:: 10/2004

Die junge Generation in Baden-Württemberg –ausgewählte Aspekte ihrer Lebenssituation

Der Anteil der jungen Generation an der Bevölkerung Baden-Württembergs ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Zu Beginn der 60er-Jahre waren noch 46 % der Baden-Württemberger unter 30 Jahre alt, mittlerweile sind nur noch 34 % in dieser Altersgruppe. Dieser Alterungsprozess der Bevölkerung spiegelt sich auch bei den Erwerbstätigen wider. Der Anteil der unter 30-Jährigen an den baden-württembergischen Erwerbstätigen liegt nur noch bei 21 % gegenüber 31 % im Jahr 1980. In Sachen Bildung zeigt sich bei den jüngeren Baden-Württembergern ein deutlich höheres Bildungsniveau als noch bei deren Eltern und Großeltern. Die längeren Ausbildungszeiten dürften auch zu dem späteren Einstieg ins Erwerbsleben und dem geringen Anteil der Jüngeren an den Erwerbstätigen insgesamt führen. Knapp ein Viertel der 20- bis unter 30-jährigen Baden-Württemberger lebt in Einpersonenhaushalten. Die überwiegende Mehrheit dieser Altersgruppe lebt jedoch in Mehrpersonenhaushalten, sei es zusammen mit ihren Eltern und/oder Großeltern oder auch zusammen mit einer eigenen Familie bzw. mit einem Lebenspartner.

Anteil der »Jungen Generation« an der Bevölkerung rückläufig

Die Zahl der jüngeren Menschen in Baden-Württemberg ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen. Lag der Anteil der unter 30-Jährigen an der Bevölkerung Baden-Württembergs im Jahr 1961 noch bei knapp 46 %, so gehörten im Jahr 2003 nur noch knapp 34 % der Bevölkerung zu der Altersgruppe der unter 30-Jährigen. Der Anteil der unter 20-Jährigen ist dabei im selben Zeitraum von 29 auf 22 % zurückgegangen. Im Gegenzug stieg der Anteil der älteren Baden-Württemberger. So lag der Anteil der 50-Jährigen und Älteren bzw. der 60-Jährigen und Älteren im Jahr 1961 noch bei knapp 29 bzw. gut 15 %. Im Mai 2003 belief sich ihr Anteil auf knapp 36 bzw. gut 24 %.

Bevölkerungsvorausrechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass dieser Alterungsprozess der Gesellschaft – bedingt durch rückläufige Geburtenraten einerseits und eine höhere Lebenserwartung andererseits – sich in den nächsten Jahrzehnten in beschleunigter Form fortsetzen wird (Schaubild 1). So kommt eine Untersuchung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2020 der Anteil der unter 30-Jährigen in Baden-Württemberg auf 30 % sinken wird und im Jahr 2050 sogar auf dann nur noch 27 %.1

Unter den Erwerbstätigen immer weniger junge Menschen

Im Landesdurchschnitt – hier bezogen auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 15 bis unter 65 Jahren – gingen knapp 70 % der Bevölkerung einer Erwerbstätigkeit nach. Von den insgesamt gut 1,8 Millionen Baden-Württembergern im Alter von 15 bis unter 30 Jahren waren im Mai 2003 knapp 57 % erwerbstätig und gut 5 % erwerbslos. Rund 38 % zählten zu den so genannten Nichterwerbspersonen; das sind beispielsweise Kinder, Schüler, Studenten und Hausfrauen, das heißt Personen, die weder berufstätig sind noch eine Erwerbstätigkeit suchen.

Gegenüber dem Jahr 1980 hat sich die Erwerbsbeteiligung der 15- bis unter 30-Jährigen deutlich verändert: Vor gut 20 Jahren zählten noch rund 63 % dieser Altersgruppe zu den Erwerbstätigen und nur 2 % zu den Erwerbslosen. Der Anteil der Nichterwerbspersonen lag damals bei knapp 35 %. Die Erwerbstätigenquote2der Frauen in dieser Altersgruppe sank dabei gegenüber 1980 um 3 Prozentpunkte auf heute 54 %, die der jungen Männer im selben Zeitraum dagegen sogar um beachtliche 9 Prozentpunkte auf knapp 60 %. Bemerkenswert ist dabei, dass sich die geschlechtsspezifischen Erwerbstätigenquoten somit in dieser Altersgruppe zwar annähern, aber nicht durch eine höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen, sondern durch eine auffallend niedrigere der Männer.

