:: 5/2004

Verhaltene Entwicklung der Verbraucherpreise im Jahr 2003

Die Verbraucherpreise in Baden-Württemberg stiegen im vergangenen Jahr um 1,3 %. Damit lag die Teuerung das zweite Jahr in Folge niedriger als im Vorjahr. 2002 wurde noch ein Preisauftrieb von + 1,7 % und 2001 von + 2,2 % gemessen. Zuletzt lag die Inflationsrate 1998 und 1999 niedriger als im vergangenen Jahr (+ 0,9 und + 0,6 %). Bei der gegenwärtigen Lage kann aus ökonomischer Sicht von Stabilität des Preisniveaus gesprochen werden. Dennoch waren in einigen Konsumbereichen durchaus merkliche Preisbewegungen gegeben. Tabak- und Ökosteuererhöhungen sowie die vor allem zu Beginn des Jahres 2003 wieder gestiegenen Preise für Mineralölprodukte haben für sich genommen die Inflationsrate nach oben gedrückt. Dagegen hat sich die Preisentwicklung der Nahrungsmittel wieder beruhigt. Insbesondere die Rücknahme der witterungsbedingten Teuerung saisonabhängiger Nahrungsmittel machte sich positiv bemerkbar. Maßvoll erhöhte Mietpreise und Preissenkungen zum Beispiel im Bereich der Informationstechnologie führten zu einer im Ganzen gesehen verbraucherfreundlichen Entwicklung im vergangenen Jahr (Schaubild 1).

Preisauftrieb bei Verbrauchsgütern stärker als bei Gebrauchsgütern

Der private Konsum ist im vergangenen Jahr erneut leicht zurückgegangen.1 Die verhaltene Nachfrage im Inland bedingt geringe Preiserhöhungsspielräume für die Anbieter von Konsumgütern und Dienstleistungen. Insbesondere in Konsumbereichen, auf deren Inanspruchnahme verzichtet werden kann, und bei Gütern, deren Kauf sich aufschieben lässt, macht sich diese Zurückhaltung bemerkbar. In dieses Bild passt auch, dass die Teuerung bei Verbrauchsgütern, zu denen vor allem auch Güter des täglichen Bedarfs zählen, höher ausfiel als bei Gebrauchsgütern. Gegenüber 2002 stiegen die Preise für Verbrauchsgüter um 2,3 %, die Preise für Gebrauchsgüter mit mittlerer Lebensdauer dagegen um nur 0,4 % (Tabelle).

Langlebige Gebrauchsgüter wurden um 0,8 % günstiger gehandelt als im Vorjahr. Für etliche langlebige Gebrauchsgüter sinken seit Jahren die Preise. Im vergangenen Jahr schien sich dieser Trend wiederum etwas zu verschärfen. So wurden Telefon- und Telefaxgeräte um 5,5 %, Foto- und Filmausrüstung um 4,2 % sowie Fernseh- und Videogeräte um 3,2 % günstiger gehandelt als 2002. Besonders drastisch ist der Preisverfall bei Gütern der Informationstechnologie, die im vergangenen Jahr um weitere 20,5 % im Preis nachgaben (Schaubild 2).

Leichter Spielraum blieb scheinbar den Anbietern von Dienstleistungen. Deren Preise stiegen im Durchschnitt um 1,3 % und lagen damit im Mittel der Gesamtteuerung. Damit wurden zwar die zum Teil drastischen Preiserhöhungen aus dem Jahr 2002 bei einzelnen Dienstleistungen nicht rückgängig gemacht, für eine Anpassung der Entwicklung ist dies aber auch nicht erforderlich. Es ist ausreichend, wenn die nachfolgenden Preiserhöhungen moderat ausfallen.

