:: 5/2009

Erholungsflächen auf Wachstumskurs

Nur ein knappes Prozent (0,8 %) der Landesfläche entfiel Ende 2007 auf die Nutzungsart »Erholungsfläche« mit einem Umfang von 29 300 Hektar (ha). Damit gerät die Erholungsfläche im Vergleich zu den anderen Kategorien der Siedlungs- und Verkehrsfläche wie der »Gebäude- und Freifläche« mit 266 260 ha (7,4 %) und der Verkehrsfläche mit 194 080 ha (5,4 %) etwas aus dem Blickfeld. Dies zu Unrecht: Denn während die täglichen Zuwachsraten (ha/d) bei der »Gebäude- und Freifläche« (zuletzt 5,8 ha/d) in den letzten Jahren stetig fielen, bei der Verkehrsfläche (2,0 ha/d) sehr wechselhaft waren, nahmen sie bei Erholungsflächen (2,5 ha/d) permanent zu. Der absolute Zuwachs war sogar mit dem der Verkehrsflächen vergleichbar.

Was verbirgt sich hinter diesen Erholungsflächen? Zunächst einmal sind es Sportplätze, Grünanlagen und Campingplätze (vgl. i-Punkt), somit Flächen, bei denen die Bebauung eine untergeordnete Rolle spielt und allenfalls in Form von Schutzhütten, Kiosken oder sonstigen Bauwerken mit geringem Wert auftritt. Dagegen werden bei der Nutzungsart »Gebäude- und Freifläche (GF) Erholung« Flurstücke mit vorwiegend baulicher Prägung, Sporthallen, Hallenbäder und Stadien erfasst, insgesamt also ebenfalls Flächen, die der Zweckbestimmung Sport, Freizeit, Erholung zuzuordnen sind.

Diese »Freizeitfläche« (Summe aus »Erholungsfläche« und »GF Erholung«) hatte 2004 einen Anteil von 0,9 % an der Landesfläche bzw. 6,5 % an der Siedlungs- und Verkehrsfläche . Innerhalb der »Freizeitfläche« beanspruchten die Sportfläche (13 050 ha, 41 %) und die Grünanlage (13 440 ha, 43 %) die meisten Flächen, gefolgt von der »Gebäude- und Freifläche Erholung« (4 640 ha, 15 %) und mit 500 ha bzw. 1,6 % die Nutzung Campingplatz.

Es ist ein gewisser Zusammenhang zwischen der Einwohnerzahl einer Gemeinde und der dort nachgewiesenen »Freizeitfläche« erkennbar. Tendenziell steigt der Umfang der Freizeitflächen mit zunehmender Einwohnerzahl. Die größten Flächen sind somit in den einwohnerstärksten Städten Freiburg im Breisgau (550 ha); Karlsruhe (830 ha), Mannheim (910 ha) und allen voran Stuttgart (1 230 ha) festzustellen.

Abhängig von der Gemeindegröße ändert sich allerdings die Zusammensetzung der »Freizeitfläche«. In kleineren Gemeinden unter 2 000 Einwohnern überwiegt mit 55 % die Sportfläche, während die Grünanlagen nur 22 % einnehmen. In der Klasse der Gemeinden über 15 000 Einwohner sinkt der Anteil der Sportfläche auf 41 %, derjenige für Grünanlage steigt auf 42 %. Für die Anteile der »GF-Erholung« und Campingplätze ist keine eindeutige Tendenz erkennbar. Sie schwanken bei der »GF-Erholung« zwischen 11 % und 19 %, bei den Campingplätzen zwischen 1 % und 6 %.

Ein ähnliches Muster lässt sich auch bei Betrachtung der Raumkategorien erkennen. Dort kann man entsprechende Tendenzen in der Reihenfolge Ländlicher Raum (im engeren Sinne), Randzonen, Verdichtungsbereiche und Verdichtungsraum ausmachen. Das heißt, je verdichteter, städtischer die Gebiete werden, umso mehr nimmt der Anteil der Grünanlagen zu. Allerdings gibt es immer wieder Gemeinden, deren Werte auffallend aus diesem Schema herausragen.

Campingplätze hauptsächlich in Fremdenverkehrsregionen

Eine Erklärung für auffallend große Freizeitflächen in einer Gemeinde könnte das Vorhandensein eines Campingplatzes sein. Ende 2008 gab es in Baden-Württemberg rund 270 Campingplätze. Dazu kamen diverse Jugendzeltplätze und einige reine Wohnmobilstellplätze, die jedoch aufgrund ihrer Nutzungsstruktur hauptsächlich der Landwirtschaftsfläche oder den Plätzen innerhalb der Verkehrsfläche zugeordnet sind. Im Jahr 2004 nahmen die Campingplätze eine Fläche von 500 ha ein. Es gibt einige wenige Gemeinden, auf deren Gebiet mehrere Campingplätze liegen. Dort wurden Campingplatzflächen von teilweise über 20 ha nachgewiesen. In der Masse der Fälle liegen die Flächenwerte zwischen 1 und 5 ha je Gemeinde. Die Verteilung der Campingplätze im Land mit Schwerpunkten in den Bereichen Schwarzwald, südliche Rheinebene und Bodensee steht in einem deutlichen Zusammenhang zum dortigen Tourismus. Gemessen an der gesamten Siedlungs- und Verkehrsfläche im Land mit 500 000 ha, fallen die 500 ha Fläche der Campingplätze aber letztendlich kaum ins Gewicht.

