Pressemitteilung 300/2021
Lieferengpässe und Preissteigerungen als neue Herausforderungen
Reales Bruttoinlandsprodukt in Baden-Württemberg dürfte im 2. Quartal 2021 um 14,5 % zum Vorjahr gestiegen sein
Dank Lockerungen der Corona-Maßnahmen nahm die Wirtschaftsleistung im Südwesten im 2. Quartal wieder an Fahrt auf. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilt, erhöhte sich ersten Berechnungen zufolge das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Baden-Württemberg um 14,5 % gegenüber dem Vorjahr. Hierbei muss beachtet werden, dass der enorme Anstieg im Vorjahresvergleich zum Großteil durch das vom Lockdown besonders betroffene Vergleichsquartal 2020 begründet ist (Basiseffekt). Im Vergleich zum Vorquartal stieg das BIP in Baden-Württemberg saison- und arbeitstäglich bereinigt um 1,6 %.
Die realen Inlandsumsätze im Verarbeitenden Gewerbe entwickelten sich in Baden-Württemberg im 2. Quartal positiv. Diese lagen saison- und arbeitstäglich bereinigt 3,2 % über dem Vorquartal. Die aktuell verfügbaren Umsatzdaten für die Monate Juli und August deuten jedoch für das 3. Quartal einen Umsatzrückgang in der Industrie an. Die Industrie ist derzeit stark von Lieferengpässen betroffen. Besonders im Fahrzeugbau sanken die Umsätze im Vorquartalsvergleich durch fehlende Mikrochips bereits im 2. Quartal (−0,9 %). Für das 3. Quartal deuten die Daten auf einen Umsatzrückgang im zweistelligen Bereich hin (−18,5 %). Der Umsatzrückgang im Maschinenbau fiel mit −0,7 % zum Vorquartal vergleichsweise moderat aus. Einzig für die Pharmaindustrie deuten die Daten für das 3. Quartal auf einen Umsatzzuwachs gegenüber dem 2. Quartal hin.
Auch die realen Auslandsumsätze des Verarbeitenden Gewerbes entwickelten sich mit einem Anstieg von 3,1 % gegenüber dem Vorquartal im 2. Quartal 2021 günstig. Genau wie bei den Inlandsgeschäften, setzte sich diese Entwicklung im 3. Quartal nicht fort. Die Daten für Juli und August signalisieren einen Umsatzeinbruch von fast 10 % zum Vorquartal. Lediglich der Maschinenbau (+1,1 %) und die Pharmaindustrie (+9,7 %) verzeichneten positive Exporterlöse gegenüber dem Vorquartal.
Auf dem Arbeitsmarkt entspannte sich die Lage in Baden-Württemberg. Im 2. Quartal stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal auf 4,77 Mill. Der Einsatz von Kurzarbeit stabilisiert weiterhin den Arbeitsmarkt, konnte aber im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal deutlich zurückgefahren werden. So sank die Zahl der von konjunktureller Kurzarbeit betroffenen Beschäftigten um ein Drittel. Passend zur steigenden Beschäftigung sank die Zahl der Arbeitslosen im 2. Quartal auf durchschnittlich 255 800 und lag 3,7 % unter dem Vorjahreswert. Bis September 2021 reduzierte sich diese Zahl auf 234 000, was einer Arbeitslosenquote von 3,7 % entsprach. Die Inflation lag im 2. Quartal 2021 bei 2,3 % und ist im 3. Quartal auf 3,6 % gestiegen. Preissteigernd waren besonders höhere Kraftstoffpreise (+26,9 % bzw. +25 %). Die Wachstumsrate im 3. Quartal ist, durch die temporäre Mehrwertsteuersenkung von Juli bis Dezember 2020, unter anderem von einem Basiseffekt beeinflusst.
Wirtschaftswachstum in Baden-Württemberg seit dem ersten Quartal 2015 | |||||
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Jahr Quartal | BIP-Kettenindex (real) | ||||
Originalwerte (2015=100) | Saison- und arbeitstäglich bereinigt | ||||
Jahr Quartal | Wachstum zum Vorjahresquartal in % | gleitende Jahreswachstumsrate in % | Quartal | BIP-Wachstum gegenüber Vorquartal | |
Datenquellen: VGRdL, Destatis, eigene Berechnungen. © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2021 | |||||
2015 | 100,0 | X | 2,5 | X | X |
I | 97,1 | 2,5 | 2,1 | 99,3 | 0,5 |
II | 98,7 | 3,3 | 2,6 | 100,1 | 0,9 |
III | 100,7 | 2,2 | 2,7 | 100,1 | −0,1 |
IV | 103,6 | 2,2 | 2,5 | 100,0 | −0,1 |
2016 | 101,1 | X | 1,1 | X | X |
I | 97,6 | 0,5 | 2,1 | 100,3 | 0,3 |
II | 100,5 | 1,8 | 1,7 | 100,2 | −0,1 |
III | 101,7 | 1,0 | 1,4 | 101,2 | 1,0 |
IV | 104,5 | 0,9 | 1,1 | 101,9 | 0,7 |
2017 | 104,7 | X | 3,6 | X | X |
I | 102,0 | 4,5 | 2,0 | 103,0 | 1,0 |
II | 103,2 | 2,7 | 2,2 | 104,5 | 1,5 |
III | 105,1 | 3,4 | 2,8 | 105,4 | 0,9 |
IV | 108,4 | 3,7 | 3,6 | 106,8 | 1,3 |
2018 | 107,0 | X | 2,2 | X | X |
I | 105,2 | 3,1 | 3,2 | 107,1 | 0,3 |
II | 106,5 | 3,2 | 3,4 | 107,6 | 0,4 |
III | 106,9 | 1,8 | 3,0 | 107,2 | −0,3 |
IV | 109,2 | 0,8 | 2,2 | 107,0 | −0,2 |
2019 | 106,5 | X | −0,5 | X | X |
I | 105,7 | 0,4 | 1,5 | 107,5 | 0,5 |
II | 104,7 | −1,7 | 0,3 | 106,7 | −0,7 |
III | 107,3 | 0,3 | −0,0 | 106,9 | 0,2 |
IV | 108,2 | −1,0 | −0,5 | 105,5 | −1,4 |
2020 | 100,6 | X | −5,5 | X | X |
I | 102,5 | −3,0 | −1,3 | 104,0 | −1,3 |
II | 90,0 | −14,0 | −4,4 | 92,0 | −11,5 |
III | 102,3 | −4,7 | −5,6 | 102,0 | 10,8 |
IV | 107,4 | −0,7 | −5,5 | 102,8 | 0,8 |
2021 | X | X | X | X | X |
I | 100,6 | −1,9 | −5,3 | 102,8 | 0,0 |
II | 103,1 | 14,5 | 1,3 | 104,4 | 1,6 |
III | … | … | … | … | … |
IV | … | … | … | … | … |