:: 9/2008

Statistisches Monatsheft September 2008

Zwischenstation Krankenhaus – Jugendliche und der Alkohol

Das Trinkverhalten von Kindern und Jugendlichen und seine Auswirkungen rücken in den letzten Jahren zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Während in der Vergangenheit bewusst exzessiver Umgang mit alkoholischen Getränken eher in Randgruppen zu beobachten war, ist das Trinkverhalten junger Menschen und vor allem dessen unmittelbare Folgen inzwischen ein gesamtgesellschaftliches Phänomen geworden, was letztendlich auch die Politik auf den Plan gerufen hat. Ergebnisse von Trinkgelagen lassen sich verlässlich allerdings nur dann in Zahlen fassen, wenn es zu einer Notversorgung kommt. Polizei, Rettungsdienste, Ärzte und Krankenhäuser haben mit den Fällen zu tun, denen durch das übermäßige Zuführen von Alkoholika Gefahr für Leib und Leben droht. Vorkommnisse solcher Art finden sich bislang nirgends zusammengefasst dargestellt. Allein die amtliche Krankenhausstatistik ermöglicht einen Überblick über die wachsende Zahl zumindest der vollstationär versorgten jungen Alkoholpatienten. Zudem lassen sich Aussagen über die Entwicklung in den relevanten Altersjahren und zu regionalen Schwerpunkten treffen. Bei der Beurteilung dieser Ergebnisse ist dabei immer zu berücksichtigen, dass auch in diesen jungen Jahren nicht jede alkoholbedingte Ausfallerscheinung zwangsläufig im Klinikbett enden muss.

Haben Ausländerinnen in Baden-Württemberg weniger Kinder als deutsche Frauen?

Die Frage: »Wie viele Kinder haben denn die Ausländer in Baden-Württemberg?« ist berechtigterweise leicht gestellt und statistisch fundiert auch zu beantworten. Aber im Hintergrund dieser Antwort spielen Regelungen zum Staatsangehörigkeitsrecht eine wichtige Rolle. Kinder mit deutsch/ausländischen Eltern besitzen rechtlich und statistisch die deutsche Staatsbürgerschaft, seit 2000 auch die in Deutschland geborenen Kinder ausländischer Eltern. Das hat seitdem zu einem starken Rückgang der Zahl geborener Kinder mit allein ausländischer Staatsangehörigkeit geführt. Aber ebenso zu dem Problem, wie nun die statistische Zuordnung von deutschen Kindern zu ausländischen Eltern gelingt, um die oben gestellte Frage zu beantworten. Die Lösung des statistischen Problems ergibt die inhaltliche Antwort: Ausländerinnen haben nach wie vor mehr Kinder als deutsche Frauen. Diese Erkenntnis hilft aber für Vorausrechnungen zur Entwicklung der ausländischen Bevölkerung nicht weiter.

Elterngeld in Baden-Württemberg – Bilanz des ersten Jahres

Am 1. Januar 2007 wurde das bisherige Erziehungsgeld durch das Elterngeld ersetzt. Danach erhalten Eltern, die zum Zwecke der Kinderbetreuung ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, im ersten Lebensjahr ihres Kindes Elterngeld in Höhe von 67 % des entfallenden Erwerbseinkommens. In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2007 knapp 70 400 Anträge auf Elterngeld bewilligt. 10,6 % der Anträge wurden von Männern gestellt. Damit liegt das Land beim Anteil der begünstigten Väter im Bundesdurchschnitt. Fast ein Drittel der Bezieherinnen erhält nur den Mindestbetrag von 300 Euro. Das Elterngeld soll kontinuierliche Erwerbsverläufe erleichtern. Dies kann nur gelingen, wenn andere familienpolitische Maßnahmen wie außerhäusliche Kinderbetreuung die Erwerbstätigkeit nach der Elternzeit ermöglichen.

Die Berufsakademie: Eine baden-württembergische Erfolgsgeschichte

Ausbildung oder Studium? An dieser Frage ist schon mehr als ein Abiturient fast verzweifelt. In Baden-Württemberg kann man seit über 30 Jahren beides miteinander verbinden. Die Berufsakademien im Lande mit der Kombination aus Praxis im Betrieb und Theorie an der Hochschule versprechen kurze Ausbildungszeiten, anschließend attraktive Anfangsgehälter sowie gute Aufstiegschancen. Kein Wunder, dass sich die Berufsakademien zum Erfolgsmodell entwickelt haben und immer mehr junge Menschen sich für dieses duale Studium entscheiden.

Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern in Baden-Württemberg

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen weist seit 1980 – vor allem durch das stark gestiegene Angebot von Teilzeitstellen – eine sehr dynamische Entwicklung auf, während die der Männer im längerfristigen Vergleich sogar rückläufig ist. Die Berufstätigkeit von Frauen gilt heute als Selbstverständlichkeit. Eine wichtige Voraussetzung hierfür war die Angleichung des Bildungsniveaus vor allem der jungen Frauengeneration an das der jungen Männer. Nichtsdestotrotz weist der Arbeitsmarkt nach wie vor eine geschlechtsspezifische Teilung auf: Auch heute noch arbeiten Frauen vorwiegend in »typisch weiblichen« Berufen und Männer in sogenannten »Männerberufen«. In Sachen »Frauen in Führungspositionen« besteht ebenfalls noch ein erheblicher Nachholbedarf. Die Auswirkungen dieser nach wie vor bestehenden Unterschiede in der Arbeitswelt zeigen sich für viele erwerbstätige Frauen auch beim Einkommen: Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation im Durchschnitt weniger als Männer.

Zeitarbeitsbranche boomt

Die Beschäftigung in der Zeitarbeitsbranche expandiert seit Jahren mit hohen Zuwachsraten und ist inzwischen fester Bestandteil des Arbeitsmarktes.

Durch den Einsatz von Leiharbeitskräften gewinnen Arbeitgeber mehr Flexibilität und Handlungsspielräume in ihrer Personalwirtschaft. Insbesondere nach Lockerung der gesetzlichen Vorschriften zur Arbeitnehmerüberlassung im Jahr 2003 stockten die Zeitarbeitsfirmen in Baden-Württemberg ihr Personal kräftig auf. Auf der anderen Seite bietet die Zeitarbeit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Chance, verschiedene Firmen und Einsatzfelder kennenzulernen und somit den Anschluss auf dem Arbeitsmarkt nicht zu verlieren oder ganz neu ins Arbeitsleben einzusteigen.

Zur indikatorgestützten Berechnung des vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukts für Baden-Württemberg

Ansätze für eine methodische Weiterentwicklung

Aussagen zu gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen leben von ihrer Aktualität und verfügen daher über eine geringe »Halbwertszeit«. Veränderungsraten des Bruttoinlandsprodukts einer gerade abgelaufenen oder noch laufenden Periode erfreuen sich seitens der Politik, der Wissenschaft und der Öffentlichkeit großer Aufmerksamkeit. Im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung sind daher auch quartalsweise Veränderungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von großem Interesse. Entsprechende Berechnungen werden vonseiten des Arbeitskreises »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« (AK VGR dL) für die Bundesländer allerdings nicht vorgenommen. Dieser weist BIP-Veränderungsraten für die Länder für das 1. Halbjahr und jährlich aus. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg führt jedoch seit einigen Jahren eigene BIP-Quartalsberechnungen für das Land durch, die auf quartalsweise vorliegenden Indikatoren basieren. Im vorliegenden Beitrag wird am Beispiel der Bruttowertschöpfung für das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg ein ökonometrisches Verfahren zur Verteilung jährlicher VGR-Werte auf nicht beobachtete Quartalswerte angewandt, das das bisherige Verfahren künftig in wesentlichen Punkten verbessern könnte: So werden neben Veränderungsraten auch absolute Werte errechnet, wobei die Konsistenz der indikatorbasierten Quartalsrechnung mit den Jahresergebnissen unabhängig vom Berechnungsstand gewährleistet ist.

Das Gastgewerbe in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gab es im Jahr 2006 rund 27 000 Unternehmen im Gastgewerbe. In diesen Unternehmen waren ca. 195 000 Personen tätig und es wurde ein Gesamtumsatz von 6,3 Mrd. Euro erzielt. Drei Viertel der Unternehmen sind im Gaststättengewerbe angesiedelt, das Beherbergungsgewerbe stellt ein Fünftel der Unternehmen. Die restlichen Unternehmen sind Kantinen und Caterer. In der Branche dominieren die Kleinstunternehmen, so sind in vier Fünftel der Unternehmen maximal 9 Personen beschäftigt.

Ein bundesweiter Vergleich zeigt, dass in Baden-Württemberg rund 15 % des deutschen Gastgewerbes ansässig ist. Der Umsatzanteil dieser Unternehmen am Umsatz Deutschlands betrug rund 13 % und diese stellten 15 % aller Arbeitsplätze dieser Branche.

