:: 12/2007

Baden-Württemberg – Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt

Baden-Württemberg übt seit vielen Jahrzehnten eine besondere Anziehungskraft auf Menschen mit ausländischer Nationalität im In- und Ausland aus. Ende 2006 lebten knapp 1,18 Mill. Personen mit ausländischem Pass unter uns. Die Lebensweise und Schaffenskraft der Menschen aus fremden Ländern ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigen Teil unseres kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens geworden. Die größten Ausländergruppen im Südwesten kamen 2006 aus der Türkei, Italien und dem ehemaligen Serbien und Montenegro.1 Diese Staaten stellen auch im gesamten Bundesgebiet die drei häufigsten Ausländergruppen. Bemerkenswert ist, dass 96 % aller Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in den westlichen Bundesländern einschließlich Berlin leben.

Ausländeranteil in Baden-Württemberg 11,9 %

Am Jahresende 2006 lebten nach Auswertung des Ausländerzentralregisters fast 1,18 Mill. Männer und Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Baden-Württemberg; das waren 6 200 Personen oder 0,5 % weniger als ein Jahr zuvor. Die längerfristige Betrachtung der jährlichen Ausländerzahlen zeigt, dass die Zahl der in Baden-Württemberg lebenden Ausländer bis zum Höchststand von 1996, als fast 1,3 Mill. Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Land lebten, fast kontinuierlich gestiegen war und nunmehr seit mehreren Jahren rückläufig ist.

Bezogen auf die gesamte Einwohnerzahl des Landes änderte sich auch der Ausländeranteil2 im Laufe der Jahre. Während er 1996 mit 13,2 % den bisher in der Geschichte Baden-Württembergs höchsten Wert annahm, verringerte er sich in den vergangenen 10 Jahren stetig und betrug 2006 11,9 %. Damit besaß im vergangenen Jahr jeder 8. Einwohner in Baden-Württemberg einen ausländischen Pass, in Deutschland war es vergleichsweise nur gut jeder 11. (Ausländeranteil: 8,8 %). Unter den Flächenländern Deutschlands hatte Baden-Württemberg den höchsten Ausländeranteil, gefolgt von Hessen und Nordrhein-Westfalen, in denen 11,3 % bzw. 10,6 % der Gesamtbevölkerung eine ausländische Staatsangehörigkeit besaßen (Schaubild 1). Lediglich in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen war der Ausländeranteil im Jahr 2006 höher als in Baden-Württemberg. Mit 14,2 % lag Hamburg dabei deutlich an der Spitze. Demgegenüber war die Anziehungskraft der östlichen Bundesländer (ohne Berlin) auf Menschen mit ausländischer Nationalität eher gering. Den höchsten Ausländeranteil hatte 2006 Sachsen mit 2,8 % und den niedrigsten Sachsen-Anhalt mit 1,9 %. Insgesamt wohnten Ende 2006 nur knapp 243 000 ausländische Mitbürger in den fünf ostdeutschen Flächenländern, das waren in etwa so viele Ausländer wie allein in der Hansestadt Hamburg leben und weniger als 4 % der rund 6,75 Mill. Ausländer, die 2006 in Deutschland wohnten.

Ein Viertel der Ausländer im Südwesten mit türkischer Staatsangehörigkeit

Die in Baden-Württemberg lebenden Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit kommen aus allen Teilen der Welt. Wie die Auswertung der Daten des Ausländerzentralregisters aber zeigt, konzentriert sich die Mehrzahl der Ausländer doch in starkem Maße auf einige wenige Länder. Ende 2006 stammten rund 567 000 oder knapp 50 % aller im Südwesten wohnenden Personen mit ausländischer Nationalität allein aus den drei Staaten: Türkei, Italien oder Serbien und Montenegro.

In Schaubild 2 sind die 10 häufigsten in Baden-Württemberg vertretenen Nationalitäten dargestellt. Insgesamt stammten annähernd 860 000 oder fast drei Viertel aller in Baden-Württemberg wohnenden Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit aus einem dieser zehn Staaten.

Struktur der ausländische Bevölkerungsgruppen in den alten und neuen Bundesländern sehr unterschiedlich

Die Auswertung der Daten des Ausländerzentralregisters zeigt, dass Ende 2006 die Menschen aus der Türkei, Italien sowie die Personen aus Serbien und Montenegro auch bundesweit die ersten drei Plätze unter den Ausländern einnahmen. Die differenzierte Betrachtung der einzelnen Bundesländer macht darüber hinaus deutlich, dass die Menschen aus der Türkei nicht nur im gesamten Bundesgebiet an erster Stelle standen, sondern in insgesamt 11 der 12 alten Bundesländer einschließlich Berlin den 1. Platz unter den ausländischen Einwohnern einnahmen. Einzig im Saarland waren 2006 nicht die Menschen aus der Türkei, sondern aus Italien die Spitzenreiter unter den Ausländern. Erst an zweiter Stelle folgten hier die Personen mit türkischer Nationalität.

In den neuen Bundesländern ist eine gänzlich andere Ausländerstruktur zu beobachten. Hier leben schwerpunktmäßig Staatsangehörige aus Vietnam, der Russischen Föderation, Polen und der Ukraine. Menschen aus der Türkei wohnen dagegen eher selten in den neuen Bundesländern. Insgesamt ist zu beobachten, dass die räumliche Nähe eines Bundeslandes zum angrenzenden Ausland auch entscheidend dafür ist, dass sich Menschen aus diesen Ländern in Deutschland niederlassen. So wohnen zum Beispiel in Bayern sehr viele Österreicher, im Saarland dagegen vergleichsweise viele Franzosen, in Niedersachsen eine große Anzahl von Niederländern und in Schleswig-Holstein verstärkt dänische Staatsangehörige.

Türken zieht es vorwiegend nach Nordrhein-Westfalen, Italiener nach Baden-Württemberg

Rund 96 % aller in Deutschland lebenden Personen mit ausländischem Pass wohnten Ende 2006 in einem der alten Bundesländer. Dieses Ergebnis unterstreicht die vergleichsweise hohe Anziehungskraft der westlichen Bundesländer auf Menschen mit ausländischer Nationalität. Ein wesentlicher Grund hierfür dürfte insbesondere in den besseren Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden sein. Aber auch innerhalb der westlichen Bundesländer lassen sich je nach Nationalität regionale Schwerpunkte feststellen. So zieht es beispielsweise die Menschen aus der Türkei vor allem nach Nordrhein-Westfalen. Ende 2006 hatten rund 34 %, das war jeder dritte in Deutschland lebende türkische Staatsangehörige (584 000 Personen) seinen Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen. 17 % wohnten dagegen in Baden-Württemberg, 13 % in Bayern und 11 % in Hessen. Insgesamt lebten somit rund drei Viertel aller in Deutschland gemeldeten Türken in einem der vier Bundesländer.

Italienische Staatsangehörige konzentrierten sich dagegen vor allem auf Baden-Württemberg. 31 % aller Italiener lebten 2006 im Südwesten. Gemessen daran, dass etwa 17 % aller in Deutschland lebenden Ausländer in Baden-Württemberg wohnen, ist die Gruppe der Italiener damit überproportional stark im Land vertreten.

1 Einschließlich Staatsangehörige des ehemaligen Staatenbundes Serbien und Montenegro sowie ehemaliges Jugoslawien ohne nähere Angabe.

2 Datenquelle: Bevölkerungsfortschreibung.