:: 2/2010

Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf die Sportvereine in Baden-Württemberg

Die Sportvereine erfüllen in unserer Gesellschaft vielfältige unentbehrliche Funktionen. Sie bieten über den organisatorischen Rahmen eines breiten Forums für alle Sporttreibenden hinaus beispielsweise eine verbindende Plattform für Jung und Alt, für unterschiedliche Kulturen, für Freizeit- und Wettkampfsportler oder für ehrenamtliche Aktivitäten, nicht zu vergessen auch für den Bereich Gesundheit und Fitness. Es ist absehbar, dass der demografische Wandel nicht vor den Toren der Sportvereine und ihrer Sportstätten halt machen wird. Rückläufige Mitgliederzahlen insgesamt und ein deutlich wachsender Anteil an Senioren unter den Vereinsmitgliedern sind die Perspektive für die nächsten zwei Jahrzehnte.

Der Württembergische Landessportbund (WLSB) und das Statistische Landesamt hatten Anfang des Jahres 2007 die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Sportvereine und die Sportfachverbände als gesellschaftspolitisch relevanten Teilbereich des demografischen Wandels aufgegriffen. Die Ergebnisse wurden im Juni 2007 im Rahmen der WLSB-Konferenz »Von Null auf Hundert – zwischen Kinderland und Rentnerstaat« erstmals präsentiert. Nachdem nunmehr eine neue, aktualisierte Bevölkerungsvorausrechnung für Baden-Württemberg vorliegt, sollen die bisher für »Württemberg« durchgeführten Analysen mithilfe von Daten des Landessportverbandes Baden-Württemberg für das ganze Land erfolgen.1

Anstieg der Mitgliederzahlen der Sportvereine schwächt sich ab

Die rund 11 400 Sportvereine in Baden-Württemberg zählten zum Jahresende 2008 knapp 3 775 000 Mitglieder. Damit sind heute über 6-mal mehr Menschen sportlich organisiert als Mitte der 50er-Jahre. Seinerzeit waren mit etwa 700 000 rund 10 % der Landesbevölkerung Mitglied in einem Sportverein, gegenwärtig ist es etwas mehr als jeder 3. Baden-Württemberger. Das über mehrere Jahrzehnte andauernde erhebliche Wachstum der Mitgliederzahlen hat sich in jüngerer Zeit deutlich abgeschwächt. Während die Zahlen im Vergleich zu 1990 heute um gut ein Fünftel höher liegen, beträgt der Zuwachs seit dem Jahresende 2000 nur noch rund 3 %.

Die verhaltene Mitgliederentwicklung zwischen Jahresende 2000 und 2008 mit einem Plus von etwa 117 000 Personen ergab sich per saldo zu rund 40 % daraus, dass sich mehr Menschen entschlossen haben, einem Sportverein anzugehören (»Verhaltenseffekt«). Die übrigen etwa 60 % des Zuwachses kamen durch die Entwicklung der Einwohnerzahlen und die Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung (»demografischer Effekt«) zustande. Dies sei an zwei Beispielen erläutert.

  • Obwohl die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre zwischen Ende 2000 und Ende 2008 um knapp 11 % abgenommen hat, ist die Zahl der gleichaltrigen Vereinsmitglieder im selben Zeitraum um fast 6 % angestiegen. Das beruht darauf, dass der Organisationsgrad der Kinder und Jugendlichen in den Sportvereinen – statistisch ausgedrückt: der Anteil der Vereinsmitglieder an der gleichaltrigen Bevölkerung – deutlich zugenommen hat, nämlich von 49 % (2000) auf 58 % (2008). Dieser Effekt hat die rückläufigen Kinderzahlen überkompensiert.
  • Demgegenüber resultiert der starke Mitgliederrückgang bei den 27- bis 40-Jährigen (– 28 %) überwiegend aus der um fast 19 % gesunkenen Zahl von Männern und Frauen dieser Altersgruppe in der Gesamtbevölkerung. Verstärkt wird dieser Effekt durch einen ebenfalls gesunkenen Organisationsgrad dieser Altersgruppe in den Sportvereinen. Hier wirken also Verhaltens- und demografischer Effekt in die gleiche Richtung.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass bereits die in der Vergangenheit eingetretenen Verschiebungen in der Altersstruktur der baden-württembergischen Bevölkerung eine nennenswerte Auswirkung auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen in den Sportvereinen ausgeübt haben.

