:: 7/2005

Binnenschifffahrt 2004: Niveau von 2002 noch nicht wieder erreicht

Die Europäische Kommission hat im Weißbuch »Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellungen für die Zukunft«1 die Rolle der Binnenschifffahrt als wettbewerbsfähigen alternativen Verkehrsträger betont. Die Kommission sieht dabei die Binnenschifffahrt als ein Schlüsselelement an, um die wachsende Überlastung von Straßen und Schiene zu verringern. Durch den regenarmen Sommer 2003 konnten in Baden-Württemberg in jenem Jahr jedoch nicht die bisher üblichen Transportmengen befördert werden. Unter diesen Bedingungen stiegen im Jahr 2004 die Mengen der ein- und ausgeladenen Güter dann um 4,8 % gegenüber dem Vorjahr an. Das Niveau von 2002 mit seinerzeit rund 35,5 Mill. Tonnen konnte aber noch nicht wieder erreicht werden. Allerdings ist im Containerverkehr eine weiter steigende Tendenz zu beobachten, wenngleich auch hier das trockene Jahr 2003 zunächst seine Spuren hinterlassen hatte.

Güterumschlag erreichte noch nicht wieder das Niveau von 2002

Die Bilanz des Güterumschlags für die Binnenschifffahrt schloss im Jahr 2004 mit einem deutlichen Plus von 4,8 % gegenüber dem Vorjahr ab. In den baden-württembergischen Häfen, Lösch- und Ladeplätzen wurden insgesamt 33,1 Mill. Tonnen Güter ein- oder ausgeladen. In Schaubild 1 wird sichtbar, dass im zweiten Halbjahr 2004 der Umschlag gegenüber dem Vorjahr stärker zugenommen hat. Besonders die großen Häfen am Oberrhein sowie der Hafen Stuttgart meldeten wieder steigende Ein- und Ausladungen. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Jahr 2003 aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage und bedingt durch die lang anhaltenden Niedrigwasserstände auf den wichtigsten Binnenwasserstraßen – insbesondere dem Rhein – mit nur noch 31,6 Mill. Tonnen die seit 1962 niedrigste Menge umgeschlagen wurde.

Ein Vergleich mit dem Jahr 2002 (siehe Schaubild 2) zeigt allerdings, dass die seinerzeit umgeschlagene Menge von 35,5 Mill. Tonnen zwei Jahre später noch nicht wieder erreicht werden konnte: es fehlten 2004 noch gut 2,4 Mill. Tonnen, um dieses Ergebnis zu erreichen (- 6,8 %).

Verglichen mit dem Jahr 2003 legte der Güterumschlag im Schifffahrtsverkehr 2004 bei einigen Warenarten deutlich zu. Die stärksten Steigerungen weist Tabelle 1 aus.

Dagegen verzeichnete die Gütergruppe »Andere Nahrungs- und Futtermittel« einen Rückgang von knapp 3 %, denn im Jahr 2004 wurden mit 1,7 Mill. Tonnen rund 52 000 Tonnen weniger als im Jahr davor verschifft.

Große Häfen haben aufgeholt – der Versand ins Ausland hat zugelegt

In den fünf größten Häfen Baden-Württembergs wurde 2004 wieder ein stärkerer Güterumschlag als im Vorjahr gemeldet. Am Oberrhein verzeichneten die Häfen Mannheim mit 7,7 Mill. Tonnen 10,5 %, Karlsruhe mit 6,7 Mill. Tonnen 7,6 % und Kehl mit knapp 3,6 Mill. Tonnen 9,0 % mehr Umschlag. Die großen Neckarhäfen Heilbronn und Stuttgart meldeten mit 4,3 Mill. Tonnen bzw. 1,1 Mill. Tonnen 1,1 % bzw. 4,8 % mehr Ein- und Ausladungen als im Jahr 2003. Allerdings konnte noch keiner dieser Häfen – bis auf Kehl – wieder die Umschlagsmenge des Jahres 2002 erreichen. Alle Häfen, Lösch- und Ladeplätze am Oberrhein zusammen wiesen 2004 knapp 5 %, am Neckar sogar 13 % weniger Güterumschlag auf als zwei Jahre zuvor.

