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Statistisches Monatsheft Januar 2022

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

erste Ergebnisse der Vierteljährlichen Verdiensterhebung in Baden-Württemberg 2021 zeigen deutlich, wie unterschiedlich stark die Corona-Pandemie die Arbeitsmarktsituation belastet. In den meisten Wirtschaftsbereichen lagen die Verdienste 2021 über dem Niveau von 2019. Die Verdienstentwicklung ist dabei aber maßgeblich von Corona-Maßnahmen wie Lockdowns und Kurzarbeit geprägt, was sich in von Maßnahmen zur Pandemieeindämmung besonders betroffenen Branchen wie dem Gastgewerbe oder dem Kunst- und Unterhaltungsbereich widerspiegelt. So lagen beispielsweise im 2. Quartal 2021 die Löhne und Gehälter im Gastgewerbe 24 % unter denen des Vergleichsquartals 2019. Diese und weitere Ergebnisse stellen Ihnen Ann-Katrin Weiller und Madeleine de la Croix in unserem Titelbeitrag vor.

Auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung der Bevölkerung bringt die Pandemie besondere Konstellationen mit sich. Die sogenannte Bevölkerungsvorausberechnung stellt ein statistisches Modell dar, welches die Bevölkerungsstrukturen der kommenden Jahrzehnte auf Basis der aktuellen Einwohnerzahlen und unter Berücksichtigung bestimmter Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, zur Lebenserwartung und zum Wanderungsgeschehen abschätzt. Die Corona-Pandemie stellt diese Analyse nun vor besondere Herausforderungen. Insbesondere Reisebeschränkungen beeinflussen die Wanderungen maßgeblich, auch ob es längerfristige Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung der Lebenserwartung sowie die Geburtenhäufigkeit gibt, ist unklar. Einen Überblick über die Methodik und Ergebnisse der neuen Bevölkerungsvorausberechnung bis 2060 für Baden-Württemberg geben Ihnen Werner Brachat-Schwarz und Marcel Böhm.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Verdienste und Arbeitszeiten in Baden-Württemberg – Erste Ergebnisse 2021

Wie entwickelten sich die Verdienste in den ersten Quartalen 2021 nach dem stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020? Zeigte sich bereits eine Entspannung bei den Verdiensten und Arbeitszeiten der Beschäftigten oder haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Verdienste weiter fest im Griff? Hierzu zeigt sich in den Ergebnissen der Vierteljährlichen Verdiensterhebung ein gemischtes Bild. Denn während sich die Verdienste 2021 insgesamt betrachtet erholten und vor allem im Produzierenden Gewerbe das Vor-Corona-Niveau übertrafen, gab es gerade im Dienstleistungsbereich einige Wirtschaftszweige, die sich auch weiterhin in einer angespannten Situation befanden und (noch) nicht wieder an die Zahlen der Vor-Corona-Zeit anknüpfen konnten. So verdienten beispielsweise Vollzeitkräfte im Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungsbereich im 2. Quartal 2021 noch immer 9,6 % weniger brutto als im 2. Quartal 2019. Im Gastgewerbe lagen die Löhne und Gehälter sogar noch 24 % unter denen des 2. Quartals 2019. Auch die Wochenarbeitszeit hat in vielen Branchen noch nicht wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht. Zwar ist die Kurzarbeit inzwischen wieder deutlich zurückgegangen, lag aber immer noch um einiges über den nicht von den Corona-Maßnahmen belasteten Wirtschaftszahlen von 2019.

Diese und weitere Entwicklungen sollen anhand der Ergebnisse der Vierteljährlichen Verdiensterhebung im Folgenden vor allem für das 1. Halbjahr 2021 näher betrachtet werden.

Der Alterungsprozess der Bevölkerung schwächt sich langfristig ab

Das Statistische Landesamt legt Ergebnisse einer neuen Bevölkerungsvorausberechnung für Baden-Württemberg vor

Eine starke Zuwanderung vor allem aus Südosteuropa und der enorme Zustrom von Schutzsuchenden führten in den Jahren 2015 bis 2017 dazu, dass die Einwohnerzahl Baden-Württembergs stetig angestiegen ist und im September 2017 erstmals seit Bestehen des Landes bei über 11 Millionen (Mill.) lag. Seither hat sich der Bevölkerungszuwachs aber deutlich abgeschwächt. Ursächlich hierfür waren mehrere Entwicklungen im Wanderungsgeschehen: Deutlich weniger Schutzsuchende als in den vorangegangenen Jahren kamen nach Baden-Württemberg, die Zahl der Fortzüge in andere Bundesländer lag durchgängig höher als die der Zugezogenen, und nicht zuletzt haben in der jüngsten Vergangenheit umfangreiche Reisebeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie die Wanderungsgewinne mit dem Ausland deutlich verringert.

