:: 10/2019

Vorläufige Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik zur Europawahl 2019

Mehr als ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen wählte die GRÜNEN

Bei der Europawahl am 26. Mai 2019 nahm die Wahlbeteiligung in Baden-Württemberg gegenüber der vorangegangenen Wahl deutlich zu. Während einige Parteien ihre Stimmenanteile mitunter erheblich verbessern konnten, mussten sich andere mit deutlichen Verlusten abfinden. Tiefere Einblicke in das Wahlverhalten der baden-württembergischen Bevölkerung ermöglichen die Ergebnisse der repräsentativen Europawahlstatistik. Dabei wird ersichtlich, dass sich die Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger nicht nur bezüglich ihrer grundsätzlichen Teilnahme an der Europawahl unterscheiden. Zusätzlich lassen sich deutliche Unterschiede zwischen Jüngeren und Älteren, Männer und Frauen bezüglich ihrer Präferenz für die eine oder andere Partei identifizieren. Beispielsweise entschieden sich von den jüngeren Wählerinnen und Wählern überdurchschnittlich viele für die GRÜNEN, die FDP, DIE LINKE und Die PARTEI. Umgekehrt erhielten CDU und SPD bei den älteren Wählerinnen und Wählern bessere Werte, während AfD und FREIE WÄHLER insbesondere bei den mittleren Altersgruppen punkteten. Auch der Frauen- bzw. Männeranteil innerhalb der Wählerschaft der einzelnen Parteien fiel mitunter sehr unterschiedlich aus. Waren die Wählerinnen relativ stark in der Wählerschaft der GRÜNEN vertreten, kamen die AfD und insbesondere Die PARTEI auf einen hohen Männeranteil.

Ergebnisse der Europawahl 2019 in Baden-Württemberg1

Bei der neunten Direktwahl zum Europäischen Parlament stieg die Wahlbeteiligung in Baden-Württemberg um deutliche 11,9 Prozentpunkte. Mit insgesamt 64,0 % wurde die zweithöchste Wahlbeteiligung bei einer Europawahl im Südwesten erreicht. Lediglich 1994 wurde mit 66,4 % ein höherer Wert erzielt.

Die CDU erhielt mit 30,8 % trotz deutlicher Einbußen (– 8,5 Prozentpunkte) zum wiederholten Mal den höchsten Stimmenanteil, gefolgt von den GRÜNEN, die mit 23,3 % (+ 10,1 Prozentpunkte) die SPD (13,3 %, – 9,7 Prozentpunkte) eindeutig auf den dritten Platz verwiesen. An vierter Stelle folgte die AfD, die mit einem Plus von 2,1 Prozentpunkten insgesamt auf 10,0 % der gültigen Stimmen kam. Die FDP und die FREIEN WÄHLER konnten sich ebenfalls ver­bessern und erhielten 6,8 % (+ 2,7 Prozentpunkte) bzw. 3,2 % (+ 0,9 Prozentpunkte) der gültigen Stimmen. DIE LINKE verlor einen halben Prozentpunkt und kam auf einen Stimmenanteil von 3,1 %. Die PARTEI kam auf 2,0 % der gültigen Stimmen, was einer Vervierfachung ihres Ergebnisses von 2014 entspricht – damals erhielt sie 0,5 %.

Anteil der älteren Wahlberechtigten nimmt weiter zu

Der demografische Wandel zeigt sich zunehmend auch in der Zusammensetzung der Wahlberechtigten. Während bei der ersten Europawahl im Jahr 1979 der Anteil der Wahlberechtigten im Alter von 60 und mehr Jahren in Baden-Württemberg bei gut einem Viertel (25,5 %) lag, macht die Gruppe heutzutage bereits deutlich mehr als ein Drittel (36,6 %) aus. Im gleichen Zeitraum sind sowohl die Gruppe der 30- bis 59-Jährigen als auch der 18- bis 29-Jährigen geschrumpft. Bei der Europawahl 2019 betrug der Anteil der jungen Wahlberechtigten nur noch 15,8 % (– 6,2 Prozentpunkte). Die 30- bis 59-Jährigen kamen auf 47,6 % (– 5,0 Prozentpunkte). Bei der Europawahl im Jahr 1979 gehörte noch mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten dieser Gruppe an (Schaubild 1).

