:: 12/2006

Baden-Württemberg ist in der EU die Region mit der höchsten Innovationsfähigkeit

Der Innovationsindex stellt die Innovationsfähigkeit Baden-Württembergs in einer einzigen Kennzahl übersichtlich dar und ermöglicht so einen internationalen und regionalen Vergleich. Nach der erstmaligen Berechnung 2004 stellt das Statistische Landesamt nun den Innovationsindex 2006 mit aktuellen Daten vor. Danach liegt Baden-Württembergs Innovationsfähigkeit innerhalb der Europäischen Union nach wie vor auf Platz 1. Nirgendwo in Europa ist der Beschäftigtenanteil industrieller Hochtechnologiebranchen höher und nirgendwo werden – bezogen auf die Bevölkerungszahl – mehr Patente angemeldet als in Baden-Württemberg. Die Hightech-Hochburgen des Landes sind der Landkreis Böblingen, der Bodenseekreis sowie die Landeshauptstadt Stuttgart.

Konzept des Innovationsindex

Der Innovationsindex wurde sowohl für die EU-Länder und -Regionen als auch für die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs in zwei Stufen berechnet. Mithilfe der jeweils aktuellsten normierten Werte von sechs Innovationsindikatoren – dazu zählen zum Beispiel FuE-Ausgaben, FuE-Personal, Patentanmeldungen sowie Beschäftigte in industriellen Hochtechnologie- und wissensintensiven Dienstleistungsbranchen – wurde zum einen der Teilindex »Niveau« berechnet, der Aufschluss über den technologischen Istzustand der untersuchten Gebiete gibt. Der zweite Teilindex »Dynamik« setzt sich aus den jahresdurchschnittlichen Veränderungsraten dieser sechs Innovationsindikatoren seit Ende der 90er-Jahre zusammen und gibt damit Hinweise auf die mittelfristige Entwicklung der Innovationsfähigkeit. Die beiden Teilindizes wurden zum Innovationsindex zusammengefasst, wobei der Niveauindex ein Gewicht von 75 % erhielt. Da für die EU-Regionen und für die baden-württembergischen Kreise nicht die gleichen Innovationsindikatoren vorlagen, wurde der Innovationsindex für die beiden Untersuchungsräume mithilfe verschiedener, inhaltlich aber ähnlicher Einzelindikatoren berechnet (Details siehe i-Punkt). Die Indexwerte für die Regionen und die baden-württembergischen Kreise sind jedoch nicht miteinander vergleichbar.

Die Untersuchung berücksichtigt auf EU-Ebene insgesamt 68 Länder und Regionen.1 Um eine bessere räumliche Vergleichbarkeit zu erreichen, wurden die großen EU-Staaten Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Vereinigtes Königreich gemäß der EU-Gebietssystematik NUTS2 in sogenannte NUTS-1-Regionen zerlegt.3 Dies entspricht in Deutschland den Bundesländern.

Baden-Württemberg: weiterhin Innovationsregion Nr. 1 in der EU

Baden-Württemberg ist in der Europäischen Union erneut die Region mit der höchsten Innovationskraft. Ausschlaggebend für die Spitzenposition Baden-Württembergs im EU-weiten Innovationsranking ist vor allem die außerordentlich starke technologische Basis des Landes. Nirgendwo anders sind der Anteil der Erwerbstätigen in industriellen Hochtechnologiebranchen und die Patentdichte höher als im Südwesten Deutschlands. So arbeiteten im Jahr 2004 rund 19 % aller Berufstätigen in industriellen Hochtechnologiebranchen. Im europäischen Durchschnitt (EU-25) liegt dieser Anteil unter 7 %. Weiterhin wurden nach vorläufigen Angaben für das Jahr 2003 – bezogen auf 1 Mill. Einwohner – von einheimischen Erfindern über 300 Patente4 beim Europäischen Patentamt angemeldet, während es im Durchschnitt aller 25 EU-Länder weniger als 70 Patente waren. Auch bei der FuE-Ausgabenintensität5 und der FuE-Personalintensität6 liegt Baden-Württemberg mit 3,9 bzw. knapp 2 % jeweils auf Rang 4 und damit auf einem europäischen Spitzenplatz.