Mit welcher demografischen Entwicklung ist künftig im Südwesten zu rechnen? Um dies abzuschätzen, wurde eine neue Bevölkerungsvorausberechnung für Baden-Württemberg auf Basis der Einwohnerzahlen zum 31. Dezember 2020 erstellt. Der hierfür gewählte Ansatz sowie ausgewählte Ergebnisse werden in diesem Beitrag vorgestellt. Demnach wird die Einwohnerzahl des Landes aller Voraussicht nach zunächst weiter leicht ansteigen, und der Alterungsprozess der Gesellschaft wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Allerdings dürfte sich die Alterung aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung ab den 2030er-Jahren deutlich abschwächen, und die Einwohnerzahl im Jahr 2060 könnte in etwa auf dem heutigen Niveau liegen.

Zensus 2022: Die Vorbefragung der Gebäude- und Wohnungszählung

Die erste große Erhebung im Zensus

Der Zensus 2022 nimmt Fahrt auf: Die Vorbefragung der Gebäude- und Wohnungszählung im Jahr 2021 war die größte qualitätssichernde Maßnahme und die erste große Erhebung im Zensus. Mit Start am 9. September 2021 wurden in Baden-Württemberg rund 506 000 auskunftspflichtige Personen zu insgesamt mehr als 590 000 Wohnobjekten befragt. Es war somit auch ein erster großer Lasttest für alle Systeme und Prozesse, die eigens für die Gebäude- und Wohnungszählung eingerichtet wurden.

Forschung und Entwicklung in Baden-Württemberg – Teil 1

Baden-Württemberg im nationalen Vergleich

Forschung und Entwicklung (FuE) und die Umsetzung des neu generierten Wissens in innovative und ressourcenschonende Produkte sind von herausragender Bedeutung für eine Volkswirtschaft. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund eines weiter zunehmenden globalen Wettbewerbs, einer Verstärkung des Klimawandels sowie knapper werdender natürlicher Ressourcen. Das Wachstums- und Beschäftigungspotenzial unserer hoch entwickelten aber vergleichsweise rohstoffarmen Volkswirtschaft hängt somit in besonderem Maß von der Fähigkeit ab, mit hohem Tempo in neues Wissen zu investieren und damit die Markteinführung von neuen Technologien und Dienstleistungen zu beschleunigen. Mit diesem Beitrag beginnt eine Veröffentlichungsreihe von Analysen zum Thema »Forschung und Entwicklung«, in der die FuE-Ressourcen und deren Veränderung im Zeitraum 2009 bis 2019, teilweise ab 1995, im sektoralen, nationalen und internationalen Vergleich betrachtet werden. Im Startbeitrag steht die Entwicklung der FuE-Ressourcen in Baden-Württemberg und Deutschland im Fokus.

Hohe Arbeitnehmereinkommen in Regionen mit starker Automobilwirtschaft

Die Automobilwirtschaft und hier speziell die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ist mit erheblichen Problemen konfrontiert. Neben der längerfristigen Aufgabe einer Bewältigung des Transformationsprozesses hin zur Elektromobilität kommen aktuell Lieferengpässe aufgrund gestörter weltweiter Handelsbeziehungen hinzu. Diese Aspekte wie auch die noch nicht überwundene Corona-Pandemie haben Auswirkungen auf die in der Automobilindustrie Beschäftigten und ihre Verdienstmöglichkeiten. Es ist deshalb interessant zu wissen, welche Regionen davon besonders betroffen sind.

Entwicklung der CO2-Emissionen der Industrie in Baden-Württemberg

Die rauchenden Fabrikschlote sind mittlerweile dank moderner Minderungstechnologien weitgehend verschwunden. Auch die Nutzung von Energie und Ressourcen in der industriellen Produktion ist effizienter und nachhaltiger geworden. Nun steht der Industriesektor in Baden-Württemberg vor neuen Aufgaben, der Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040. Die Landesregierung hat sich mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes im Herbst 2021 die neuen Ziele für den Klimaschutz gesetzt: bis 2040 soll Baden-Württemberg klimaneutral werden (i-Punkt »Novelle des Klimaschutzgesetzes«). Bisher waren 90 % bis 2050 das langfristige Ziel. Damit will Baden-Württemberg sogar 5 Jahre schneller sein als der Bund. Zwischen 1990 und 2020 sind die gesamten Treibhausgas-Emissionen der Industrie bereits um 36 % gesunken. Hat der Industriesektor damit die im Klimaschutzgesetz definierten Zwischenziele 2020 erreicht? Welche Wirtschaftsbereiche dominieren beim Treibhausgas-Ausstoß der Industrie?

Karte des Monats: Export aus Baden-Württemberg in Länder der Europäischen Union von Januar bis September 2021

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch (Andrea Jäger, +49 711 641-2882) oder per E-Mail an »Kartenbestellung« an uns.