Golfplätze verkehrsgünstig zu Ballungsgebieten

Eine weitere Ursache für große Flächen für Freizeitzwecke könnte das Vorhandensein eines Golfplatzes sein. In Baden-Württemberg gibt es derzeit über 80 Golfplätze1. Deren Flächen variieren zwischen 4 und 80 ha. In jüngerer Zeit erstellte Plätze sind dabei sogar über 100 ha groß. Die Verteilung der Anlagen über das Land ist recht ungleichmäßig. Im Bereich des Schwarzwalds, der Schwäbischen Alb und des Main-Tauber-Gebiets stellt man deutliche »Lücken« fest. In einem Korridor um die Autobahnen, insbesondere im vergleichsweise dicht besiedelten Viereck Mannheim/Heidelberg, Heilbronn, Stuttgart, Karlsruhe kommt es dagegen zu einer gewissen Häufung. Die Standortfaktoren »potenzielle Kunden« bei »guter Verkehrserschließung« sind offensichtliche Gründe für diese Verteilung.

Bedeutung der Erholungsflächen steigt mit Einwohnerzahl und Siedlungsdichte

In Baden-Württemberg werden die Gebäude- und Freifläche Erholung, die Sportfläche, Grünanlage und der Campingplatz (i-Punkt) nachgewiesen. Die fehlende Differenzierung der Nutzungsarten lässt es weder bei den Golfplätzen noch bei anderen Nutzungen zu, ohne örtliche Kenntnis eine bestimmte Fläche genauer zu bestimmen. Letztendlich lassen sich daher nur einige allgemeine Aussagen machen. In den kleineren Gemeinden des ländlichen Raums werden an vorderster Stelle Sportflächen zur Verfügung gestellt. Mit zunehmender Einwohnerzahl muss vor allem in den Verdichtungsräumen die fehlende Natur durch vorwiegend öffentliche Grünanlagen kompensiert werden. Aber auch die unterschiedliche Ausstattung mit Sportflächen ist wohl in einem gewissen Zusammenhang mit der Gemeindegröße zu sehen. Neben den obligatorischen Fußballplätzen sind in den größeren Gemeinden Flächen für spezielle Sportarten wie zum Beispiel Tennisplätze, Frei- und Hallenbäder vorhanden, die dann überwiegend auch ein größeres Einzugsgebiet über die Gemeindegrenzen hinaus abdecken. Und nicht zuletzt fußt manche spezielle Flächennutzung auf gewissen Zufälligkeiten. Das können »natürliche« Gegebenheiten sein, welche zum Beispiel die Einrichtung von Kurbädern ermöglichen. Andere Faktoren sind die örtliche Vereinsstruktur oder das Vorhandensein von Sponsoren, Privatpersonen und Firmen, die sich im Bereich Freizeit, Erholung und Sport ehrenamtlich, gemeinnützig oder beruflich engagieren.

Seit 2000 werden die Merkmale zur Siedlungs- und Verkehrsfläche und damit auch die Erholungsfläche im jährlichen Turnus erhoben. Der Nachweis des gesamten Merkmalskatalogs dagegen erfolgt nur alle 4 Jahre, zuletzt 2004. Dieser Umstand und die oben beschriebene sehr heterogene Struktur der Freizeitflächen erschweren eine Analyse bezüglich der Zuwachsraten. Festzustellen ist, dass die Erholungsfläche nach einem relativ konstanten Zuwachs in den Jahren 1996 bis 2004 in Höhe von rund 1,4 Hektar pro Tag (ha/d) in den letzten Jahren bis Ende 2007 eine Steigerung von rund 50 % auf durchschnittlich 2,1 ha/d erfahren hat. Im gleichen Zeitraum nahmen die Zuwachsraten der Gebäude- und Freifläche kontinuierlich ab. Waren es bezogen auf den Zeitraum 1996/2000 noch 8,6 ha/d, so sind es im Zeitraum 2004/2007 nur noch 5,8 ha/d.

Umgerechnet auf Quadratmeter pro Tag und Gemeinde ist ein deutliches Stadt-/Landgefälle festzustellen. Während der Zuwachs der Erholungsfläche im ländlichen Raum 11 m² pro Tag und Gemeinde betrug, waren es in den Verdichtungsbereichen 16 m², den Randzonen 31 m² und in den Verdichtungsräumen 32 m² pro Tag und Gemeinde. Bezogen auf die Einwohnergröße betrug der Durchschnitt bei den Gemeinden unter 2 000 Einwohnern 1 m² pro Tag und Gemeinde, dagegen bei den Städten über 15 000 Einwohner mit 68 m² bereits erheblich mehr.