:: 10/2008

Im Spannungsfeld zwischen Aktualität und Genauigkeit

Qualitätsaspekte der regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen

Die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) der Länder stellen das umfassendste statistische Instrumentarium der Wirtschaftsbeobachtung dar. Sie liefern für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft unverzichtbare Informationen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auf regionaler Ebene. Aber: »Wie genau sind die Daten der regionalen VGR beispielsweise zur Bruttowertschöpfung einzelner Wirtschaftsbereiche oder zum Wirtschaftswachstum in den Bundesländern und weshalb kann es zu abweichenden Ergebnissen zwischen den unterschiedlichen Berechnungsständen bei den jeweiligen Veröffentlichungsterminen kommen?«. Eine Frage, die immer wieder von interessierten Kunden, Wirtschaftsforschern und Journalisten gestellt wird. Wesentliche Anforderungen der Wirtschaftsforschung und Politikberatung an die Datenqualität sind Genauigkeit und Ergebniskonsistenz. Eine hohe Revisionsanfälligkeit erschwert die gesamtwirtschaftlichen Analysen und Konjunkturprognosen und weckt Zweifel an der Qualität statistischer Ergebnisse. Im vorliegenden Beitrag sollen das Berechnungsverfahren und die wichtigsten Abweichungsursachen zwischen den Ergebnissen der verschiedenen Fortschreibungsstufen der VGR der Länder näher erläutert werden.

Nutzeranforderungen versus Datenverfügbarkeit

Mit der frühzeitigen Veröffentlichung generell geforderter hochaktueller Konjunktur- und Wirtschaftsdaten bewegt sich die amtliche Statistik im Spannungsfeld zwischen Aktualität und Genauigkeit. Da zum ersten Veröffentlichungstermin der Ergebnisse zum Wirtschaftswachstum in den Bundesländern für das jeweils zurückliegende Kalenderjahr Anfang Februar des Folgejahres noch nicht alle für die regionale VGR notwendigen Basisdaten zur Verfügung stehen, werden die Ergebnisse dieser Schnellrechnung zunächst auf unvollständiger Datengrundlage berechnet und zum Teil noch geschätzt. Diese vorläufigen Ergebnisse werden kontinuierlich in verschiedenen Phasen – sogenannten Fortschreibungen (FS) – mehrmals aktualisiert, indem sukzessive die jeweils neu verfügbaren statistischen Ausgangsdaten in die Berechnungen eingehen. Dabei können zwischen den verschiedenen Berechnungsständen immer wieder Abweichungen in unterschiedlicher Ausprägung auftreten.

Diese Abweichungen der regionalen VGR-Ergebnisse zur konjunkturellen Entwicklung der Industrie bzw. zur Höhe des Wirtschaftswachstums insgesamt für das Kalenderjahr 2006 (Schaubild 1) – vor allem in den neuen Bundesländern – gaben Anlass für Rückfragen verschiedener Datennutzer beim Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«, der die Regionalergebnisse der VGR in Deutschland ermittelt. In diesem Zusammenhang wurden auch zum Teil Zweifel an der Ergebnisqualität der regionalen VGR zum Ausdruck gebracht. Im Rahmen eines vom Statistischen Landesamt Sachsen organisierten VGR-Kolloquiums »Regionale Gesamtrechnungen« am 11. Juli 2008 in Dresden wurden daher Konjunkturforschern sowie Datennutzern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Möglichkeit gegeben, ihre Fragen bezüglich der Abweichungsursachen sowie zum Verfahren und zu den Spezifika der Regionalrechnung mit Fachleuten des Arbeitskreises VGR der Länder zu diskutieren. Ziel des Kolloquiums war es, insbesondere die methodischen Aspekte der unterschiedlichen Berechnungsphasen näher zu erläutern und gemeinsam mit den Datennutzern Anforderungen an die VGR-Daten zur weiteren Qualitätsverbesserung der Ergebnisse zu formulieren.