Wahlbeteiligung2 in allen Altersgruppen gestiegen

Unabhängig von Alter und Geschlecht haben in Baden-Württemberg mehr Personen ihr Wahlrecht genutzt. Besonders deutlich fiel der Anstieg in der Gruppe der Wahlberechtigten im Alter von 21 bis 24 Jahren aus. Während bei der Europawahl 2014 lediglich 32,9 % dieser Gruppe an der Wahl teilgenommen hatten, gaben nun 52,8 % ihre Stimme ab – ein Anstieg um fast ein Fünftel (+ 19,9 Prozentpunkte). Dennoch blieb die Wahlbeteiligung der jüngeren Wahlberechtigten hinter der der Älteren zurück. Die höchste Wahlbeteiligung wurde in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen erreicht. Hier entschieden sich 61,7 % für den Urnengang (+ 6,8 Prozentpunkte). Die geringste Beteiligungsquote ergab sich mit 49,9 % erneut in der Gruppe der 25- bis 29-Jährigen. Auch bei der Europawahl 2014 gaben aus dieser Gruppe die wenigsten Wahlberechtigten ihre Stimme ab (32,0 %) (Tabelle 1). Das politische Einflusspotenzial der Jüngeren verringert sich damit zusätzlich zum Effekt des demografischen Wandels noch weiter.

Getrennt nach Geschlecht ergab sich der höchste Zuwachs bei der Wahlbeteiligung der 21- bis 24-jährigen Frauen. Die Beteiligungsquote dieser Gruppe stieg um 21,7 Prozentpunkte auf insgesamt 53,7 % (2014: 32,0 %). Bei den Männern wurde der größte Beteiligungszuwachs in der gleichen Altersgruppe erreicht. Um 18,5 Prozentpunkte stieg die Wahlbeteiligung bei den Männern im Alter von 21 bis 24 Jahren (2019: 52,1 %; 2014: 33,6 %). Die insgesamt höchste Wahlbeteiligung wurde mit 64,1 % unter den mindestens 70-jährigen Männern erreicht. Bei den Frauen entschieden sich die 50- bis 59-Jährigen mit 61,6 % am häufigsten für die Stimmabgabe.

Über 50 % der mindestens 70-Jährigen gaben ihre Stimme der CDU

Je nach Alter und Geschlecht wiesen die baden-württembergischen Wählerinnen und Wähler bei ihrer Stimmabgabe unterschiedliche Präferenzen für bestimmte Parteien auf (Tabelle 2, Schaubild 2).3

Wie bei der Europawahl 2014 entschied sich gut die Hälfte (50,7 %) der über 70-jährigen Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger für die Wahl der CDU (2014: 50,8 %). Leicht überdurchschnittlich schnitten die Christdemokraten zudem bei den 60- bis 69-Jährigen ab. Der Stimmenanteil der CDU lag in dieser Gruppe bei 33,7 %. Gegenüber ihrem Stimmenanteil auf Landesebene (30,8 %) lag die Partei damit 2,9 Prozentpunkte über ihrem Durchschnitt. Allerdings konnte die CDU ihren Stimmenanteil von 2014 nicht halten. Damals wählten 40,1 % der Personen dieser Gruppe die Christdemokraten. In den Altersgruppen unter 60 Jahren erhielt die CDU unterdurchschnittliche Stimmenanteile. Besonders niedrig fiel das Ergebnis der CDU bei den 18- bis 24-Jährigen aus. Gegenüber der Europawahl 2014 hatte die Partei in dieser Altersgruppe zudem am deutlichsten verloren (– 20,5 Prozentpunkte). Hatten damals noch gut ein Drittel (33,4 %) der jungen Wählerinnen und Wähler der CDU ihre Stimme gegeben, waren es 2019 nur noch 12,9 %. Damit hatte sich der Stimmenanteil der CDU bei den 18- bis 24-Jährigen mehr als halbiert. Ausnahmslos in allen Altersgruppen mussten die Christdemokraten Verluste hinnehmen.

