:: 7/2019

Einige Aspekte zur Industriellen Revolution im Königreich Württemberg

Im Zuge der Industriellen Revolution ist in großen Teilen Europas und somit auch im Königreich Württemberg eine völlig neuartige Form menschlichen Zusammenlebens geschaffen worden, in der kaum mehr Spuren der jahrtausendealten bisherigen Daseinsordnung zu erkennen sind. Die Industrielle Revolution führte zu einer stark beschleunigten Entwicklung von Technik, Produktivität und Wissenschaften, die, begleitet von einer starken Bevölkerungszunahme, mit einer neuartigen Zuspitzung sozialer Missstände einherging. Der Prozess der Industriellen Revolution hat die moderne Welt und somit auch einen der Vorläuferstaaten unseres Bundeslandes nachhaltig bis in unsere Zeit geprägt.

Es begann in Großbritannien

Die industrielle Revolution ging in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Großbritannien aus. In diesen Zeitraum fielen viele zukunftsweisende Erfindungen wie die der Dampfmaschine und des mechanischen Webstuhls. Der Einsatz dieser Techniken bedeutete letztendlich die Ablösung der Agrarwirtschaft und der Manufakturen und die schrittweise Einführung einer arbeitsteiligen Groß- und Massenfertigung in Fabriken.

Der Ausgangspunkt für die technologischen Neuerungen war zunächst die englische Textilindustrie. Das Land war im 18. Jahrhundert der weltweit bedeutendste Hersteller von Textilien. Den Grundstoff Wolle lieferten die großen Schafherden, die auf den ausgedehnten Weideflächen der Britischen Inseln gehalten wurden. Die Baumwolle für die Herstellung von Tuchen kam aus den Kolonien, denn England verfügte in dieser Zeit noch über einen enormen Kolonialbesitz. Die meisten Erfindungen und technologischen Neuerungen kamen deshalb auch in der englischen Textilindustrie zum Einsatz und führten dort zu einem gewaltigen Produktivitätszuwachs. Aus der Vielzahl kleiner Manufakturen, in denen noch an handbetriebenen Spinn- und Webstühlen produziert wurde, wurden immer mehr große, mit neuen Maschinen ausgerüstete Fabriken. In ihnen ließen sich in arbeitsteiliger Groß- und Massenfertigung bedeutend mehr Textilien viel schneller und viel billiger herstellen, denn die wirtschaftliche Verwertung einer Vielzahl von Erfindungen ersetzten die menschliche Kraft und Energie durch mechanische Kraft und künstlich erzeugte Energie. Dies ging einher mit einer zuvor unbekannten Vermehrung der Ausfuhr. Baumwollgewebe und -garne verdrängten Wollprodukte und Getreide von den ersten Plätzen der Exportliste.

Wo die Unternehmen die günstigsten Standortbedingungen vorfanden, entstanden große Industriestädte. Die englischen Städte Leeds und Manchester entwickelten sich zu bedeutenden Zentren der Textilindustrie. Große Menschenmassen, die in den ländlichen Gebieten in Armut lebten, wanderten in die Städte ab, was zu einem raschen Bevölkerungswachstum führte. Doch auch andere Bereiche der Wirtschaft in Großbritannien, wie der Bergbau, die Hütten- und Stahlindustrie und der Maschinenbau wurden von den technischen Neuerungen nachhaltig beeinflusst.

Viele bedeutende und zukunftsweisende Erfindungen in dieser Zeit waren entscheidend für die Industrielle Revolution: so baute 1764 James Hargreaves den traditionellen Spinnstuhl zur Spinnmaschine um; 1769 erfand James Watt die Dampfmaschine und 1814 gelang George Stephenson die Erfindung der Dampflokomotive.

