:: 5/2005

Statistisches Monatsheft Mai 2005

Wie geht’s den Familien?

Die Familienwissenschaftliche Forschungsstelle des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg hat im Auftrag des Sozialministeriums die Situation der Familien und insbesondere die von Migrantenfamilien analysiert und wichtige Strukturen und Entwicklungen offen gelegt. Wesentliche Ergebnisse des in zwei Bänden veröffentlichten Familienberichts 2004 bzw. des Migrationsberichts 2004 werden hier der interessierten Öffentlichkeit vor- und zur Diskussion gestellt. Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen Punkten können den vom Sozialministerium Baden-Württemberg veröffentlichten Berichten entnommen werden.

Kinderreichtum und Erwerbstätigkeit der Eltern

Auch in kinderreichen Familien, und zwar in etwa jeder zweiten, sind der Vater und die Mutter erwerbstätig – die Väter üblicherweise in Vollzeit und die Mütter in Teilzeit. Außerdem sind von 100 Müttern mit drei und mehr Kindern 14 vollzeiterwerbstätig, selbst dann, wenn sie kleinere Kinder haben. Kinderreiche, allein erziehende Eltern sind besonders häufig und dann eher vollzeiterwerbstätig. Der wesentliche Grund für eine Teilzeitbeschäftigung kinderreicher Mütter sind persönliche oder familiäre Verpflichtungen und wohl vergleichsweise selten die Schwierigkeit, eine Vollzeiterwerbstätigkeit zu finden.

Der Gesundheitssektor in der Region Ostwürttemberg

Das Gut »Gesundheit« hat einen hohen Stellenwert. Allein die Tatsache, dass sich die Ausgaben für Gesundheitsgüter und -dienstleistungen in Baden-Württemberg auf rund 30 Mrd. Euro pro Jahr belaufen, belegt dies eindrucksvoll. Diese Summe entspricht einem Zehntel der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Das ökonomische Potenzial dieses Marktes hat zur Herausbildung eines vielseitigen Gesundheitssektors geführt. Pflegeheime, Rettungsdienste sowie die pharmazeutische und medizintechnische Vorleistungsindustrie gehören ebenso zu diesem Wirtschaftsbereich wie Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser. Von überragender Bedeutung ist die Beschäftigungswirkung des Gesundheitssektors. Sie soll im Folgenden am Beispiel der Region Ostwürttemberg beschrieben werden.

Südwestkonjunktur 2004: Im Plus dank Exportboom

2005: Ohne Schwung

Die baden-württembergische Wirtschaft hatte 2004 wieder Tritt gefasst. Vor allem dank der erstarkten Auslandsnachfrage nach Gütern aus Baden-Württemberg fand der Südwesten nach zweijähriger Konjunkturflaute auf den Wachstumskurs zurück. Das Bruttoinlandsprodukt, als Maß für die im Land erstellten Güter und Dienstleistungen, konnte 2004 mit real 292,3 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr um 1,6 % zulegen. Zum Jahreswechsel 2004/05 erreichte die Konjunktur in Baden-Württemberg jedoch ihren Höhepunkt und schwächt sich seitdem ab, nachdem im Winter 2004/05 sowohl der Export als auch die Binnennachfrage deutlich an Schwung verloren.

Forschungs- und Entwicklungsintensive Industriezweige in Baden-Württemberg

Forschungs- und Entwicklungsintensive (FuE-intensive) Industriezweige haben in Baden-Württemberg ein überdurchschnittlich hohes Gewicht. Im Jahr 2004 trugen sie hier zu Lande knapp ein Fünftel zur gesamten Wirtschaftsleistung bei, im Bundesdurchschnitt dagegen nur gut ein Zehntel. Im Vergleich mit den nicht FuE-intensiven Industriezweigen hat sich der Technologiesektor Baden-Württembergs seit Mitte der 90er-Jahre deutlich besser entwickelt. Im Jahr 2003 waren erstmals mehr Personen in FuE-intensiven Branchen beschäftigt als in nicht FuE-intensiven Industriezweigen.

