:: 7/2007

100 Gründe für die amtliche Statistik

Was geschähe ohne die Informationen zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR)?

Ohne die Ergebnisse der regionalen VGR könnte der »Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung« sein Jahresgutachten nur auf Bundesebene erstellen. Die Einschätzung und Berichterstattung zur wirtschaftlichen Entwicklung und Situation der Länder würde weitgehend Interessenverbänden überlassen; die Konflikte bei Subventionsmaßnahmen oder Tarifverhandlungen würden sich verstärken.

Ohne die Ergebnisse der regionalen VGR ließe sich die Struktur- und Entwicklungsstärke bzw. -schwäche einzelner Bundesländer nur mittels umfangreicher, nicht aufeinander abgestimmter Datensammlungen anstatt mithilfe weniger relevanter Indikatoren darstellen. Es gäbe keine allgemein akzeptierten Daten. Die politische Diskussion wäre mehr durch Vermutungen als durch Tatsachen geprägt. Die Vertretung einzelner Interessen würde weiter zum Eigennutzen gesellschaftlicher Gruppen gestärkt und die parlamentarische Auseinandersetzung geschwächt.

Ohne die Daten zum Bruttoinlandsprodukt würde im Rahmen der EU-Richtlinien eine Grundlage für die Abgrenzung der Ziel 1-Gebiete im Rahmen der EU-Regionalförderung fehlen. Die Verwendung der EU-Strukturfonds würde durch die Bildung ständig wechselnder Koalitionen zu gegenseitigen Abhängigkeiten führen.

Ohne die Daten zum Bruttoinlandsprodukt würde dem börsennotierten Kapitalmarkt und dem Kreditmarkt eine wesentliche Entscheidungsgröße fehlen. Zu den internen Fehlentscheidungen des Kapitalmarktes kämen volkswirtschaftlich verursachte Unsicherheiten.

Was geschähe ohne die Informationen zur Erwerbstätigenrechnung (ETR)?

Ohne die Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung (ETR) auf Länder- und Kreisebene wären keine Rückschlüsse möglich, ob und inwieweit das wirtschaftliche Wachstum beschäftigungswirksam wird.

Des Weiteren würden ohne die Ergebnisse der ETR wichtige wirtschaftliche Kenngrößen wie Arbeitsproduktivität und Einkommen je Erwerbs-tätigen als Maßstab für Effizienz und Wohlstand fehlen.

Was geschähe ohne amtliche Daten über Unternehmen?

Ohne die Daten des Unternehmensregisters würden künftig Informationen zur Branchenstruktur aller Unternehmen und Betriebe und ihrer regionalen Verteilung fehlen. Es kann davon ausgegangen werden, dass dieses Register für Struktur-, Branchen-, Regional- und Kommunalpolitiker und für die gesamte Wirtschaft die bedeutendste Datenquelle wird. Es liefert ihnen auch Informationen zur Konzentration bzw. zur Bedeutung des Mittelstandes in unserer Wirtschaft.

Ohne das überwiegend aus administrativen Dateien gespeiste Unternehmensregister gäbe es weniger Chancen, die Befragungslast der Wirtschaft durch amtliche statistische Erhebungen zu reduzieren.

Ohne das Unternehmensregister wären Stichprobenerhebungen in vielen Wirtschaftsbereichen mangels geeigneter Auswahlgrundlagen gar nicht möglich oder zumindest schwieriger und unsicherer. Als laufend vorhandene Datenquelle ermöglicht das Unternehmensregister bei bestehenden Stichprobenerhebungen einen häufigeren Austausch der Berichtskreise (Rotation) und trägt somit zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Belastung durch statistische Erhebungen bei.

Ohne das Unternehmensregister würde in Zukunft eine der umfassendsten Datenquellen für Gewerbeansiedlungen – insbesondere im Dienstleistungsbereich – fehlen.

Ohne Gewerbeanzeigen gäbe es keine Informationen über Existenzgründungen. Die finanzielle Förderung bei der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit hätte keine planerische Basis.