Die GRÜNEN konnten gegenüber der Europawahl 2014 die deutlichsten Stimmengewinne bei den 18- bis 24-Jährigen erzielen (+ 18,1 Prozentpunkte). Insgesamt entschieden sich mehr als ein Drittel (35,4 %) der Personen dieser Altersgruppe für die Partei, womit die GRÜNEN ihren Stimmenanteil in dieser Gruppe gegenüber 2014 (17,3 %) mehr als verdoppeln konnten. Bei den Frauen dieser Altersgruppe kamen die GRÜNEN auf einen besonders hohen Wert. Insgesamt 41,9 % der Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren gaben den GRÜNEN ihre Stimme (Männer zwischen 18 und 24 Jahren: 29,1 %). In den höheren Altersgruppen war die Unterstützung für die GRÜNEN tendenziell geringer. Unter ihrem Landesdurchschnitt von 23,3 % liegende Stimmenanteile erhielt die Partei bei den 60- bis 69- (20,8 %) bzw. den über 70-Jährigen (11,6 %). Dennoch konnten die GRÜNEN ihre Anteile in beiden Altersgruppen deutlich verbessern. Gaben 2014 lediglich 4,2 % der mindestens 70 Jahre alten Wählerinnen und Wählern ihre Stimme den GRÜNEN, kam die Partei 2019 auf einen mehr als doppelt so hohen Stimmenanteil.

Die SPD punktete ebenso wie die CDU bei den älteren Wählerinnen und Wählern. Sowohl bei den 60- bis 69-Jährigen (16,8 %) als auch bei den mindestens 70-Jährigen (18,8 %) kam die Partei auf Stimmenanteile, die über ihrem Landeswert (13,3 %) lagen. Bei der vorangegangenen Europawahl hatten die Sozialdemokraten ebenfalls in diesen beiden Altersgruppen ihre besten Ergebnisse erzielt. Allerdings verlor die SPD hier auch am meisten an Rückhalt. Mit einem Minus von 11,2 Prozentpunkten fiel der Stimmenrückgang bei den Wählerinnen und Wählern im Alter von 60 bis 69 Jahren besonders hoch aus. Insgesamt konnten die Sozialdemokraten in keiner Altersgruppe ihren Stimmenanteil von 2014 halten.

Die AfD verlor bei den jüngeren Wählerinnen und Wählern an Rückhalt, konnte dafür aber ihre Stimmenanteile bei den höheren Altersgruppen verbessern. In der Gruppe der 18- bis 24-jährigen Wählerinnen sank der Stimmenanteil der Partei um 2,4 Prozentpunkte (2014: 6,0 %; 2019: 3,6 %). Bei den Männern dieser Altersgruppe verlor die AfD mit einem Minus von 3,3 Prozentpunkten am deutlichsten (2014: 10,6 %; 2019: 7,3 %). Diese Verluste konnte die Partei mit den Zugewinnen in den höheren Altersgruppen jedoch mehr als ausgleichen. Insbesondere bei den 45- bis 59-jährigen Männern legte die AfD zu. 16,4 % der Männer dieser Altersgruppe gaben ihre Stimme der AfD, was gleichzeitig den höchsten Stimmenanteil der Partei in einer Altersgruppe darstellt. Während die Partei bei den Männern in fast allen Altersgruppen einen Stimmenanteil von mehr als 10 % erhielt, kam sie bei den Frauen auf maximal 8,2 %.

Der Stimmenanteil der FDP stieg gegenüber der Europawahl 2014 in fast allen Altersgruppen. Lediglich bei den mindestens 70-jährigen Frauen blieb der Stimmenanteil der Partei konstant bei 5,1 % – gleichzeitig der niedrigste Wert im Vergleich mit den anderen Altersgruppen. Insgesamt konnten die Liberalen tendenziell eher bei den Jüngeren punkten. Ihren höchsten Stimmenanteil verbuchte die FDP bei den 18- bis 24-jährigen Männern. Aus dieser Gruppe gingen 12,4 % der Stimmen an die FDP. Bei den Frauen erhielt die Partei mit 6,7 % ihren höchsten Wert in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen. Allgemein schnitt die FDP bei den Männern besser ab als bei den Frauen. So gaben insgesamt 7,7 % der Wähler, aber nur 6,0 % der Wählerinnen ihre Stimme den Liberalen.