Arbeitsproduktivität und Lohnstückkosten im Standortvergleich

Was begründet einen Standortvorteil? Die Antwort besteht aus Vorsprüngen gegenüber Konkurrenten bei einer Reihe von Faktoren, wie beispielsweise rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder Zugang zu technologischem Wissen und Innovationsfähigkeit, aber auch »weichen« Bestimmungsgrößen wie Produktdesign und -qualität. Im vorliegenden Beitrag sollen Arbeitsproduktivität und Lohnstückkosten der Gesamtwirtschaft als zwei ausgewählte Standortfaktoren dargestellt werden.

Dabei stellt die Arbeitsproduktivität einen Maßstab für den Leistungsstand einer Volkswirtschaft dar, denn je leistungsfähiger eine Volkswirtschaft ist, desto mehr kann mit einem bestimmten Arbeitseinsatz produziert werden. Die Lohnstückkosten bringen das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Faktors Arbeit zum Ausdruck. Hohe Lohnstückkosten sind per se nicht negativ zu bewerten, sondern können auch Spiegelbild einer hoch qualifizierten Beschäftigtenstruktur und hoher Personalintensität sein. Im internationalen Vergleich liegt die Arbeitsproduktivität Baden-Württembergs knapp 8 % über dem Durchschnitt der EU 25, die Lohnstückkosten entsprechen etwa dem Durchschnitt der EU 25.

Arbeitszeit je Erwerbstätigen im Land erstmals seit 1998 gestiegen

Die neuen Ergebnisse zum Arbeitsvolumen bieten interessante Einblicke in Entwicklungen und Niveaus der geleisteten Arbeitszeit in den einzelnen Bundesländern. Je Erwerbstätigen weisen die neuen Bundesländer die bundesweit höchsten Arbeitszeiten auf. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass die Beschäftigten dort weniger häufig Teilzeit- oder Minijobs ausüben.

Die Top-Branchen in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs

Wenn man die Betriebe Baden-Württembergs nach ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit in Branchen einteilt und nach der Beschäftigtenzahl je Branche sortiert, lässt sich ein so genannter Branchenspiegel der Top-Branchen jedes Stadt- und Landkreises aufstellen. Betrachtet man lediglich die Grobeinteilung nach Wirtschaftssektoren (entsprechende Branchen zusammengefasst), ist klar, dass die meisten Beschäftigten in der Mehrzahl der Kreise nach wie vor im Verarbeitenden Gewerbe tätig sind. Denn das Verarbeitende Gewerbe vereinigt in sich die meisten (Teil-)Branchen, wie zum Beispiel die Automobilindustrie und deren Zulieferer, den Maschinenbau oder die Metall verarbeitende Industrie. In den übrigen Kreisen ist der Dienstleistungssektor am größten. Teilt man die Wirtschaftssektoren jedoch in die einzelnen Branchen auf, tritt die erstaunliche Tatsache zutage, dass in vielen Kreisen das Gesundheitswesen die Bedeutung industrieller Branchen, wie zum Beispiel des Maschinenbaus, als Arbeitgeber übertrifft. In den Stadtkreisen Karlsruhe und Mannheim gibt eine Vielzahl von Unternehmensdienstleistern den anteilsmäßig meisten Beschäftigten Arbeit. Im Stadtkreis Pforzheim ist traditionell der Einzelhandel (einschl. Versandhandel) als Arbeitgeber besonders wichtig.

Knapp die Hälfte der Internetsurfer bestellt Waren und Dienstleistungen online

Das Internet gewinnt als Zugang zum Kunden für Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Dies hat das Statistische Landesamt im Rahmen der dritten europaweiten Umfrage zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in privaten Haushalten im Jahr 2004 festgestellt. Einen wichtigen Aspekt stellt in diesem Zusammenhang der E-Commerce – also der Handel mit Waren und Dienstleistungen im Internet – dar. Am häufigsten wurden im 1. Quartal 2004 Printmedien im Internet nachgefragt.

Der landwirtschaftliche Grundstücksmarkt im Südwesten

Seit nunmehr 30 Jahren werden die Eigentumsübertragungen von landwirtschaftlichen Grundstücken von den Statistischen Landesämtern systematisch beobachtet. Aussagen über die Höhe der Grundstückspreise und deren Bestimmungsgründe zählen seitdem zum festen Bestandteil statistischer Informationen im Bereich der Landwirtschaft. Sie sind dort nicht wegzudenken, weil Grund und Boden die Basis jedweder landwirtschaftlicher Produktion darstellt. Als Produktionsfaktor ist Grund und Boden ein knappes Gut und unbeweglich. Dies sind die Ursachen, warum der landwirtschaftliche Grundstücksmarkt sich in räumlich eng begrenzte Teilmärkte gliedert, in denen regional sehr unterschiedliche Faktoren preisbestimmend sind.