Für die im Fokus der Datennutzer stehenden Ergebnisabweichungen der regionalen Wachstumsraten ließen sich in den Kolloquiums-Beiträgen und anschließenden Diskussionen die wesentlichen Einflussfaktoren und Erklärungsansätze herausarbeiten. Neben den unterschiedlichen methodischen Konzepten zu den einzelnen Berechnungsphasen (Fortschreibungen und Originärberechnung) und insbesondere den jeweils verfügbaren länderspezifischen Datengrundlagen wirken sich auch Änderungen der Bundeseckwerte auf die Ergebnisse der regionalen VGR aus, und dies durchaus in unterschiedlicher Weise, weil die Wirtschaftsstruktur in den Ländern Unterschiede aufweist.

Von der »Schnellrechnung« des regionalen BIP zur »endgültigen« Wachstumsrate

Gesamtwirtschaftliche Ergebnisse nach Bundesländern, die sich auf eine – gemessen am verfügbaren Fundus regionalstatistischer Ausgangsdaten – weitgehend vollständige Datenbasis stützen, können vom Arbeitskreis VGR der Länder erst mit einem zeitlichen Abstand von etwa 2 Jahren als Originärberechnungen (OB) bereitgestellt werden (siehe i-Punkt). Bis zu 4 Jahre nach dem jeweiligen Berichtsjahr können sich allerdings noch Änderungen bei den Ergebnissen der Bundes-VGR ergeben, die sich entsprechend auf die Regionalrechnung auswirken. Vorbehaltlich der in größeren zeitlichen Abständen (5 bis 10 Jahre) notwendigen umfassenden Anpassungen (Revisionen) des Gesamtrechnungssystems an neue internationale Konventionen, methodische Verbesserungen und neue Datenquellen gelten die VGR-Ergebnisse dann als »endgültig«.

Da dies jedoch den Aktualitätsanforderungen für viele Verwendungszwecke nicht genügt, werden durch Schnellrechnungen bzw. Fortschreibungen der zuletzt verfügbaren Originärberechnungsdaten anhand geeigneter Indikatoren aktuellere – vorläufige – Ergebnisse erzeugt und somit die Zeitspanne bis schließlich zur OB überbrückt.

Abgestimmt auf die vom Statistischen Bundesamt bereits jeweils Mitte Januar des Folgejahres vorgelegte erste Schnellrechnung des Wirtschaftswachstums für Deutschland im zurückliegenden Jahr, veröffentlicht der Arbeitskreis VGR der Länder bisher jeweils Anfang Februar, knapp 6 Wochen nach Ablauf des Berichtsjahres ein erstes vorläufiges Ergebnis (1. Fortschreibung) zur Wirtschaftsentwicklung auf Bundesländerebene. Dargestellt werden das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das Wirtschaftswachstum sowie die Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe nach Ländern.

Tiefer gegliederte Ergebnisse zur Bruttowertschöpfung (BWS) für insgesamt 6 Hauptwirtschaftsbereiche nach Bundesländern folgen im Rahmen der 2. Fortschreibung des regionalen BIP jeweils am letzten Donnerstag im März, abgestimmt auf die detaillierten Daten der Bundes-VGR von Mitte Februar.

Sukzessives Annähern an die gesamtwirtschaftliche »Realität« bzw. …

Mit diesem Vorgehen erfüllt die VGR-Länderrechnung einen aktuellen Informationsbedarf. Dem generellen Anspruch möglichst hoher Aktualität der Konjunkturdaten steht hier jedoch eine nur eingeschränkte Datenverfügbarkeit entgegen. Dies gilt in besonderem Maße für die Schnellrechnungen des regionalen BIP bzw. der Wachstumsraten. Diese weisen in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen auf Länderebene und der Datenlage in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen zum Teil eine deutlich stärkere Ergebnisvolatilität auf als die entsprechenden VGR-Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes für Gesamtdeutschland. Nachteil der beschleunigten Rechnung und Veröffentlichung regionaler Konjunkturdaten ist allgemein eine geringere Genauigkeit der Ergebnisse mit der Folge eines höheren Überarbeitungsbedarfs.

Die Übersicht 1 zeigt die verschiedenen Berechnungsphasen des regionalen Bruttoinlandsprodukts im zeitlichen Zusammenhang anhand der jeweiligen Veröffentlichungstermine der VGR-Länderergebnisse am Beispiel des Berichtsjahres 2007.

In einem abgestuften, aufeinander aufbauenden Schätzverfahren auf das erste – vollständig mittels länderspezifischer Basisdaten ermittelte – Originärberechnungsergebnis setzen insgesamt drei Fortschreibungsphasen für die BWS auf. Damit werden nahezu 2 volle Jahre – mit unvollständiger Datengrundlage – bis zur Originärberechnung aufgefüllt.