Die FREIEN WÄHLER kamen bei den Wählerinnen auf durchschnittlich 3,4 % und bei den Wählern auf 3,0 % der gültigen Stimmen. Ihren höchsten Stimmenanteil erreichte die Partei mit jeweils 4,4 % bei den 35- bis 44-Jährigen bzw. den 45- bis 59-jährigen Wählerinnen. Ihren niedrigsten Wert musste die Partei bei den mindestens 70 Jahre alten Wählern hinnehmen. Lediglich 1,5 % dieser Gruppe entschied sich bei der Wahl für die FREIEN WÄHLER. Bei den Wählerinnen dieser Altersgruppe kam die Partei auf 1,7 %. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Europawahl 2014 konnten sich die FREIEN WÄHLER in allen Altersgruppen verbessern. Den größten Gewinn verbuchte die Partei bei den 45- bis 59-Jährigen. Hier stieg ihr Stimmenanteil um 1,3 Prozentpunkte.

DIE LINKE konnte besonders bei den jüngeren Wählerinnen und Wähler über ihrem Landesergebnis (3,1 %) liegende Stimmenanteile erringen. In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen kam die Partei auf 5,1 %, bei den 25- bis 34-Jährigen auf 4,9 % der gültigen Stimmen. Die Stimmabgabe von Männern und Frauen für DIE LINKE unterschied sich in diesen Altersgruppen zudem nur minimal. Demgegenüber gaben nur 1,2 % der Wählerinnen und Wähler im Alter von mindestens 70 Jahren ihre Stimme der Partei (Männer: 1,5 %; Frauen: 1,0 %). Die deutlichsten Verluste musste DIE LINKE bei den 45- bis 59-Jährigen hinnehmen. Hier sank der Stimmenanteil der Partei um insgesamt 1,3 Prozentpunkte. Gegenüber der vorangegangenen Wahl konnte sich die Partei nur bei den jüngeren Wählerinnen und Wähler verbessern bzw. ihren Stimmenanteil halten. In den anderen Altersgruppen verlor DIE LINKE an Rückhalt.

Die PARTEI konnte insbesondere bei den jungen Männern punkten. Von den 18- bis 24-jährigen Wählern entschieden sich 10,2 % für Die PARTEI – ihr bestes Ergebnis im Vergleich zu ihrem Abschneiden in den anderen Altersgruppen. Auch in der Gruppe der 25- bis 34-jährigen Männer lag der Stimmenanteil der Partei mit 7,8 % deutlich über ihrem durchschnittlichen Ergebnis von 2,0 %. Bei den Wählerinnen schnitt Die PARTEI ebenfalls in den unteren Altersgruppen überdurchschnittlich gut ab (18- bis 24-Jährige: 3,8 %; 25- bis 34-Jährige: 3,0 %). Im Gegensatz dazu gaben von den mindestens 70-jährigen Wählerinnen und Wählern jeweils nur 0,1 % ihre Stimme der PARTEI. Besonders deutlich wird ihr Erfolg bei den jungen Männern, wenn man zusätzlich zu den Anteilen, auch einen Blick auf die (gerundeten) absoluten Zahlen wirft. Während Die PARTEI allein bei den Männern von 18 bis 34 Jahren fast 45 000 Stimmen erhielt, ergibt die Summe aller Stimmen, die von Frauen aller Altersgruppen für Die PARTEI abgegeben wurden, lediglich gut 28 000 Stimmen.

