:: 1/2008

Statistisches Monatsheft Januar 2008

Nichts ist so beständig wie der Wandel – Ein Jahresrückblick 2007

»Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen bauen Windmühlen.« Gemäß diesem chinesischen Sprichwort bläst der amtlichen Statistik in Deutschland und mit ihr dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg nun schon seit Jahren der Wind des Wandels ins Gesicht. Die Finanznot der öffentlichen Hand zwingt zu massiven Kosten- bzw. Personaleinsparungen, gleichzeitig wachsen die Ansprüche unserer Kunden an die statistischen Produkte und Dienstleistungen. Hinzu kommt eine politische Entbürokratisierungsoffensive, welche die amtliche Statistik zu verstärkten Anstrengungen bei der Entlastung ihrer Berichtspflichtigen zwingt. Um dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel Rechnung zu tragen, sind Statistiken und die damit zusammenhängenden Dienstleistungen immer wieder an neue Phänomene anzupassen. Der Bedarf an Informationen ist groß und unsere Kunden erwarten viel von der amtlichen Statistik. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat auch im zurückliegenden Jahr keine Schutzräume, sondern neue Windmühlen auf- und bereits bestehende ausgebaut. Doch der Wind des Wandels wehte nicht nur im fachlich statistischen Bereich. Im Jahr 2007 wechselte zudem die Amtsleitung in der Behörde.

Mit gebremstem Schwung ins neue Jahr 2008

Die Jahre 2006 und 2007 markierten eine Phase der Hochkonjunktur, wie sie Baden-Württembergs Wirtschaft seit der Jahrtausendwende nicht erlebt hat. Nachdem der Konjunkturindikator des Statistischen Landesamtes darauf hindeutet, dass sich das Wachstum im Jahr 2008 abschwächen wird, ist für das laufende Jahr mit einem preisbereinigten Wirtschaftswachstum von 2½ % zu rechnen. Für Gesamtdeutschland erwartet der Sachverständigenrat eine Steigerung des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,9%. Zum 3. Quartal 2008 dürfte sich die rückläufige Wachstumsrate jedoch wieder stabilisieren. Immerhin wird dieses insgesamt etwas gedämpfte Wirtschaftswachstum aber auch in diesem Jahr für einen Zuwachs an Beschäftigung sorgen.

Zur voraussichtlichen Entwicklung der Schülerzahlen an allgemeinbildenden Schulen bis 2015

Neue Modellrechnung für die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs

Die Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg werden künftig zurückgehen. In den 44 Stadt- und Landkreisen des Landes wird diese Entwicklung aber nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Altersstruktur der Bevölkerung im Kinder- und Jugendlichenalter sehr divergierend verlaufen: An den Grundschulen wird der stärkste Rückgang der Schülerzahlen bis zum Schuljahr 2015/16 für die ländlich geprägten Landkreise Sigmaringen und Alb-Donau-Kreis sowie den mehr verdichteten Enzkreis erwartet; dagegen wird die Schülerzahl vor allem in Heidelberg und Baden-Baden deutlich schwächer absinken.

Zur Entwicklung der Privathaushalte bis 2025

Eine Modellrechnung für die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs

Zahlreiche Entscheidungen von sozialer, wirtschaftlicher und politischer Bedeutung werden nicht von einzelnen Personen, sondern von Personengemeinschaften oder von privaten Haushalten getroffen.

Private Haushalte treten als Käufer von langlebigen Konsumgütern auf (beispielsweise Kraftfahrzeugen); sie leisten Transferzahlungen an öffentliche Haushalte und empfangen Transfers von diesen, so zum Beispiel Wohngeld. Bei der Ermittlung des Versorgungsgrades der Bevölkerung mit Wohnungen sind die Haushalte die Bedarfsträger und damit die geeignete Bezugsgröße für entsprechende Berechnungen. Informationen über die künftige Entwicklung der Privathaushalte sind deshalb insbesondere für Planungszwecke von grundsätzlicher Bedeutung.