… von der Umsatzentwicklung zur Bruttowertschöpfung

Charakteristisch für die insgesamt vier Berechnungsphasen der Fortschreibung (einschließlich Halbjahresrechnung) sind zum einen die unterschiedlichen Zeiträume, auf die sich die FS-Indikatoren zur vorläufigen Berechnung der Wirtschaftsentwicklung stützen und zum anderen die zum Teil unterschiedlichen Berechnungsphasen, die als Basis dienen. Die 1. und 2. FS stützen sich auf die 3. FS des Vorjahres und diese wiederum beruht auf der Originärberechnung des Vorvorjahres.

Zur 1. FS (der BWS des Vorjahres) stehen länderspezifische Daten aus den verschiedenen Fachstatistiken im Wesentlichen zu den Umsätzen und lediglich für die Monate Januar bis Oktober des Berichtsjahres zur Verfügung. In jenen Wirtschaftsbereichen, für die zu diesem frühen Zeitpunkt – bislang noch – keinerlei verwertbare Angaben in regionaler Differenzierung vorliegen, wie zum Beispiel in verschiedenen Dienstleistungsbereichen unter anderem im Bereich I »Verkehr und Nachrichtenübermittlung« sowie im Bereich K »Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen«, wird behelfsweise – einheitlich für alle Länder – die Konjunkturentwicklung in den nationalen VGR herangezogen (Übersicht 2).

Mit der möglichen Nutzung unterjähriger Verwaltungsdaten für konjunkturstatistische Zwecke zeichnet sich eine Verbesserung der Datengrundlagen für die Fortschreibungen der regionalen VGR insbesondere in den Dienstleistungsbereichen ab. Derzeit prüft der Arbeitskreis, ob die Daten der mit dem 2. Quartal 2007 auf ein Mixmodell aus Primärerhebung und unterjährigen Verwaltungsdaten umgestellten vierteljährlichen Dienstleistungskonjunkturstatistik für die Fortschreibungen in der VGR-Länderrechnung verwendet werden können.

Ab der 2. FS (Ende März des Folgejahres) kann dann im Allgemeinen zumindest bereits auf vollständige Jahresangaben für das jeweilige Berichtsjahr zurückgegriffen werden. Aber auch zu diesem Termin liegen in den Wirtschaftsbereichen – für die zumindest länderspezifische Umsatzdaten verfügbar sind, wie zum Beispiel für das Verarbeitende Gewerbe oder auch im Handel – noch keine Angaben zu den regionalen Vorleistungen1 vor. Diese Daten sind für eine originäre Ermittlung der Bruttowertschöpfung (BWS) erforderlich. Um die Bedeutung der Vorleistungen zu verdeutlichen: Im Verarbeitenden Gewerbe umfassen beispielsweise die Vorleistungen im Bundesdurchschnitt immerhin mehr als zwei Drittel des gesamten Produktionswertes, das heißt nur knapp ein Drittel »verbleibt« als Wertschöpfung. Die Fortschreibung der BWS bzw. das frühzeitige schätzen der regionalen Wirtschaftsentwicklung auf Basis der Umsätze gestaltet sich dabei umso zuverlässiger, je stabiler die Vorleistungsquoten sind, sowohl hinsichtlich ihrer regionalen Verteilung als auch im Zeitverlauf. Je stärker sich diese jedoch von Jahr zu Jahr ändern, umso stärker kann die tatsächliche Entwicklung der BWS von der Umsatzentwicklung abweichen.

Gerade in den letzten Jahren zeigten die Vorleistungen in der Industrie, bedingt beispielsweise durch die Ausgliederung unternehmerischer Prozesse und Funktionen (Outsourcing) oder deren Verlagerung ins Ausland (Offshoring), allerdings einen eher schwankenden Verlauf. Zum einen stieg der durchschnittliche Vorleistungsanteil im Verarbeitenden Gewerbe innerhalb der letzten 5 Jahre kräftig an, wobei vor allem die fünf neuen Länder im Durchschnitt mit knapp 72 % im Jahr 2006 eine merklich höhere Vorleistungsquote als die alten Bundesländer (gut 66 %) aufwiesen (Schaubild 2). Dies deutet auf eine sinkende Fertigungstiefe in den neuen Ländern hin und ist Ausdruck wirtschaftsstruktureller Veränderungen im Zuge der zunehmenden Globalisierung.