Rückläufiger Organisationsgrad im Sport bei der Bevölkerung im Erwerbsalter

Der Anteil der in den Sportvereinen des Landes organisierten Mitglieder an der baden-württembergischen Bevölkerung ist zwischen 2000 und 2008 mit rund 35 % recht stabil geblieben. Dabei sind die Männer mit 43 % deutlich stärker in den Sportvereinen vertreten als die Frauen mit 27 %.2 Über die einzelnen Altersgruppen hinweg betrachtet, ergibt sich ein seit Jahren typisches Altersprofil. Im Bereich der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden zwischen 7 und unter 19 Jahren liegt der Anteil der Vereinsmitglieder mit gegenwärtig (Ende 2008) zwei Dritteln bis 80 % besonders hoch. Demgegenüber fällt der Organisationsgrad von Männern und Frauen im typischen Erwerbsalter (19 bis 60 Jahre) mit durchschnittlich knapp einem Drittel deutlich niedriger aus. Die unter 7-jährigen Kinder und die über 60-Jährigen sind etwa gleich stark in den Sportvereinen organisiert.

Seit Ende 2000 ist die Sportbeteiligung in Vereinen insbesondere bei den bis 18-Jährigen gestiegen. Hier ragt die deutliche Steigerung bei den 7- bis 14-Jährigen heraus. Aber auch die über 60-Jährigen waren Ende 2008 stärker in den Sportvereinen des Landes vertreten als noch im Jahre 2000. Ihr Organisationsgrad nahm von 21 % auf 25 % zu. Dagegen hat die Präsenz der 27- bis 60-Jährigen in den Sportvereinen – gemessen an der gleichaltrigen Bevölkerung – abgenommen.

Dieses Altersprofil der Mitgliedschaften in Sportvereinen spielt für die weiteren Betrachtungen hinsichtlich der Auswirkungen der demografischen Entwicklung eine wesentliche Rolle. Es dient einerseits als statistischer Indikator für die Neigung von Kindern, Männern und Frauen, sich sportlich in Vereinen zu organisieren und zu engagieren. Andererseits stellt es für die Vorausrechnungen selbst – gewissermaßen als »Verhaltensfaktor« – das Bindeglied zwischen künftiger Entwicklung der Bevölkerung und den Mitgliederzahlen in den Sportvereinen dar.

Künftige Abnahme der Mitgliederzahlen in den Sportvereinen

Unter der Annahme, dass die Bereitschaft der baden-württembergischen Bevölkerung, sich in den Sportvereinen des Landes zu organisieren, in den nächsten rund 20 Jahren so bleibt, wie sie zum Jahresende 2008 festzustellen war (Status-quo), ist ein allmählich beginnender Rückgang der Mitgliederzahlen absehbar. Zum Jahresende 2010 hätte der Landessportverband Baden-Württemberg etwa 20 000 Vereinsmitglieder weniger als Ende 2008, im Jahre 2020 wären es mit insgesamt 3,61 Mill. Mitgliedern rund 160 000 weniger als Ende 2008 – ein Minus von leicht über 4 %. Bis 2030 könnte sich eine Abnahme auf knapp 3,49 Mill. Mitglieder ergeben (nahezu – 8 %). Das wäre der Mitgliederbestand aus der Zeit um 1995/96.

Diese Entwicklung ist allein auf die kommenden Verschiebungen in der Altersstruktur der Landesbevölkerung zurückzuführen. Mit Blick auf die verschiedenen Altersgruppen sind die stärksten Rückgänge der Mitglieder in den Sportvereinen bis zum Jahre 2030 bei den 7- bis 14-Jährigen (– 20%) und den 15- bis 18-Jährigen (– 25 %) zu erwarten. Auch die Mitgliederzahlen im typischen Erwerbsalter (19- bis 60-Jährige) wären mit einem Minus von rund 14 % von einem deutlichen Rückgang betroffen. Demgegenüber kann aufgrund der demografischen Entwicklung mit einem beträchtlichen Mitgliederzuwachs bei den über 60-Jährigen gerechnet werden. Im Vergleich zum Jahresende 2008 läge ihre Zahl 2030 mit etwa 853 000 Männern und Frauen um rund 39 % höher.