Späte Entwicklung in Deutschland

Die Ausgangssituation für die Industrielle Revolution war in Deutschland und somit auch im Königreich Württemberg deutlich schlechter als in Großbritannien. Der fehlende einheitliche Markt, eine Vielzahl von Zöllen, Währungen oder Gewichten und die territoriale Zersplitterung verhinderten eine schnellere Entwicklung. Verkehrstechnisch war Deutschland deutlich schlechter erschlossen als England. Hier fehlte auch die überseeische Handels- und Kolonialexpansion. Der Rückstand gegenüber Großbritannien zeigte sich auch in dem in Deutschland wesentlich stärkeren agrarischen Sektor. Es hatte zudem in diesem Bereich zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine vergleichbare »Agrarrevolution« stattgefunden.

Zahlreiche leistungsschwache Kleinbetriebe, besonders im nördlichen Teil des Königreichs Württemberg, die vielfach noch mit alten Methoden wirtschafteten, bestimmten die landwirtschaftliche Produktion. Ein in der Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzendes stärkeres Bevölkerungswachstum verstärkte die Nachfrage und vergrößerte das Arbeitskräftepotenzial.

Die Revolution von 1848/49 markierte auch die Scheidelinie zwischen Frühindustrialisierung und der Industriellen Revolution in Deutschland. Ein wichtiger Indikator für den Beginn der Industriellen Revolution in Deutschland war der plötzliche Anstieg der Nutzung der Steinkohle. Dahinter standen verschiedene Wachstumsvorgänge: Ein starker Anstieg der Eisen- und vor allem Stahlherstellung, der verstärkte Bau von Maschinen, nicht zuletzt von Lokomotiven und der Anstieg der Verkehrsleistungen der Eisenbahnen ließen die Energienachfrage steigen.

In einem rohstoffarmen Land wie dem Königreich Württemberg konnten weder die Steinkohleförderung noch die Stahlherstellung dominieren. Laut der Gewerbezählung von 1895 arbeiteten im Königreich Württemberg bereits mehr als 315 000 Personen im Bereich der Industrie (Abbildung 1). Die Schwerpunkte der Beschäftigung lagen in den Bereichen Textilindustrie, Bekleidungsgewerbe, Metallverarbeitung und dem Bau von Maschinen.

In Stuttgart, der Hauptstadt des Königreiches, wurden in der Anfangsphase der Industriellen Revolution nur einfache Maschinen hergestellt. Stuttgart wurde im Zuge der Industriellen Revolution zu einem der wichtigsten Produktionsstandorte der Textilindustrie. Die Unternehmen Benger & Söhne, Bleyle, Leibfried, Kübler sowie Müller und Schweitzer gehörten zu den größten in ganz Deutschland. Eine besondere Konzentration von Textilfabriken gab es im Stuttgarter Süden im Bereich der Mörike- und der Adlerstraße in unmittelbarer Nähe des heutigen Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg.1 Durch die fortschreitende Industrialisierung wurden schon bald auch Spezialmaschinen erforderlich, die dann von Unternehmen wie den Fortuna Werken, Werner&Pfleiderer, Haaga und anderen in Stuttgart hergestellt wurden. Es ist vor allem dem Wirtschafspolitiker Ferdinand Steinbeiss zu verdanken, dass die Landeshauptstadt in dieser Branche zu den führenden Produktionsstandorten in Deutschland wurde.2 Es ist ausschließlich auf die Industrielle Revolution zurückzuführen, dass bis in die 2000er-Jahre das Verarbeitende Gewerbe der dominierende Wirtschaftsbereich war.

Der Ausbau der Eisenbahn

Aufgrund der Rohstoffarmut in Württemberg war ein funktionierendes Eisenbahnnetz Voraussetzung für den Import der Rohstoffe und den Export der hergestellten Güter. Im Königreich Württemberg gab es wie in vielen anderen deutschen Staaten bereits Jahrzehnte vor der Realisierung Überlegungen, die Verkehrserschließung des Landes durch ein Eisenbahnstreckennetz zu verbessern. Der Wille der Regierung und des Königs flossen in ein Gesetz vom 18. April 1843 ein, in dem der Streckenbau festgelegt wurde und gleichzeitig die Gründung der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen stattfand. Das Gesetz sah ausdrücklich vor, dass der Bau von Nebenstrecken auch von Privatgesellschaften betrieben werden durfte. So konnten sich hier auch verschiedene Unternehmen etablieren.

