:: 4/2005

Statistisches Monatsheft April 2005

Die Pflege in Baden-Württemberg – Strukturdaten der Pflegeeinrichtungen

Zum Jahresende 2003 bezogen in Baden-Württemberg fast 225 000 Pflegebedürftige Leistungen aus der Pflegeversicherung. Der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung beträgt damit 2,1 %. Dies sind Ergebnisse der zum dritten Mal durchgeführten Bundesstatistik über die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie die Pflegegeldempfänger.

Familienpolitik, Geburtenhäufigkeit und Einkommensarmut in der EU

Kinderreiche Familien und allein Erziehende gehören in Deutschland zu den am stärksten von relativer Einkommensarmut betroffenen Gruppen. Die meisten Familien müssen in der Regel mit dem Einkommen eines Hauptverdieners auskommen und haben damit pro Kopf deutlich weniger zur Verfügung als Kinderlose. Familien stehen gegenüber dem, was sich allein Stehende oder kinderlose Paare mit zwei Einkommen leisten können, eindeutig im Abseits. Diese Situation kann auch die Verwirklichung eines Kinderwunsches erschweren. Welche Rolle spielt dabei die Familienförderung? Wer die EU-15-Staaten vergleicht, kann zu folgendem Ergebnis kommen: Familienförderung beeinflusst, wenn überhaupt, eher widersprüchlich die Geburtenrate, aber wohl eindeutig die Einkommenssituation besonders großer Familien und allein erziehender Mütter und Väter.

Das neue Mikrozensusgesetz ab 2005

Der Mikrozensus ist eine gesetzlich angeordnete Stichprobenbefragung, die jährlich bei 1 % aller Haushalte im gesamten Bundesgebiet durchgeführt wird. Seit 1957 stellt diese Repräsentativerhebung zuverlässige statistische Informationen über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung, der Familien und der Haushalte, den Arbeitsmarkt, die Berufe, die Wohnsituation und die Ausbildung zur Verfügung. Die Ergebnisse des Mikrozensus bilden damit eine unverzichtbare Informationsquelle für die Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung und Wirtschaft, für die Wissenschaft und nicht zuletzt auch für die Bürgerinnen und Bürger.

Am 1. Januar 2005 trat ein neues Mikrozensusgesetz in Kraft. Die wesentlichste Änderung gegenüber den früheren Mikrozensusgesetzen ist die Umstellung vom Berichtswochenkonzept auf eine kontinuierliche Erhebungsform. Ferner enthält das Gesetz eine Reihe von zusätzlichen Merkmalen sowie eine Regelung, die ein flexibles Reagieren auf aktuelle Datenanforderungen grundsätzlich ermöglicht. Gleichzeitig wurden jedoch bewährte methodische Vorgehensweisen – wie zum Beispiel die Auskunftspflicht – beibehalten.

Berufsvorbereitende Bildungsgänge– Chancenverbesserung an der Schwelle von der Schule zur Berufsausbildung?

Die schwierige Lage auf dem Lehrstellenmarkt führt dazu, dass immer mehr Jugendliche vollzeitschulische Alternativen zur »klassischen« dualen Berufsausbildung suchen (müssen). Ein Teilaspekt sind hierbei berufsvorbereitende Bildungsgänge. Sie sollen die Chancen von Jugendlichen verbessern, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben. Derzeit besuchen knapp 18 300 Schülerinnen und Schüler derartige Bildungsgänge in Baden-Württemberg. Der zahlenmäßig bedeutendste hierunter ist das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ). Etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler verfügt nicht über den Hauptschulabschluss. Allerdings wird ihn voraussichtlich ein großer Teil von ihnen im Lauf dieses Schuljahres nachholen.

Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe steigen im Jahr 2003 auf 2,4 Milliarden Euro

Die Kinder- und Jugendhilfe verzeichnet seit Jahren steigende Ausgaben. Die kommunale Ebene ist davon – gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen – in besonderem Maß betroffen. Für die wichtige sozialpolitische Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe bietet die Statistik deshalb einen Nachweis ihrer Leistungen und Kosten. In Baden-Württemberg wurden 2003 von den öffentlichen Trägern der Jugendhilfe 2,4 Mrd. Euro ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg von 3,7 %. Die Daten zeigen auch, dass die Ausgaben in den Stadtkreisen deutlich höher als in den Landkreisen sind.