»Euro gleich Teuro« – so falsch ist das gar nicht: Wahre, gemessene und wahrgenommene Inflation

Obwohl es statistisch widerlegt ist, hält sich seit der Einführung des Euro im breiteren Publikum die Meinung, der Übergang zur Einheitswährung habe zu übermäßigen Preiserhöhungen geführt. Der Autor des folgenden Beitrags legt dar, dass die Diskrepanz zwischen ausgewiesener und wahrgenommener Inflation daran liegt, dass herkömmliche Preisindizes der Art und Weise, wie Menschen Preisbewegungen wahrnehmen, nicht Rechnung tragen. Preisbewegungen bei Posten des täglichen Lebens fallen viel stärker auf als Veränderungen des statistischen Durchschnitts. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg dankt Prof. Brachinger und der Neuen Züricher Zeitung. für die freundliche Nachdruckgenehmigung des folgenden Beitrags. Prof. Brachinger arbeitet zurzeit zusammen mit dem Statistischen Bundesamt an der Berechnung eines Indexes der wahrgenommenen Inflation für Deutschland.

Emissionen im Straßenverkehr: Entwicklung bis 2020

Der Straßenverkehr wird in den nächsten 15 Jahren weiter zunehmen. Beim Pkw-Verkehr ist bis 2020 mit einer Steigerung der Jahresfahrleistungen auf den Straßen im Land um bis zu 13 %, beim Lkw-Verkehr sogar um bis zu 37 % zu rechnen. Trotz des steigenden Verkehrsaufkommens werden aber die Emissionen von Luftschadstoffen durch die bereits festgelegten neuen Abgasnormen weiter spürbar verringert. Bei den Ozon-Vorläufersubstanzen, den Stickoxiden und flüchtigen Kohlenwasserstoffen sind beachtliche Minderungsraten von über 50 % bis 2020 erreichbar. Auch bei Feinstäuben ist je nach Schnelligkeit der Flottenerneuerung durch Fahrzeuge, die den strengeren Abgasnormen genügen, eine Verringerung um 35 bis 44 % möglich. Anders beim wichtigsten Treibhausgas CO2; da hier nachgeschaltete Maßnahmen nicht greifen, ist wegen der steigenden Jahresfahrleistungen ohne die rasche und breite Einführung von CO2-neutralen Kraftstoffen und Antriebssystemen mit einem weiteren Anstieg der Emissionen zu rechnen.

Der Wohnungsmarkt in Freiburg 2004

Ergebnisse einer Auswertung von Wohnungsanzeigen in Freiburger Zeitungen

Nachdem Mitte der 90er-Jahre der Mietwohnungsmarkt in Freiburg im Breisgau (in der Stadt) sehr angespannt war, hatte er sich in den Jahren 1996 bis 1999 durch eine starke Bautätigkeit in Rieselfeld und Vauban deutlich entspannt. Dementsprechend hat der Anteil der Angebote aus der Stadt zwischen 1995 und 1997 um 13 Prozentpunkte zugenommen. Die nachlassende Bautätigkeit seit dem Jahre 2000 hat aber wieder zu einer Verknappung geführt, und der Anteil der Angebote aus dem Umland beträgt seither rund 60 %. Seit dem Jahr 2003 zeichnet sich ein Trendwechsel zur Entspannung auf dem Anzeigenmarkt ab. Die Anzahl der Angebote ist deutlich gestiegen und das Verhältnis zur Nachfrage hat sich stark verbessert. Vor allem das Angebot bei den Einzelzimmern und kleinen Wohnungen mit weniger als drei Zimmern hat deutlich zugenommen. Am schlechtesten ist das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bei großen Wohnungen und bei Häusern. Was die Entwicklung der Mietpreise angeht, so sind diese überwiegend konstant. Lediglich bei Einzelzimmern und bei Einzimmerwohnungen sind in den letzten Jahren die Preise stark gestiegen und liegen in der Stadt weiterhin deutlich höher als im Umland.

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg bedankt sich bei Herrn Willmann vom Amt für Statistik der Stadt Freiburg für die freundliche Abdruckgenehmigung.