Ab 1845 entwickelte sich im Königreich Württemberg zunächst die Zentralbahn von Stuttgart aus am Neckar entlang. Der erste in Betrieb genommene Abschnitt am 22. Oktober 1845 lag zwischen Cannstatt und Untertürkheim. Von Stuttgart aus wurden in den nächsten Jahren nach und nach die Ostbahn nach Ulm, von da aus die Südbahn nach Friedrichshafen am Bodensee, die Westbahn in das in Baden gelegene Bruchsal und die Nordbahn über Bietigheim nach Heilbronn realisiert.

Das größte Hindernis für den Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Stuttgart und Ulm war die ungünstige Topografie. Zwischen Geislingen und Ulm musste die Schwäbische Alb überquert werden. Nachdem verschiedene Alternativen geprüft und verworfen worden waren, entschied man sich letztendlich für eine kurze und steile Rampe bei Geislingen – die Geislinger Steige. Mit dem Bau der Eisenbahnrampe wurden Oberingenieur Michael Knoll und Oberbaurat Karl von Etzel betraut. An dem Bau wirkten etwa 3 000 Arbeiter mit. Er begann 1847 und 1850 wurde die Strecke eröffnet. Der Betrieb auf diesem Streckenabschnitt stellte die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen vor eine große Herausforderung. Im Dampflokzeitalter musste fast jeder Zug mit zwei Lokomotiven versehen werden. Eine zog den Zug und die andere schob ihn vom Zugende her. Deshalb wurden die Bahnhöfe in Geislingen an der Steige sowie in Amstetten, dem ersten Bahnhof nach dem Albaufstieg, sehr groß dimensioniert. Für Wartung und Reparatur der bereitstehenden Schiebelokomotiven gab es in Geislingen ein örtliches Bahnbetriebswerk. Die Geislinger Steige galt im Zeitalter der Dampflokomotiven als steilste Hauptbahnstrecke Europas.

Nach Beendigung des Ausbaus der Hauptstrecken im Jahre 1854 kam es zu einer mehrjährigen Pause. Danach begann man die Stammstrecken durch den Bau der Oberen Neckartalbahn bis nach Horb, der Remstalbahn von Cannstatt bis nach Wasseralfingen, der Kocherbahn von Heilbronn nach Schwäbisch Hall und einiger anderen Strecken zu ergänzen. So hatte das Streckennetz in Normalspur für das gesamte Königreich Württemberg 1904 eine Länge von 1 857 Kilometern. Innerhalb eines halben Jahrhunderts waren die Voraussetzungen für Import und Export bis in den entlegensten Winkel des Königreichs Württemberg geschaffen worden, eine unerlässliche Voraussetzung für den Aufschwung der gewerblichen Produktion und des Handels. Der Eisenbahnbau brachte eine rege und umfassende Nachfrage nach industriellen Gütern zuwege, ohne die eine erfolgreiche Industrialisierung nicht nachhaltig in Gang gekommen wäre.

Die Bevölkerung

Eine wichtige soziale Grundlage und Begleiterscheinung der Industriellen Revolution war die starke Bevölkerungszunahme. Während in vorindustrieller Zeit die Sterberate annähernd der Geburtenrate entsprach, erhöhte sich die Bevölkerungszahl nun in einem bisher unbekannten Ausmaß. Durch die landwirtschaftliche Produktivitätssteigerung wurde die Ernährung einer fortlaufend wachsenden Bevölkerung wie auch der industriellen Lohnarbeiterschaft ermöglicht. Medizinische Fortschritte und eine verbesserte Hygiene waren weitere Gründe für die Bevölkerungszunahme.