Die »Hitzetoten« des Jahres 2003

Im Sommer 2003 waren die Medien voll von Berichten über die Auswirkungen der außergewöhnlichen Hitzewelle, die weite Teile Europas erfasst hatte. Zunächst stand vor allem Frankreich und dort in erster Linie Paris im Blickpunkt. Aber zunehmend geriet auch Deutschland und vor allem sein südlicher Teil in den Mittelpunkt des Interesses. Überall wurde vom Hitzetod gesprochen – einem Phänomen, dass sich offensichtlich nicht weiter konkretisieren ließ. Es war zu hören, dass vor allem alte Menschen gefährdet seien, und vor allem wurde bedauert, dass die amtliche Statistik nicht sofort mit Ergebnissen aus ihrer Todesursachenstatistik aufwarten konnte. Das aber beruhte (und beruht immer noch) auf der Konzeption dieser Statistik. Aus verschiedenen Gründen lässt sie sich nicht als ein Instrument gebrauchen, mit dessen Hilfe praktisch zeitgleich auf Ereignisse reagiert werden kann. Nur die Vollzähligkeit der Sterbefälle und der dazugehörenden Todesursachen schafft die Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige und verlässliche Statistik.

Regionale Verteilung der größten Unternehmen Deutschlands

Die größten Unternehmen Deutschlands ballen sich entlang der Rheinschiene sowie in Süddeutschland auf der Linie Stuttgart-München. Nennenswerte Konzentrationen großer Unternehmen haben im Norden bzw. Nordosten nur die »Inseln« Hamburg, Berlin und Hannover vorzuweisen. Die Struktur der Regionalverteilung folgt dabei dem Verlauf des römischen Limes und ist in Bezug zu setzen mit dem Kernraum europäischer Entwicklung, der seit der Spätantike von London bis Mailand reicht. Das BIP spiegelt diese Verteilung ebenfalls wider. Der folgende Beitrag, den wir hier in gekürzter Form wiedergeben, ist den Statistischen Monatsheften Niedersachsen entnommen; wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung.

Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt Baden-Württembergs

Die Zahl der weiblichen Erwerbstätigen ist in den letzten knapp 25 Jahren um beachtliche 32 % gestiegen, die der männlichen um 6 %. Der Anteil der Frauen an allen Erwerbstätigen stieg auf 45 %. Die zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen spiegelt sich auch in deren Erwerbstätigenquote wider, die im Zeitraum von 1980 bis 2004 von 54 % auf annähernd 63 % angestiegen ist. Der Anteil der Frauen an allen Führungskräften ist dabei nach wie vor relativ gering und lag 2004 bei nur 18 %. Mit ursächlich hierfür ist der sehr hohe Anteil teilzeitbeschäftigter Frauen: 2004 waren fast 84 % der knapp 1,3 Millionen Teilzeitbeschäftigten Frauen. Für den baden-württembergischen Arbeitsmarkt ist es kennzeichnend, dass sich Männer und Frauen auf jeweils unterschiedliche Branchen, Berufe und Tätigkeiten konzentrieren. Dies zeigt sich bei den häufigsten »Männer- bzw. Frauenberufen« und dürfte eine weitere Ursache für den geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen sein. Dies wirkt sich auch auf das monatliche Nettoeinkommen von vollzeitbeschäftigten Männern und Frauen aus. Frauen verfügen durchweg über ein niedrigeres Nettoeinkommen als Männer.

Stuttgart und Karlsruhe im Spitzenfeld der wirtschaftsstärksten Regionen Europas

Baden-Württemberg ist in der Gruppe der wirtschaftsstärksten Regionen der Europäischen Union (EU) gut vertreten. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), also der insgesamt erbrachten wirtschaftlichen Leistung einer Region, gehören mit Stuttgart und Karlsruhe zwei Regierungsbezirke im Land zum Spitzenfeld der Regionen Europas mit der höchsten Wirtschaftskraft. Hierzu zählen unter den 254 so genannten NUTS-2-Regionen der 25 EU-Mitgliedstaaten – in Deutschland die Regierungsbezirke und die Stadtstaaten – jene Regionen, deren BIP je Einwohner kaufkraftbereinigt den EU-Durchschnitt um 25 % überschreiten.

