:: 4/2005

Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt Baden-Württembergs

Die Zahl der weiblichen Erwerbstätigen ist in den letzten knapp 25 Jahren um beachtliche 32 % gestiegen, die der männlichen um 6 %. Der Anteil der Frauen an allen Erwerbstätigen stieg auf 45 %. Die zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen spiegelt sich auch in deren Erwerbstätigenquote wider, die im Zeitraum von 1980 bis 2004 von 54 % auf annähernd 63 % angestiegen ist. Der Anteil der Frauen an allen Führungskräften ist dabei nach wie vor relativ gering und lag 2004 bei nur 18 %. Mit ursächlich hierfür ist der sehr hohe Anteil teilzeitbeschäftigter Frauen: 2004 waren fast 84 % der knapp 1,3 Millionen Teilzeitbeschäftigten Frauen. Für den baden-württembergischen Arbeitsmarkt ist es kennzeichnend, dass sich Männer und Frauen auf jeweils unterschiedliche Branchen, Berufe und Tätigkeiten konzentrieren. Dies zeigt sich bei den häufigsten »Männer- bzw. Frauenberufen« und dürfte eine weitere Ursache für den geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen sein. Dies wirkt sich auch auf das monatliche Nettoeinkommen von vollzeitbeschäftigten Männern und Frauen aus. Frauen verfügen durchweg über ein niedrigeres Nettoeinkommen als Männer.

Erwerbsbeteiligung der Frauen deutlich höher als 1980, die der Männer rückläufig

2004 waren nach den Ergebnissen des Mikrozensus rund 4,9 Mill. Baden-Württemberger erwerbstätig. Davon waren rund 2,2 Mill. Frauen und gut 2,7 Mill. Männer. Seit 1980 stieg die Zahl der erwerbstätigen Frauen um gut 530 000 bzw. 32 %, die der männlichen nur um rund 160 000 bzw. 6 %. Der Frauenanteil an allen Erwerbstätigen hat sich von annähernd 40 % im Jahr 1980 auf nunmehr knapp 45 % erhöht.

Auch im Anstieg der Erwerbstätigenquote1 spiegelt sich die deutlich höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen wider. So stieg seit 1980 der Anteil der 15- bis unter 65-jährigen erwerbstätigen Frauen an allen Frauen dieser Altersgruppe deutlich von gut 54 auf heute knapp 63 % an, wobei die Erwerbstätigenquote von Frauen allerdings seit 2001 bei 63 % stagniert. Bei den Männern verlief der Trend gegenläufig: Die Erwerbstätigenquote sank seit 1980 von fast 84 % auf jetzt gut 75 %. Diese Entwicklung zu einer immer stärkeren Erwerbsbeteiligung der Frauen einerseits und der Annäherung des Erwerbsverhaltens von Frauen und Männern andererseits zeigt sich insbesondere bei den jüngeren und mittleren Altersgruppen. Bei den 30- bis unter 35-jährigen Frauen stieg der Anteil der Berufstätigen seit 1980 von gut 59 auf über 73 %. Den weitaus stärksten Anstieg weist die Altersgruppe der 45- bis unter 50-jährigen Frauen auf. Hier nahm die Tätigkeitsquote um fast 20 Prozentpunkte auf 79 % zu. In den letzten 4 Jahren ist allerdings bei den unter 50-jährigen Frauen eine Stagnation bzw. ein leichter Rückgang der Erwerbsbeteiligung festzustellen; dagegen nahm sie bei den 50- bis unter 65-jährigen Frauen in den letzten Jahren noch kontinuierlich zu (Schaubild 1).

Teilzeitarbeit auch weiterhin eine Domäne der Frauen

Die beachtliche Entwicklungsbilanz von 1980 bis 2004 beruht vor allem auf einem starken Zuwachs der Teilzeitbeschäftigungen, die während der letzten ca. 25 Jahre um knapp 685 000 Teilzeitstellen bzw. 116 % zugenommen haben. Die Zahl der Vollzeitstellen hat sich im selben Zeitraum jedoch nur um gerade einmal 9 000 bzw. 0,2 % erhöht (Tabelle). Damit hat sich auch die Erwerbsstruktur in Baden-Württemberg deutlich verändert. Zu Beginn der 80er-Jahre war jeder Siebente (knapp 14 %) teilzeitbeschäftigt, heute ist es jeder Vierte (rund 26 %). Teilzeit zu arbeiten war auch zu Beginn des neuen Jahrhunderts eine weibliche Domäne, denn 2004 waren immerhin knapp 84 % der 1,3 Mill. Teilzeiterwerbstätigen Frauen. Teilzeit arbeitende Männer waren und sind eher eine Ausnahme, obwohl auch deren Zahl gegenüber 1980 um knapp 138 000 stark zugenommen hat. Wegen der vielen Teilzeitjobs bei Frauen fällt deren Anteil am in Baden-Württemberg erbrachten Arbeitsvolumen vergleichsweise niedrig aus. Die Frauen stellen zwar knapp 45 % der Erwerbstätigen, ihr Anteil an den insgesamt geleisteten Arbeitsstunden beträgt aber nur rund 37 %.