Wesentlich schwächer abgeschnitten hat das Land dagegen mit Rang 46 beim Anteil der Erwerbstätigen in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen – dazu zählen zum Beispiel Forschungsinstitute sowie Finanz- und Unternehmensdienstleister. Der vergleichsweise geringe Erwerbstätigenanteil in wissensintensiven Dienstleistungen ist aber auch ein Spiegelbild der großen Bedeutung industrieller Hochtechnologiebranchen im Land, die zudem viele Dienstleistungsfunktionen im Unternehmen selbst ausführen.

Weitere Regionen mit einer außerordentlich hohen technologischen Leistungskraft sind Berlin, die französische Hauptstadtregion Île de France, Schweden und Bayern. Sie belegen im Innovationsindex 2006 – mit deutlichem Abstand zum Spitzenreiter Baden-Württemberg die Plätze 2 bis 5. Die übrigen deutschen Bundesländer verteilen sich im europäischen Ranking zwischen Rang 7 (Hessen) und Rang 50 (Sachsen-Anhalt) und decken damit das gesamte Spektrum zwischen vorderem und hinterem Feld ab. Unter den neuen EU-Mitgliedsländern schneidet Slowenien mit Rang 31 am besten ab. Zypern, die spanischen Regionen Centro und Sur, Lettland und die zu Spanien gehörenden kanarischen Inseln belegen die letzten Plätze im Ranking des Innovationsindex (Tabelle 1).

Im Vergleich zu 2004, als der Innovationsindex erstmals berechnet wurde, hat es im Innovationsindex 2006 in der Spitzengruppe kaum Veränderungen gegeben. Baden-Württemberg und Berlin bleiben auf den Plätzen 1 und 2, Bayern auf Platz 5. Die französische Hauptstadtregion Île de France und Schweden belegen 2006 die Plätze 3 und 4 und haben damit gegenüber 2004 die Plätze getauscht.

Hervorragendes technologisches Niveau in Baden-Württemberg

Die starke technologische Basis Baden-Württembergs spiegelt sich im ersten Platz des Landes im Teilindex »Niveau« wider. Wesentliche Ursache für das hohe technologische Niveau ist die Tatsache, dass Unternehmen wie zum Beispiel DaimlerChrysler, Bosch, Heidelberger Druckmaschinen, Voith, ZF Friedrichhafen, IBM, Hewlett Packard und Agilent Technologies ihren Hauptsitz oder bedeutende Tochterunternehmen in Baden-Württemberg haben. Diese Unternehmen verfügen hierzulande nicht nur über enorme FuE-Kapazitäten, sondern zählen auch zu den größten Patentanmeldern Deutschlands und Europas. Ergänzt werden die Innovationskapazitäten dieser Großunternehmen durch ein Netzwerk innovativer Zulieferer und Dienstleister sowie ein dichtes Netz von Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen.

Hinter Baden-Württemberg liegen die Île de France, Berlin, Schweden und Bayern an der Spitze des Niveauindex. Dies sind in leicht abweichender Reihenfolge die gleichen EU-Länder und -Regionen, die bereits im Gesamtindex vorne liegen. Gemeinsam ist diesen »Spitzenregionen« eine hohe Forschungsintensität: Sowohl beim Ranking der europäischen Länder und Regionen nach der FuE-Ausgabenintensität als auch beim Ranking nach der FuE-Personalintensität sind sie unter den ersten acht zu finden.

Baden-Württemberg und Bayern profilieren sich in der Spitzengruppe darüber hinaus als Regionen mit starker Hightechindustrie, ablesbar am Erwerbstätigenanteil der Hightechindustriebranchen und an der Patentdichte. Bayern liegt bei diesen beiden Indikatoren im europäischen Ranking jeweils auf Platz 2 hinter Baden-Württemberg.

Eine hohe Bedeutung wissensintensiver Dienstleistungen kennzeichnet dagegen den anderen Teil der Spitzengruppe. Der Anteil der Erwerbstätigen in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen liegt in der Île de France, in Schweden und in Berlin bei etwa 47 %. Ein höherer Anteil wird innerhalb der EU mit 53 % nur in der Region um London gemessen. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg sind es knapp 31 %, im Durchschnitt der 25 EU-Länder 33 %. In den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen ist der Anteil der Hochqualifizierten im Durchschnitt höher als in der Hightechindustrie. Folglich finden sich Berlin, die Île de France und Schweden auch im europäischen Ranking nach dem Indikator für das Qualifikationsniveau, dem Beschäftigtenanteil in wissenschaftlich-technischen Berufen, auf den Plätzen 1, 3 und 4. Bei der Patentdichte schneiden die innovationsstarken Dienstleistungsregionen im europäischen Vergleich zwar schlechter ab als Baden-Württemberg und Bayern, die Île de France und Schweden liegen mit 158 bzw. 137 Patenten je 1 Mill. Einwohner aber immerhin auf den Plätzen 4 und 8 des Rankings.