Informations- und Kommunikationstechnologie 2004: 6,6 Millionen Menschen nutzen in Baden-Württemberg den PC

Die Ausstattung privater Haushalte mit modernen Informations- und Kommunikationsmitteln und deren tatsächliche Nutzung spielen bei der Wettbewerbsfähigkeit der Regionen untereinander eine große Rolle. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2004 zum dritten Mal in der EU eine Befragung über die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien durch private Haushalte durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Erhebung liefern ein repräsentatives Bild über den Einsatz solcher modernen Technologien in und außerhalb der privaten Haushalte. Es wurden nicht nur »Technikfreaks«, sondern besonders auch Menschen, deren Kontakt zu modernen Informations- und Kommunikationsmitteln eher spärlich ist, in die Erhebung einbezogen.

Produktion von Umweltschutzgütern in Baden-Württemberg

Fragen zu Umfang und Struktur des »Öko-Marktes« werden in Politik und Öffentlichkeit vielfach diskutiert. Die Statistik über Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz liefert dazu seit 1997 wichtige Informationen. Die Umsätze baden-württembergischer Betriebe mit Gütern, die ausschließlich dem Umweltschutz dienen, summierten sich im Jahr 2003 auf über 2 Milliarden Euro. Der überwiegende Teil davon wurde im Inland erlöst. Der Anteil der Exporte ist jedoch seit Ende der 90er-Jahre auf über 30 % angestiegen. Den Schwerpunkt der Produktion von Umweltschutzgütern im Land bilden Waren des Verarbeitenden Gewerbes, wobei eine deutliche Konzentration auf Maßnahmen zur Luftreinhaltung sowie auf die Branchen Maschinenbau, Chemische Industrie und Fahrzeugbau besteht. Der mit der Produktion von Umweltschutzgütern verbundene direkte Beschäftigungseffekt im Bereich des Produzierenden Gewerbes im Land errechnet sich auf rund 12 500 tätige Personen.

Die Region Ostwürttemberg – Stärken und Schwächen aus dem Blickwinkel des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg

In seiner Reihe der Regionenhefte stellt das Statistische Landesamt nacheinander alle 12 Regionen des Landes Baden-Württemberg vor. Das aktuellste Heft über die Region Ostwürttemberg ist das zehnte in dieser Reihe, in der die Stärken und Schwächen der Regionen anhand von Daten und Analysen der amtlichen Statistik aufgezeigt werden. Auf 60 Seiten werden hierzu die fachlichen Themen von der Abfallwirtschaft über die Bevölkerungsentwicklung bis zum Verkehr behandelt. Die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, Frau Dr. Meister-Scheufelen, hielt den – hier gekürzt wiedergegebenen – Vortrag anlässlich der Vorstellung des Regionenheftes vor der IHK Heidenheim am 7. Dezember 2004 zur Eröffnung einer Ausstellung mit statistischen Zahlen und Schaubildern über die Region Ostwürttemberg.

Der Nutzen von Statistiken aus Sicht eines Unternehmens

In der derzeitigen Diskussion um die Entlastung der Wirtschaft von bürokratischen Verpflichtungen werden Statistiken oftmals nur unter dem Kosten- und Belastungsaspekt betrachtet. Über den Nutzen der Statistiken für Unternehmen wird dagegen nur selten gesprochen. Im nachfolgenden Beitrag stellt Dr. Robert Amler dar, wie der Bereich Automatisierungs- und Antriebstechnik der Firma Siemens durch die Analyse statistischer Daten aus internen und externen Quellen den Geschäftserfolg verbessert. Bei dem vorliegenden Aufsatz handelt es sich um die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den Dr. Robert Amler am 14. Oktober 2004 im 27. CEIES-Seminar »Die Erstellung von Unternehmensstatistiken – Kosten und Effizienz« gehalten hat. Der Beitrag ist erschienen in »Wirtschaft und Statistik 1/2005«, herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg dankt für die freundliche Nachdruckgenehmigung.