Daraus ergeben sich aus heutiger Sicht auch deutliche Verschiebungen in der Altersstruktur der Vereinsmitglieder des Landessportverbandes Baden-Württemberg. Ende 2008 war jedes 3. Vereinsmitglied ein Kind, Jugendlicher oder Heranwachsender bis einschließlich 18 Jahre, dagegen gehörte etwa jedes 6. Mitglied zu den über 60-Jährigen. Diesen ausgesprochenen Kinder- und Jugendschwerpunkt könnten die Sportvereine bis 2030 zu einem großen Teil verlieren, weil sich die »Gewichtsverhältnisse« nahezu angleichen. Dann nämlich wären die über 60-Jährigen mit rund 24 % fast gleich stark unter den Vereinsmitgliedern vertreten wie die bis 18-Jährigen (28 %). Der breite Altersbereich der 19- bis 60-Jährigen würde in diesem Zeitraum anteilsmäßig nur wenig zurückgehen und im Jahr 2030 knapp die Hälfte der Mitglieder stellen.

Alternative Entwicklungslinien der Mitgliederzahlen

Mit der vorstehend dargestellten Status-quo-Variante werden die Ende 2008 festgestellten Verhältnisse in die Zukunft fortgeschrieben. Der Organisationsgrad der bis einschließlich 18-Jährigen und der über 60-Jährigen hat in diesem Jahrzehnt zum Jahresende 2008 das höchste Niveau erreicht, bei den 19- bis 26-Jährigen ist er weitgehend konstant geblieben und bei den 27- bis einschließlich 60-Jährigen leicht zurückgegangen. Damit stellt sich jedoch die Frage, ob auch andere künftige Verläufe des Organisationsgrades (Altersprofil) in den Sportvereinen wahrscheinlich oder plausibel sind.

  • Durchschnittlicher Organisationsgrad bleibt konstant Eine Alternative ergibt sich, wenn man – um die Schwankungen im Altersprofil der Sportvereinsmitgliedschaften im Zeitablauf abzufangen – den Organisationsgrad als Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2008 zugrunde legt. Unter dieser Annahme wäre mit einem etwas stärkeren Rückgang der Vereinsmitgliederzahlen zu rechnen als in der Status-quo-Variante. Dann hätten die Vereine des Landessportverbandes Baden-Württemberg bereits Ende 2010 rund 50 000 Mitglieder weniger als zum Jahresende 2008. Bis 2030 würde die Mitgliederzahl auf etwa 3,44 Mill. sinken – ein Minus von knapp 9 %. Hinsichtlich der künftigen Altersstruktur der Vereinsmitglieder ergeben sich keine nennenswerten Unterschiede zu den Ergebnissen der Status-quo-Variante.
  • Trend des Organisationsgrads wird fortgeschriebenEine weitere Alternative liegt in der Fortschreibung des Entwicklungstrends des Altersprofils aus den vergangenen 5 Jahren (jeweils Jahresende 2003 bis 2008). Dies führt zu einem künftig weiter ansteigenden Organisationsgrad im Jugend- und Seniorenbereich und zu einer rückläufigen Entwicklung im Altersbereich der 27- bis 60-Jährigen. Eine einfache Fortschreibung bis zum Jahr 2020 oder 2030 stößt jedoch teilweise an die Grenzen der Plausibilität, weil sie dann etwa bei der männlichen Jugend zu einem Organisationsgrad von 100 % führen würde. Daher wurde hier ab 2015 mit 95 % – wie auch bei den fortgeschriebenen Zahlen für die weibliche Jugend mit 75 % – eine Höchstgrenze festgelegt. Auf Basis dieser Trendfortschreibung fällt der Rückgang der Mitgliederzahlen in den Sportvereinen des Landes etwas schwächer aus. Bis Jahresende 2010 kaum nennenswert läge die Abnahme bis 2015 bei einem Minus von rund 52 000 Mitgliedern gegenüber Ende 2008. Mit etwa 3,54 Mill. Personen hätten die Sportvereine 2030 rund 6 % weniger Mitglieder als gegenwärtig.

