:: 12/2006

Statistisches Monatsheft Dezember 2006

Wenn Erwachsene wieder zur Schule gehen

Der zweite Bildungsweg in Baden-Württemberg

Der zweite Bildungsweg bietet Weiterbildungswilligen, die nicht mehr schulpflichtig sind, eine zweite Chance, den Realschulabschluss, die Fachhochschulreife oder die fachgebundene bzw. allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Gemeinsame Voraussetzung für die Teilnahme an einer Einrichtung des zweiten Bildungswegs ist dabei eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine mehrjährige Berufstätigkeit. Gut 15 500 Erwachsene haben im Schuljahr 2005/06 in Baden-Württemberg eine Einrichtung des zweiten Bildungswegs besucht: knapp 6 600 eine der 67 allgemeinbildenden Abendrealschulen, Abendgymnasien und Kollegs und gut 8 900 eine der 127 beruflichen Schulen des zweiten Bildungswegs. Das waren 0,5 % mehr als im Vorjahr und knapp 40 % mehr als vor 5 Jahren.

Einzeldaten der Bevölkerungsstatistik

Die natürliche Bevölkerungsbewegung in Deutschland

Die Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter erleichtern wissenschaftlichen Einrichtungen den Zugang zu faktisch anonymen Einzeldaten aus nahezu allen Bereichen der amtlichen Statistik. Vor diesem Hintergrund beschreibt der folgende Beitrag Entstehung und Inhalte von amtlichen Mikrodaten zur natürlichen Bevölkerungsbewegung. Für Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle werden dabei ausgewählte Merkmale näher betrachtet, wodurch ein erster Eindruck von den Analysemöglichkeiten vermittelt wird.

Familien, Kindergeld und Einkommensteuer

Die Landesstiftung Baden-Württemberg hat innerhalb ihres Programms »Familienforschung« die FamilienForschung Baden-Württemberg beauftragt, ein Projekt zur Einkommenssituation und Besteuerung von Familien durchzuführen. Ausgewählte Ergebnisse des Projekts werden hier vorgestellt. Sie beziehen sich auf Aspekte einer familiengerechten Besteuerung im Rahmen der Einkommensteuer. Gerechte Besteuerung gilt als zentrales Besteuerungsziel. Um Familien im Sinne einer gerechten Besteuerung im Einkommensteuerrecht zu berücksichtigen, ist das Existenzminimum des Steuerpflichtigen und seiner Familie zu verschonen. Dieser Forderung des Bundesverfassungsgerichts wurde mit dem Zweiten Familienförderungsgesetz von 2001 nachgekommen. Gegenüber 1998 hat sich die steuerliche Familienförderung soweit verbessert, dass zumindest die existenzminimalen Aufwendungen sowie der Betreuungs-, Erziehungs- und Ausbildungsbedarf für Kinder mit Freibeträgen gesichert werden. Dennoch bestehen zwischen einkommensschwachen und einkommensstarken Familien bedeutsame Belastungsunterschiede. Auch das Kindergeld kann diese nicht ausgleichen. Ausgerechnet die quantitativ bedeutsame Regelung des Ehegattensplittings setzt am Status der Ehe und nicht der Familie an. Insoweit besteht eine Schieflage zwischen Ehe- und Familienförderung.

Frühe Elternschaft und Ausbildung – ein unlösbares Problem?

Während »Elternschaft und Erwerbstätigkeit« derzeit ein viel diskutiertes Thema ist und hier durch familienfreundliche Maßnahmen wie Teilzeitarbeit, flexible Arbeitszeiten und Telearbeitsplätze einiges in Bewegung gekommen ist, führt das Thema »Elternschaft und Ausbildung« ein Schattendasein. Dennoch gibt es einen nicht unerheblichen Anteil junger Frauen, die relativ früh Kinder bekommen. Die Vereinbarkeit von früher Elternschaft und beruflicher Qualifizierung gestaltet sich jedoch häufig schwierig.

Baden-Württemberg ist in der EU die Region mit der höchsten Innovationsfähigkeit

Der Innovationsindex stellt die Innovationsfähigkeit Baden-Württembergs in einer einzigen Kennzahl übersichtlich dar und ermöglicht so einen internationalen und regionalen Vergleich. Nach der erstmaligen Berechnung 2004 stellt das Statistische Landesamt nun den Innovationsindex 2006 mit aktuellen Daten vor. Danach liegt Baden-Württembergs Innovationsfähigkeit innerhalb der Europäischen Union nach wie vor auf Platz 1. Nirgendwo in Europa ist der Beschäftigtenanteil industrieller Hochtechnologiebranchen höher und nirgendwo werden – bezogen auf die Bevölkerungszahl – mehr Patente angemeldet als in Baden-Württemberg. Die Hightech-Hochburgen des Landes sind der Landkreis Böblingen, der Bodenseekreis sowie die Landeshauptstadt Stuttgart.

Jedem Haushalt eine Wohnung!

Zur Entwicklung des Wohnungsbestandes in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gab es Ende 2005 fast 4,88 Mill. Wohnungen. Dieses und weitere Fortschreibungsergebnisse basieren auf der Gebäude- und Wohnungszählung und den zur Fortschreibung herangezogenen Daten der Baufertigstellungs- und Abgangsstatistik. Der Wohnungsbestand hat seit den letzten Zählungsergebnissen für 1986 kontinuierlich um insgesamt rund 1,06 Mill. Wohnungen zugenommen. Das entspricht etwa 28 %. Demgegenüber steht im gleichen Zeitraum ein Bevölkerungszuwachs um rund 15 %.

Auf dem Wohnungsmarkt wirksam wird jedoch primär der Bedarf des Haushalts als Ganzes. Die Haushaltszahl stieg seit 1986 wegen der kleiner gewordenen Haushalte aber deutlich stärker als die Bevölkerungszahlen, nämlich um gut 23 %. Dennoch besagen bereits diese wenigen Eckzahlen, dass sich die durchschnittliche Versorgung der Bevölkerung und der Haushalte mit Wohnraum in den letzten rund 20 Jahren merklich verbessert hat.

Beitrag der Abfallwirtschaft zur Verringerung der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg

Die Abfallwirtschaft leistet durch die schrittweise Einstellung der Deponierung und die stark ausgeweitete energetische und stoffliche Verwertung von Siedlungsabfällen einen erheblichen Beitrag zur Minderung der Treibhausgasemissionen. Insgesamt summierten sich die Emissionen an Treibhausgasen in Baden-Württemberg im Jahr 2004 auf 84 Mill. Tonnen (t) CO2-Äquivalente. Das waren gut 6 Mill. t (knapp 7 %) weniger als 1990. Fast die Hälfte (43 %) dieser Minderung geht auf die Abnahme der Methanemissionen aus Deponien im Land zurück.

Neben diesem direkten Beitrag der Abfallwirtschaft zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen um immerhin 2,6 Mill. t wurden im Jahr 2005 zusätzlich durch die thermische Verwertung von Abfällen in Müllverbrennungs- und Feuerungsanlagen rund 1,1 Mill. t CO2 und durch die stoffliche Verwertung von Siedlungsabfällen fast 0,4 Mill. t CO2 indirekt vermieden.

Öffentlicher Haushalt und Wirtschaftsentwicklung des Landes Baden-Württemberg

Staatliche Ausgabenpolitik stellt ein Politikfeld dar, welches von den politisch Verantwortlichen und der Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wird. Das wird nicht zuletzt an den Diskussionen um die Erfüllung des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes deutlich. Dieses Jahr wird in Deutschland der Anteil der Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte am Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraussichtlich unter 3 % liegen, nachdem diese Marke zuletzt vier Mal in Folge überschritten wurde. Auch in Baden-Württemberg wird der Entwicklung des Landeshaushalts vonseiten der Politik besondere Bedeutung beigemessen. So hat sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2011 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Vor diesem Hintergrund soll dargestellt werden, wie sich die Einnahmen, die Ausgaben und das Haushaltsdefizit des Landes Baden-Württemberg im Zeitablauf entwickelt haben. Anschließend wird untersucht, inwieweit ein Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und konjunkturellen Schwankungen einerseits und fiskalpolitischen Kenngrößen des Landes andererseits besteht.

Datenmeldung über Internet gewinnt zunehmend an Bedeutung

Seit 2003 können meldepflichtige Betriebe und Personen bei inzwischen 36 Statistiken ihre Daten via Internet an das Statistische Landesamt schicken. Für den Berichtsmonat August 2006 haben nun erstmals bei einer wichtigen Wirtschaftsstatistik 56 % und somit mehr als die Hälfte aller Berichtspflichtigen ihre Meldungen über diesen neuen Erhebungsweg abgegeben. Im Jahr 2006 werden es insgesamt bereits über 120 000 Fragebogen sein, die in elektronischer Form übermittelt werden. Die Entlastung der Auskunftgebenden steht hierbei im Vordergrund, aber auch bei den Arbeitsabläufen im Statistischen Landesamt ergibt sich ein beträchtliches Rationalisierungspotenzial. Der Statistische Verbund versucht zurzeit eine noch weitergehende Modernisierung der Datenerhebung durch die Einführung der Software eCore zu erreichen. Mit dieser Anwendung wird eine direkte Schnittstelle zu firmeninternen Berichts- oder Rechnungswesen installiert, sodass die für die Statistik erforderlichen Informationen ohne manuelle Eingriffe vollautomatisiert und medienbruchfrei an ein zentrales gemeinsames Internetportal beim Bundesamt gesendet werden können.

Zum Verhaltenskodex der europäischen Statistik

Der Ausschuss für das Statistische Programm (ASP) hat 2004 eine Task Force unter deutscher Beteiligung eingerichtet, um einen Verhaltenskodex für das Europäische Statistische System zu erarbeiten.

Wichtige Basis der Arbeiten der Task Force waren die Fundamental Principles of Official Statistics der UN, die Qualitätsdeklaration des Europäischen Statistischen Systems von 2001 und die Qualitätsstandards des Internationalen Währungsfonds (IWF).