Die Zahl der Privathaushalte wird in Baden-Württemberg auch bei einer stagnierenden oder sinkenden Bevölkerungszahl aller Voraussicht nach weiter steigen: Bis zum Jahr 2025 könnte deren Anzahl landesweit um knapp 190 000 (+3,8 %) zunehmen. Für den Landkreis Heilbronn wird mit 11 % das höchste Plus erwartet; in den Stadtkreisen Mannheim, Stuttgart und Heidelberg sowie im Landkreis Heidenheim dürfte die Haushaltszahl – wenn auch nur geringfügig – zurückgehen. Diese Entwicklung wird mit einer weiteren Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße einhergehen.

Sozialhilfestatistik am Wendepunkt

Die Sozialhilfestatistik war seit 1963 einigen Änderungen unterworfen. Die bisher umfassendste Änderung des Sozialhilferechts erfolgte zum 1. Januar 2005 mit der Ablösung des Bundessozialhilfegesetzes und der Regelung aller Sozialhilfezweige, die eng mit der Neuregelung des Arbeitslosengeldes verbunden war. Die erwerbsfähigen Leistungsempfänger erhalten seither Arbeitslosengeld II, ihre nicht erwerbsfähigen Angehörigen Sozialgeld. Die eigentliche Hilfe zum Lebensunterhalt erhält nur noch ein eng begrenzter Personenkreis.

Im Jahr 2006 erhielten 67 200 Personen Grundsicherungsleistungen, 60 100 behinderte Menschen bekamen Eingliederungshilfen und Hilfe zur Pflege ging an 33 700 Personen. Arbeitslosenhilfe nach SGB II erhielten 2005 knapp 270 000 Bedarfsgemeinschaften, in denen etwas über eine halbe Million Menschen lebten.

Was und wie groß ist der Mittelstand?

Wenn in Wissenschaft oder Politik vom »Mittelstand« die Rede ist, so beziehen sich unterschiedliche Autoren oder Institutionen häufig auf verschiedene Kategorien von Unternehmen, also letztlich auf unterschiedliche Definitionen. Wer die Bedeutung des Mittelstandes allerdings »messen« möchte, wer also Angaben über die Anzahl oder den Anteil mittelständischer Unternehmen, über die Beschäftigten, Umsätze oder weitere Merkmale in diesen Unternehmen machen möchte, der braucht nicht nur eine quantifizierbare Definition, sondern auch entsprechende Daten, die eine solche Messung erlauben. Vor diesem Hintergrund wurden in einer vom Wirtschaftsministerium geförderten und als Gemeinschaftsprojekt des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und des Instituts für Mittelstandsforschung an der Universität Mannheim (ifm) in enger Kooperation mit dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg durchgeführten Studie die Potenziale und Grenzen des Unternehmensregisters für die Messung und Analyse des Mittelstandes in Baden-Württemberg untersucht. Der folgende Beitrag fasst wesentliche Erkenntnisse und Ergebnisse dieser Studie zusammen.

Gesamtwirtschaftliche Strukturen und Entwicklungen im Bundesländervergleich

Betrachtungen zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in drei Folgen – 2. Folge: Bruttowertschöpfung

Welche Wirtschaftsbereiche trugen den Aufschwung 2006? In jeweiligen Preisen war die Wirtschaftsleistung Deutschlands im Jahr 2006 um 3,0 % auf 2 309 Mrd. Euro angestiegen und preisbereinigt ergab sich ein Wachstum von 2,9 % gegenüber dem Vorjahr. Ging die positive Entwicklung dabei eher von den Dienstleistungsbereichen wie zum Beispiel dem Groß- und Einzelhandel, dem Gastgewerbe und dem Kredit- und Versicherungsgewerbe aus, oder waren eher Industrie und Baugewerbe die treibenden Kräfte? Gibt es regionale Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur und welche Regionen in Deutschland sind die Wachstumszentren?

