:: 12/2004

Baden-Württemberg – ein multikulturelles Bundesland

Baden-Württemberg übt seit vielen Jahrzehnten eine besondere Anziehungskraft auf Zuwanderer aus dem In- und Ausland aus, gilt der Südwesten doch seit langem als wirtschaftliches Musterland Deutschlands. Menschen mit ausländischer Nationalität sind daher im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil unseres kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens geworden. Am Jahresende 2003 wohnten fast 1,3 Millionen Menschen mit ausländischem Pass in Baden-Württemberg. Annähernd 86 % der ausländischen Mitbürger stammen aus europäischen Staaten, knapp ein Drittel hat die Staatsangehörigkeit eines EU-Landes. Am 1. Mai 2004 traten zehn neue Staaten der Europäischen Union bei. Die mit Abstand meisten ausländischen Mitbürger aus den neuen EU-Ländern kommen aus Polen (51 %); allerdings entspricht das auch Polens Bevölkerungsanteil an den neuen EU-Mitgliedern.

Ausländeranteil in Baden-Württemberg 12,1 %

Am Jahresende 2003 lebten den Ergebnissen der Bevölkerungsfortschreibung zufolge insgesamt gut 7,3 Mill. ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Bundesrepublik Deutschland. Davon wohnten mehr als 5 Mill. Menschen mit fremder Nationalität in den vier Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, allein in Baden-Württemberg waren es knapp 1,3 Mill. Damit lebte fast jeder sechste in Deutschland wohnende Ausländer im Südwesten, unter der deutschen Bevölkerung war es jeder achte. Bezogen auf die gesamte Einwohnerzahl des Landes betrug der Anteil der ausländischen Bevölkerung Ende 2003 in Baden-Württemberg 12,1 % (Schaubild 1). Damit hatte Baden-Württemberg unter den Flächenländern Deutschlands den höchsten Ausländeranteil. An zweiter und dritter Stelle folgten Hessen mit 11,5 % und Nordrhein-Westfalen, wo 10,9 % der Gesamtbevölkerung einen ausländischen Pass besaßen. Demgegenüber ist der Ausländeranteil in den neuen Bundesländern (ohne Berlin) äußerst gering. Insgesamt wohnten Ende 2003 in allen fünf ostdeutschen Flächenländern nur gut 320 000 Personen mit fremder Nationalität; das waren rund 4 % aller in der Bundesrepublik lebenden Ausländer. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung der jeweiligen Bundesländer lagen die Ausländeranteile zwischen 2 % in Thüringen und Sachsen-Anhalt und 2,8 % in Sachsen.

Lediglich in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen war der Ausländeranteil Ende 2003 höher als in Baden-Württemberg. Spitzenreiter war die Hansestadt Hamburg mit 14,6 %. Bundesweit besaßen knapp 9 % der Gesamtbevölkerung eine ausländische Staatsangehörigkeit.

86 % der Ausländer kommen aus europäischen Staaten

Nach den Auswertungen des Ausländerzentralregisters 2003 (siehe i-Punkt) kommen die in Baden-Württemberg lebenden Ausländer aus allen Kontinenten der Erde bzw. aus rund 200 Staaten. So lebten zum Jahresende 2003 über 160 000 Personen im Land, die ursprünglich aus Asien (98 400), Afrika (29 700), Amerika (34 500) sowie Australien und Ozeanien (1 600) stammen. Die mit Abstand meisten ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger kommen allerdings aus europäischen Staaten. Annähernd 1,1 Mill. – das waren 86 % der insgesamt 1,25 Mill. im Ausländerzentralregister 2003 erfassten ausländischen Personen – stammen aus verschiedenen Staaten Europas (Schaubild 2). Die größte Gruppe unter den am häufigsten vertretenen Staaten stellen die türkischen Staatsangehörigen. Rund jeder vierte Ende 2003 im Südwesten lebende Ausländer stammte aus der Türkei. An zweiter Stelle stehen die Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien, also aus Serbien/Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien und Slowenien. Insgesamt wohnten 2003 rund 245 000 Menschen aus diesen Herkunftsländern in Baden-Württemberg. Anfang der 90er-Jahre war ihre Zahl im Zusammenhang mit den Kriegswirren in Jugoslawien um über 100 000 gestiegen und hatte mit annähernd 319 000 Personen zum Jahresende 1995 den Höchststand erreicht. Mit der Verbesserung der politischen Lage in diesen Staaten nahm die Zahl der Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien wieder kontinuierlich um weit mehr als 70 000 ab, sodass Ende 2003 noch rund 20 % aller Ausländer im Land diesen Nationalitätengruppen zugerechnet werden konnten.

