:: 333/2016

Pressemitteilung 333/2016

Rund 119 500 Hilfen zur Erziehung in Baden‑Württemberg

Ambulante und teilstationäre Hilfen leicht rückläufig - Hilfen außerhalb des Elternhauses um knapp 10 Prozent gestiegen

Im Jahr 2015 wurden nach Feststellung des Statistischen Landesamtes 119 455 erzieherische Hilfen ambulant, teilstationär oder stationär durchgeführt (beendete und am Jahresende andauernde Hilfen). Damit stieg die Zahl der Hilfen zur Erziehung um 1 729 oder 1,5 Prozent gegenüber 2014. Können junge Menschen unter 27 Jahren ihre Probleme nicht alleine oder mit Hilfe ihrer Familie bewältigen, bietet die Kinder- und Jugendhilfe ein breites Spektrum erzieherischer Hilfen an.

Ambulante und teilstationäre Hilfen: 87 673 Hilfen wurden in ambulanter und teilstationärer Form, also unter Verbleib des jungen Menschen in der Familie, in Anspruch genommen. Dies waren 441 Hilfen weniger als 2014 (−0,5 Prozent). Darunter:

  • Die Erziehungs-, Familien- und Jugendberatungsstellen stellen oftmals eine erste Anlaufstelle dar. 2015 haben 55 533 junge Menschen die Hilfe psychologischer Beratungsstellen allein, mit ihren Eltern oder mit ihrer Familie in Anspruch genommen.
  • Hilfe und Unterstützung durch einen Erziehungsbeistand erhielten 4 623 junge Menschen. Der Erziehungsbeistand hat die Aufgabe, Heranwachsende bei der Bewältigung von Entwicklungsproblemen zu unterstützen und ihre Selbständigkeit zu fördern.
  • 1 591 junge Menschen wurden durch Betreuungshelfer unterstützt. Im Gegensatz zum Erziehungsbeistand werden Betreuungshelfer in der Regel aufgrund richterlicher Weisung tätig.
  • Durch soziale Gruppenarbeit wurde 4 769 jungen Menschen geholfen. Sie erhielten in Übungs- oder Erfahrungskursen Hilfestellungen, um Entwicklungsauffälligkeiten durch soziales Lernen in der Gruppe zu überwinden.
  • Zur Verbesserung der künftigen Entwicklungsmöglichkeiten der minderjährigen Kinder suchten Fachkräfte im Rahmen der sozialpädagogischen Familienhilfe 13 349 Familien in ihrer häuslichen Umgebung auf. Durch intensive Betreuung und Begleitung unterstützten sie die Familien mit insgesamt 27 109 Kindern in ihren Erziehungsaufgaben, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, bei der Lösung von Konflikten und Krisen sowie im Kontakt mit Ämtern und Institutionen.
  • 2 841 Jungen und 804 Mädchen unter 18 Jahren befanden sich im Jahr 2015 in einer Tagesgruppenerziehung. Sie erfuhren bei diesem teilstationären Hilfeangebot soziales Lernen und schulische Förderung in Zusammenarbeit von Familie, Schule und Tagesgruppe, ohne dass eine Trennung von der Familie erfolgte. Bei dieser Hilfeart sind die Kinder und Jugendlichen abends, am Wochenende und in den Ferien zu Hause.
  • In vorrangig ambulanter oder teilstationärer Form wurden 4 163 flexible Hilfen (sonstige erzieherische Hilfen) durchgeführt. Sie richteten sich individuell an 2 562 junge Menschen oder erreichten als familienorientierte Maßnahme 1 601 Familien.

Hilfen außerhalb des Elternhauses: Wenn sich Entwicklungs- oder Beziehungsprobleme nicht durch ambulante oder teilstationäre Hilfeformen bewältigen lassen und die räumliche Trennung von Eltern und Kindern notwendig wird, bietet die Kinder- und Jugendhilfe Maßnahmen außerhalb des Elternhauses an. 2015 wurden 20 208 Hilfen außerhalb der Familie gewährt. Damit stieg die Zahl dieser Hilfen gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Prozent. Darunter:

  • 8 569 Kinder, Jugendliche und junge Volljährige befanden sich im Jahr 2015 in einer Vollzeitpflegestelle. 69 Prozent wurden von einer fremden Familie betreut, 31 Prozent von Großeltern oder sonstigen Verwandten.
  • In Heimerziehung oder in einer anderen betreuten Wohnform lebten 9 854 junge Menschen. 63 Prozent davon waren Jungen und junge Männer. Bei der Hälfte aller Betroffenen stammte mindestens ein Elternteil aus dem Ausland.
  • 944 jungen Menschen in besonderen Problemlagen, die durch vorgenannte Hilfeangebote nicht erreicht werden konnten, wurde durch eine intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (ab 10 Jahren) geholfen.
  • In vorrangig stationärer Form wurden 841 flexible Hilfen (sonstige erzieherische Hilfen, z.B. Kurzzeitpflege) durchgeführt.
  • Das breitgefächerte Spektrum der Hilfen zur Erziehung rundeten 9 466 Eingliederungshilfen für seelisch behinderte jungen Menschen und 2 108 ergänzende oder sonstige (flexible) erzieherische Hilfen ab.
Schaubild 1: Erzieherische Hilfen in Baden-Württemberg seit 2007
Schaubild 1: Erzieherische Hilfen in Baden-Württemberg seit 2007
Tabelle 1
Erzieherische Hilfen*) in Baden-Württemberg seit 2007
JahrErzieherische Hilfen insgesamtDavon
Ambulante und teilstationäre
erzieherische Hilfen zusammen
Erzieherische Hilfen außerhalb
des Elternhauses zusammen
Ergänzende bzw. sonstige Hilfen zusammen
AnzahlVeränderung zum Vorjahr
in
Prozent
AnzahlVeränderung zum Vorjahr
in
Prozent
AnzahlVeränderung zum Vorjahr
in
Prozent
AnzahlVeränderung zum Vorjahr
in
Prozent

*) Beendete und am 31. Dezember andauernde Hilfen.

Datenquelle: Statistik der erzieherischen Hilfe, der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte junge Menschen, der Hilfe für junge Volljährige.

200798.76176.63916.3325.790
2008103.394+4,780.695+5,316.098–1,46.601+14,0
2009107.049+3,583.201+3,116.393+1,87.455+12,9
2010111.345+4,085.894+3,216.958+3,48.493+13,9
2011111.656+0,385.603−0,317.146+1,18.907+4,9
2012112.293+0,685.499−0,117.423+1,69.370+5,2
2013113.920+1,486.156+0,817.617+1,110.147+8,3
2014117.726+3,388.114+2,318.411+4,511.201+10,4
2015119.455+1,587.673−0,520.208+9,811.574+3,3
Schaubild 2: Ambulante und teilstationäre erzieherische Hilfen in Baden-Württemberg 2015
Schaubild 2: Ambulante und teilstationäre erzieherische Hilfen in Baden-Württemberg 2015
Tabelle 2
Ambulante und teilstationäre erzieherische Hilfen*) in Baden-Württemberg 2015
Art der HilfeAnzahl der HilfenProzent

*) Beendete und am 31. Dezember andauernde Hilfen.

Datenquelle: Statistik der erzieherischen Hilfe, der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte junge Menschen, der Hilfe für junge Volljährige.

Erziehungsberatung55.53363,34
Soziale Gruppenarbeit4.7695,44
Erziehungsbeistand4.6235,27
Betreuungshelfer1.5911,81
Sozialpädagogische Familienhilfe13.34915,23
Tagesgruppenerziehung3.6454,16
Flexible Hilfen § 27 SGB VIII4.1634,75
Baden-Württemberg insgesamt87.673100,00
Schaubild 3: Erzieherische Hilfen außerhalb des Elternhauses in Baden-Württemberg 2015
Schaubild 3: Erzieherische Hilfen außerhalb des Elternhauses in Baden-Württemberg 2015
Tabelle 3
Erzieherische Hilfen*) außerhalb des Elternhauses in Baden-Württemberg 2015
Art der HilfeAnzahl der HilfenProzent

*)Beendete und am 31. Dezember andauernde Hilfen.

Datenquelle: Statistik der erzieherischen Hilfe, der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte junge Menschen, der Hilfe für junge Volljährige.

Vollzeitpflege8.56942,4
Heimerziehung, sonst. betreute Wohnform9.85448,8
intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung9444,7
flexible Hilfen § 27 SGB VIII8414,2
Baden-Württemberg insgesamt20.208100,0