Der Übergang von der Schule bzw. der Ausbildung in die Erwerbstätigkeit findet heute deutlich später statt als noch vor 20 Jahren. So waren 1980 bereits über 42 % der 15- bis unter 20-Jährigen im Land erwerbstätig, während heute in dieser Altersgruppe nur 29 % einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Von den 20- bis unter 25-Jährigen waren damals bereits mehr als 76 % erwerbstätig, im Jahr 2003 nur knapp 65 %. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass immer mehr junge Menschen einen hochqualifizierten Ausbildungsabschluss anstreben und sich deshalb die individuellen Ausbildungszeiten verlängern.

Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Altersstruktur der Erwerbstätigen aus. Wie bei der Bevölkerung zeigt sich auch bei den Erwerbstätigen im Land ein deutlicher Alterungsprozess. Waren 1980 noch gut 31 % der Erwerbstätigen unter 30 Jahre alt, liegt ihr Anteil an den Erwerbstätigen heute nur noch bei 21 %.

Überdurchschnittlich viel jüngere Erwerbstätige üben eine geringfügige Beschäftigung aus

Von den gut 1 Mill. erwerbstätigen Baden-Württembergern im Alter von unter 30 Jahren waren beschäftigt als

Angestellte57 %
Arbeiter36 %
Beamte4 %
Selbstständige2 %
mithelfende Familienangehörige1 %

Die jüngeren erwerbstätigen Baden-Württemberger waren dabei mit knapp 61 % überwiegend im Dienstleistungsbereich tätig, knapp 38 % im Produzierenden Gewerbe und nur annähernd 2 % im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Die Erwerbstätigenstruktur der jüngeren Leute entspricht dabei allerdings fast dem Landesdurchschnitt.

Auffällig ist, dass die abhängig Beschäftigten (ohne Auszubildende) im Alter von unter 30 Jahren überdurchschnittlich häufig nur über einen befristeten Arbeitsvertrag verfügen. Während im Landesdurchschnitt der Anteil der befristet Beschäftigten im Mai 2003 bei 8 % lag, wies oben genannte Altersgruppe einen Anteil von 22 % auf. Offensichtlich stellt der befristete Arbeitsvertrag für viele jüngere Arbeitskräfte den Einstieg in das Berufsleben dar.

Da eine Vielzahl der Baden-Württemberger im Alter von unter 30 Jahren noch zu den Schülern und Studenten zu zählen ist und – wenn überhaupt – nur eingeschränkt am Erwerbsleben teilnimmt, überrascht es nicht, dass die jüngeren Baden-Württemberger überdurchschnittlich oft »geringfügig beschäftigt« sind. Während im Landesdurchschnitt der Anteil der geringfügig Beschäftigten an allen Erwerbstätigen bei 9 % liegt, gingen von den unter 30-jährigen Erwerbstätigen beachtliche 11 % einer geringfügigen Beschäftigung nach, wobei insbesondere in der Gruppe der 15- bis unter 20-Jährigen mit 18 % der Anteil weit über dem Landesdurchschnitt lag.

Junge Frauen haben in Sachen Bildung die Nase vorn

Die jüngere Generation in Baden-Württemberg erreicht heute im Durchschnitt wesentlich höhere formale schulische Bildungsabschlüsse als ihre Eltern und Großeltern. So haben, je jünger die Bevölkerung ist, desto mehr Personen das Abitur in der Tasche, während der Hauptschulabschluss immer mehr an Bedeutung verliert (Schaubild 2). Bei den jungen Baden-Württembergern im Alter von 20 bis unter 30 Jahren ist das Abitur sogar der am häufigsten anzutreffende allgemein bildende Schulabschluss. 37 % der jungen Leute besitzen die Hochschulreife, 31 % haben einen Realschulabschluss und nur 29 % einen Hauptschulabschluss. Lediglich knapp 3 % weisen keinen Schulabschluss auf.

Insbesondere Frauen haben auf dem Gebiet der Bildung stark aufgeholt. Bei den 20- bis unter 25-Jährigen haben sie die Männer bei den allgemeinen Bildungsabschlüssen überholt: In dieser Altersgruppe haben knapp 40 % der Frauen, jedoch nur 36 % der Männer das Abitur.3

Junge Generation mit höheren beruflichen Ausbildungsabschlüssen als vor 20 Jahren

