:: 7/2019

Im Blickpunkt: Die Stadt Ellwangen

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Ellwangen im Ostalbkreis. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Ellwangen wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Ellwangen ist eine Stadt im Osten Baden-Württembergs nahe der Grenze zu Bayern etwa 17 km nördlich von Aalen. Sie ist nach Aalen und Schwäbisch Gmünd die drittgrößte Stadt des Ostalbkreises und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Zum Mittelbereich Ellwangen gehören neben der Stadt Ellwangen selbst die Gemeinden Adelmannsfelden, Ellenberg, Jagstzell, Neuler, Rainau, Rosenberg, Stödtlen, Tannhausen, Unterschneidheim und Wört. Ellwangen liegt am Oberlauf der Jagst. Der hier etwa 10 m breite Fluss durchfließt das Territorium der Stadt in nordnordwestlicher Richtung. Das Stadtgebiet hat Anteil an den Naturräumen Östliches Albvorland und Schwäbisch-Fränkische Waldberge, die beide zum Schwäbischen Keuper-Lias-Land gehören, sowie am Mittelfränkischen Becken, einem Teilraum des Fränkischen Keuper-Lias-Landes. Die Landschaftsgrenze vom Keupergebiet der Schwäbisch-Fränkischen Waldberge zum Albvorland verläuft nahe am östlichen und südöstlichen Rand der Kernstadt. Im Zuge der Gemeindegebietsreform Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Rindelbach, Röhlingen und Schrezheim und Pfahlheim eingemeindet. Mit den Gemeinden Adelmannsfelden, Ellenberg, Jagstzell, Neuler, Rainau, Rosenberg und Wört besteht eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.

Ellwangen liegt in der Nähe der Autobahn A 7. Durch Ellwangen führt auch die Bundesstraße 290, in südlicher Richtung besteht mit der Bundesstraße 29 eine direkte Anbindung an die Kreisstadt Aalen und den Großraum Stuttgart. Der Bahnhof Ellwangen liegt an der elektrifizierten Oberen Jagstbahn. Dort hält alle 2 Stunden ein Intercity der Linie Karlsruhe – Stuttgart – Nürnberg, stündlich ein Regional-Express nach Aalen sowie 2-stündlich ein Regional-Express nach Crailsheim. Der öffentliche Personennahverkehr wird vom Unternehmensverbund FahrBus Ostalb GmbH organisiert.

Während der Kelten- und Römerzeit war das Gebiet der heutigen Gemeinde Ellwangen schwach besiedelt. Der Limes, die Nordgrenze des Römischen Reiches, verlief nur wenige Kilometer südlich der Kernstadt. Weitere Zeugnisse menschlicher Niederlassungen stammen aus dem 5. Jahrhundert. Damals wurde das Alamannendorf Pfahlheim gegründet, dessen Überreste noch heute in Form von Gräberfeldern zu erkennen sind. Ellwangen entstand im 7. Jahrhundert als eine alamannische Siedlung am Stelzenbach. Im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und Schwaben gründeten Hariolf und Erlolf im Jahr 764 auf einem Hügel neben der Ansiedlung ein Benediktinerkloster. Im 12. und 13. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Wohnbereich der zum Kloster gehörenden Laien die Stadt. Nach einer fast 200 Jahre andauernden Phase des Niedergangs wurde das auch durch adlige Mönche nicht reformierbare Kloster 1460 in ein weltliches Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem Stiftskapitel umgewandelt. In den Jahren 1588 und 1611 bis 1618 wurden etwa 450 Frauen und Männer während der Hexenprozesse in Ellwangen umgebracht, damit war die Stadt eines der bedeutendsten Zentren der Hexenverfolgung. Im 30-jährigen Krieg kam es zwischen den Jahren 1626 und 1635 durch Seuchen zu vielen Todesfällen in der Stadt. 1802 wurde das Stift säkularisiert und Ellwangen Württemberg zugeordnet. 1803 wurde es Sitz des Oberamtes Ellwangen, das 1806 Teil des Königreichs Württemberg wurde. 1807 wurde Ellwangen Sitz des Jagstkreises, der bis 1924 bestand. Ellwangen blieb eine württembergische Kleinstadt mit Sitz eines Oberamtes, das 1938 aufgelöst wurde. Seither gehörte das Gebiet zum Landkreis Aalen, der bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 Teil des Ostalbkreises wurde.