Beruhigung bei den Nahrungsmittelpreisen

Nahrungs- und Genussmittel nehmen mit etwas über 10 % eine gewichtige Position im Wägungsschema des Verbraucherpreisindex ein. Mit einer Teuerung von 0,8 % gegenüber dem Vorjahr verlief die Preisentwicklung bei den Nahrungsmitteln im Jahr 2003 moderat. Nach einem Hoch im Jahr 2001, als die Teuerung bei den Lebensmitteln auf 4,9 % stieg, war die Entwicklung nun das zweite Jahr in Folge nur unterdurchschnittlich (2002: + 1,5 %). Entscheidend bei dieser Entwicklung waren die im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr wieder billigeren saisonabhängigen Nahrungsmittel (Schaubild 3). Ernteeinbußen zu Beginn des Jahres 2002 hatten zu erheblichen Preisschüben bei Frischwaren geführt, die dann allerdings nach und nach wieder zurückgenommen wurden. So war Gemüse im 1. Halbjahr 2003 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 7,5 % günstiger und die Obstpreise lagen um 3,2 % unter den Preisen des 1. Halbjahres 2002. Ausgehend vom Jahresdurchschnitt 2003 sanken die Preise für Gemüse gegenüber dem Jahr 2001 um 2,3 % und die Obstpreise lagen nur 0,3 % über dem Jahresdurchschnitt 2001, sodass die Preissprünge aus dem Jahr 2002 bei Gemüse sogar mehr als zurückgenommen wurden und die Obstpreise als nur leicht erhöht gelten können. Gegenüber dem Jahr 2002 ergibt sich für das Gesamtjahr 2003 eine durchschnittliche Gemüsepreissenkung von 0,6 % und in etwa stabile Obstpreise (- 0,1 %).

Gegenüber dem Vorjahr etwas günstiger wurden neben diesen Gütern lediglich Fleisch und Fleischwaren (- 0,5 %), alle anderen Nahrungsmittelgruppen stiegen im Preis an. Besonders teuer wurde alles, was süß ist. Zucker, Marmelade, Konfitüre, Honig, Sirup und Süßwaren (einschließlich Schokolade) waren durchschnittlich 4,5 % teurer als 2002. Besonders hoch war darunter – auch aufgrund einer Krankheit, unter der die Bienenvölker zu leiden hatten – die Teuerungsrate der Gütergruppe Marmelade, Konfitüre und Bienenhonig (+ 13,2 %). Für die Verbraucher sichtbar dürfte auch die Preissteigerung bei Fisch und Fischwaren (+ 2,8 %) sowie bei Brot und Getreideerzeugnissen (+ 2,3 %) gewesen sein. Weniger gravierend ist die Preiserhöhung von jeweils 0,4 % bei Molkereiprodukten und Eiern sowie Speisefetten und -ölen.

Alkoholfreie Getränke blieben im Durchschnitt etwa preisstabil (- 0,1 %). Günstiger wurden vor allem Kaffee (- 2,8 %) und Erfrischungsgetränke mit Kohlensäure (- 1,2 %). Wie bei den Nahrungsmitteln wurde auch bei den Getränken »Schokoladiges« teurer. Kakaoerzeugnisse warten mit einer Preiserhöhung von 2,2 % auf. Die Teuerung bei alkoholischen Getränken von zusammengenommen + 1,8 % geht vor allem auf die um 2,3 % im Vergleich zum Vorjahr höheren Bierpreise zurück.

Raucher werden zur Kasse gebeten

Der Genuss von Tabakwaren muss immer teurer erkauft werden. So manche Raucherin, so mancher Raucher wird sich überlegen, ob ein Nichtraucherleben auch infrage kommt. Die Erhöhung der Tabaksteuer zu Beginn des Jahres 2002 bewirkte bereits eine Teuerung gegenüber dem Vorjahr von durchschnittlich 6,3 %, die neuerliche Erhöhung zum Beginn des Jahres 2003 führte zu einer Jahresteuerung von 8,4 %. Ausgehend vom aktuellen Basisjahr der Verbraucherpreisstatistik (2000: = 100) liegt der Preiszuwachs bis 2003 bei beachtlichen 17,8 %. Die weitere Anhebung der Tabaksteuer für das aktuelle Jahr ist vorgesehen. Wer viel raucht, wird dies nachhaltig über das erhöhte Ausgabenbudget wahrnehmen.