So verdreifachte sich im Königreich Württemberg im 19. Jahrhundert die Bevölkerung (Abbildung 3 und 4). Darüber hinaus kam es bedingt durch die Industrielle Revolution zu einer Urbanisierung großer Bevölkerungsteile. Die ersten Industriearbeiter-Generationen, die in den Fabriken Arbeit fanden, mussten ihre bisherigen Lebens- und Arbeitsgewohnheiten aufgeben, egal ob sie in Landwirtschaft, Heimarbeit oder Handwerk vordem beschäftigt waren und zum größeren Teil aus den ländlichen Gebieten in die Städte ziehen. Die Bevölkerungszahl von Stuttgart versechsfachte sich dadurch im 19. Jahrhundert, eine gleiche Entwicklung lässt sich für Heilbronn feststellen. In Ulm verdreifachte sich im gleichen Zeitraum die Bevölkerungszahl, wohingegen sich die Bevölkerung in Esslingen fast vervierfachte.

Durch die Industrielle Revolution geriet die ständische Sozialstruktur aus den Fugen. Die soziale Auflösung führte zu Unsicherheit und Not breitester Bevölkerungsschichten. Dieses als »Pauperismus« bezeichnete Phänomen wurde ausgelöst durch den Bevölkerungsstau, der erst durch die Industrielle Revolution ausgelöst wurde. Mit der raschen und ungehemmten Menschenvermehrung hielt die Vermehrung auskömmlicher Arbeitsstellen nicht mehr Schritt. Es kam zur sozialen Verelendung großer Massen. Diese wurde erst durch die Einführung der Sozialgesetzgebung Ende des 19. Jahrhunderts gemildert.

Das Zentrum Esslingen

Die Stadt Esslingen wurde vor allem deshalb zu einem Zentrum der Industriellen Revolution im Königreich Württemberg, weil hier seit Anfang des 19. Jahrhunderts besonders viele Wirtschaftspioniere auftauchten. Sie ersetzten die Einzelanfertigung durch industrielle Produktion. Dafür benötigten sie nicht nur viele Ungelernte für die Arbeit an den Maschinen, sondern auch Menschen, die diese Maschinen entwerfen, bauen, einrichten und reparieren konnten. Es hat viele Gründe, warum sich diese Wirtschaftspioniere nicht Stuttgart, Heilbronn oder Ulm aussuchten, sondern Esslingen, das dadurch zum ersten und stärksten Motor der industriellen Entwicklung im Königreich Württemberg wurde. Die Lage am Neckar, dessen Wasserkraft bis heute genutzt wird, Politik und Zufall spielen eine Rolle, aber auch freundschaftliche und familiäre Beziehungen. Vieles blieb auch im Dunkeln, zum Beispiel, warum um 1810 Heinrich Rudy aus Neuwied seine Blechlackierfabrik in Esslingen gründete, die unter ihrem späteren Eigentümer Carl Deffner, seinerseits aus dem Hohenlohischen stammend, zu der internationalen Adresse in ihrer Branche avancierte, weil in ihr ab 1827 erstmals moderne Verfahren für die Oberflächenveredelung und Verformung von Metallen zum Einsatz kamen. Auch warum der Säcklermeister Caspar Bodmer aus Stäfa bei Zürich seine Handschuhfabrik ausgerechnet in Esslingen etablierte ist unbekannt.

Die Schubkraft für die industrielle Entwicklung Esslingens kam fast ausschließlich von außen. Anders als in anderen Städten war Esslingens alte Oberschicht nicht in der Lage, mit der Zeit und in die Industrialisierung hineinzugehen. In der Stadt entwickelte sich keine Bankenlandschaft. Der Heilbronner Georg Christian Kessler ging nicht nur als Gründer von Deutschlands erster Sektkellerei in die Geschichte ein. Tatsächlich war der in Frankreich geschulte Industriepionier in Esslingen als Textilunternehmer gestartet. Aus seiner hochmodernen Wollfabrik geht das Unternehmen Merkel & Kienlin hervor, das bis zu seiner Liquidation 1971 die bekannte »Esslinger Wolle« produzierte.