Anteil der Akademikerinnen mehr als verdoppelt

Nicht nur bei den allgemeinen Schulabschlüssen, sondern auch bei den beruflichen Bildungsabschlüssen lässt sich eine deutliche Anhebung des Ausbildungsniveaus feststellen – bei Männern wie bei Frauen. Besonders auffällig ist der stark wachsende Anteil der Erwerbstätigen mit einem akademischen Abschluss – Anfang der 80er-Jahre waren es gerade 9 % und im Jahr 2004 bereits 16 %. Der Anteil der Erwerbstätigen mit Meister- und Technikerabschluss stieg ebenfalls an – von knapp 8 auf annähernd 12 %. Einer Lehre oder Anlernausbildung haben nach wie vor etwas mehr als die Hälfte aller Erwerbstätigen (rund 53 %). Der Anteil der erwerbstätigen Baden-Württemberger ohne jeden beruflichen Ausbildungsabschluss sank seit 1980 von gut 30 auf 19 %. Der Trend zur besseren beruflichen Ausbildung zeigt sich nicht zuletzt bei den Frauen. Der Anteil berufstätiger Frauen ohne eine Berufsausbildung hat sich seit Beginn der 80er-Jahre nahezu halbiert, jener der Akademikerinnen von 6 auf nahezu 13 % mehr als verdoppelt.

Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von jüngeren Frauen, die von den bildungspolitischen Bemühungen der letzten Jahrzehnte zu profitieren wussten. In der Altersgruppe der 30- bis unter 35-Jährigen sind die weiblichen Erwerbstätigen ihren männlichen Altersgenossen in Sachen berufliche Qualifikation dicht auf den Fersen. In dieser Altersgruppe haben bereits 17 % der berufstätigen Frauen einen akademischen Abschluss gegenüber annähernd 24 % der Männer. Einen klaren Vorsprung halten die 30- bis unter 35-jährigen Männer allerdings bei den Meister- und Technikerabschlüssen – 14 % bei den Männern, jedoch nur 9 % bei den Frauen. Eine Lehre oder Anlernausbildung haben knapp zwei Drittel der Frauen, jedoch nur rund die Hälfte der Männer. Der Anteil der Berufstätigen ohne jede berufliche Ausbildung ist bei Männern und Frauen dieser Altersgruppe (anders als bei der Gesamtzahl der Erwerbstätigen) ausgeglichen: Nur jeweils knapp 12 % der erwerbstätigen Männer und Frauen im Alter von 30 bis unter 35 Jahren haben (noch) keinen Beruf erlernt.

Frauen nach wie vor überwiegend in »Frauenberufen« und Männer in »Männerberufen« tätig

Ein Schlaglicht auf die Arbeitswelt von Frauen und Männern wirft die Rangliste der häufigsten Berufe. Bei den Männern sah diese im Jahr 2004 wie folgt aus:

Unternehmensleitung und -beratung5,9 %
Ingenieure und Architekten 5,2 %
Techniker4,7 %
Büroberufe, kaufmännische
Angestellte 4,5 %
Berufe des Landverkehrs24,2 %

Die Rangliste der zehn häufigsten Männerberufe wird eher von solchen technischer Art dominiert, Gesundheitsberufe oder soziale Berufe finden sich, anders als bei den Frauen, darunter keine. Stark dominierende Berufszweige gibt es bei den Männern nicht – im Gegensatz zu den Frauen. Dort fiel die Rangliste der Berufe wesentlich prägnanter aus:

Büroberufe, kaufmännische
Angestellte 19,8 %
Gesundheitsberufe311,1 %
Verkaufspersonal 7,3 %
Soziale Berufe4 6,1 %
Reinigungs- und Entsorgungsberufe 5,9 %

Führungspositionen fest in der Hand der Männer

Obwohl sich die berufliche Qualifikation von Männern und Frauen immer mehr angleicht, sind Frauen in leitender beruflicher Position eher die Ausnahme. In Baden-Württemberg bekleideten im Jahr 2004 annähernd 165 000 Männer, jedoch nur knapp 37 000 Frauen eine Führungsposition (Schaubild 2). Gemessen am Frauenanteil unter den Erwerbstätigen insgesamt, der im Jahr 2004 bei knapp 45 % lag, sind »Chefinnen« mit gut 18 % an allen Führungskräften deutlich unterrepräsentiert.

