:: 5/2006

Dienstleistungsbranchen in Baden-Württemberg

Eine Betrachtung der Verkehrs- sowie Immobilienbranche, Vermietung beweglicher Sachen und der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen

Der wirtschaftliche Strukturwandel der letzten Jahrzehnte hat in den Industrieländern maßgebliche Spuren hinterlassen. Auch in Baden-Württemberg, das traditionell noch stark mit dem Produzierenden Gewerbe in Verbindung gebracht wird, vollzog sich der klassische Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft. Mittlerweile beträgt der Anteil des Dienstleistungssektors zwei Drittel sowohl an der Bruttowertschöpfung als auch an den Erwerbstätigen des Bundeslandes. Der Dienstleistungsbereich ist dabei ein sehr heterogen besetzter Wirtschaftsbereich, der die unterschiedlichsten Branchen sowie Tätigkeitsfelder umfasst. Es zählen dazu private Unternehmen ebenso wie die öffentliche Verwaltung.

Der Beitrag konzentriert sich auf die beiden Dienstleistungsbereiche »Verkehr und Nachrichtenübermittlung« sowie »Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen«, die seit dem Berichtsjahr 2000 im Rahmen der Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich statistisch erfasst werden.

Der Dienstleistungssektor erstreckt sich über die verschiedenartigsten Branchen und Tätigkeitsfelder, die in der strukturellen Betrachtung und konjunkturellen Entwicklung ein ebenso unterschiedliches Bild abgeben. Das Spektrum des Dienstleistungsbereichs umfasst dabei folgende Wirtschaftsabschnitte:

  • Handel,
  • Gastgewerbe,
  • Verkehr und Nachrichtenübermittlung,
  • Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen,
  • Kredit- und Versicherungsgewerbe,
  • Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung,
  • Erziehung und Unterricht,
  • Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen,
  • Erbringung öffentlicher und persönlicher Dienstleistungen.

Im Rahmen der amtlichen Statistik werden bislang nur die ersten vier Wirtschaftsabschnitte des Dienstleistungssektors erfasst und ausgewertet. Im Folgenden wird der Fokus auf die Struktur der beiden Bereiche »Verkehr und Nachrichtenübermittlung« und »Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen« gelegt (i-Punkt).

In der Verkehrsbranche 109 000 Personen beschäftigt

Im Jahr 2003 waren rund 10 300 baden-württembergische Unternehmen im Wirtschaftsbereich I »Verkehr und Nachrichtenübermittlung« des Dienstleistungssektors tätig. Rund 9 500 Unternehmen (92 %) widmeten sich dabei Aufgaben im Verkehrsbereich und ca. 800 Unternehmen arbeiteten an der Nachrichtenübermittlung. In diesen Dienstleistungsbranchen waren insgesamt über 130 000 Personen tätig, die einen Gesamtumsatz von knapp 14 Mrd. Euro erwirtschafteten (Tabelle). Daraus leitet sich ein Umsatz je Unternehmen von 1,4 Mill. Euro ab. Knapp 80 % der Unternehmen beschäftigten maximal 9 Personen und die durchschnittliche Unternehmensgröße betrug 13,5 tätige Personen pro Unternehmen.

Die Verkehrsbranche setzt sich aus Unternehmen und Einrichtungen mit Tätigkeiten in Verbindung mit der Personen- und Güterbeförderung im Linien- und Gelegenheitsverkehr auf Schiene und Straße, zu Schiff und in der Luft zusammen. Des Weiteren zählen hierzu Unternehmen mit Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr, so zum Beispiel der Betrieb von Bahnhöfen, Häfen und Flughäfen, Parkhäusern und Parkplätzen, Frachtumschlag und Lagerei und der Verkehrsvermittlung mit Reisebüros und Reiseveranstaltern sowie Speditionen.

Über 6 700 Unternehmen waren im Personen- und Gütertransport auf Straße und Schiene tätig und stellten somit mit 71 % den größten Anteil an den Verkehrsunternehmen. Hinzu kamen noch 100 Unternehmen der Schifffahrt und 80 Unternehmen der Luftfahrt. Knapp 2 600 Unternehmen (27 %) hatten ihren Arbeitsschwerpunkt in Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr oder der Verkehrsvermittlung. Die Unternehmen der gesamten Verkehrsbranche erwirtschafteten 2003 einen Jahresumsatz von 12,5 Mrd. Euro und beschäftigten rund 109 000 Personen, davon 89 % als Lohn- und Gehaltsempfänger. Rund 41 % der Verkehrsunternehmen zählten hierbei statistisch zu den »größeren Unternehmen«, da sie einen Jahresumsatz von mehr als 250 000 Euro erzielen. Ihr Anteil am Gesamtumsatz der Branche belief sich auf 95 % und sie beschäftigten 87 % aller tätigen Personen. Die Unternehmen des Landverkehrs, der Schifffahrt sowie Luftfahrt sind zu 79 % Einzelunternehmen, 13 % Kapital- und 8 % Personengesellschaften. Die Unternehmen der Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr oder der Verkehrsvermittlung sind hingegen nur knapp zur Hälfte (49 %) Einzelunternehmen, 32 % sind Kapital- und 19 % Personengesellschaften.