Dynamikindex: Hohes Ausgangsniveau dämpft die Entwicklungsdynamik des Landes

Der sogenannte Dynamikindex bildet die mittelfristige Entwicklung der Innovationskraft ab. Das Ranking der europäischen Länder und Regionen nach diesem Index ergibt ein völlig anderes Bild als beim Niveauindex. Mit Rang 40 bleibt Baden-Württemberg beim Dynamikindex weit hinter der europäischen Spitze zurück, befindet sich dabei allerdings in bester Gesellschaft. Auch die übrigen Spitzenreiter des Niveauindex zeigen im europäischen Vergleich eine eher langsame Verbesserung ihrer Innovationsfähigkeit: Das schlechte Abschneiden Baden-Württembergs im Dynamikindex ist wesentlich auf die im europäischen Vergleich geringe Steigerung der FuE-Ausgabenintensität, der FuE-Personalintensität und der Patentdichte zurückzuführen. Dies sind allerdings genau die Bereiche, in denen Baden-Württemberg bereits Spitzenniveau erreicht hat. Eine weitere nennenswerte Erhöhung setzt daher hierzulande deutlich höhere Anstrengungen voraus als in jenen Ländern und Regionen, die von einer geringen Basis aus einen »Nachholprozess« starten. Wegen des vergleichsweise geringen Ausgangsniveaus profitieren die »Aufholregionen« zudem von einem statistischen Basiseffekt, der ihre Wachstumsraten höher ausfallen lässt. Dies ist auch der wesentliche Grund dafür, dass der Teilindex »Dynamik« nur mit einem Gewicht von 25 % in den Innovationsindex eingeht. An der Position 1 von Baden-Württemberg würde sich jedoch auch dann nichts ändern, wenn die Indizes »Niveau« und »Dynamik« gleich gewichtet (50/50) zum Innovationsindex addiert werden würden.

Hightechindustrie im Land besonders dynamisch

Abweichungen von dem Muster »hohes Niveau, aber dafür geringe Dynamik« zeigen die Hightechindustrie und die wissensintensiven Dienstleister in Baden-Württemberg. Gemessen am Anteil der Erwerbstätigen ist die Bedeutung der Hightechindustrie nirgends in der EU so hoch wie in Baden-Württemberg. Trotzdem gelang hier eine weitere Steigerung: Zwischen 1997 und 2004 wuchs der Erwerbstätigenanteil der Hightechindustrie in Baden-Württemberg jährlich um durchschnittlich 1,3 %. Im europäischen Ranking reicht dies immerhin für Platz 13, denn in vielen europäischen Ländern bzw. Regionen sank der Anteil der Erwerbstätigen in der Hightechindustrie. Die »Kehrseite der Medaille« ist die, gemessen am Erwerbstätigenanteil, relativ geringe Bedeutung wissensintensiver Dienstleistungsbranchen in Baden-Württemberg. Das Land belegt hier im Niveauindex nur Rang 46 und zeigt gleichzeitig eine im europäischen Vergleich nur unterdurchschnittliche Dynamik. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 1,6 % des Erwerbstätigenanteils der wissensintensiven Dienstleistungen in Baden-Württemberg zwischen 1997 und 2004 entspricht im europäischen Ranking Platz 35. Allerdings ist die schwächere Entwicklung Baden-Württembergs in den wissensintensiven Dienstleistungen zu relativieren: Viele Produkte der in Baden-Württemberg stark vertretenen Hightechindustrie werden heute – vor allem im Maschinenbau – im Paket mit für die Kunden maßgeschneiderten, produktbegleitenden Dienstleistungen erstellt. Diese können von der amtlichen Statistik jedoch nicht entsprechend erfasst werden.