Die Initialzündung dafür, dass Esslingen zur ersten Fabrikstadt Württembergs wurde, fiel in Stuttgart. Die Herren der württembergischen Ständeversammlung wollten ins beginnende Eisenbahnzeitalter nicht wie in Preußen mit einer Privatbahn fahren, sondern mit einer Staatsbahn. Die notwendige Lokfabrik sollte an der ersten Eisenbahnlinie Württembergs zwischen Stuttgart und Ulm liegen. Die Streckenführung durchs Neckartal bot sich an wie Esslingen, das Grund, Boden und Wasserkraft kostenlos zur Verfügung stellte. So wurde mit der Maschinenfabrik Esslingen, Württembergs größtes Industrieunternehmen des 19. Jahrhunderts, innerhalb eines Jahres aufgebaut und 1847 die erste Lok ausgeliefert. Die Maschinenfabrik benötigte Hunderte von Facharbeitern, die man aus Österreich und der Schweiz anwarb oder durch Qualifizierung von Handwerkern und Ungelernten aus der Stadt und dem Umland allmählich heranzog. Die Maschinenfabrik Esslingen wurde zur Kaderschmiede eines neuen Typus von Facharbeiter – und zwar für den gesamten mittleren Neckarraum. Schon Mitte der 1850er-Jahre waren dank der Maschinenfabrik und der Textilfirmen mehr Esslinger in Fabriken beschäftigt als im Kleingewerbe und der Landwirtschaft zusammen. Die Esslinger Loks fuhren in Italien, Frankreich, Ungarn und Dänemark. Selbst nach Chile, Brasilien und auf Sumatra wurde geliefert. Bald erweiterte die Maschinenfabrik Esslingen ihre Produktpalette um Wassermotoren und Wasserräder, sie baute Krane und Dampfkessel.

Es entstanden aber auch Fabriken, in denen Besteck und andere Haushaltsartikel nicht mehr mechanisch plattiert, sondern galvanisch versilbert wurden; der Uhrmacher Gustav Boley stellte als Erster in Deutschland Uhrmacherwerkzeug und die dazugehörigen Maschinen industriell her. Der Unternehmer Friedrich Dick, entwickelte eine Feilenhaumaschine, die feine Feilen und Raspeln herstellte und der Schlosser Fritz Müller spezialisierte sich auf hydraulische Verfahren in Maschinen und Pressen und wurde dafür bald in ganz Europa gerühmt. Esslingen als Zentrum der Industriellen Revolution im Königreich Württemberg fehlte nur noch eine Schule für Maschinentechniker, die für Nachwuchs sorgte. Im Oktober 1914 wurde die Fachschule für Maschinentechniker aus der Stuttgarter Baugewerkeschule ausgegliedert und in Esslingen als »Königlich-Württembergische Höhere Maschinenbauschule« etabliert. Nach mehreren Namensänderungen heißt sie heute Hochschule Esslingen, aber bis heute hält sich umgangssprachlich der Name: Ingenieurschule.3

Ein neuer Anstoß aus dem Königreich

Ab 1873 geriet die Industrie weltweit und somit auch im Königreich Württemberg in eine schwere konjunkturelle Krise. Bis zum Ende des Jahrzehnts wurde manches an Werten zerstört, dann fing sich die Wirtschaft wieder, aber der alte Schwung war dahin. Zu einem zweiten nachhaltigen Aufschwung kam es erst, als von Lauffen am Neckar im Königreich Württemberg die erste erfolgreiche Übertragung von Starkstrom nach Frankfurt am Main gelang. Der neue Treibsatz der Elektrizität – genauer der Stark- und Wechselstrom – bot vielfältige technische Anwendungsmöglichkeiten. Sie wurden geradezu begierig aufgegriffen, in fieberhafter Hast realisiert und ermöglichten der gesamten deutschen Industrie ein neues qualitatives und quantitatives Niveau.

1 Werner Buthge (2016): Wie die Industrie nach Stuttgart fand. Stuttgart, S. 85.

2 Werner Buthge (2016): Wie die Industrie nach Stuttgart fand. Stuttgart, S. 47.

3 Industrielle Revolution in Württemberg, in: Merian Baden-Württemberg 12/2011.