:: 5/2004

Statistisches Monatsheft Mai 2004

Zensustest 2001

Ergebnisse der Testerhebungen und Ausblick auf ein zukünftiges Zensusmodell

Mit der Erprobung eines registergestützten Zensus, kurz Zensustest genannt, wurde in Deutschland ein grundlegender Methodenwechsel bei der Durchführung von Volkszählungen eingeleitet. Ein wesentliches Ziel war es, neben dem Übergang auf Registerauswertung auch den Anteil primärstatistischer Erhebungen stark zu reduzieren, um die Kosten und die Belastung der Bürger zu verringern. Insgesamt haben sich die erprobten statistischen Verfahren bewährt, es sind jedoch insbesondere für die Verbesserung der Qualität der Melderegister noch weitere Maßnahmen nötig, die in den registergestützten Zensus integriert werden müssen. Dazu werden mehrere Modellvarianten vorgestellt, über die die politischen Entscheidungsträger in Bund und Ländern entscheiden müssen. Die Weiterentwicklung und Umsetzung des letztlich ausgewählten Modells bleibt vordringliche Aufgabe bis zur nächsten Zensusrunde.

Verhaltene Entwicklung der Verbraucherpreise im Jahr 2003

Die Verbraucherpreise in Baden-Württemberg stiegen im vergangenen Jahr um 1,3 %. Damit lag die Teuerung das zweite Jahr in Folge niedriger als im Vorjahr. 2002 wurde noch ein Preisauftrieb von + 1,7 % und 2001 von + 2,2 % gemessen. Zuletzt lag die Inflationsrate 1998 und 1999 niedriger als im vergangenen Jahr (+ 0,9 und + 0,6 %). Bei der gegenwärtigen Lage kann aus ökonomischer Sicht von Stabilität des Preisniveaus gesprochen werden. Dennoch waren in einigen Konsumbereichen durchaus merkliche Preisbewegungen gegeben. Tabak- und Ökosteuererhöhungen sowie die vor allem zu Beginn des Jahres 2003 wieder gestiegenen Preise für Mineralölprodukte haben für sich genommen die Inflationsrate nach oben gedrückt. Dagegen hat sich die Preisentwicklung der Nahrungsmittel wieder beruhigt. Insbesondere die Rücknahme der witterungsbedingten Teuerung saisonabhängiger Nahrungsmittel machte sich positiv bemerkbar. Maßvoll erhöhte Mietpreise und Preissenkungen zum Beispiel im Bereich der Informationstechnologie führten zu einer im Ganzen gesehen verbraucherfreundlichen Entwicklung im vergangenen Jahr (Schaubild 1).

Kinderreiche Familien und ihre Haushaltsformen

Einst reich an Kindern, heute arm an Kindern? Diese Vorstellung hält einem genaueren Blick in die Vergangenheit nicht stand. Schon in früheren Jahrhunderten bemühten sich Eltern, die Zahl ihrer Kinder erfolgreich zu beschränken. In Baden-Württemberg 2003 sind kinderreiche Familien eine Minderheit. Eheliche und nicht eheliche Lebensgemeinschaften sowie allein erziehende Eltern können reich an Kindern sein. Ausländische Familien sind häufiger kinderreich. Und in wenigen Haushalten großer Familien leben außer ihnen noch Großeltern oder andere Personen.

Erziehungs- und Betreuungspersonal in Tageseinrichtungen für Kinder

Seit der letzten Erhebung vor 4 Jahren nahm das Erziehungs- und Betreuungspersonal in den Tageseinrichtungen Baden-Württembergs leicht zu. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten ist besonders stark gestiegen. Vor allem Ergänzungskräfte, die die pädagogische Arbeit des Fachpersonals unterstützen, arbeiten Teilzeit. Sie sind auch häufiger befristetet beschäftigt. Die Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungsarbeit wird in den Tageseinrichtungen überwiegend von Frauen geleistet. Dabei bilden Erzieherinnen in allen Arbeitsbereichen die Hauptberufsgruppe. Gegenüber 1994 zeigen sich deutliche Alterungstendenzen, die auf eine gestiegene Verweildauer des Personals verweisen.