Zum anderen hat sich die Spanne der länderspezifischen Vorleistungsquoten im Verarbeitenden Gewerbe deutlich erhöht. Hier zeigen die alten Länder mit fast 12 Prozentpunkten Unterschied zwischen dem geringsten und dem höchsten Vorleistungsanteil erheblich größere Schwankungen auf als die neuen Länder (vgl. Schaubild 2). Wirtschaftliche Struktureffekte kommen folglich erst vollständig in den Vorleistungen zum Tragen. Die regionalspezifischen Informationen darüber sind in den VGR meist aber erst im Rahmen der 2 Jahre späteren Originärberechnung aus der Kostenstrukturerhebung (KSE) verfügbar. Aufgrund des verminderten Anteils der Wertschöpfung am Umsatz der Unternehmen stellt sich unter den gegenwärtigen Bedingungen die Frage der Werthaltigkeit von Umsatzdaten im Rahmen der Fortschreibungsverfahren der VGR-Länderrechnung.

Unstete Vorleistungsentwicklung erschwert BWS-Fortschreibung

Wie sich gerade in den letzten Jahren gezeigt hat, sind Differenzen der BWS bzw. des BIP insgesamt zwischen den jeweiligen Berechnungsständen vor allem auf die in den einzelnen Wirtschaftsbereichen regional – und immer mehr auch im Zeitablauf – stark unterschiedliche und vor allem unstete Entwicklung der Vorleistungen zurückzuführen. Der Arbeitskreis VGR der Länder trägt dieser Entwicklung im Zuge seiner Bemühungen zur Qualitätsverbesserung bereits Rechnung, um unter den geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen möglichst adäquate Regionalergebnisse auf Basis der jeweils verfügbaren länderspezifischen Ausgangsdaten bereitzustellen. So konnte mit der Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen 2005 zumindest im besonders konjunkturrelevanten Verarbeitenden Gewerbe sowie im Wirtschaftsbereich »Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden« bereits zum Termin der 3. Fortschreibung eine vorgezogene Originärberechnung eingeführt werden.

Die Schnellauswertung der KSE ermöglicht es, statistische Ausgangsdaten zur regionalen Vorleistungsentwicklung bereits ein Jahr früher als bisher zu nutzen. Mit einem derartigen Methodenwechsel sind verschiedentlich auch gewisse Ergebniskorrekturen verbunden. Jedoch liegt das Ergebnis der BWS-Entwicklung zur 3. FS im Verarbeitenden Gewerbe nach der Schnell-KSE nun wesentlich näher an der Originärberechnung verglichen mit der bisherigen reinen Umsatzfortschreibung. Zudem bildet die 3. FS (der BWS des Vorvorjahres) das Fundament der ersten Schnellrechnung (1. FS) des Wirtschaftswachstums für das zurückliegende Jahr, sodass nunmehr eine qualifiziertere Basis für die 1. FS vorhanden ist und somit insgesamt auch von einer Qualitätsverbesserung der 1. FS ausgegangen werden kann.

Der Arbeitskreis VGR der Länder unternimmt darüber hinaus große Anstrengungen, insbesondere für die Wirtschaftsbereiche im Verarbeitenden Gewerbe bereits zur 1. und 2. FS ebenfalls regionalspezifische Informationen zur Vorleistungsentwicklung aus der Schnell-KSE in die Berechnungen einzubeziehen, um die Qualität der VGR-Fortschreibungsergebnisse weiter zu verbessern. Der Effekt einer veränderten Vorleistungsquote auf die Höhe und Entwicklung der BWS verdeutlicht folgendes Rechenbeispiel:

Ein Anstieg des Vorleistungsanteils um lediglich 3 Prozentpunkte auf rund 77 % hat einen Rückgang der BWS um fast 12 % zur Folge!

