrag soll deshalb die zahlenmäßige Entwicklung der Ausländerinnen und Ausländer, die im Südwesten leben, unter anderem nach deren Herkunft und ihren möglichen Wanderungsmotiven näher betrachtet werden. Woher und weshalb die Menschen zuziehen, ist das eine; wohin sie innerhalb des Landes gezogen sind, das andere. Ein Überblick über die Verteilung der ausländischen Bevölkerung innerhalb Baden-Württembergs rundet deshalb den Beitrag ab.

Studium an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften immer beliebter

Mehrheit der Erstsemester entscheidet sich weiterhin für ein Universitätsstudium

Die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger im Land Baden-Württemberg stieg von knapp 44 000 im Studienjahr 2000 auf nahezu 75 000 im Studienjahr 2017. Studienanfänger schreiben sich am häufigsten für ein Studienfach der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften ein. Studienanfängerinnen entscheiden sich am häufigsten für ein Studienfach aus dem Bereich der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die meisten Bildungsausländerinnen und -ausländer im 1. Hochschulsemester kamen im Studienjahr 2017, wie auch schon in den Vorjahren, aus China. Der folgende Beitrag ist ein Auszug aus dem Bericht »Bildung in Baden-Württemberg 2018«. Der Bildungsbericht 2018 entstand in Kooperation zwischen dem Landesinstitut für Schulentwicklung und dem Statistischen Landesamt und wurde am 24. Januar 2019 im Rahmen einer Fachveranstaltung vorgestellt. Erstmals wurde die Hochschulbildung in eigenen Abschnitten thematisiert. Der vollständige Bericht kann unter www.bildungsbericht-bw.de heruntergeladen bzw. dort als Printversion bestellt werden.

Bedeutung von familiären Pachtbeziehungen in der Landwirtschaft

Auswirkungen auf die Landwirtschaftszählung 2020

Der Boden ist essenzieller Produktionsfaktor der Landwirtschaft. Er kann sich dabei im Eigentum der Betriebe befinden, alternativ kann das Nutzungsrecht an landwirtschaftlichen Flächen durch Zahlung eines Pachtentgelts an den jeweiligen Grundeigentümer erworben werden. Die Landpacht hat durch den hohen Pachtflächenanteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) dabei einen maßgeblichen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe. In der amtlichen Statistik werden die Besitz- und Pachtverhältnisse in den Landwirtschaftszählungen sowie in den Agrarstrukturerhebungen erhoben. Zuletzt war das Thema Bestandteil der Agrarstrukturerhebung (ASE) 2016 und findet nun seine Fortsetzung in der Landwirtschaftszählung (LZ) 2020. Aufgrund eines gesteigerten Interesses an Informationen über den Bodenmarkt werden 2020 die Neupachtungen in den letzten 2 Jahren nicht nur stichprobenartig, sondern bei allen Betrieben erhoben. Auf eine Differenzierung bei der gepachteten LF zwischen verwandten und nicht-verwandten Verpächtern wird jedoch verzichtet. Grund ist der Bedeutungsverlust der Verpachtung innerhalb der Familie.

Digitalisierung in der amtlichen Statistik – Nutzung von Verwaltungsdaten

Integration von Daten des elektronischen Handelsregisters zur Qualitätssicherung im statistischen Unternehmensregister

Erklärtes Ziel der amtlichen Statistik ist es, die Statistikproduktion möglichst effizient sowie belastungsarm für die Auskunftspflichtigen zu gestalten. Eine seit langem eingeübte Praxis stellt in diesem Zusammenhang die Nutzung von digitalisierten Verwaltungsdaten dar. Die Ausweitung der Nutzung von digitalen Verwaltungsdaten und Registern gehört unter anderem zu den Maßnahmen, die die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder im Rahmen ihrer »Digitalen Agenda« im November 2018 beschlossen haben. Damit stärkt der statistische Verbund diesen Ansatz. Eine bislang unzureichend genutzte Quelle zur Qualitätssicherung des statistischen Unternehmensregisters ist das elektronische Handelsregister. Der Beitrag geht konkret auf dessen Nutzbarmachung und die damit verbundenen Potenziale ein. Mit der im Beitrag beschriebenen technischen Umsetzung kann die Qualität des statistischen Unternehmensregisters deutlich verbessert werden.

Reiseland Baden-Württemberg: 2018 erneut Rekordergebnisse bei den Gäste- und Übernachtungszahlen

Für die Tourismusbranche in Baden-Württemberg war 2018 erneut ein erfolgreiches Jahr: Nach einem kurzen Rückgang des Tourismus im Land im Jahr 2009 infolge der Finanzkrise steigen die Gäste- und Übernachtungszahlen seit 2010 wieder kontinuierlich an. Im Jahr 2015 wurden erstmals mehr als 20 Mill. Gästeankünfte gezählt, im Jahr 2018 betrug die Zahl der Gästeankünfte bereits 22,4 Mill. Im Jahr 2015 wurde mit 50,8 Mill. Übernachtungen die »50-Millionen-Grenze« überschritten, 2018 lag die Zahl der in Baden-Württemberg gebuchten Übernachtungen bereits bei 54,9 Mill. Damit haben sich allein im Zeitraum seit 2010 die Übernachtungszahlen im Land um rund 26 % erhöht, die der Gäste um gut 34 %.

Dass sich die Attraktivität des Reiselandes Baden-Württemberg mittlerweile auch im Ausland herumgesprochen hat, zeigen nicht zuletzt auch die Buchungszahlen von Reisenden aus dem Ausland: 1998 lag der Anteil der von Auslandsgästen gebuchten Übernachtungen noch bei rund 14 %, im Jahr 2018 entfielen bereits knapp 22 % der Übernachtungsbuchungen auf ausländische Gäste.

Siedlungs- und Verkehrsfläche der baden-württembergischen Kreise

»Nichts ist so beständig wie der Wandel.«, wussten schon die alten Griechen (Heraklit). Und was damals galt, gilt auch heute noch in vielen Bereichen. So auch bei der (Ober-)Fläche Baden-Württembergs. Ein Teil des Wandels ist natürlicher Art, aber ebenso gestaltet der Mensch seine Umwelt. Die vom Menschen gemachten Änderungen auf der Bodenfläche zeigen sich (auch) in der Flächenstatistik. Am deutlichsten zeigt sich die menschliche Einflussnahme bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Daher soll in diesem Beitrag insbesondere auf die Veränderungen der Siedlungs- und Verkehrsfläche eingegangen werden. Dabei wird sowohl ein Blick auf die aktuellsten Ergebnisse der Flächenerhebung zum Stand 31.12.2017 als auch auf die Entwicklung der vergangenen Jahre geworfen.

Im Blickpunkt: Die Stadt Weingarten

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Weingarten im Landkreis Ravensburg. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Weingarten wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.