:: 88/2019

Pressemitteilung 88/2019

Baden-Württemberg: Treibhausgas-Emissionen 2017 auf Vorjahresniveau

Aber: Deutliche Emissionsrückgänge bei der Stromerzeugung und in der Landwirtschaft

Im Jahr 2017 war in Baden-Württemberg erneut kein signifikanter Rückgang der Treibhausgas-Emissionen zu verzeichnen. Die Zunahme der Klimagasemissionen hat sich 2017 jedoch verlangsamt. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes lagen die Treibhausgas-Emissionen (Kohlendioxid (CO2), Methan und Lachgas) in Baden-Württemberg im Jahr 2017 bei rund 78,7 Millionen (Mill). Tonnen (t) und bewegten sich damit etwa auf Vorjahresniveau. Dagegen sind zwischen 2015 und 2016 die Treibhausgas-Emissionen im Schnitt um 2,5 % gestiegen.1 Bis jetzt konnten in Baden-Württemberg gegenüber 1990 10,4 Mill. t CO2-Äquivalente (−11,6 %) reduziert werden. Um die von der Landesregierung Baden-Württemberg beschlossene Treibhausgasminderung bis 2020 (−25 % gegenüber 1990) zu erreichen, müssten noch weitere 11,9 Mill. t eingespart werden.

Kohlendioxid ist mengenmäßig das bedeutendste Treibhausgas. In Baden-Württemberg entfielen 2017 ca. 91,3 % der gesamten Treibhausgase auf Kohlendioxid, 5,5 % auf Methan und rund 3,2 % auf Lachgas. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Emissionen von Kohlendioxid um ca. 0,3 % an. Die Emissionen von Methan sanken um 1,1 %, Lachgas um 4,1 %.

Verkehr: Mit rund 30 % machen die Verkehrsemissionen auch im Jahr 2017 mit Abstand den Großteil der Treibhausgas-Emissionen aus. Der Treibhausgasausstoß im Verkehrssektor ist allerdings weniger stark gestiegen als die Jahre zuvor. Gegenüber dem Vorjahr haben die verkehrsbedingten Emissionen nur geringfügig (+0,3 %) zugenommen. Während die Emissionen des Personenverkehrs (Pkw, Busse, Krafträder) um 1,2 % abnahmen, stiegen die Treibhausgase des Güterverkehrs um 3,3 % an. Die gute Konjunkturlage führte auch 2017 zu mehr Gütertransporten.

Energiewirtschaft/Industrie: Im Jahr 2017 lag der Ausstoß für die Strom- und Wärmeerzeugung bei insgesamt 18,3 Mill. CO2-Äquivalenten und damit 1,5 % niedriger als 2016. Erstmals seit 3 Jahren gingen die Emissionen des Stromsektors im Jahr 2017 spürbar zurück. Die Abnahme der Steinkohleverstromung und die Zunahme der erneuerbaren Energien2 haben die Treibhausgas-Emissionen aus der Stromerzeugung um 5,5 % reduziert. Mittlerweile wurden 27 % des Bruttostroms in Baden-Württemberg aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt. Die anhaltend gute Auftragslage im produzierenden Gewerbe, insbesondere in der Baustoffindustrie, ließen die Emissionen der Industrie gegenüber 2016 um 1,3 % auf 10,1 Mill. t CO2-Äquivalente ansteigen.

Haushalte/GHD: Der Sektor Haushalte und Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige Verbraucher (GHD) verursachten 2017 ca. 22 % der Treibhausgas-Emissionen in Baden-Württemberg. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Treibhausgas-Emissionen in diesem Sektor um ca. 1,7 % zugenommen.

Nach langer Stagnationsphase gingen die landwirtschaftlichen Emissionen im Jahr 2017 um ca. 3 % zurück. Grund dafür war vor allem ein deutlicher Rückgang der Lachgasemissionen durch die reduzierte Stickstoffdüngung.

Die positive Emissionsentwicklung im Sektor Abfallwirtschaft/Abwasser hat sich auch im Jahr 2017 fortgesetzt. Die Treibhausgase, vor allem Methanemissionen, haben gegenüber dem Vorjahr um 4 % abgenommen. Zwischen 1990 und 2017 sanken die Emissionen des Abfallsektors in Baden-Württemberg sogar um 78 %. Die Umsetzung der Abfallablagerungsverordnung sowie verschiedene technische Maßnahmen wie zum Beispiel die Oberflächenabdichtung von Deponien und die effiziente Deponiegaserfassung haben die Treibhausgase der Abfallwirtschaft erheblich reduziert.

Schaubild 1: Treibhausgas-Emissionen in Baden-Württemberg seit 1990 nach Sektoren
Schaubild 1: Treibhausgas-Emissionen in Baden-Württemberg seit 1990 nach Sektoren
Tabelle 1
Treibhausgas-Emissionen in Baden-Württemberg seit 1990 nach Sektoren
JahrTreibhausgas-Emissionen
insgesamt
Davon
Industrie1)Kraftwerke 2)Haushalte/GHD3)Verkehr4)Landwirtschaft5)Abfall-/ Abwasserwirtschaft6)Sonstige7)
in Mill. t CO2-Äquivalenten

1) Industrielle Feuerungsanlagen, industrielle Wärmekraftwerke, sonstige Energieumwandlung (Erdöl-/ Erdgasgewinung, Raffinerien) sowie Fackel- und Leitungsverluste (NIR Sektor 1A2).

2) Öffentliche Wärme- und Heizkraftwerke, Fernheizwerke, sonstige Energieerzeuger (NIR Sektor 1A1).

3) Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige Verbraucher wie Landwirtschaft, Bau und Militär (NIR Sektor 1A4).

4) Straßenverkehr, sonstiger Verkehr (ohne internationalen Flugverkehr), Off-Road-Verkehr (NIR Sektoren 1A3, 1A5).

5) Viehhaltung, Düngerwirtschaft, landwirtschaftl. Böden, Vergärungs- und Biogasanlagen (NIR Sektor 3).

6) Hausmülldeponien, Kompostierung, mechanisch-biologische Anlagen, Vergärungs- und Biogasanlagen, kommunale und industrielle Kläranlagen, Sickergruben (NIR Sektor 5).

7) Diffuse Emissionen aus der Kohle-, Erdöl- und Erdgasförderung, -lagerung, -aufbereitung und -verteilung (NIR Sektor 1B) und industrielle, chemische, petrochemische Prozesse, Narkosemittel und Holzkohleanwendungen (NIR Sektor 2).

8) Vorläufige Werte.

Berechnungsstand: Frühjahr 2019.

Datenquellen: Arbeitskreis »Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder«; Ergebnisse von Modellrechnung in Anlehnung an den Nationalen Inventarbericht (NIR) Deutschland 2018/2019; Johann Heinrich von-Thünen Institut - Report 57/67, eigene Berechnungen.

199089,116,116,720,821,25,84,43,9
200587,410,722,422,622,04,62,13,0
200688,111,522,623,021,44,62,03,0
200780,911,521,517,221,14,61,83,2
200882,611,320,020,721,04,61,73,2
200976,010,317,218,420,94,51,63,0
201077,710,718,318,521,04,61,43,2
201176,210,417,317,321,74,61,43,5
201275,39,817,716,921,74,51,33,4
201380,49,421,018,522,24,61,33,4
201475,39,518,215,622,74,61,23,4
201576,79,318,516,523,24,61,23,4
201678,79,918,617,123,84,61,13,5
20178)78,710,118,317,423,94,51,13,5