Die PARTEI weist die mit Abstand jüngste Wählerschaft auf

Die Unterschiede, die bei der Betrachtung der Stimmabgabe deutlich wurden, zeigen sich auch in der Zusammensetzung der Parteienwählerschaft nach Alter und Geschlecht (Tabelle 3).4

Insgesamt waren 9,3 % der Wählerinnen und Wähler im Alter von 18 bis 24 Jahren. Gemeinsam mit den 25- bis 34-Jährigen (14,2 %) kamen die beiden unteren Altersgruppen auf einen Anteil von weniger als einem Viertel (23,5 %). Demgegenüber waren mehr als ein Drittel (34,1 %) der Wählerinnen und Wähler 60 Jahre und älter (60 bis 69 Jahre: 16,8 %; mindestens 70 Jahre: 17,3 %). Die beiden mittleren Altersgruppen kamen zusammen auf einen Anteil von 42,4 % (35 bis 44 Jahre: 13,2 %; 45 bis 59 Jahre: 29,2 %) (Schaubild 3). Im Gesamten stammten 51,1 % der gültigen Stimmen von Frauen und 48,9 % von Männern (Schaubild 4).

Die Wählerschaft der CDU bestand zu weiten Teilen aus älteren Wählerinnen und Wähler. Den größten Anteil machten dabei mit 33,9 % die mindestens 70-Jährigen aus. Zusammen mit den 60- bis 69-Jährigen (18,5 %) war mehr als die Hälfte der CDU-Wählerschaft mindestens 60 Jahre alt. Die 18- bis 24-Jährigen kamen dagegen nur auf einen Anteil von 3,4 % – in keiner anderen der betrachteten Parteien fiel der Anteil dieser Gruppe so gering aus. Auch die Wählerinnen und Wähler im Alter von 25 bis 34 Jahren war mit 8,5 % nur unterdurchschnittlich vertreten. Die Zusammensetzung der CDU-Wählerschaft nach Geschlecht zeigte ein leichtes Übergewicht der Wählerinnen (52,2 %). Allerdings weicht der Wert nur minimal vom Durchschnitt ab.

In der Wählerschaft der GRÜNEN waren die jungen Wählerinnen und Wähler besonders stark vertreten. Sowohl der Anteil der 18- bis 24-Jährigen (12,3 %) als auch der der 25- bis 34-Jährigen (14,7 %) fiel überdurchschnittlich aus. Gegenüber der Europawahl 2014 hatte der Anteil beider Altersgruppen zugenommen (18 bis 24 Jahre: + 3,2 Prozentpunkte; 25 bis 24 Jahre: 1,7 Prozentpunkte). Obwohl die GRÜNEN auch bei den älteren Wählerinnen und Wählern zulegen konnten, waren sowohl die 60- bis 69-Jährigen (15,1 %) als auch die mindestens 70-Jährigen (10,2 %) weiterhin unterdurchschnittlich in der Wählerschaft der GRÜNEN vertreten. Des Weiteren kam rund ein Drittel (33,2 %) der gültigen Stimmen für die GRÜNEN von den Wählerinnen und Wählern im Alter zwischen 45 und 59 Jahren (Durchschnitt: 29,2 %). Der Frauenanteil lag innerhalb der GRÜNEN-Wählerschaft bei 57,6 % – der höchste Wert unter den betrachteten Parteien.

Für die SPD-Wählerschaft lassen sich ähnliche Befunde feststellen, wie für die der CDU. Auch die Wählerschaft der Sozialdemokraten bestand zu einem erheblichen Teil aus Wählerinnen und Wähler im Alter von 60 Jahren und mehr (60 bis 69 Jahre: 21,4 %; mindestens 70 Jahre: 29,0 %). Im Vergleich zur Wählerschaft der CDU war die SPD-Wählerschaft etwas jünger. So machten beispielsweise die 18- bis 24-Jährigen einen Anteil von 4,9 % aus. Allerdings waren die jüngeren Wählerinnen und Wähler damit auch in der SPD-Wählerschaft deutlich unterrepräsentiert. Gegenüber der Europawahl 2014 war der Anteil dieser Gruppe zudem um 0,5 Prozentpunkte gesunken. Mit 52,6 % erzielte die Wählerschaft der Sozialdemokraten einen leicht überdurchschnittlichen Frauenanteil.