In Baden-Württemberg 30 Mrd. für die Gesundheit

Die Ausgaben für gesundheitsbezogene Güter und Dienstleistungen erreichten in Baden-Württemberg im Jahr 2002 einen Umfang von rund 30 Mrd. Euro. Hinzu kommen Einkommensleistungen an die privaten Haushalte in Höhe von 10 Mrd. Euro, sodass die Gesamtsumme der Ausgaben, die mit Gesundheit in Zusammenhang stehen, rund 40 Mrd. Euro betrug. Gegenüber 1990 bedeutet dies eine Zunahme um knapp 70 %.

Strukturwandel der Erwerbstätigkeit in Baden-Württemberg

Der Arbeitsmarkt bzw. die Beschäftigungsverhältnisse in Baden-Württemberg waren in den letzten Jahren grundlegenden Veränderungen unterworfen. Hierzu zählen unter anderem die Expansion des Dienstleistungsbereiches – der Anteil der Erwerbstätigen in diesem Bereich ist seit 1990 von knapp 50 % auf nunmehr 59 % angestiegen – und auch die zunehmende Frauenerwerbstätigkeit. Der Anteil der Frauen an den Erwerbstätigen lag 2003 bereits bei 45 % (1990 noch bei 41 %). Auch die Teilzeitbeschäftigung ist weiter auf dem Vormarsch: So beläuft sich der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen Erwerbstätigen 2003 auf knapp 26 %, 1990 waren lediglich annähernd 17 % der Erwerbstätigen im Land teilzeitbeschäftigt. Zudem zeigen sich in den letzten Jahren tendenziell höhere Anforderungen an die zeitliche Flexibilität der Erwerbstätigen: Mittlerweile geben rund 53 % der Erwerbstätigen an, ständig, regelmäßig oder gelegentlich Wochenend-, Schicht- und/oder Nachtarbeit zu leisten (1990: 49 %). In Kombination mit dem steigenden Anteil der befristeten Beschäftigungen zeichnet sich somit in den letzten Jahren eine sinkende Bedeutung der so genannten »Normalarbeitsverhältnisse« im Sinne unbefristeter Vollzeitbeschäftigungen ab.

Mittelständische Wirtschaft Baden-Württembergs

Mit dem Unternehmensregister verfügt die amtliche Statistik neuerdings über eine Datenbasis, die Strukturdaten über die gesamte gewerbliche und freiberufliche Wirtschaft des Landes beinhaltet. So können jetzt auch mittel-ständische Unternehmen Baden-Württembergs in allen wirtschaftlichen Bereichen besser identifiziert und quantifiziert werden. Klassifiziert man alle wirtschaftlich tätigen Einheiten nach Beschäftigten- und Umsatzgrößenklassen und orientiert sich dabei an der neuesten Klassifizierungsempfehlung der Europäischen Union, fallen in die Kategorie dieser so genannten kleinsten, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), wie sie dort genannt werden, knapp 99 % aller wirtschaftlich tätigen Einheiten Baden-Württembergs. Dieses zahlenmäßig beeindruckende Übergewicht wird aber relativiert, wenn man ihren Anteil an allen Beschäftigten und am Umsatz betrachtet.

Baden-Württemberg – Land der Wein-, Obst- und Gemüsebauern

Weinbau, Obst- und Gemüsebau prägen die hiesige Landwirtschaft. Die große Vielfalt dieser in Baden-Württemberg erzeugten landwirtschaftlichen Sonderkulturen ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. So zum Beispiel Württemberger Trollinger, Bodensee-Äpfel, Bühler Zwetschgen, Schwetzinger Spargel und Tettnanger Aromahopfen. Mit dem Anbau von Sonderkulturen erwirtschaften die heimischen Landwirte den größten Teil ihrer Verkaufserlöse pflanzlicher Erzeugnisse. 2002 waren dies immerhin fast 900 Millionen Euro. Gemessen am Anteil des Gemüse-, Obst- und Weinbaus am Produktionswert der pflanzlichen Erzeugung liegt Baden-Württemberg damit im Bundesvergleich unter den Flächenländern nach Rheinland-Pfalz an zweiter Stelle und belegt im EU-Vergleich nach Spanien und Frankreich den sechsten Platz.