Für die künftige Altersgliederung der Vereinsmitglieder bedeutet die Trendfortschreibung der Entwicklung des Organisationsgrades aus den vergangenen 5 Jahren bis zum Jahr 2030 einen etwas höheren Anteil der bis einschließlich 18-Jährigen (30 %) als in der Status-quo-Variante, aber einen mit fast 32 % deutlich größeren Anteil über 60-Jähriger. Der Anteil der 19- bis 60-Jährigen an den Vereinsmitgliedern würde aufgrund eines sinkenden Organisationsgrades der 27- bis 60-jährigen Männer und Frauen bis 2030 auf rund 40 % abnehmen.

Die drei Rechenvarianten haben eines gemeinsam: die Erkenntnis, dass aus heutiger Sicht die demografische Entwicklung in den kommenden zwei Jahrzehnten zu einem Rückgang der Mitgliederzahlen in den Sportvereinen des Landes führen wird. Inwieweit ein Minus von 6 % oder knapp 8 % bis fast 9 % bis 2030 eintreten wird – also in einer absoluten Größenordnung zwischen 230 000 und 330 000 Personen –, hängt von der Entwicklung des sportlichen Organisationsgrades in den einzelnen Altersbereichen der Bevölkerung ab, das heißt von der Bereitschaft, sich im Sportverein zu engagieren. Hier findet sich zugleich eine Stellschraube für die Sportvereine und »den« Sport insgesamt, Mitglieder zu halten oder neue hinzuzugewinnen.

Die beliebtesten Sportarten bei »Jung« und »Alt«

In den 54 Sportfachverbänden des Landessportverbandes Baden-Württemberg waren Ende 2008 insgesamt 4,04 Mill. Mitglieder angemeldet. Diese Zahl liegt höher als die Zahl der Vereinsmitglieder, weil diejenigen, die mehrere Sportarten betreiben auch mehrfach bei den Sportfachverbänden gezählt werden. Gemessen an dieser Mitgliederzahl stellt das Turnen mit rund 1,13 Mill. Personen – fast zwei Drittel davon Turnerinnen – die beliebteste Sportart dar. Auf Rang 2 folgt der stark männlich dominierte Fußball mit rund 977 000 Mitgliedern. Mit deutlichem Abstand und fast 312 000 Mitgliedern rangiert Tennis auf Platz 3.

Die Altersstruktur in den einzelnen Sportarten ist sehr unterschiedlich. Ausgesprochen »junge« Sportarten sind Judo, Schwimmen, Karate und Basketball. Hier waren Ende 2008 mehr als die Hälfte der Mitglieder jünger als 19 Jahre, von den Judoka sogar fast zwei Drittel. Auch die beiden am stärksten verbreiteten Sportarten Turnen und Fußball verzeichnen mit Anteilen von knapp 40 % und 34 % relativ viele unter 19-jährige Mitglieder. Als Sportarten mit den höchsten Anteilen von Seniorinnen und Senioren erweisen sich – über den Behindertensport hinaus – Golf, Segeln, der Schützensport und Kegeln. Rund ein Viertel der im Verein organisierten Segler, Schützen und Kegler in Baden-Württemberg ist älter als 60 Jahre, bei den Golfern (ohne die nicht gemeinnützigen Golfclubs) sind es etwa 37 %. Bei diesen Sportarten stellen zugleich die 41- bis 60-Jährigen mit rund 38 % bis 40 % der Vereinsmitglieder hohe Anteile.

Spiegelbildlich zu diesen Altersstrukturmerkmalen finden sich bei den Schützen (hier rechtlich geregelt), Golfern und Keglern relativ wenige unter 19-Jährige Vereinsmitglieder (Ende 2008 zwischen 9 % und 10 %). Auf der anderen Seite liegt der Anteil der über 60-Jährigen bei Judo, Karate und Basketball ebenso wie beim Badminton mit weniger als 5 % der in diesen Fachverbänden organisierten Vereinsmitglieder recht niedrig.

Unterschiedlich starker Mitgliederrückgang in den Sportfachverbänden

Aufgrund der Altersstrukturverschiebungen in der Bevölkerung ist zu erwarten, dass Sportarten mit einem (heute) hohen Anteil junger Mitglieder eher mit Rückgängen ihrer Mitgliederzahlen rechnen müssen als Sportarten, in denen die »Älteren« stärker vertreten sind. Geht man davon aus, dass die zum Jahresende 2008 festgestellten Präferenzen von Jung und Alt, von Männern und Frauen, eine bestimmte Sportart zu betreiben, auch in Zukunft bestehen bleiben, so ergeben sich daher mit Blick auf die 20 mitgliederstärksten Sportarten im Landessportverband Baden-Württemberg unterschiedliche Entwicklungen.3