Die AfD wies eine eher männliche Wählerschaft auf. Insgesamt kamen 65,3 % der Stimmen der Partei von Männern, gegenüber 34,7 % von Frauen. Des Weiteren lag der Anteil der 45- bis 59-Jährigen mit 35,0 % ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt. Auch die 60- bis 69-Jährigen waren überdurchschnittlich stark vertreten (19,5 %). Dafür machten die Wählerinnen und Wähler im Alter von 18 bis 24 Jahren nur 4,4 % der AfD-Wählerschaft aus. Auch der Anteil der 25- bis 34-Jährigen fiel mit 10,8 % im Vergleich zum Durchschnitt (14,2 %) niedriger aus.

Die Wählerschaft der FDP entsprach zu weiten Teilen der durchschnittlichen Zusammensetzung der Wählerinnen und Wähler insgesamt. In allen Altersgruppen blieben die Abweichungen vom Mittel bei maximal 2 Prozentpunkten. Die größte Abweichung trat mit 2,0 Prozentpunkten bei den 18- bis 24-jährigen Wählerinnen und Wähler auf. Mit 11,3 % war diese Gruppe zudem überdurchschnittlich stark in der FDP-Wählerschaft vertreten. Die Gruppe der 60- bis 69-Jährigen machte mit 15,0 % dagegen einen unterdurchschnittlichen Teil aus. Mit 55,2 % stellten die Männer einen deutlich größeren Teil der FDP-Wählerschaft als die Frauen, die lediglich auf einen Anteil von 44,8 % kamen.

Die FREIEN WÄHLER erhielten einen Großteil ihrer Stimmen von den Wählerinnen und Wählern im Alter von 45 bis 59 Jahren. Insgesamt 36,9 % der gültigen Stimmen für die Partei stammten von dieser Gruppe. Bei keiner der anderen betrachteten Parteien kam diese Altersgruppe auf einen höheren Anteil in der Wählerschaft (Durchschnitt: 29,2 %). Dafür machten die mindestens 70-Jährigen in der Wählerschaft der FREIEN WÄHLER nur einen Anteil von 10,5 % aus und lagen damit 6,8 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt. Auch die Wählerinnen und Wähler im Alter von 18 bis 24 Jahren waren mit 7,1 % eher unterrepräsentiert. Ähnlich wie CDU und SPD verbuchten die FREIEN WÄHLER einen leicht überdurchschnittlichen Frauenanteil in ihrer Wählerschaft (54,5 %).

DIE LINKE konnte ähnlich wie AfD und FDP mehr Männer als Frauen für sich gewinnen (Männer: 51,8 %; Frauen: 48,2 %). Im Gegensatz zu den Liberalen und noch stärker zur AfD setzte sich die Wählerschaft der LINKEN zu deutlich größeren Teilen aus jungen Wählerinnen und Wählern zusammen. Insbesondere die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen war mit 19,9 % überdurchschnittlich stark vertreten. Dagegen kamen lediglich 8,0 % der Stimmen der Partei von den mindestens 70 Jahre alten Wählerinnen und Wähler. Auch die Personen im Alter von 35 bis 44 Jahren (13,0 %) bzw. 45 bis 59 Jahren (28,4 %) waren in der Wählerschaft der LINKEN unterdurchschnittlich vertreten.

Die PARTEI wich in der Zusammensetzung ihrer Wählerschaft am deutlichsten vom Durchschnitt der Wählerinnen und Wähler ab. Sie erhielt die meisten ihrer Stimmen von den jungen Altersgruppen. Insgesamt kamen fast zwei Drittel der Stimmen für Die PARTEI von den 18- bis 24-Jährigen (28,7 %) und den 25- bis 34-Jährigen (34,6 %). Umgekehrt lag der Anteil der 60- bis 69-Jährigen lediglich bei 3,2 %, der Anteil der mindestens 70-Jährigen sogar nur bei 1,4 %. Zusammen machten die beiden oberen Altersgruppen damit in der Wählerschaft der PARTEI keine 5 % aus. Auch beim Blick auf den Anteil von Männern und Frauen innerhalb der PARTEI-Wählerschaft zeigen sich deutliche Unterschiede zu den anderen Parteien. Insgesamt kamen 71,0 % der Stimmen für Die PARTEI von Männern, gegenüber 29,0 % von Frauen. Unter den betrachteten Parteien weist Die PARTEI damit die »männlichste« Wählerschaft auf.