20 Jahre Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg (Teil IV)

Anteil der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor Baden-Württembergs in den letzten 20 Jahren von 51 auf 65 % gestiegen

Wie in den Monatsheft-Ausgaben 10/2007, 11/2007 und 12/2007 berichtet, hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in Baden-Württemberg in den letzten 20 Jahren um 900 000 auf 5,4 Mill. erhöht. Dabei konnten die Landkreise eine positivere Arbeitsplatzbilanz vorweisen als die Stadtkreise. Im landesweiten Vergleich stehen insbesondere jene Kreise an der Spitze, die einen starken Zuwachs an Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor und gleichzeitig eine günstige Arbeitsplatzentwicklung in der Industrie aufweisen können. Im letzten Teil der Monatsheft-Reihe steht die Frage im Mittelpunkt, in welchen Wirtschaftssektoren die Erwerbstätigen arbeiten und wie weit der Strukturwandel in den Stadt- und Landkreisen während der letzten 20 Jahre fortgeschritten ist.

Armut und Reichtum in Deutschland

Eine kritische Betrachtung der »Einkommensarmut«

Armut und Reichtum lassen sich mit dem Einkommen allein nicht hinreichend erfassen. Amartya Sens Ansatz der Verwirklichungschancen, den die Bundesregierung als neuen Orientierungsrahmen ihrer Armuts- und Reichtumsberichterstattung verwendet, stellt eine geeignete Alternative dar. Sie zeigt, dass der Umfang gesellschaftlicher Ungleichheiten das Ausmaß der Einkommensungleichheiten nicht selten übertrifft. Hierauf aufbauend lässt sich eine chancenorientierte Wirtschafts- und Sozialpolitik konzipieren.

Deutscher Städte-Vergleich

Eine koordinierte Bürgerbefragung zur Lebensqualität in deutschen und europäischen Städten

Die amtliche Landesstatistik untersucht Sachverhalte und deren Veränderungen – auch für Kommunen. Sie untersucht grundsätzlich aber nicht die subjektiven Meinungen der Bürgerinnen und Bürger zu den festgestellten Sachverhalten und den Veränderungen. Das überlässt sie Demoskopen und in zunehmendem Maße der Kommunalstatistik. Gerade die kommunalstatistischen Ämter und Dienststellen haben auf diesem Untersuchungsfeld einen eindeutigen Vorsprung gegenüber der Landesstatistik. Kommunalstatistiker haben das Ohr näher am Puls der Zeit und des Ortes.

Das Landesinformationssystem Baden-Württemberg – zu den Auswertungsmöglichkeiten am Beispiel der Stadt Wertheim

Bereits Ende der 60er-Jahre begann das Statistische Landesamt mit dem Aufbau einer »Regionaldatenbank«. Ursprünglich als Planungs- und Entscheidungsinstrumentarium für staatliche Stellen aus Politik, Verwaltung und Kommunen gedacht, versteht sich das LIS heute als Informationssystem für alle. Und dass dies von der Bevölkerung auch so gesehen wird, belegt die steigende Anzahl von Anfragen auch aus dem privaten Bereich: Täglich werden etwa 28 000 Seiten unseres Internetangebots abgerufen – und ein bedeutender Teil dieser Abrufe betrifft Regionaldaten aus dem LIS.

Amtliche Statistik trifft Wissenschaft

Forschungsdatenzentrum (FDZ) der Statistischen Landesämter

Das Forschungsdatenzentrum (FDZ) der Statistischen Landesämter, mit regionalem Standort im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, ist Teil einer mittlerweile breit genutzten informationellen Infrastruktur und wird seit 2004 als Pilotprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Als Serviceeinrichtung für die Wissenschaft bietet es der wissenschaftlichen Forschung Zugang zu amtlichen Mikrodaten. In mehr als 240 Forschungsprojekten wird diese Möglichkeit bereits ergriffen. Am häufigsten werden Statistiken aus dem Bereich Mikrozensus und Bevölkerung nachgefragt, gefolgt von den Wirtschaftsstatistiken und dem Bereich Agrar und Umwelt. Der Bereich Umwelt und Baugewerbe wird dabei fachlich vom regionalen Standort Stuttgart betreut. Das Forschungsdatenzentrum der Statistischen Landesämter entwickelt das Daten- und Dienstleistungsangebot kontinuierlich und nutzerorientiert weiter. Für die Wissenschaft sind neuerdings miteinander verknüpfte Betriebs- und Unternehmensdaten aus unterschiedlichen Statistiken von besonderem Interesse.