Landkreis Böblingen mit höchster Innovationskraft im Land

Auch wenn Baden-Württemberg insgesamt eine hervorragende technologische Leistungsfähigkeit attestiert werden kann, zeigen sich innerhalb des Landes doch große regionale Unterschiede. Der für die Kreise Baden-Württembergs berechnete Innovationsindex belegt, dass Baden-Württemberg seine hohe Innovationskraft in erster Linie der Region Stuttgart verdankt. Zwei Kreise der Region, der Landkreis Böblingen und der Stadtkreis Stuttgart belegen mit Rang 1 und 3 Spitzenplätze im Ranking der Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs. Eine sehr hohe Innovationskraft zeigt der Index auch für den zweitplatzierten Bodenseekreis. Die Schlussgruppe des Innovationsindex 2006 bilden der Neckar-Odenwald-Kreis, der Landkreis Waldshut, der Ortenaukreis, der Stadtkreis Pforzheim sowie der Landkreis Sigmaringen (Tabelle 2). Im Vergleich zu 2004, als der Innovationsindex des Statistischen Landesamtes erstmals berechnet wurde, hat beim Innovationsindex 2006 auf den ersten drei Plätzen des Kreisrankings ein Positionstausch stattgefunden. Der Landkreis Böblingen hat den Stadtkreis Stuttgart 2006 von Platz 1 auf Platz 3 verdrängt.

Im Ranking des Innovationsindex 2006 für die zwölf Regionen des Landes führt die Region Stuttgart vor der Region Donau-Iller7 und der Region Bodensee-Oberschwaben. Über die geringste Innovationskraft verfügen dagegen die Regionen Hochrhein-Bodensee, Heilbronn-Franken und Südlicher Oberrhein. Gegenüber dem Innovationsindex 2004 hat sich auch auf den ersten Plätzen des Regionenrankings eine Veränderung ergeben. Mit der Region Donau-Iller liegt 2006 eine Region auf Platz 2, die 2004 mit Platz 6 noch im Mittelfeld rangierte. In allen drei Kreisen der Region Donau-Iller, am stärksten im Stadtkreis Ulm und im Landkreis Biberach, wurde 2006 eine höhere Innovationsfähigkeit gemessen als 2004.

Bei der Bewertung der am Ende des Landesinnovationsindex liegenden Kreise und Regionen darf nicht vergessen werden, dass es sich hierbei um die Schlussgruppe innerhalb des EU-weit innovationsstärksten Landes handelt. Ihr ungünstiges Abschneiden im Landesranking ist vor diesem Hintergrund also zu relativieren. Außerdem ist bei der kleinräumigen Betrachtung auf Kreisebene zu berücksichtigen, dass die Innovationsaktivitäten häufig über die Kreisgrenzen hinweg ins ganze Land und darüber hinaus wirken. Auf verschiedene Weise können die weniger innovationsstarken Kreise von diesen »Ausstrahleffekten« profitieren.

Technologischer Status quo ist im Bodenseekreis und im Landkreis Böblingen spitze

Die innovationsstärksten Stadt- und Landkreise verdanken ihre gute Position in erster Linie ihrer hervorragenden technologischen Basis. Daher liegen beim Niveauindex – aufgrund seines hohen Gewichts wenig überraschend – auf den ersten fünf Plätzen, in etwas abweichender Reihenfolge, die gleichen Kreise wie bereits beim Gesamtindex.

Der im Niveauindex erstplatzierte Bodenseekreis mit Friedrichshafen als wirtschaftlichem Zentrum ist untrennbar mit dem Namen »Zeppelin« verbunden. Aus dem ursprünglich von Graf Ferdinand von Zeppelin gegründeten Unternehmen gingen mehrere international tätige Technologiekonzerne hervor. Dazu zählen beispielsweise der Autozulieferer ZF Friedrichshafen und die heute zur Tognum GmbH gehörende Motoren- und Turbinenunion (MTU). Im Landesvergleich zeichnet sich die Wirtschaft des Bodenseekreises vor allem durch ihre hohe Forschungsintensität aus. Die FuE-Ausgabenintensität der Wirtschaft8 und die FuE-Personalintensität der Wirtschaft9 waren im Bodenseekreis im Jahr 2003 landesweit am höchsten.