Insgesamt wird deutlich, dass die baden-württembergische Bevölkerung je nach Altersgruppe und Geschlecht unterschiedliche Präferenzen bezüglich der Wahlteilnahme und der Vergabe ihrer Stimmen hatte. Dabei setzten sich bereits bei der vorangegangenen Wahl beobachtete Tendenzen fort. Während CDU und SPD tendenziell eher bei älteren Wählerinnen und Wählern punkten, waren die GRÜNEN bei den Jüngeren erfolgreich. Die AfD blieb weiterhin bei Männern mittleren Alters beliebt. Auch FDP und DIE LINKE waren bei Männern erfolgreicher, wobei DIE LINKE mehr Unterstützung von jungen Wählerinnen und Wählern erhielt. Die FREIEN WÄHLER waren besonders erfolgreich bei den mittleren Altersgruppen. Die PARTEI punktete vor allem bei (jungen) Männern und wies gleichzeitig die mit Abstand jüngste Wählerschaft auf.

Weitere Informationen zu den Ergebnissen der Europawahl 2019 sowie der repräsentativen Wahlstatistik in Baden-Württemberg stehen in Form von Tabellen und Schaubildern auf der Homepage des Statistischen Landesamtes zum Download bereit: www.statistik-bw.de

1 Betrachtet werden nur die Ergebnisse der Parteien, die in Baden-Württemberg einen Stimmenanteil von mindestens 2 % erhalten haben. Das sind: CDU, GRÜNE, SPD, AfD, FDP, FREIE WÄHLER, DIE LINKE und Die PARTEI.

2 Betrachtet wird die Wahlbeteiligung der Wahlberechtigten ohne Wahlschein. Der Grund hierfür ist unter anderem, dass für Briefwahlbezirke kein Wählerverzeichnis existiert und folglich auch keine Analyse für die repräsentative Wahlstatistik bezüglich der Wahlbeteiligung durchgeführt werden kann. Dies hat allerdings zur Folge, dass die in der repräsentativen Wahlstatistik angegebene Wahlbeteiligung nur auf den Werten der Urnenwahlbezirke beruht und damit niedriger ausfällt als sie tatsächlich war.

3 Die Stimmabgabe zeigt das Wahlverhalten der Wählerinnen und Wähler nach Altersgruppen und Geschlecht. Dabei bietet es sich an, den jeweils von einer Partei erreichten Stimmenanteil in einer dieser Gruppen im Verhältnis zu ihrem Stimmenanteil auf Landesebene zu betrachten. Beispielsweise erhielt DIE LINKE bei den 18- bis 24-Jährigen 5,1 % der gültigen Stimmen. Gegenüber dem Stimmenanteil der GRÜNEN in dieser Altersgruppe (35,4 %) erscheint ein Anteil von gut 5 % relativ gering. Im Verhältnis zum durchschnittlichen Ergebnis der LINKEN (3,1 %) wird deutlich, dass die Partei bei den Jüngeren beliebter war als bei den Älteren, bei denen DIE LINKE lediglich 1,2 % erreichte.

4 Hinweis: Für eine differenzierte Betrachtung ist es sinnvoll, die Anteile der einzelnen Altersgruppen bzw. von Männern und Frauen innerhalb der Wählerschaft einer Partei immer in Bezug zu allen Wählerinnen und Wählern zu setzen. Liegt beispielsweise der Anteil der 45- bis 59-Jährigen allgemein bei knapp 30 %, ist es wahrscheinlicher, dass auch innerhalb der einzelnen Parteiwählerschaften ähnlich hohe Werte erreicht werden. Ein Anteil dieser Gruppe von 27 % stellt dann keinen herausragend hohen Wert dar, sondern zeigt viel mehr, dass diese Gruppe unterdurchschnittlich repräsentiert ist.