Umweltrisiko: Wasser gefährdende Stoffe

Wasser gefährdende Stoffe finden in vielen Bereichen des täglichen Lebens breite Anwendung. Dies birgt immer auch nicht zu unterschätzende Risiken für die Umwelt. Insbesondere Gewässer und das Grundwasser sind dadurch vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt. Schadstoffe, die in Oberflächengewässer gelangen, können nicht nur deren ökologischen Zustand beeinträchtigen, sondern ihre Nutzbarkeit auch längerfristig einschränken. Verschmutzungen von Grundwasser, das bevorzugt für die Trinkwasserversorgung genutzt wird, sind besonders schwerwiegend und oftmals kaum umkehrbar. Der sachgemäße Umgang mit Wasser gefährdenden Stoffen ist deshalb für den Gewässerschutz von großer Bedeutung. Pro Jahr werden im Land durchschnittlich 539 Unfälle registriert, bei denen im Schnitt 386 000 Liter Schadstoffe freigesetzt werden. Die entstehenden Umweltbeeinträchtigungen erfordern umfangreiche Sofort- und Folgemaßnahmen.

Innovationspotenzial der Metropolregionen Deutschlands

Im Wettbewerb der Metropolregionen West- und Ostdeutschlands steht die Region Stuttgart in der ersten Reihe. Häufiger als andere Regionen belegen Stuttgart und München die ersten beiden Plätze im Ranking. Während die Region Stuttgart mit ihren Exporterfolgen, ihrem Automobilnetzwerk und ihrer Forschungs-intensität trumpfen kann, hat die Region München ein ausgeglicheneres Profil und punktet mit ihren wissensintensiven Dienstleistern.

Der folgende Beitrag ist ein verkürzter Auszug aus dem Heft »Innovationsregion Stuttgart – Die Region Stuttgart als Wirtschaftsstandort im Vergleich zu anderen Metropolregionen in Deutschland« der IHK Region Stuttgart. Das Statistische Landesamt bedankt sich für die Abdruckgenehmigung. Die komplette Studie sowie der Tabellenband können aus dem Internetangebot der IHK unter: http://www.stuttgart. ihk.de heruntergeladen bzw. über die E-Mail vowi@stuttgart.ihk.de bestellt werden.

EU: Nachhaltige regionale Entwicklung

Die Europäische Union hat sich verpflichtet, nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten und ein hohes UmweItschutzniveau aufrechtzuerhalten. Beide Anforderungen sind in die Definition und Umsetzung von Gemeinschaftspolitiken einzubeziehen. Regionale Entwicklung kann nur dann nachhaltig sein, wenn sie die Umwelt schont. Darüber hinaus kann die Umwelt selbst zu einer Quelle wirtschaftlichen Wachstums werden, sei es durch die Entwicklung von Öko-Tourismus, saubere Technologien oder natürliche Habitate, die die Anziehungskraft einer Region erhöhen. Vorliegender Beitrag zur Thematik ist der von der Europäischen Kommission herausgegeben Broschüre »Strukturpolitik und der europäische Raum – Wettbewerbsfähigkeit, nachhaltige Entwicklung und Zusammenarbeit in Europa. Von Lissabon nach Göteborg«, entnommen. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg dankt für die Abdruckgenehmigung. Dr. Büringer, Leiter des Referats »Umweltbeobachtung, Ökologie, Umweltökonomische Gesamtrechnungen« im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, stellt außerdem vor, wie das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung in Baden-Württemberg umgesetzt werden soll.