:: 1/2008

Mit gebremstem Schwung ins neue Jahr 2008

Die Jahre 2006 und 2007 markierten eine Phase der Hochkonjunktur, wie sie Baden-Württembergs Wirtschaft seit der Jahrtausendwende nicht erlebt hat. Nachdem der Konjunkturindikator des Statistischen Landesamtes darauf hindeutet, dass sich das Wachstum im Jahr 2008 abschwächen wird, ist für das laufende Jahr mit einem preisbereinigten Wirtschaftswachstum von 2½ % zu rechnen. Für Gesamtdeutschland erwartet der Sachverständigenrat eine Steigerung des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,9%. Zum 3. Quartal 2008 dürfte sich die rückläufige Wachstumsrate jedoch wieder stabilisieren. Immerhin wird dieses insgesamt etwas gedämpfte Wirtschaftswachstum aber auch in diesem Jahr für einen Zuwachs an Beschäftigung sorgen.

Euro-Aufwertung – Fluch oder Segen?

Globale wirtschaftliche Zusammenhänge, die vielfach miteinander verwoben sind, sind in erster Linie dafür verantwortlich, dass sich die Perspektiven auch der Südwestwirtschaft leicht eintrüben. Die durch die Korrekturen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ausgelöste Dämpfung der dortigen Konsumnachfrage wird auch in diesem Jahr noch nicht überwunden werden können. Zudem bedeutet die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar für die industriell geprägte und exportorientierte baden-württembergische Wirtschaft zunehmend eine Belastung, da »Made in Germany« letztlich auch »(to be) paid in Euro« bedeutet: Heimische Firmen, deren Kosten in Euro und deren Auslandserlöse in Dollar anfallen, erleiden einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der US-Konkurrenz. Das gelegentlich ins Feld geführte Argument, wonach Einfuhren, die in Dollar zu begleichen sind, insbesondere Erdöl, im Gegenzug günstiger werden, trifft zwar zu, kann den negativen Effekt aber nur mildern, kaum ausgleichen oder gar überkompensieren. Um den wechselkursbedingten Kostendruck abzufedern, wird die Verlagerung von Produktion in den Dollarraum tendenziell attraktiver, was auch für kommende Lohnverhandlungen ein von Unternehmensseite vorgebrachtes Argument sein wird.

Globale Ungleichgewichte – lokale Folgen

Die durch die globalen Ungleichgewichte der Handelsströme mittelbar hervorgerufenen Folgen für die heimische Wirtschaft sind vielfältig. Angesichts des Handelsbilanzdefizits der USA auch gegenüber dem Euroraum in Verbindung mit einer schwächer werdenden US-Konjunktur dürfte der wechselkursbedingte Gewinn an Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft nicht unwillkommen sein. Die expansive Geldpolitik der US-Notenbank verstärkt über sinkende Zinsen den Druck auf den Dollar. Zwar stimuliert die Federal Reserve mit ihrer Politik auch die US-Binnennachfrage und damit ebenfalls die Nachfrage nach europäischen Gütern. Per saldo ist aber zu erwarten, dass die Nachteile für europäische Unternehmen überwiegen.

Theoretisch könnte die Europäische Zentralbank versuchen, mit Leitzinssenkungen gegenzusteuern, was auch vereinzelt gefordert wird. Ein solcher Schritt würde die Inflation jedoch anheizen, die in den letzten Monaten des vergangenen Jahres ohnehin schon auf 3 % zusteuerte und damit den Zielwert der EZB deutlich überschritten hat. Der Umstand, dass die Forderungen, den Wechselkurs im Blick zu behalten, zudem von Seiten europäischer Spitzenpolitiker erhoben werden, dürfte die auf Unabhängigkeit bedachte EZB dem Vorschlag nicht geneigter machen.

Auch der wechselkursbedingte Wettbewerbsvorteil Chinas gegenüber dem Euroraum besteht weiter. Das chinesische Verständnis für die europäischen Anliegen, die auf höchster politischer Ebene Ende November letzten Jahres bilateral erörtert wurden, ist mäßig ausgeprägt. Möglicherweise auch deshalb, weil auf einer Unterbewertung der heimischen Währung basierendes exportgestütztes Wachstum eine Strategie ist, die keineswegs in China erfunden wurde, sondern in der Vergangenheit europäische Vorbilder hatte.

Konjunktur stützt sich auf verschiedene Säulen

Da die Frühindikatoren für 2008 ein Nachlassen der Wachstumsdynamik anzeigen, nehmen die möglichen Erklärungen für den Rückgang der Zuwachsraten auch in der öffentlichen Diskussion mit Recht breiten Raum ein. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Wirtschaftsleistung weltweit wie auch in Baden-Württemberg nach wie vor steigt, und zwar im Südwesten voraussichtlich mit einer Rate, die über dem Durchschnitt der bislang in diesem Jahrtausend durchschnittlich erzielten Werte liegt. Der Grund liegt sicherlich auch darin, dass die Weltwirtschaft sich zunehmend auf verschiedene Wachstumspole stützt. Da für den für Deutschland insgesamt und auch für Baden-Württemberg mit Abstand wichtigsten Markt, den europäischen, ein solides reales Wirtschaftswachstum von 2,3 % für das Jahr 2008 erwartet wird, dürften mögliche Nachfrageschwächen anderer Märkte abgefedert werden. Die in den letzten Jahren lebhafte ausländische Nachfrage nach heimischen Gütern zieht mit gewissen Zeitverzögerungen Investitionen und Neueinstellungen im Inland nach sich. Die Auslandsnachfrage induziert damit Binnennachfrage, die auch noch wirksam ist, wenn jene vereinzelt Schwächen zeigen sollte.