Starker Euro macht Heizöl- und Kraftstoffrechnung günstiger

Der fortgesetzt starke Euro wirkt über vergleichsweise günstige Importwaren derzeit beruhigend auf die inländische Preisentwicklung und stärkt die Kaufkraft der Verbraucher. Am Ölpreis zeigt sich der Einfluss des Wechselkurses besonders gut. Während der HWWA-Index2 der Weltmarktpreise für Rohöl in Dollar im Jahr 2003 gegenüber dem Vorjahr um 15,3 % höher lag, sank der Index auf Euro-Basis um 3,2 %.3

Heizöl- und Kraftstoffpreise folgen tendenziell der Rohölpreisentwicklung mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung nach. Bedingt durch den für Importe günstigen Wechselkurs schlagen sich die Preisschübe auf den internationalen Rohölmärkten nicht voll in den inländischen Heizöl- und Kraftstoffpreisen nieder. Die Preisbildung bei diesen Produkten ist aber neben den Weltmarktpreisen für Rohöl auch von anderen Faktoren, wie zum Beispiel der Lagerhaltung oder der Absatzsituation, bestimmt.

Die Preisschübe bei Heizöl im 1. Quartal des vergangenen Jahres mit einer Spitze von 26,4 % im Februar 2003 gegenüber dem Vorjahresmonat führten trotz der Preissenkungen im weiteren Jahresverlauf zu einer, wenn auch im Vergleich moderat wirkenden, Jahresteuerungsrate von + 2,4 %. Ähnlich gestaltet sich der Verlauf bei den Kraftstoffpreisen. Zwar lag hier der Jahreshöchstwert im Februar 2003 bei »nur« 15,4 %, die massiven Erhöhungen im 1. Quartal wurden jedoch übers Jahr gesehen nicht durch Preissenkungen, sondern lediglich durch niedrigere Erhöhungen nivelliert und führten zu einer Jahresteuerungsrate bei Kraftstoffen von + 4,4 % (Schaubild 4).

Gaspreise ziehen etwas an, Fernwärme und feste Brennstoffe preisstabil

Die Preisentwicklung auf dem Ölmarkt schlägt sich schließlich, wenn auch mit mehrmonatiger Verzögerung und schwächer, bei der Preisbildung für den Verbrauch von Erdgas und Fernwärme nieder. Diese Preise sind in der Regel vertraglich an die Entwicklung der Ölpreise gebunden. So zogen die Gaspreise infolge der Heizölteuerung im 1. Quartal im Laufe des Jahres nach. Ausgehend von + 1,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat im Januar 2003 steigerte sich die Teuerung sukzessive bis im November und Dezember 2003 auf 6,5 %. Im Jahresmittel lag die Gaspreiserhöhung gegenüber 2002 bei 4,0 %. Die Jahresveränderungsrate für Zentralheizung und Fernwärme von - 0,1 % wirkt dagegen belanglos. Ausgehend von den im Januar 2003 noch gemessenen Preissenkungen gegenüber 2002 und der im Dezember 2003 gemessenen Jahresteuerungsrate von 4,0 % zeigt sich aber eine stärkere Schwankungsbreite als bei den Gaspreisen.

Wirklich unspektakulär war dagegen die Preisgestaltung bei festen Brennstoffen. Die Raten gegenüber dem Vorjahresmonat bewegten sich zwischen + 0,1 % und - 0,3 %. Für das gesamte Jahr wurden diese Bewegungen vollständig nivelliert, was sich in der Veränderungsrate von Null ausdrückt.