Im Jahr 2004 bezogen sich 41 % des Güterumschlags in Baden-Württemberg auf den Empfang und Versand von Waren innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, das heißt, deutlich mehr als die Hälfte der Umschlagsmenge in Höhe von insgesamt 33,1 Mill. Tonnen wurden im grenzüberschreitenden Verkehr erbracht (Schaubild 3). Mit einem Ladungsanteil von ebenfalls 41 % waren Transporte von und nach Holland genauso bedeutend wie der innerdeutsche Verkehr. Auf Fracht aus und nach Belgien entfielen 10 % des Umschlags.

Insbesondere der Versand von Gütern aus Baden-Württemberg in ausländische Häfen hat sich positiv entwickelt: Wurden im Jahr 2003 etwas mehr als 6 Mill. Tonnen registriert, so waren es 2004 fast 1 Mill. Tonnen mehr, die ins Ausland versandt wurden, was einem Zuwachs um 16,6 % entspricht. Mit dieser Steigerung wurde sogar der Wert des Jahres 2002 wieder erreicht. Über 64 % der ins Ausland versendeten Güter gehören den Gütergruppen »Steine und Erden« sowie »Erdöl, Mineralölerzeugnisse und Gase« an.

Wesentlich geringer zugenommen hat hingegen mit 1,6 % der Empfang von Gütern aus dem Ausland. Mit 12,2 Mill. Tonnen hat jedoch gerade der Empfang von Waren im grenzüberschreitenden Verkehr die bei weitem größte Bedeutung im Güterumschlag der heimischen Binnenschifffahrt. Der Versand von Gütern aus baden-württembergischen in andere deutsche Häfen betrug 2004 demgegenüber insgesamt 8 Mill. Tonnen, empfangen wurden 5,5 Mill. Tonnen. Im Lokalverkehr des Landes wurden knapp 4,4 Mill. Tonnen registriert; das sind, bezogen auf den Gesamtumschlag von 33,1 Mill. Tonnen, 13,1 %.

Containerumschlag erreicht neuen Höchststand

Im Rahmen des deutschen und europaweiten Verkehrssystems kommt den Containern besondere Bedeutung zu. Als Vorteil der Verladung in Containern werden – neben dem Schutz der Güter – insbesondere das problemlose Entladen der genormten Behälter in den Hafenterminals sowie die guten Umlademöglichkeiten auf andere Verkehrsträger gesehen. Im Containerverkehr haben sich zunehmend die sechs oder zwölf Meter langen Container durchgesetzt (20- bzw. 40-Fuß-Container). In diesen Behältern werden keine Massengüter, sondern überwiegend Stückgut und hochwertige Güter transportiert.

Auch der Containerverkehr war von dem Niedrigwasserstand 2003 auf den Schifffahrtsstraßen betroffen. Der Containerumschlag konnte aber nach einer Wachstumspause im Jahr 2003 wieder deutlich zulegen. Bezogen auf eine standardisierte Containergröße, nämlich den 20-Fuß-Standardcontainer, wurden in den Häfen Mannheim, Karlsruhe, Kehl, Weil und Stuttgart im Jahr 2004 insgesamt 209 215 TEU (Twenty-foot-Equivalent-Unit) umgeschlagen (Tabelle 2). Das entspricht – entgegen dem Gesamttrend – einem Wachstum von 14,7 % gegenüber dem Vorjahr und bedeutet einen neuen Höchststand. Sogar das Ergebnis von 2002 mit seinerzeit 189 658 TEU wird noch um 10,3 % übertroffen. Bezieht man die Umrechnungsgröße TEU auf die Anzahl der Container, so wird deutlich, dass – verglichen mit 1995 – immer größere Container transportiert werden. Die besondere überregionale Bedeutung der Verkehrsbeziehungen wird auch im Containertransport erkennbar, denn sowohl beim Empfang als auch beim Versand der Container werden weniger als 2 % aus bzw. nach deutschen Häfen registriert, das heißt, fast der gesamte Umschlag erfolgt grenzüberschreitend. Entsprechend hat der reine Lokalverkehr innerhalb Baden-Württembergs hier mit 2 439 TEU nur einen geringen Anteil von 1,2 %.

1 Europäische Kommission (2001): Weißbuch – Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellung für die Zukunft, Luxemburg, S. 46.