Auch bei den beruflichen Bildungsabschlüssen lässt sich eine deutliche Anhebung des Ausbildungsniveaus gegenüber dem Vergleichsjahr 1982 und dabei insbesondere eine bessere berufliche Ausbildung der Frauen feststellen. Bei den 30- bis unter 35-Jährigen erwerbstätigen Baden-Württembergern, die mehrheitlich ihre berufliche Ausbildung abgeschlossen haben dürften, hat sich der Anteil der Personen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss gegenüber 1982 mehr als halbiert. Waren 1982 noch knapp 29 % der Erwerbstätigen im Alter von 30 bis unter 35 Jahren ohne beruflichen Ausbildungsabschluss, lag ihr Anteil im Jahr 2003 nur noch bei 13 %. Im Gegenzug ist der Anteil der Personen mit Fachhoch-/Hochschulabschluss von gut 6 % auf mehr als 19 % gestiegen. Der Anteil der Baden-Württemberger mit Meister-/Technikerausbildung hat sich mit einem Anstieg von 4 auf gut 12 % verdreifacht. Lediglich der Anteil der Lehrausbildungen ist gegenüber 1982 von knapp 62 % auf 56 % gesunken.

Der Trend zur besseren beruflichen Ausbildung zeigt sich nicht zuletzt bei den Frauen. So hat sich der Anteil der erwerbstätigen Frauen im Alter von 30 bis unter 35 Jahren ohne Berufsausbildung seit 1982 mehr als halbiert, dafür hat sich der Anteil der Akademikerinnen in dieser Altersgruppe weit mehr als verdoppelt. In dieser Altersgruppe sind die weiblichen Erwerbstätigen ihren männlichen Altersgenossen in Sachen Qualifikation dicht auf den Fersen. Im Mai 2003 hatten in dieser Altersgruppe knapp 17 % der erwerbstätigen Frauen gegenüber 22 % der Männer einen akademischen Abschluss. Eine abgeschlossene Lehre oder Anlernausbildung haben 61 % der Frauen und 51 % der Männer. Dagegen liegen die jüngeren Männer bei den Meister- und Technikerabschlüssen mit knapp 15 % noch um 6 Prozentpunkte vor den Frauen. Der Anteil der Berufstätigen ohne beruflichen Ausbildungsabschluss ist in dieser Altersgruppe bei den Männern (12 %) und Frauen (13 %) relativ ausgeglichen.

Ein Viertel der jüngeren Baden-Württemberger lebt allein

Insgesamt 1,76 Mill. Baden-Württemberger lebten im Mai 2003 in Einpersonenhaushalten. Das heißt, jeder sechste Baden-Württemberger ist – statistisch gesehen – ein Single, bei den 20- bis unter 30-Jährigen ist es sogar fast jeder vierte (rund 23 %). Von den unter 20-Jährigen lebt erwartungsgemäß nur ein sehr geringer Anteil von 0,5 % alleine. Bei den jüngeren Singles im Alter von 20 bis unter 30 Jahren, von denen knapp 97 % ledig waren, dürften unter anderem die Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungswesen zu einer vergleichsweise hohen regionalen Mobilität führen. Dies hat zur Folge, dass viele junge Menschen zumindest vorübergehend einen Einpersonenhaushalt bilden. Damit ist zu vermuten, dass das Alleinleben für jüngere Menschen in vielen Fällen kein Dauerzustand, sondern vielmehr eine Übergangsphase zwischen dem Verlassen des Elternhauses und der Gründung einer eigenen Familie bildet.

Die überwiegende Mehrheit der unter 30-Jährigen lebt jedoch in Mehrpersonenhaushalten, sei es zusammen mit ihren Eltern und/oder Großeltern oder auch zusammen mit einer eigenen Familie bzw. mit einem Lebenspartner. Von den insgesamt knapp 1 Mill. in Mehrpersonenhaushalten lebenden 20- bis unter 30-Jährigen waren 72 % ledig, knapp 26 % verheiratet zusammenlebend, 1 % verheiratet getrennt lebend und knapp 1 % geschieden oder verwitwet (Schaubild 3).

Betrachtet man die Familien mit einer Bezugsperson im Alter von unter 30 Jahren – zu den Familien werden Ehepaare mit und ohne Kinder sowie allein Erziehende gerechnet –, so haben in dieser Altersgruppe 72 % bereits Kinder, wobei es sich bei knapp 29 % um allein erziehende Eltern handelt.

1 Ergebnisse der landesinternen Bevölkerungsvorausrechnung auf Basis der Bevölkerung Baden-Württembergs zum 31. Dezember 2001, Variante 1.

2 Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung in der jeweiligen Altersgruppe.

3 Vgl. auch Beitrag von Herrn Stutzer »Frauen mit Courage und Weitblick« im vorliegenden Heft, S.3.