Anhaltend steigende Strompreise

Die Weitergabe der Stromsteuererhöhungen zum jeweiligen Jahresbeginn und weitere Preiserhöhungen führen seit 3 Jahren zu steigenden Strompreisen (Schaubild 5). 2001 wurden gegenüber dem Vorjahr + 5,0 % gemessen; 2002 waren es 6,0 %. Zum Jahreswechsel 2002/2003 stiegen die Strompreise zunächst steuerinduziert und sprunghaft um 6,9 % gegenüber dem Vorjahr (Januar 2003 gegenüber Januar 2002) und in den letzten beiden Monaten des Jahres lag die Teuerungsrate bereits bei 7,8 %. Auf das gesamte Jahr gesehen errechnete sich eine Inflationsrate für Strom von + 6,6 %. Die im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes zunächst verbraucherfreundlicheren Marktbedingungen sind nun offenbar Vergangenheit.

Normalisierung der Preisentwicklung bei Dienstleistungen

Im Zuge der Euro-Bargeldeinführung im Jahr 2002 wurden bei verschiedenen Dienstleistungen auffällige Preiserhöhungen gemessen. Zum Teil konnten klare Euro-Preisreaktionen nachgewiesen werden. Der Besuch von Kino, Theater oder Konzerten stieg auf das Jahr 2002 gesehen gegenüber dem Vorjahr mit 5,6 % besonders massiv, aber auch Schuhreparaturen, der Friseurbesuch oder die chemische Reinigung wurden damals überdurchschnittlich teurer. Intensiv wurde in der Öffentlichkeit auch die Preisentwicklung im Bereich der Gastronomie wahrgenommen. Die Dienstleister standen alles in allem unter erheblichem Rechtfertigungsdruck gegenüber den Verbrauchern.

Von den untersuchten Dienstleistungen wurde die im Jahr 2003 gegenüber 2002 stärkste Erhöhung für die Schuhreparatur gemessen (+ 1,7 %). Schon die Friseurdienstleistung bleibt mit + 1,1 % hinter der Entwicklung des Gesamtindex zurück. Für einen Besuch von Kino, Theater oder Konzert musste 0,9 % mehr gezahlt werden als 2003. Auch die Gäste im Restaurant waren mit nur unterdurchschnittlichen Preiserhöhungen konfrontiert (+ 0,7 %). Die Preise für chemische Reinigung wurden mit + 0,3 % gegenüber dem Vorjahr kaum angehoben. Zwar wurden die 2002 erfolgten Preiserhöhungen bei den genannten Leistungen auch 2003 nicht zurückgenommen, die Entwicklung normalisierte sich jedoch, und der Preisauftrieb bei Dienstleistungen war verhalten (Schaubild 6).

Verlangsamte Anhebung der Mieten

Um die Geldleistung »Miete« wertbeständig zu halten, erfolgt vielfach eine Anpassung an die Entwicklung der Verbraucherpreise. In Mietverträgen finden sich sogar explizite vertragliche Regelungen, so genannte Wertsicherungsklauseln, die die Anpassung des Mietpreises an die Veränderung des Verbraucherpreisindex binden. Nach den gegenüber den Jahren 1998/1999 etwas angezogenen Inflationsraten der Jahre 2000 und 2001 (+ 1,7 und + 2,2 %) wundert es nicht, dass die Kaltmieten in den letzten Jahren ebenfalls anzogen. Die Mieten (ohne Nebenkosten) stiegen im Jahr 2001 gegenüber 2000 um 1,8 % und 2002 sogar um 2,3 %. Im vergangenen Jahr wiederum wurden die Mieten mit + 1,5 % im Vergleich zur allgemeinen Preisentwicklung nur leicht überdurchschnittlich erhöht. Die Kaltmiete nimmt mit gut 21 % ein beachtliches Gewicht im Verbraucherpreisindex ein. Auch moderat aussehende Raten können daher auf die Erhöhung des Gesamtindex wirken. Ein gestiegener Verbraucherpreisindex wirkt wieder zurück auf die Mietpreise. Bei insgesamt gesteigerter Preisdynamik eine Spirale – aktuell kein Problem.