Der beim Niveauindex auf Rang 2 liegende Landkreis Böblingen stützt sich vor allem auf seinen industriellen Hochtechnologiesektor. Der Anteil der in diesem Sektor tätigen Beschäftigten war im Kreis Böblingen mit 40 % landesweit am höchsten und fast doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt. Die FuE-Intensität der Wirtschaft im Landkreis Böblingen liegt im Kreisvergleich gemessen an den internen FuE-Ausgaben auf Platz 2, gemessen am FuE-Personal auf Platz 3. Auch die gute Platzierung des Kreises bei den Patentanmeldungen aus Wirtschaft und Wissenschaft passt in das Bild eines von industrieller Hochtechnologie geprägten Kreises. Dabei wirkt sich für den Landkreis Böblingen unter anderem seine geografische Nähe zu den Konzernzentralen in Stuttgart günstig aus. So hat beispielsweise DaimlerChrysler mit dem Werk Sindelfingen eine große Produktionsstätte im Landkreis angesiedelt und IBM verfügt in Böblingen über ein bedeutendes Entwicklungszentrum. Daneben befinden sich im Raum Böblingen Niederlassungen der ausländischen Hightechunternehmen Hewlett Packard, Agilent Technologies und Philips Semiconductors. Um diese Zugpferde herum haben sich viele kleinere und innovative Firmen angesiedelt oder sind neu entstanden, so zum Beispiel im Software-Zentrum Böblingen/Sindelfingen.

Die Innovationsstärke des im Niveauindex drittplatzierten Stadtkreises Stuttgart drückt sich vor allem in einer sehr hohen FuE-Intensität der Wirtschaft aus. Hier macht sich bemerkbar, dass Großunternehmen wie zum Beispiel DaimlerChrysler, Bosch und Behr in der Landeshauptstadt nicht nur ihren Hauptsitz, sondern auch Forschungs- und Entwicklungsstätten haben. Eine Vielzahl weiterer innovativer Groß- und mittelständischer Unternehmen, nicht zuletzt in den Branchen Software und Medien, tragen ihren Anteil zum Status der Landeshauptstadt als Innovationszentrum des Landes bei. Die technologische Leistungsstärke Stuttgarts ist darüber hinaus auf ein dichtes Netz von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zurückzuführen, die häufig eng mit der Wirtschaft verbunden sind. Allerdings ist die FuE-Ausgabenintensität der Wirtschaft in Stuttgart zwischen 2001 und 2003 zurückgegangen, während sie im Landkreis Böblingen und im Bodenseekreis anstieg. Im Ranking nach dem Niveauindikator FuE-Ausgabenintensität der Wirtschaft ist Stuttgart damit von Platz 2 auf Platz 4 gerutscht. Bei der Anzahl der Existenzgründungen im Hochtechnologiebereich nimmt Stuttgart im Unterschied zum Niveauindex 2004 nur noch eine gute, aber keine Spitzenstellung mehr ein. Die Zahl der Hightechgründungen je 100 000 Einwohner sank in Stuttgart zwischen 2003 und 2005 von 36 auf 22. Damit sank die Landeshauptstadt im Ranking der Kreise bei diesem Teilindikator von Platz 1 auf Platz 9. Inwieweit es sich dabei um eine Trendwende oder um eine kurzfristige Schwankung handelt – auch dies ist angesichts der relativ niedrigen Fallzahl, die hier zugrunde liegt, denkbar – wird die Entwicklung der kommenden Jahre zeigen. Der Rückgang der FuE-Ausgabenintensität der Wirtschaft und der Hightechexistenzgründungen je 100 000 Einwohner waren ausschlaggebend dafür, dass Stuttgart 2006 seinen 1. Platz beim Niveauindex und beim Gesamtindex abgeben musste.

Die Kreise mit der schwächsten technologischen Basis im Land sind die Landkreise Ortenaukreis, Waldshut und Sigmaringen. Im Regionenranking des Niveauindex belegen die Region Heilbronn-Franken und die Region Südlicher Oberrhein die letzten Plätze.

Landkreis Heilbronn erhöht seine Innovationsfähigkeit am stärksten

Der Teilindex »Dynamik« zeigt an, wie sich mittelfristig die Innovationsfähigkeit entwickelt hat. Im Dynamikindex 2006 liegen die Landkreise Heilbronn, Freudenstadt und Heidenheim auf den ersten Plätzen. Sie zeigten in den letzten Jahren die stärkste Verbesserung ihrer Innovationsfähigkeit. Die schwächste Entwicklung war laut Dynamikindex in den Stadtkreisen Baden-Baden und Pforzheim sowie im Landkreis Emmendingen zu beobachten.

Im Regionenvergleich erhöhte die Region Mittlerer Oberrhein ihre Innovationskraft am stärksten. Von den vier zu dieser Region gehörenden Kreisen liegen drei, der Stadtkreis Karlsruhe, der Landkreis Karlsruhe und der Landkreis Rastatt, unter den 12 bestplatzierten Kreisen im Dynamikindex. Platz 2 im Regionenvergleich belegt die Region Ostwürttemberg, zu der der im Kreisranking »Dynamik« auf Platz 3 liegende Landkreis Heidenheim gehört. Die Regionen Südlicher Oberrhein und Schwarzwald-Baar-Heuberg belegen die letzten Plätze im Ranking des Dynamikindex.

Der Landkreis Heilbronn hat in den letzten Jahren beim Ausbau seiner technologischen Leistungsfähigkeit die größten Fortschritte erzielt und belegt im Teilindex Dynamik den 1. Platz. Die im Vergleich aller Stadt- und Landkreise des Landes beste Entwicklung zeigte der Landkreis Heilbronn bei der FuE-Ausgabenintensität und der FuE-Personalintensität der Wirtschaft und beim Anteil der Beschäftigten in wissensintensiven Dienstleistungen. Eine gute Position (Platz 3) belegt der Landkreis außerdem bei der Entwicklung des Anteils der Beschäftigten in Hightechindustriebranchen. Begünstigt wird die gute Platzierung des Landkreises Heilbronn im Dynamikindex von seinem relativ geringen Ausgangsniveau. Im Niveauindex 2006 hat der Kreis mit Rang 15 einen Platz im Mittelfeld erreicht. Wichtige FuE-Standorte finden sich im Landkreis Heilbronn beispielsweise in Abstatt und in Hardthausen-Lampoldshausen. In Abstatt hat die Robert Bosch AG in den letzten Jahren ein bedeutendes Entwicklungszentrum für Bremssysteme aufgebaut. Das baden-württembergische Raumfahrtzentrum bei Hardthausen-Lampoldshausen besteht bereits länger. Die Standorte öffentlicher Forschungseinrichtungen sind auch für die Wirtschaft interessant. So produziert beispielsweise die EADS Space Transportation in Lampoldshausen Satellitenantriebe.10

Der Landkreis Freudenstadt ist vor allem wegen der starken relativen Zunahme der Existenzgründungen in Hochtechnologiebranchen zwischen 2003 und 2005 auf Platz 2 des Dynamikrankings gestiegen. Da sich der Zuwachs an Hightechgründungen auf einem sehr niedrigen absoluten Niveau vollzog, ist die Aussagekraft dieses Indikators allerdings sehr eingeschränkt.11

Im Landkreis Heidenheim sind die relativ starke Zunahme des Anteils der Beschäftigten in wissensintensiven Dienstleistungen und der Forschungsintensität der Wirtschaft Ursache für das Erreichen von Platz 3 im Dynamikindex. Dies ist umso beachtlicher, als der Landkreis Heidenheim diese Dynamik mit einem bereits hohen technologischen Niveau verbindet: Im Niveauindex 2006 liegt er auf Rang 6.

1 Von den 25 EU-Ländern wurde lediglich Malta nicht berücksichtigt, da nur für 5 der 12 Indikatorenreihen Werte vorlagen.

2 Nomenclature des unités territoriales statistiques.

3 Die Größe Polens würde ebenfalls eine Untersuchung nach Regionen rechtfertigen. Aufgrund einer Revision der Regionalstatistik in Polen standen jedoch im Unterschied zu 2004 keine Dynamikindikatoren für die polnischen Regionen zur Verfügung.

4 Vorläufiger Wert. Aufgrund einer Umstellung des Berechnungsverfahrens bei Eurostat ist dieser Wert nicht mit Angaben für frühere Jahre vergleichbar.

5 FuE-Ausgaben insgesamt bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt.

6 FuE-Personal insgesamt bezogen auf die Erwerbspersonen.

7 Baden-württembergischer Teil.

8 Interne FuE-Ausgaben in der Wirtschaft bezogen auf die Bruttowertschöpfung der Wirtschaftsbereiche Verarbeitendes Gewerbe und Grundstückswesen, Unternehmensdienstleistungen.

9 FuE-Personal in der Wirtschaft bezogen auf die Erwerbstätigen der Wirtschaftsbereiche Verarbeitendes Gewerbe und Grundstückswesen, Unternehmensdienstleistungen.

10 Quelle: Stuttgarter Zeitung, 1. Juli 2006.

11 Die Zahl der Existenzgründungen in Hochtechnologiebranchen hat sich im Landkreis Freudenstadt zwischen 2003 und 2005 von 3 auf 10 erhöht.