Italiener, die bereits in den 50er-Jahren als erste ausländische Gastarbeiter angeworben wurden und dann noch vor drei Jahrzehnten die stärkste Ausländergruppe im Südwesten stellten, nahmen Ende 2003 mit 15 % aller ausländischen Baden-Württemberger nur noch den dritten Platz ein.

Ein Drittel aller ausländischen Baden-Württemberger besitzt den Pass eines EU-Landes

Zum Jahresende 2003 lebten gut 390 000 ausländische Einwohner im Land, die aus Mitgliedsländern der Europäischen Union stammen. Das war fast ein Drittel der in Baden-Württemberg lebenden ausländischen Bevölkerung. Durch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union haben die EU-Bürger grundsätzlich das Recht, sich innerhalb der EU in einem Land ihrer Wahl niederzulassen und dort einer wirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen. Fast die Hälfte aller baden-württembergischen »EU- Ausländer« stammten Ende des Jahres 2003 aus Italien und gut 20 % aus Griechenland, jeweils rund 7 % kamen aus Österreich, Portugal und Frankreich (Tabelle 1).

Viele der neuen EU-Bürger im Land kommen aus Polen, Slowenen vergleichsweise stark vertreten

Am 1. Mai 2004 wurden im Rahmen der so genannten Osterweiterung der Europäischen Union zehn zentral- und osteuropäische Staaten in die Gemeinschaft aufgenommen. Dies waren Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn und Zypern (Tabelle 2). Mit dem Beitritt wuchs die Zahl der EU-Mitgliedsländer auf insgesamt 25, die Zahl der EU-Bürger nahm um über 74 Mill. auf nunmehr 456 Mill. zu. Polen nimmt unter den Beitrittsländern eine besondere Stellung ein. Während bezogen auf die gesamte ausländische Bevölkerung in Baden-Württemberg die Einwohner mit polnischer Herkunft lediglich 2,5 % ausmachen, ist die Bedeutung der Polinnen und Polen bezogen auf die hier lebenden Ausländer mit einem Pass der neuen EU-Mitglieder ungleich höher: Mehr als die Hälfte (51 %) aller aus den neuen EU-Ländern stammenden Baden-Württemberger besitzt die polnische Staatsangehörigkeit, wobei dieser hohe Anteil auch darauf zurückzuführen ist, dass mehr als die Hälfte der neuen EU-Bürger aus diesem Land stammen. An zweiter und dritter Stelle folgen mit deutlichem Abstand Ungarn (15 %) und Slowenen (13 %). Gemessen an dem Anteil von 2,7 %, den die slowenische Bevölkerung an der gesamten Einwohnerzahl der neuen EU-Länder stellt, sind die Slowenen in Baden-Württemberg mit dem erwähnten Anteil von 13 % vergleichsweise stark vertreten. Insgesamt leben in Baden-Württemberg derzeit knapp 60 000 Personen aus den neuen EU-Beitrittsländern; das sind 4,7 % aller ausländischen Einwohner. Bundesweit liegt der entsprechende Anteil mit 6,6 % höher. Durch den EU-Beitritt der zehn Länder erhöhte sich der Anteil der in Baden-Württemberg lebenden EU-Bürger an der ausländischen Bevölkerung von 31,5 auf 36,2 %.

Während die gesamte ausländische Bevölkerung in den letzten 5 Jahren in etwa konstant blieb, nahm die Zahl der ausländischen Einwohner aus den neuen EU-Mitgliedsländern spürbar zu. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies weiterentwickeln wird.