:: 9/2004

Aspekte der Gesundheitssituation der Baden-Württemberger

Kranke und Unfallopfer, Über- und Untergewichtige, Raucher und Raucherinnen

Im Rahmen der Mikrozensuserhebung 2003 wurden an 0,5 % der Haushalte Fragen zur Gesundheit gerichtet, deren Beantwortung freiwillig war. Diese Mikrozensuszusatzerhebung zur Gesundheitssituation der Bevölkerung wird in 4-jährigem Abstand durchgeführt. Die Fragen beziehen sich dabei unter anderem auf Krankheit und Unfallverletzung, Rauchgewohnheiten sowie Körpergröße und Gewicht. Über diese Angaben lassen sich Erkenntnisse über den Gesundheitszustand bzw. über gesundheitsrelevante Verhaltensweisen der Bevölkerung gewinnen. So gaben 11 % an, im Zeitraum von Mitte April bis Mitte Mai 2003 krank oder unfallverletzt gewesen zu sein, wobei mit steigendem Alter sowohl der Krankenanteil als auch die Krankheitsdauer ansteigt. Großen Einfluss auf die Gesundheitssituation der Bevölkerung haben sowohl Rauchgewohnheiten als auch Übergewicht. Ein zu hohes Gewicht – 46 % der Baden-Württemberger sind übergewichtig –, aber auch Risikofaktoren wie zum Beispiel Rauchen – jeder vierte Baden-Württemberger raucht – lassen das Risiko zum Beispiel von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich ansteigen.

Krankenanteil in Baden-Württemberg entspricht dem Bundesdurchschnitt

Insgesamt 11 % der Baden-Württemberger gaben an, im Zeitraum von Mitte April bis Mitte Mai 2003 krank gewesen oder durch einen Unfall verletzt worden zu sein (krank: 10 %, unfallverletzt: 0,7 %).1  Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es sich um eine Selbsteinstufung der Befragten handelt. Der Krankenanteil lag bei den baden-württembergischen Frauen und Männern nahezu gleich hoch. Mit 11 % entsprach der Krankenanteil auch annähernd dem Bundesdurchschnitt. Einen geringeren Krankenanteil als Baden-Württemberg wiesen die Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern mit jeweils ungefähr 10 % auf. Schlusslicht in Sachen Krankenstand ist Berlin mit knapp 16 %.

Der Krankenstand in der Bevölkerung ist erwartungsgemäß stark altersabhängig. In den einzelnen Altersgruppen ergaben sich für den Berichtszeitraum Mitte April bis Mitte Mai folgende Quoten für Kranke oder durch einen Unfall Verletzte:

unter 15-Jährige5 %
15- bis unter 40-Jährige7 %
40- bis unter 65-Jährige12 %
65-Jährige und Ältere22 %
75-Jährige und Ältere26 %

Zudem zeigt sich mit steigendem Alter auch eine Zunahme der Krankheitsdauer. Bei knapp 49 % der 15- bis unter 40-Jährigen war die Krankheitsdauer mit bis zu 14 Tagen noch relativ kurz, nur 19 % dieser Altersgruppe zählten zu den »Langzeitkranken«, die bereits ein Jahr oder länger krank waren. In der Altersgruppe der 40- bis unter 65-Jährigen lag der Anteil der »Langzeitkranken« bei 44 % und stieg bei den 65-Jährigen und Älteren auf 62 %. Insgesamt machten die »Langzeitkranken« in Baden-Württemberg im Zeitraum von Mitte April bis Mitte Mai 2003 knapp 43 % aller Kranken aus, mehr als die Hälfte davon waren 65 Jahre und älter.

Der Gesundheitszustand der erwerbstätigen Baden-Württemberger ist von besonderem Interesse. Im Zeitraum von Mitte April bis Mitte Mai 2003 waren in Baden-Württemberg 8 % der Erwerbstätigen krank. Der Anteil der kranken Erwerbslosen an allen Erwerbslosen lag im Vergleich dazu bei knapp 15 %.