Weitere Kosten rund ums Wohnen sind neben dem Verbrauch von Brennstoffen und Strom die Wasserversorgung und andere Dienstleistungen, wie Straßenreinigung, Müllabfuhr und Abwasserentsorgung. Unter Einbeziehung der entsprechenden Preisentwicklungen stiegen die Mietpreise mit Nebenkosten um 1,9 %. Im Wägungsschema hat diese Produkt- und Dienstleistungsgruppe »Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe« einen Wägungsanteil von zusammen gut 30 %.

Für die Einrichtung einer Wohnung sowie Hausrat musste im vergangenen Jahr im Durchschnitt nur wenig mehr gezahlt werden (+ 0,5 %). Darunter stiegen die Preise für Möbel und Einrichtungsgegenstände um 1,1 %, während Haushaltsgroßgeräte, wie Kühl- und Gefriermöbel (- 1,6 %), Kochgeräte (- 1,1 %), Waschmaschinen, Wäschetrockner und Geschirrspüler (- 0,8 %) im Preis sanken.

Bekleidung und Schuhe kaum teurer

Bekleidung und Schuhe wurden den Verbraucher/-innen im vergangenen Jahr zu nur leicht erhöhten Preisen angeboten. Die Preise stiegen um durchschnittlich 0,4 %. Während für Herren- und Damenkleidung mehr gezahlt werden (+ 0,5 bzw. + 0,6 %) musste, konnte Kinderkleidung um 0,3 % billiger eingekauft werden. Schuhe wurden um 0,4 % teurer. Darunter stiegen die Preise für Herrenschuhe um 1,2 %. Damenschuhe blieben im Schnitt preisstabil (+ 0,1 %). Günstiger war auch hier die Kinderausstattung (- 0,3 %).

Heterogene Entwicklung bei Freizeit, Unterhaltung und Kultur

Der Teilindex für »Freizeit, Unterhaltung und Kultur« lag 2003 gegenüber 2002 um 0,4 % niedriger. Genauso heterogen, wie die Zusammensetzung dieser Hauptgruppe ist, verlief auch die Entwicklung der zugrunde liegenden Produkt- und Dienstleistungspreise. Der niedrigere Index resultiert vor allem aus dem Umstand, dass etliche langlebige Gebrauchsgüter, wie Foto- und Filmausrüstung oder Informationsverarbeitungsgeräte, hier zugeordnet sind. Zusammengenommen sanken die Preise für audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitungsgeräte einschließlich Zubehör und Reparaturen um 7 % gegenüber dem Vorjahr. Ob Gartenpflege, Freizeit- oder Kulturdienstleistungen oder Pauschalreisen – die Preisbewegungen waren in weiten Teilen wenig Aufsehen erregend. Die in einzelnen Bereichen zwar durchaus spürbaren Preiserhöhungen, zum Beispiel bei Zeitungen und Zeitschriften von 3,2 %, Schnittblumen und Pflanzen von 3,1 % oder Sport- und Erholungsdienstleistungen von 3,0 %, haben durch das geringe Gewicht, das ihnen im Warenkorb zukommt, nur nachrangigen Einfluss auf die Indexentwicklung.

Finanzdienstleistungen weiter merklich teurer

Unter dem Posten »Andere Waren und Dienstleistungen« werden im Verbraucherpreisindex die verschiedensten Produkte und Leistungen zusammengefasst. Die Teuerung von durchschnittlich + 1,6 % gegenüber dem Vorjahr setzt sich aus der Preisentwicklung in so unterschiedlichen Bereichen wie Körperpflege, Schmuck, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen zusammen. Besonders deutlich stiegen das zweite Jahr in Folge die Entgelte für Finanzdienstleistungen an (2003: + 5,9; 2002: + 6,5 %). Sie nehmen mit knapp 4 % allerdings ein vergleichsweise geringes Gewicht im Preisindex ein. Deutlich stiegen auch die Preise für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen, wie Kinderkrippen und Pflegeeinrichtungen (zusammen + 3,3 %).

