100 Gründe für die amtliche Statistik
Was geschähe ohne amtliche Daten über den Bevölkerungsstand oder die Bevölkerungsstruktur?
- Ohne allgemein akzeptierte Daten über die Bevölkerungsstände der verschiedenen regionalen Ebenen (Gemeinden, Länder, Bund, EU) wären die meisten finanziellen Ausgleichsmaßnahmen, zum Beispiel der kommunale bzw. der Länderfinanzausgleich, kaum durchführbar. Fehlende objektive Bemessungsgrundlagen würden zu nicht gerechtfertigten Zuteilungen von Finanzmitteln führen.
- Ohne allgemein akzeptierte Bevölkerungsdaten gäbe es für Bundestagswahlen keine quantitative Basis für die räumliche Abgrenzung der Wahlkreise. Die vom Gesetzgeber geforderte Repräsentativität der Wahlentscheidungen wäre gefährdet.
- Ohne allgemein akzeptierte Daten über die Altersstruktur der Bevölkerung gäbe es keine verlässlichen Informationen über den Bedarf an Kinderbetreuungs- und Schuleinrichtungen. Einer vorausschauenden Planung für Bildungsinvestitionen wäre die unabdingbare Grundlage entzogen: es würde wahrscheinlich mehr im Sinne von Geltungsstreben, und damit unter Umständen am dringenden Bedarf vorbei, investiert – zum Beispiel Museumsneubauten statt Instandhaltung von Schulen.
- Ohne gesicherte Daten über die Altersstruktur der Bevölkerung und der Erwerbstätigen könnten künftige Rentenansprüche und erforderliche Beitragsleistungen fehlerhaft berechnet werden.
- Im Versicherungsbereich würden statistische Grundlagen zur Berechnung von Risiken fehlen, die Gegenstand von Versicherungsgeschäften sind, wie zum Beispiel Lebensversicherungen.
- Ohne flächendeckende Bevölkerungsdaten gäbe es keine empirische Basis für die räumliche Abgrenzung von Interessen- und Vertretungsgebieten der am Wirtschaftsleben Beteiligten. Erfolgskontrollen zum politischen und ökonomischen Handeln wären angreifbar oder unmöglich. So würde beispielsweise die Gründung von personennahen Dienstleistungsunternehmen ohne Kenntnis der demografischen Nachfragepotenziale auf brüchigem Fundament erfolgen. Am Konsum orientierte Marktpotenziale ließen sich nur schwer abschätzen; es könnte zu Marketingkonzepten und Werbeaktionen führen, die ins Leere laufen.
- Ohne sichere Daten über die Geschlechts- und Altersstruktur der Bevölkerung wären demoskopische Umfragen wegen mangelhafter Hochrechungsfaktoren wenig repräsentativ. Es käme zu korrekturbedürftigen Entscheidungen aller derjenigen, die ihre Planungen und Aktivitäten darauf aufbauen.
- Ohne sichere Daten aus der laufenden Bevölkerungsstatistik über die Struktur der Gesamtbevölkerung müssten kostengünstigere amtliche Stichproben (zum Beispiel Mikrozensus) häufiger durch teure Volkszählungen ersetzt werden. Die sehr hohen Kosten müssten nicht nur vom Bund und den Ländern, sondern vor allem durch die Kommunen gedeckt werden.
- Ohne Kenntnisse über die Gesamtbevölkerung wären aktuelle, vertrauenswürdige und allgemein akzeptierte Daten aus amtlichen Stichproben nicht möglich, da es anderswo keine genügend fein strukturierten Daten für Hochrechnungen gäbe. Gravierende methodische Schwächen bei der Aufbereitung und Analyse von Stichprobendaten wären die Folge.
- Ohne Kenntnisse über die Struktur der Gesamtbevölkerung wären Bevölkerungsvorausrechnungen und auf diesen aufbauende Bedarfsprognosen nicht möglich. Prognosen und Vorausrechnungen möglicherweise interessensgebundener Einrichtungen könnten nicht an empirisch fundierten und datengestützten Ergebnissen gemessen und bewertet werden.