Die Investitionen der Verkehrsunternehmen lagen 2003 bei knapp 1 Mrd. Euro, was einer Investitionsquote1 von knapp 8 % entspricht. Überdurchschnittlich hoch war die Investitionsquote mit 36 % dabei im Bereich des Eisenbahnverkehrs.

Im Bereich der Nachrichtenübermittlung waren im Jahr 2003 im Land rund 800 Unternehmen aktiv. Darunter waren 740 Unternehmen (93 %) private Post- und Kurierdienste, die restlichen Unternehmen waren Fernmeldedienste. In den Unternehmen der Nachrichtenübermittlung erwirtschafteten rund 30 000 tätige Personen einen Jahresumsatz von 1,2 Mrd. Euro. Die privaten Post- und Kurierdienste erbrachten davon rund 900 Mill. Euro Umsatz (75 %) und beschäftigten über 28 000 Personen (93 %). Bei Fernmeldediensten waren über 1 000 Personen tätig und die Unternehmen erzielten knapp 400 Mill. Euro Umsatz. Der Anteil der Lohn- und Gehaltsempfänger an den tätigen Personen betrug im Bereich der Nachrichtenübermittlung 84 %. Die Unternehmen der Nachrichtenübermittlung investierten insgesamt 44 Mill. Euro, das waren 3,5 % des Umsatzes.

Dominanz der Klein- und Kleinstunternehmen

In den fünf Dienstleistungssparten des Wirtschaftsabschnitts K (i-Punkt) waren in Baden-Württemberg im Jahr 2003 rund 87 400 Unternehmen und Einrichtungen mit knapp 560 000 Personen tätig (Tabelle). Sie erzielten rund 58 Mrd. Euro Umsatz, woraus sich ein Umsatz je Unternehmen von 0,7 Mill. Euro errechnete. Dabei erwirtschafteten nur 22 % der Unternehmen und Einrichtungen einen Jahresumsatz von 250 000 Euro und mehr. Es entfielen allerdings 90 % des Gesamtumsatzes auf diese »großen« Unternehmen und diese beschäftigten rund 78 % aller tätigen Personen dieses Wirtschaftsabschnitts.

Der sehr heterogen besetzte Wirtschaftsbereich K umfasst Unternehmen und Einrichtungen, die Dienstleistungen für die Wirtschaft, den Staat sowie für private Haushalte anbieten. Die wirtschaftliche Tätigkeit liegt schwerpunktmäßig in den Bereichen Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen ohne Bedienungspersonal, Datenverarbeitung und Datenbanken, Forschung und Entwicklung sowie Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen. Vor allem das letztgenannte Tätigkeitsfeld stellt über die Hälfte der Unternehmen dieses Wirtschaftsbereichs. Es umfasst die Freiberufler, wie zum Beispiel Rechts-, Steuer- und Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer, Architekten und Ingenieure. Des Weiteren zählen technische, physikalische und chemische Untersuchungsbüros, die Werbebranche, Personalvermittlung, Wach- und Sicherheitsdienste, das fotografische Gewerbe und Gebäudereinigung dazu.

Die Unternehmen der »sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen« waren im Jahr 2003 sowohl umsatzbezogen mit 27 Mrd. Euro (45 %) als auch bezogen auf die im Unternehmen tätigen Personen mit einer Anzahl von knapp 400 000, die stärkste Wirtschaftsgruppe. Die nächste Position nahm die IT-Branche mit über 16 Mrd. Euro Umsatz (28 %) und 76 000 tätigen Personen ein. Die Unternehmen des Grundstücks- und Wohnungswesens erwirtschafteten einen Umsatz von rund 11 Mrd. Euro und beschäftigten 65 000 Personen, wobei hier nur 40 % Lohn- und Gehaltsempfänger sind. Auf die Unternehmen mit Vermietung beweglicher Sachen entfiel ein Umsatz von annähernd 4 Mrd. Euro (6 %) mit knapp 11 000 tätigen Personen. Die Forschungs- und Entwicklungsunternehmen verzeichneten 0,8 Mrd. Umsatz (1 %) mit fast 14 000 Beschäftigten.

Die Unternehmen des gesamten Wirtschaftsbereichs K investierten im Jahr 2003 insgesamt 7,0 Mrd. Euro, dies sind knapp 13 % ihres Umsatzes. Den höchsten Anteil (34 %) gemessen am Umsatz investierte der Bereich Vermietung beweglicher Sachen ohne Bedienungspersonal. Dies sind beispielsweise Unternehmen, die Fahrzeuge, Bau- oder Büromaschinen vermieten oder auch Gebrauchsgüter. In der IT-Branche waren es dagegen nur 9 %. Im Bereich Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen waren es 10 %.

Der ganze Wirtschaftsbereich wird dominiert von Klein- und Kleinstunternehmen. So waren in 91 % der insgesamt 87 400 Unternehmen und Einrichtungen maximal 9 Personen tätig. In nur 0,7 % der Unternehmen waren dagegen mehr als 100 Personen beschäftigt. Die durchschnittliche Unternehmensgröße betrug 6,4 tätige Personen pro Unternehmen.

1 Investitionsquote = Investitionen im Verhältnis zum Umsatz.