Preisentwicklung im Übergang zu 2004

Der Gesetzgeber leistet schon geraume Zeit einen Beitrag dazu, dass die Inflationsrate anzieht bzw. nicht stärker sinkt. Öko-Steuer, Tabaksteuer- und Versicherungssteuererhöhungen beeinflussten in den vergangenen Jahren die Preisentwicklung. Im Übergang zum aktuellen Jahr war bei sonst verhaltener Preisentwicklung vor allem die Gesundheitsreform für die Verbraucher spürbar. So stieg der Teilindex »Gesundheitspflege« im Januar 2004 mit einer Erhöhung gegenüber dem Vorjahr um 16,9 % und gegenüber dem Vormonat um 16,5 % erheblich. Im Gesamtindex blieb dieser Effekt

jedoch nahezu unsichtbar. Im Januar 2004 wurde mit dem Verbraucherpreisindex eine Teuerungsrate von 1,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat gemessen, und gegenüber dem Dezember 2003 blieb der Verbraucherpreisindex insgesamt unverändert. Der Effekt der Gesundheitsreform wurde im Vormonatsvergleich vor allem durch die Senkung einzelner saisonabhängiger Preise mit entsprechendem Gewicht im Gesamtindex und die eher moderate Entwicklung in den meisten Preissegmenten ausgeglichen. So wirkten gegenüber dem Dezember 2003 vor allem die um 26 % gesunkenen Preise für Pauschalreisen sowie die um 17,2 % gesunkenen Preise für Beherbergungsdienstleistungen senkend auf die Berechnung der Gesamtpreisentwicklung. Im Vorjahresvergleich wirkten Nahrungsmittel- sowie Heizöl- und Kraftstoffpreise zum Jahresbeginn ausgleichend auf den Gesamtindex.

Die weitere Entwicklung erhält zum Beispiel Impulse durch neuerliche Erhöhungen der Tabaksteuer. Viel entscheidender erscheint jedoch der außenwirtschaftliche Einfluss. Ein starker Euro senkt die Einfuhrpreise und darüber zeitverzögert auch die Erzeuger- und Verbraucherpreise. Der Index der Einfuhrpreise ist im Jahresdurchschnitt gegenüber dem Vorjahr um 1,8 % gesunken. Die eher verhaltene Weltkonjunktur sowie der im Jahresverlauf stark gestiegene Eurokurs führten nicht nur zu einem Preisverfall bei Rohstoffen und Halbwaren, sondern auch zu einer Verbilligung der importierten Fertigwaren, die fast drei Viertel des gesamten Warenkorbes der Einfuhrpreisstatistik ausmachen.4 Der anhaltend hohe Ölpreis wird für Europa durch den starken Euro auf ein niedrigeres Niveau gedrückt. Die OPEC fällte aber Mitte Februar einen Kürzungsbeschluss zum 1. April und trat damit einer internationalen Preisnormalisierung entgegen. Auch für Europa können sich so neue Teuerungsschübe ergeben. Neue Preisspielräume können auch von einer Belebung der Binnennachfrage ausgehen, mit der verschiedentlich gerechnet wird.5

1 Siehe Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung vom 15. Januar 2004: »Wirtschaftsleistung im Jahr 2003 leicht rückläufig«.

2 HWWA: Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv.

3 Siehe HWWA-Rohstoffpreisindex: http:www.hwwa.de/indikatoren/idsprohstoffindex.html, Aktualisierung vom 25. Februar 2004.

4 Siehe Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung vom 26. Januar 2004: »Importpreise 2003: - 1,8 % gegenüber dem Jahr 2002«.

5 Siehe Gesellschaft für Konsumforschung, Pressemitteilung vom 25. Februar 2004 »Verbraucherstimmung schwingt um: Optimismus keimt auf«.