Emissionen an Klimagasen und Luftschadstoffen im Straßenverkehr Baden-Württembergs

Für das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung der Volkswirtschaft hat eine möglichst umweltschonende Mobilität von Personen und Gütern große Bedeutung. Angesichts der Diskussion um den Klimawandel spielt die Entwicklung der verkehrsbedingten Emissionen an Treibhausgasen – insbesondere an CO2 – eine bedeutende Rolle. Und neben dem Lärm stellen die Luftschadstoffemissionen im Straßenverkehr nach wie vor ein erhebliches Umweltproblem dar. Die angestrebte Verringerung der Treibhausgas- sowie der Schadstoffemissionen wird durch die insbesondere im Güterverkehr weiter steigenden Fahrleistungen erheblich erschwert. Trotz erster Erfolge bei der Verringerung liegen die CO2-Emissionen im Straßenverkehr noch über dem Niveau des Referenzjahres 1990 und bei den Stickoxid (NOX)- sowie Feinstaub-Emissionen war 2006 erstmals seit 1990 wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Im vorliegenden Beitrag werden die Jahresfahrleistungen im Straßenverkehr, die unter Klimaschutzaspekten besonders relevanten CO2-Emissionen sowie die im Hinblick auf die verbindlichen EU-Grenzwerte für die Luftbelastung besonders kritischen NOX- und Feinstaub-Emissionen differenziert nach Kraftfahrzeugarten auf den Außer- und Innerortsstraßen in Baden-Württemberg sowie in regionaler Gliederung nach Stadt- und Landkreisen betrachtet.

Direkte CO2-Emissionen in den Städten und Gemeinden Baden-Württembergs

Ergebnisse und methodische Hintergründe

Die jährlichen energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen betragen im Landesdurchschnitt 7,2 Tonnen je Einwohner, der Bundesdurchschnitt liegt bei 9,8 Tonnen. In den Städten und Gemeinden Baden-Württembergs streuen die Pro-Kopf-Emissionen zwischen 2 und über 500 Tonnen. Hauptursache für die breite Streuung ist die starke regionale Konzentration der Emissionen aus Kraftwerken und Industrie. Die direkten Kohlendioxid-Emissionen werden zunächst auf Landesebene auf der Grundlage der Energiebilanz Baden-Württembergs berechnet, ausgehend vom Landesergebnis erfolgt – teilweise mithilfe von Modellrechnungen – die Regionalisierung für die einzelnen Sektoren (beispielsweise Industrie oder Privathaushalte) auf Kreis- und Gemeindeebene. Der folgende Beitrag geht neben der Darstellung der Kohlendioxid-Emissionen vor allem auf die angewandte Berechnungsmethodik ein und gibt Hilfestellung bei der Interpretation der regionalen Ergebnisse. Der entscheidende Vorteil der Berechnungen ist die flächendeckend einheitliche Vorgehensweise und die bei Beachtung der dabei getroffenen Annahmen gegebene Vergleichbarkeit der Gemeinden untereinander.

Datenangebot und Analysepotenzial des Mikrozensus

Der Mikrozensus ist die größte amtliche Haushaltsbefragung in Deutschland. Seit 1957 wird jährlich 1 % der Haushalte befragt. In Baden-Württemberg sind jedes Jahr ca. 45 000 Haushalte mit rund 100 000 Personen in die Erhebung einbezogen, bundesweit sind es ca. 370 000 Haushalte mit rund 820 000 Personen. Hinter dem Begriff »Mikrozensus« verbergen sich in Deutschland eigentlich zwei gesetzlich angeordnete Statistiken, nämlich der Mikrozensus und die EU-Arbeitskräfteerhebung. Beide Statistiken werden in einer Erhebung durchgeführt, da die Fragenkataloge des Mikrozensus und der EU-Arbeitskräftestichprobe in hohem Maße identisch sind. Die Vorteile dieser Koppelung sind: Man reduziert die Kosten, da statt zwei Erhebungen nur eine durchgeführt wird und die Belastungen der Bürgerinnen und Bürger durch die amtliche Statistik werden minimiert. Ein weiterer wesentlicher Vorteil besteht darin, dass damit – für die gemeinsamen Merkmale von Mikrozensus und EU-Arbeitskräftestichprobe – bis in tiefere räumliche Ebenen hinein international vergleichbare Daten produziert werden. So können beispielsweise Daten über die Erwerbsbeteiligung in den Regionen Baden-Württembergs mit Ergebnissen anderer EU-Staaten verglichen werden. Der vorliegende Beitrag informiert über das Datenangebot und das Analysepotenzial des Mikrozensus.