Ellwangen hat eine Gemarkungsfläche von 12 738 ha. Davon werden gut 50 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart über dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt gut 32 % und liegt unter dem Niveau des Landes (38 %). Annähernd 15 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, was in etwa dem Landesdurchschnitt entspricht.

Am 31. Dezember 2017 lebten 24 339 Personen in Ellwangen. Mit 191 Personen je Quadratkilometer entspricht die Besiedelungsdichte eher den ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt unter dem Landesdurchschnitt (309). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2007 und 2017 leicht negativ. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 2,2 % abgenommen. Sie lag damit unter der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Ellwangen betrug 43,4 Jahre und entsprach damit dem Landesdurchschnitt. Fast 11 % der Einwohner von Ellwangen hatten 2017 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Ellwangen lag damit unter dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Ellwangen ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand um 2,3 % zu und liegt damit unter dem sehr positiven Landesniveau. 64 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser, dieser Wert liegt über dem Landesmittel. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 47 m2 je Einwohner liegt der Wert in Ellwangen über dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fallen im Stadtbild von Ellwangen zahlreiche historische Gebäude auf: Von großer kunstgeschichtlicher Bedeutung ist die Stiftskirche St. Veit, das Wahrzeichen der Stadt, sie ist eine dreischiffige, kreuzförmige Basilika aus dem 12. Jahrhundert; unmittelbar daneben befindet sich die Evangelische Stadtkirche mit einer prunkvollen barocken Fassade; im Zentrum der Stadt liegt an der Südseite der Stiftskirche der von barocken Stiftsherrenhäusern gesäumte Marktplatz, auf den zahlreiche Straßen und Gassen strahlenförmig zulaufen; östlich der Innenstadt steht die Marienwallfahrtskirche auf dem Schönenberg; das Renaissanceschloss auf dem Schlossberg diente dem Fürstpropst von Ellwangen als Residenz, es wurde im 14. Jahrhundert als weitläufige Burganlage errichtet und erst später zu einem prunkvollen Schloss umgebaut.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Ellwangen hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten hier 2018 rund 12 993 sozial­versicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 30 % mehr als 2008. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2018 um fast 3 550 höher als 1999. Gut 37 % aller Arbeitsplätze in Ellwangen liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit aber keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Ellwangen liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit gut 42 %.

Der Schuldenstand je Einwohner in Ellwangen belief sich auf 1 691 Euro im Jahr 2017 und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 1 021 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2017 unter dem Landesniveau.

Kulturell hat Ellwangen seinen Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten. Der Kalte Markt, ein traditioneller Pferdemarkt in Ellwangen, findet seit über 1 000 Jahren statt. Im 17. Jahrhundert wurde er vom 17. Januar, dem Gedenktag der Heiligen Drillinge, auf den Montag nach dem Dreikönigstag verlegt. An diesem Tag findet heute noch ein Pferdeumzug statt. Jeden Sommer finden die traditionellen Heimattage auf dem Schloss von Ellwangen statt. Die Kulturinitiative Sommer in der Stadt sorgt dafür, dass auch in der heißen Jahreszeit in Ellwangen ein kulturelles Angebot vorhanden ist: Dies reicht von einem Sänftenrennen bis hin zu Konzerten und Theateraufführungen. Auch an Museen hat die Stadt einiges zu bieten: Das Alamannenmuseum Ellwangen ist eines der bedeutendsten Museen zur Geschichte der Alamannen. Das Schlossmuseum im Schloss enthält neben den prunkvollen Räumen der Residenz der Fürstpröpste von Ellwangen und der württembergischen Könige auch wertvolle Schrezheimer Fayencen, barocke Weihnachtskrippen, Uhren, Puppenstuben sowie das Stirner-Zimmer. Im Stadtteil Pfahlheim befinden sich weitere Museen: Die Bauernstube und das Jagdmuseum. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2017 zu 4 782 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Ellwangen kam.