Allerdings kann aus diesen Gesamtzahlen nicht zwingend geschlossen werden, dass trotz Annäherung des Bildungsniveaus von Männern und Frauen noch keine Angleichung von Karrierechancen erfolgt ist. Die insgesamt unterdurchschnittliche Präsenz von Frauen in Führungspositionen muss nicht unbedingt auf eine Benachteiligung von Frauen im Berufsleben zurückzuführen sein. Wesentliche Ursachen dürften auch im durchschnittlich niedrigeren Ausbildungsniveau der älteren Frauen, der wesentlich höheren Teilzeitbeschäftigung von Frauen und in familiär bedingten beruflichen Ausfallzeiten begründet sein.

Ein Vergleich mit den Ergebnissen des Mikrozensus 1996 zeigt außerdem, dass die nach wie vor geringe Zahl der weiblichen Führungskräfte mit einem Plus von gut 44 % deutlich stärker zugenommen hat als die Zahl der Männer in Führungspositionen (knapp 5 %). Diese Zahlen deuten darauf hin, dass sich dieses Ungleichgewicht durch das Eintreten von immer besser ausgebildeten jungen Frauen in das Erwerbsleben mittelfristig durchaus merklich abschwächen könnte. Der Anstieg der weiblichen Führungskräfte im Zeitraum zwischen 1996 und 2004 verlief dabei bei weitem dynamischer als die Entwicklung des Frauenanteils an den Erwerbstätigen insgesamt. So stieg die Zahl der weiblichen Erwerbstätigen in diesem Zeitraum »lediglich« um knapp 9 %.

Nach wie vor Einkommensunterschiede bei Männern und Frauen

Der Vergleich der monatlichen Nettoeinkommen von vollzeitbeschäftigten Männern und Frauen zeigt, dass Frauen durchweg ein niedrigeres Nettoeinkommen haben als Männer (Schaubild 3). So hatten beispielsweise nur rund 26 % der vollzeitbeschäftigten Akademikerinnen, aber gut 59 % ihrer männlichen Kollegen ein Nettoeinkommen von 2 600 Euro und mehr. Umgekehrt mussten 17 % der vollzeitbeschäftigten berufstätigen Frauen mit abgeschlossener Lehre mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 900 Euro auskommen, eine Situation, von der nur rund 4 % ihrer männlichen Kollegen betroffen sind. Eine Erklärung für dieses Ungleichgewicht könnte darin zu sehen sein, dass bei gleicher beruflicher Qualifikation mehr Männer als Frauen eine höherwertige Position innehaben (siehe Schaubild 2). So können familiär bedingte Ausfallzeiten durchaus einen Karriereknick nach sich ziehen oder zumindest dazu führen, dass Frauen weniger Berufsjahre vorzuweisen haben als männliche Kollegen und damit auch weniger verdienen. Auch die noch immer weit verbreitete geschlechtsspezifische Berufswahl führt bei formal gleicher beruflicher Qualifikation zu Einkommensunterschieden. So sind viele »typisch weibliche« Berufe oftmals schlechter bezahlt als so genannte »Männerberufe«. Darüber hinaus gibt es auch branchenspezifische Einkommensunterschiede, wobei Frauen häufiger als Männer in den weniger gut bezahlten Branchen arbeiten.

1 Das ist der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung.

2 Hierzu gehören zum Beispiel Kraftfahrer, Lokführer, Taxiunternehmer etc.

3 Der Anteil der Akademikerinnen im Gesundheitswesen fällt jedoch sehr gering aus. Von den Frauen, die einen Beruf im Gesundheitsbereich ausüben, war die Mehrzahl den »Assistenzberufen« des Gesundheitswesens (Arzthelferinnen, Krankenschwestern etc.) mit fast 90 % zuzurechnen.

4 zum Beispiel Altenpflegerinnen, Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen