:: 4/2007

Im Blickpunkt: Die Gemeinde Kappel-Grafenhausen im Ortenaukreis

Aus der Vielzahl der Daten, die im Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) sowie unter www.statistik-bw.de (Regionaldaten) verfügbar sind, lassen sich für jede der 1 109 Gemeinden in Baden-Württemberg (Stand: 1. Januar 2007) weitere interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Für Kappel-Grafenhausen sind beispielsweise folgende Ergebnisse aufschlussreich (vgl. Tabelle):

  • Kappel-Grafenhausen ist offensichtlich eine attraktive Gemeinde. Zwischen 1996 und 2005 stieg die Bevölkerungszahl um knapp 12 %, während es im Ortenaukreis und im Landesdurchschnitt gerade mal rund 4 % waren. Die Gemeinde profitierte dabei nicht nur von einem wirklich ungewöhnlich hohen Geburtenüberschuss von 45 Personen je 1 000 Einwohner (der Landesdurchschnitt lag hier bei 8 Personen), sondern auch von einem Wanderungssaldo, der mit 70 Personen je 1 000 Einwohner mehr als doppelt so hoch ausfiel, wie im Landesdurchschnitt von Baden-Württemberg.
  • Die positive Bevölkerungsentwicklung schlägt sich auch in einer überdurchschnittlichen Bauaktivität nieder. Im Vergleich zu 1995 gibt es heute in der Gemeinde knapp 19 % mehr Wohnungen. Nur in 4 Gemeinden des Ortenaukreises liegt diese Veränderungsrate noch höher, während sie in Baden-Württemberg insgesamt bei rund 11 % liegt. Begünstigt wird diese überdurchschnittliche Bautätigkeit sicher auch durch relativ moderate Kosten für Bauland. Im 3-Jahres-Mittel der Jahre 2002 bis 2004 lag der Quadratmeterpreis für baureifes Land in der Gemeinde mit 89 Euro deutlich unter dem Durchschnittspreis im Ortenaukreis (117 Euro) und dem Land (165 Euro).
  • Offensichtlich wird aber Kappel-Grafenhausen überwiegend als »Wohngemeinde« genutzt. Bei einem Beschäftigtenbesatz (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsplatz je 1 000 Einwohner) von 131 Personen (Kreis- bzw. Landeswert liegen bei 343 bzw. 346 Personen) wird deutlich, dass die Gemeinde unterdurchschnittlich mit Arbeitsplätzen vor Ort ausgestattet ist. Dies führt unter anderem auch dazu, dass auf 100 Auspendler nur 23 Einpendler kommen, während die Werte für den Ortenaukreis mit 100 Auspendlern auf 99 Einpendler quasi ausgewogen sind.
  • Diese ungünstigen Arbeitsmarktbedingungen belasten auch den kommunalen Haushalt von Kappel-Grafenhausen: Die Steuerkraftmesszahl, die neben der Gewerbesteuer, den Grundsteuern A und B auch den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer umfasst, liegt hierbei deutlich unter dem Landesdurchschnitt (2005: 399 Euro gegenüber 619 Euro je Einwohner). Wesentlich günstiger ist in Kappel-Grafenhausen allerdings die Schuldenlast mit 112 Euro je Einwohner. Nur 6 Gemeinden im Landkreis haben eine noch geringere Pro-Kopf-Verschuldung bzw. sind schuldenfrei.
  • Nicht zuletzt kann die Gemeinde Kappel-Grafenhausen eine verwaltungsrechtliche Skurrilität aufweisen: das gemeindefreie Gebiet Taubergießen. Dieses Naturschutzgebiet, mit einer Fläche von ca. 1 600 Hektar steht zwar vollständig unter deutscher Hoheitsgewalt, aber rund 1 000 ha davon sind Eigentum der französischen Gemeinde Rhinau. Mit Abschluss des Vertrages zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich über die Festsetzung der Grenzen vom 14. August 1925 gelangte dieses Gebiet unter deutsche Hoheit.