Größere Transparenz – ein wesentlicher Qualitätsmaßstab

Im Mittelpunkt der Diskussionen mit Konjunkturforschern und Datennutzern im Rahmen des VGR-Kolloquiums »Regionale Gesamtrechnungen« am 11. Juli 2008 standen neben generellen Fragen der Ermittlung des BIP auf regionaler Ebene vor allem die Erörterung der Ursachen, die zu den oben angegebenen Ergebnisabweichungen der Wirtschaftsentwicklung für 2006 zwischen den verschiedenen Berechnungsphasen führten. Als Hauptgrund wurden die verschiedenen methodischen Aspekte der einzelnen Berechnungsphasen in der BWS-Ermittlung ausgemacht in Verbindung mit der zunächst bei den Fortschreibungen unvollständigen Datengrundlage, die erst später sukzessive bis zur Originärberechnung auf breiterer Basis verfeinert werden kann.

Bis zur 3. FS und insbesondere bis zur Originärberechnung verbessert sich die Datenbasis nachhaltig durch das Hinzukommen neuer fundierter Länderdaten. Die Berücksichtigung der neuen Ausgangsdaten und insbesondere die Einarbeitung regionalspezifischer Vorleistungsinformationen können dabei immer mit entsprechenden Änderungen in den Länderergebnissen verbunden sein. Allerdings führen die laufenden Überarbeitungen des regionalen BIP und der BWS zu einer schrittweisen Absicherung der VGR-Ergebnisse für die Bundesländer auf einem zusehends breiter werdenden Datenfundament. Insofern beruhen Korrekturen bzw. Abweichungen zwischen den Wachstumsraten zu den verschiedenen Veröffentlichungsterminen auf der aktualisierten Datenlage zu den jeweiligen Berechnungsphasen und sind insoweit nachvollziehbar.

Einhelliger Tenor der abschließenden Diskussion war, mittels weiterer detaillierter Informationen zu den Datengrundlagen und Berechnungsverfahren – insbesondere auch auf den Internetseiten des Arbeitskreises VGR der Länder – zu mehr Transparenz bei der regionalen Gesamtrechnung beizutragen. Folgende Anforderungen der Datennutzer bezüglich qualitätsverbessernder Maßnahmen in den regionalen VGR wurden unter anderem gestellt:

  • Darstellung der Datengrundlagen bzw. Datenänderungen zu den einzelnen Berechnungsphasen in einem »technischen Anhang«
  • Veröffentlichung von Qualitätsberichten zur regionalen VGR
  • detaillierte Erläuterung der Unterschiede zwischen den verschiedenen Berechnungsständen bzw. zwischen den Fortschreibungs- und Originärberechnungsverfahren
  • Darstellung der Ursachen bei Ergebnisabweichungen zwischen den Berechnungsphasen

Verlässlichkeit amtlicher BIP-Zahlen hat höchste Priorität

Für die Nutzung der BIP-Daten zur Wirtschaftsanalyse und -prognose hat die Verlässlichkeit der amtlichen Ergebnisse höchste Priorität. In diesem Zusammenhang wurde auf dem Kolloquium einer Verbesserung der Genauigkeit bzw. einer geringeren Volatilität der Fortschreibungsergebnisse größere Präferenz beigemessen als höchstmöglicher Aktualität. Dieser Aspekt einer Überprüfung der bisherigen Veröffentlichungstermine der Fortschreibungen zugunsten höherer Genauigkeit und zulasten der Aktualität wurde auch bereits im Arbeitskreis VGR der Länder im Rahmen seiner laufenden Bestrebungen zur weiteren Qualitätsverbesserung verschiedentlich diskutiert:

Bevor diese ersten Überlegungen zu modifizierten Veröffentlichungszeitpunkten der Fortschreibungsergebnisse der regionalen Wachstumszahlen auf Bundesländerebene im laufenden Berechnungs- und Veröffentlichungsprogramm der Länder-VGR umgesetzt werden könnten, müssten sie jedoch methodisch noch weiter vertieft und noch im Arbeitskreis VGR der Länder abgestimmt werden. In diesem Zusammenhang wären auch umfangreiche Proberechnungen und eine intensive Prüfung des notwendigen Datenmaterials erforderlich, um mögliche Qualitätsverbesserungen gegenüber den bisherigen Berechnungsmodalitäten dokumentieren und nachvollziehen zu können.

1 Diese umfassen den Anteil an Rohstoffen, Energie und Vorprodukten sowie den Einsatz von Leiharbeitnehmern in der Produktion.