Bei den Unfallverletzten sind die baden-württembergischen Männer überrepräsentiert

Im Zeitraum von Mitte April bis Mitte Mai 2003 gaben rund 67 800 Baden-Württemberger an, sich bei einem Unfall verletzt zu haben. Soweit Angaben zur Art des Unfalls gemacht wurden, handelte es sich um:

Freizeitunfälle 26 %
Arbeits-/Dienstunfälle(ohne Wegeunfall)24 %
Häusliche Unfälle 22 %
Verkehrsunfälle(einschließlich Wegeunfall) 20 %
Sonstige Unfälle(auch Schulunfälle)8 %.

Unter den Unfallverletzten waren die baden-württembergischen Männer mit 61 % überrepräsentiert. Bei den Männern dominieren dabei mit knapp 33 bzw. 32 % die Arbeitsunfälle und die Freizeitunfälle. Bei den Frauen überwiegen dagegen die Unfälle im häuslichen Bereich. Bei der Gruppe der Erwerbstätigen lag erwartungsgemäß der Anteil der Arbeits-/Dienstunfälle unter den Unfallursachen mit knapp 38 % besonders hoch. An zweiter Stelle standen die Freizeitunfälle.

Nahezu jeder zweite Baden-Württemberger ist übergewichtig

Im Rahmen der 4-jährigen Zusatzerhebung zur Gesundheitssituation wird auch nach Körpergröße und -gewicht gefragt. So waren im Mai 2003 Männer im Durchschnitt 1,77 m groß und 80,7 kg schwer. Frauen waren 1,65 m groß und 65,9 kg schwer. Damit haben die baden-württembergischen Männer gegenüber 1999 bei nahezu konstanter Durchschnittsgröße (1999: 1,76 m) um 1,1 kg »zugelegt«, Frauen bei gleicher Durchschnittsgröße um 0,3 kg.2

Durch die Kombination der Merkmale Körpergröße und -gewicht lassen sich Erkenntnisse zu Über- und Untergewicht gewinnen, welche den allgemeinen Gesundheitszustand beeinflussen.3 Die Bestimmung des Über- bzw. Untergewichts kann zum Beispiel mithilfe des so genannten Body-Mass-Index (BMI) erfolgen. Der BMI errechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch die Körpergröße in Meter im Quadrat (BMI = kg/m²; zum Beispiel: 63kg/(1,65)² = BMI 23,1). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Erwachsene mit einem BMI von über 25 als übergewichtig ein, mit einem Wert von über 30 als stark übergewichtig und mit einem Wert von unter 18,5 als untergewichtig. Das Geschlecht und das Alter bleiben bei dieser Einteilung unberücksichtigt. Bei Kindern ist es altersabhängig, ab welchem BMI von einem Übergewicht auszugehen ist.

Nach dieser Einteilung waren im Mai 2003 gut 46 % der Baden-Württemberger im Alter von 18 und mehr Jahren übergewichtig. Von den baden-württembergischen Männern zählten insgesamt gut 55 % und von den Frauen knapp 38 % zu den Übergewichtigen. Starkes Übergewicht hatten knapp 12 % der Bevölkerung Baden-Württembergs; bei den Männern waren es 13 %, bei den Frauen 11 %. Im Bundesdurchschnitt gelten insgesamt 49 % der Bevölkerung als übergewichtig, 13 % sogar als stark übergewichtig. Auffällig ist, dass insbesondere in den neuen Bundesländern ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Bevölkerung einen BMI von 25 und mehr aufweist (Schaubild 1).

Untergewicht ein Problem junger Frauen

Untergewicht, das heißt einen BMI von weniger als 18,5, ist in Baden-Württemberg wie auch in Deutschland insgesamt weitaus weniger häufig anzutreffen. Die baden-württembergischen Frauen waren 2003 mit 4 % wesentlich häufiger von Untergewicht betroffen als Männer (knapp 1%). Die Anteile entsprechen dabei in etwa dem Bundesdurchschnitt.

Auffällig ist, dass bei jungen Frauen in Baden-Württemberg im Alter von 18 und 19 Jahren Untergewicht mit 13 % wesentlich häufiger anzutreffen war. Im Alter von 20 bis unter 25 Jahren zählten noch 11 % der hiesigen Frauen als untergewichtig.