Absolut gesehen würden die mitgliederstärksten Sportfachverbände – das Turnen und der Fußball – bis 2030 die meisten Mitglieder verlieren. So hätte der Landessportverband Baden-Württemberg im Jahr 2030 fast 88 000 Turnerinnen und Turner weniger als heute (– 8 %), im Fußball wären es etwa 82 000 weniger (– 8 %). Die nächstgrößten Sportarten Ski, Tennis, Leichtathletik und Handball hätten in den kommenden rund 20 Jahren Verluste von 15 000 bis 20 000 Mitgliedern zu erwarten. Während die demografische Entwicklung die Mitgliederzahlen des Fachverbands der Schützen (heute der siebtstärkste Verband) ebenso wie die der Segler und Kegler (in Schaubild 4 grafisch nicht dargestellt) nahezu unverändert ließe, könnten sich die Golfer auf leicht wachsende Mitgliederzahlen einstellen. Prozentual gesehen würden jedoch die Sportarten »Tanzen, Schwimmen, Karate, Basketball und Badminton« mit einem Minus von jeweils 11 % bis 13 % die stärksten Rückgänge verzeichnen.

Die vorstehend beschriebenen Entwicklungslinien zu den Mitgliederzahlen der Vereine und Sportfachverbände des Landessportverbandes Baden-Württemberg stellen Rahmeninformationen bereit zur Beantwortung der Frage, welche Perspektiven sich heute vor dem Hintergrund der kommenden demografischen Entwicklung für die Sportvereine absehen lassen, wenn sich die Sportpräferenzen in der Landesbevölkerung nicht ändern. Dass sich derartige Präferenzen insbesondere im Hinblick auf einzelne Sportarten verändern, hat die Vergangenheit gezeigt – etwa mit dem »Tennisboom« in der ersten Hälfte der 90er-Jahre oder dem relativ stetigen Aufwärtstrend bei den Golfern. Gleichwohl scheint dies für die Gesamtheit des Sportartenspektrums keine grundlegende Umkehrung der Präferenzstrukturen zu bedeuten. Daher wurde hier im Schwerpunkt der Analyse ein Status-quo-Ansatz gewählt, um die Auswirkungen der künftigen Bevölkerungsentwicklung auf den Sport im Lande zu skizzieren.4

Schlussbemerkung

Die Ergebnisse zeigen, dass der demografische Wandel auch vor den Toren der Sportvereine Baden-Württembergs nicht halt macht. Aus heutiger Sicht werden sich die Sportvereine bis 2030 auf rückläufige Mitgliederzahlen, aber vor allem auf deutliche Verschiebungen in deren Altersstruktur einstellen müssen. Inwieweit dies auch zu Gewichtsverlagerungen zwischen einzelnen Sportarten führen wird, lässt sich verlässlich nicht absehen. Hier bieten sich zugleich Handlungsspielräume für die Sportvereine, ihr Aktivitätenspektrum ihrer jeweiligen Ausrichtung nach umzustrukturieren, um unter den geänderten demografischen wie auch gesellschaftlichen Verhältnissen der kommenden Jahre Bestand zu haben.5

1 Eine Analyse der Mitgliederstruktur in den baden-württembergischen Sportvereinen zu Beginn des Jahres 2008 findet sich bei Wolf, Rainer: »Sportvereine in Baden-Württemberg 2008«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 03/2009«.

2 Auch unter den Mitgliedern der Sportvereine stellen die Männer mit rund 60 % gegenüber den Frauen die Mehrheit.

3 Der Behindertensport bleibt hier aufgrund seiner besonderen Altersstruktur außer Betracht.

4 Mithilfe von Szenarien oder stärker ausdifferenzierten Modellrechnungen ließen sich beispielsweise Präferenzverschiebungen zwischen einzelnen Sportarten mit einkalkulieren. Dies ist hier jedoch nicht beabsichtigt, weil es besonders schwer fällt, denkbare künftige Verschiebungen zu quantifizieren.

5 Zu den vielfältigen Aspekten der Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Sportbereich vgl. Deutscher Olympischer Sportbund: Demographische Entwicklung in Deutschland: Herausforderungen für die Sportentwicklung, Frankfurt am Main, 2007.