:: 5/2005

Arbeitszeit je Erwerbstätigen im Land erstmals seit 1998 gestiegen

Die neuen Ergebnisse zum Arbeitsvolumen bieten interessante Einblicke in Entwicklungen und Niveaus der geleisteten Arbeitszeit in den einzelnen Bundesländern. Je Erwerbstätigen weisen die neuen Bundesländer die bundesweit höchsten Arbeitszeiten auf. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass die Beschäftigten dort weniger häufig Teilzeit- oder Minijobs ausüben.

Die von allen 5,34 Millionen Erwerbstätigen in Baden-Württemberg insgesamt geleistete Arbeitszeit ging im Jahr 2003 um 0,4 % auf nunmehr 7,587 Mill. Arbeitsstunden zurück. Erstmals seit 1998 stieg jedoch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen im Jahr 2003 leicht um 0,3 % auf 1 421 Stunden. Zu diesen Ergebnissen kommt das Statistische Landesamt bei der Analyse der soeben abgeschlossenen Arbeitsvolumenberechnung nach Bundesländern 1998 bis 2003 des Arbeitskreises »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder«. Das Arbeitsvolumen umfasst die tatsächlich geleistete Arbeitszeit aller Erwerbstätigen, die als Arbeitnehmer (Arbeiter, Angestellte, Beamte, Richter, ausschließlich geringfügig Beschäftigte, Soldaten) oder als Selbstständige bzw. als mithelfende Familienangehörige eine auf wirtschaftlichen Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben. Bezahlte, aber nicht geleistete Arbeitsstunden wie Jahresurlaub, Erziehungsurlaub, Feiertage, Kurzarbeit oder krankheitsbedingte Abwesenheit zählen nicht zum Arbeitsvolumen.

Der jüngste Rückgang der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden war vor allem konjunkturell bedingt. Die nur schwache Konjunktur zwang zahlreiche Arbeitgeber zum Personalabbau, sodass die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2003 um fast 40 000 bzw. 0,7 % zurückgegangen war. Dass dennoch die Zahl der pro Erwerbstätigen geleisteten Arbeitsstunden im Jahr 2003 erstmals seit 1998 zugenommen hat, dürfte auf eine ganze Reihe von Faktoren zurückzuführen sein, wie unter anderem den Wegfall der Begrenzung auf höchstens 15 Wochenstunden bei Minijobs durch die Einführung des Zweiten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt zum 1. April 2003, Verlängerungen der Wochenarbeitszeiten oder geringere krankheitsbedingte Fehlzeiten.

Die neuen Ergebnisse zum Arbeitsvolumen bieten auch interessante Einblicke in Entwicklungen und Niveaus der geleisteten Arbeitszeit je Erwerbstätigen nach Bundesländern. Aufgrund der unterschiedlichen Bedeutung einzelner Arbeitsformen und deren zeitlicher Entwicklung in den alten und neuen Bundesländern liegt die geleistete Arbeitszeit je Erwerbstätigen in den neuen Bundesländern spürbar über dem Niveau der alten Länder. Im Jahr 2003 arbeitete ein Erwerbstätiger beispielsweise in Brandenburg 109 Stunden und in Sachsen 89 Stunden mehr als sein Arbeitskollege in Baden-Württemberg (Schaubild). In den neuen Bundesländern ist die Arbeitszeit je Vollzeit-, Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigten in der Regel länger als in den alten Bundesländern. Hinzu kommt, dass in den neuen Bundesländern weniger häufig in Teilzeit gearbeitet wird als in den alten Bundesländern. Ende Juni 2003 betrug der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den insgesamt sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den neuen Ländern und Berlin-Ost nur 14 bis 15 %, im früheren Bundesgebiet dagegen zwischen 15 und 18 %, in West-Berlin sogar bei fast 20 %. Auch die so genannten Minijobs oder geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnisse bis zu einem Monatsverdienst von 400 Euro, die als alleinige Haupttätigkeit ausgeübt werden, spielen in Ostdeutschland keine so große Rolle wie in den westlichen Bundesländern. Im Jahr 2003 übten in den neuen Bundesländern (ohne Berlin) knapp 9 % aller Erwerbstätigen eine ausschließlich geringfügig entlohnte Tätigkeit aus, in den alten Bundesländern lag der Anteil mit 12 % spürbar höher (Tabelle 1).

In der Skala der geleisteten Arbeitszeit je Erwerbstätigen stehen die neuen Bundesländer daher an der Spitze. Die Niveau-Unterschiede in der Arbeitszeit je Erwerbstätigen gegenüber den neuen Bundesländern haben sich in den letzten Jahren jedoch verringert. Im Jahr 1998 hatte das durchschnittliche Arbeitspensum eines in Baden-Württemberg Erwerbstätigen noch 143 Stunden unter dem der neuen Bundesländer gelegen, im vergangenen Jahr waren dies nur noch 98 Stunden. Im Vergleich zum Durchschnitt der alten Bundesländer wurde 2003 in Baden-Württemberg 4 Stunden weniger gearbeitet.

Nicht nur in einzelnen Bundesländern, auch in den einzelnen Wirtschaftsbereichen gibt es z. T. erhebliche Unterschiede bezüglich der durchschnittlich geleisteten Arbeitszeit (Tabelle 2). In der baden-württembergischen Land- und Forstwirtschaft leistete 2003 ein Erwerbstätiger 1 853 Arbeitsstunden, deutlich mehr als im Produzierenden Gewerbe mit 1 445 Stunden. Noch geringer war das Arbeitspensum je Erwerbstätigen in den stark von Teilzeit geprägten Dienstleistungsbereichen. Durchschnittlich kam dort ein Erwerbstätiger lediglich auf 1 395 Stunden.