Zwischen Übergewicht und dem Rauchverhalten der Baden-Württemberger zeichnet sich ein Zusammenhang ab. Ehemalige Raucher waren deutlich häufiger übergewichtig als noch aktive Raucher. So hatten 57 % der früheren Raucher einen BMI von 25 und mehr, bei aktiven Rauchern ist das nur bei 41 % der Fall.

Jeder vierte Baden-Württemberger greift zum »Glimmstängel«

Das Gesundheitsrisiko Rauchen wird nach wie vor von vielen Bürgern in Kauf genommen. Von der Bevölkerung im Alter von 15 und mehr Jahren in Baden-Württemberg bekannte sich im Mai 2003 mehr als jeder Vierte (25,5 %) zu den Rauchern. Im Vergleich der 16 Bundesländer wurde in Baden-Württemberg allerdings relativ wenig geraucht. Die höchste Raucherquote wird in Berlin und Bremen mit jeweils 34 % erreicht. Der Bundesdurchschnitt lag im Mai 2003 bei 27 % (Schaubild 2).

Der Anteil der Raucher ist zwar in der Bevölkerung Baden-Württembergs seit April 1995 (24 %) nur geringfügig auf 25,5 % angestiegen, jedoch sind deutliche Veränderungen im Rauchverhalten der Frauen zu erkennen: So zeigen die für 1995 zur Verfügung stehenden Vergleichsdaten, dass unter der männlichen Bevölkerung im Land die Raucherquote in den letzten knapp 10 Jahren mit 31 % konstant geblieben ist. Auf der anderen Seite ist der Anteil der Raucherinnen bei der weiblichen Bevölkerung von 18 auf 20 % gestiegen. Der Frauenanteil unter den Rauchern liegt inzwischen bei 41 %, gegenüber 38 % im Jahr 1995.

Die meisten Raucher (86 %) sind hier zu Lande regelmäßig auf den Tabak angewiesen, lediglich 14 % gaben an, nur gelegentlich zu rauchen. 76 % der regelmäßigen Raucher zünden sich täglich 5 bis 20 Zigaretten an. Mit weniger als 5 Glimmstängeln kommen nur knapp 9 % der regelmäßigen Raucher aus. 21 und mehr Zigaretten rauchen gut 15 % der regelmäßigen Raucher.

»Raucher-Einstiegsalter« bei Männern bei 16,4, bei Frauen bei 17,1 Jahren

Besonders hoch ist die Raucherquote bei den 20- bis unter 25-jährigen Männern in Baden-Württemberg, von denen 46 % das Gesundheitsrisiko Rauchen eingehen. Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil der Raucher in den einzelnen Altersgruppen erheblich. So rauchen von den über 65-jährigen Männern nur noch knapp 12 %. Bei den Frauen zeigt sich ebenfalls bei den 20- bis unter 25-Jährigen die höchste Raucherquote: In dieser Altersgruppe rauchen gut 34 % der Frauen. Am niedrigsten fällt die Raucherquote mit knapp 5 % bei den über 65-jährigen Frauen aus.

Der Zeitpunkt des Rauchbeginns liegt bei den baden-württembergischen Männern durchschnittlich bei 16,4 Jahren, bei Frauen lag das »Einstiegsalter« mit 17,1 Jahren noch etwas höher. Im Bundesdurchschnitt zeigt sich ein durchschnittliches »Einstiegsalter« von 16,3 Jahren bei Männern und 17,3 Jahren bei den Frauen.

1 In den folgenden Ausführungen werden Anteilswerte ausgewiesen. Diese beziehen sich auf die Bevölkerung mit Angaben zu den entsprechenden Fragen.

2 Bergmann, E. et al.: »Verbreitung von Übergewicht in der Bundesrepublik Deutschland«, in: Tätigkeitsbericht des Bundesgesundheitsamtes 1990, S. 221 ff. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Fragen zu den Körpermassen sowohl von Männern als auch Frauen das Körpergewicht um ca. 2 bis 3 kg unterschätzt wird, während die Größe um bis zu 2 cm überschätzt wird.

3 Robert-Koch-Institut: Übergewicht und Adipositas, Heft 16, Gesundheitsberichterstattung des Bundes.