:: 3/2009

Statistisches Monatsheft März 2009

Perspektiven der Geburtenentwicklung

Es schien früher ganz einfach zu sein. Dem Denken von Thomas Mann entsprach die Auffassung: »Kinder hat man zu haben«. Adenauer wird im Zusammenhang mit der Konzeption der gesetzlichen Rentenversicherung in den 50er-Jahren als Umlagesystem (Drei-Generationen-Verbund) zitiert: »Kinder haben die Leute immer«. Was aber geschah? Nach dem Babyboom begann in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre ein rasanter Rückgang der Geborenenzahlen, in dessen Verlauf 1978 der Tiefpunkt mit nur fast halb so vielen Geborenen wie 1965 erreicht wurde. Dies war hauptsächlich das Ergebnis eines im Generationenvergleich geänderten generativen Verhaltens. Die Folgen sehen wir heute. Wer in den 70er-Jahren nicht geboren wurde, konnte in den 90er-Jahren – und auch heute nicht – Mutter oder Vater werden. Die langfristige Geburtenentwicklung weist relativ große Wellenbewegungen auf. Ihre Ausschläge nach oben und unten sind jedoch in jüngerer Zeit kleiner geworden. Welche Perspektiven ergeben sich für die kommenden Jahre?

»Kurs halten!« – Steuerungsinstrumente für den Weg zur Familienfreundlichen Kommune

Kinder- und Familienfreundlichkeit steht heute verstärkt im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion und ist in vielen Gemeinden und Städten ein zentrales Thema der Kommunalentwicklung. Kinder- und familienfreundliche Zielsetzungen halten zunehmend Einzug in kommunalpolitische Beschlüsse, umfassende Aktionsprogramme und längerfristigere kommunale Leitbilder. Sie werden damit die zukünftige Entwicklung der Kommunen wesentlich mitprägen. Um geeignete kinder- und familienfreundliche Leitziele für eine Kommune zu entwickeln und entsprechende Maßnahmen umzusetzen, steht eine Vielzahl von bewährten Instrumenten zur Verfügung. Je nach Ausgangslage in der Kommune kann der familienfreundliche Entwicklungsprozess durch Instrumente wie die »Handreichung Familienfreundliche Kommune«, eine kontinuierliche Familienberichterstattung, die Gründung eines »Lokalen Bündnisses für Familien« oder die Durchführung von »Zukunftswerkstätten Familienfreundliche Kommune« vorangebracht werden. Durch einen geeigneten Instrumentenmix kann eine familienfreundliche Kommunalentwicklung als nachhaltiger kontinuierlicher Optimierungsprozess angelegt werden.

Lebenssituationen von Migranten in Baden-Württemberg

Im Rahmen des Mikrozensus, der größten amtlichen Haushaltsbefragung in Deutschland, wird seit 2005 auch ein etwaiger Migrationshintergrund der Bevölkerung erhoben. Damit wurde eine wesentliche Datenlücke geschlossen, denn zuvor konnte die amtliche Statistik im Hinblick auf die Lebenssituation von Migranten lediglich Daten über Ausländer bereitstellen. Mit den jüngsten Ergebnissen des Mikrozensus 2007 bestätigt sich, dass in Baden-Württemberg die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund doppelt so groß ist wie die der Ausländer.

Der vorliegende Beitrag stellt anhand von Ergebnissen des Mikrozensus 2007 ausgewählte Informationen über die Lebenssituation von Menschen mit Migrationshintergrund dar: Dabei zeigt sich, dass sowohl im Hinblick auf die Bildungs- und Arbeitsmarktbeteiligung als auch hinsichtlich der Einkommenssituation ein starkes Gefälle zwischen Baden-Württembergern mit und ohne Migrationshintergrund besteht. Als besonders problematisch dürfte die Tatsache zu werten sein, dass auch die junge Generation der Migranten erhebliche Bildungsdefizite aufweist. Nicht nur mit Blick auf die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in unsere Gesellschaft, sondern auch in Bezug auf die demografische Alterung der Gesellschaft und die daraus resultierenden Herausforderungen für Gesellschaft und Wirtschaft zeigt sich erheblicher Handlungsbedarf.

Hintergründe des Flächenverbrauchs

Dargestellt am Beispiel der Region Donau-Iller

Die räumliche Entwicklung in Deutschland ist durch anhaltenden Flächenverbrauch gekennzeichnet. Die Fläche wird aber streng genommen nicht verbraucht, sondern dauerhaft einer anderen Nutzung zugeführt. Unter »Flächenverbrauch« wird die Umwidmung von vormals naturnaher land- und forstwirtschaftlich genutzter Fläche zu siedlungsbezogener Nutzung verstanden. Neben den ökonomischen und sozialen Auswirkungen der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke sind insbesondere die ökologischen Folgen schwerwiegend. Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsdiskussion wird die Bedeutung des Problems der Flächeninanspruchnahme zunehmend erkannt. Um Lösungsansätze für einen sparsameren Umgang mit der Ressource Fläche zu entwickeln, bedarf es jedoch zuerst einer hinreichenden Auseinandersetzung über die Hintergründe und Zusammenhänge von Einflussfaktoren, die das Wachstum der Siedlungs- und Verkehrsfläche verursachen.

Der vorliegende Beitrag beruht auf einer Diplomarbeit zur Erlangung des Grades eines Diplom-Geografen am Institut für Geographie der Universität Stuttgart. Die Arbeit mit dem Titel »Einflussfaktoren auf die Siedlungs- und Verkehrsflächeninanspruchnahme am Beispiel der Region Donau-Iller« wurde im März von Claus Stefan Weber vorgelegt. Sie beruht damit im empirischen Teil auf etwas älterem Datenmaterial. Die Aussagen haben dadurch aber nichts vom ihrer Aktualität eingebüßt. Die Arbeit kann in der Bibliothek der Universität Stuttgart eingesehen werden.

Sportvereine in Baden-Württemberg 2008

Im Jahr 2008 waren in den baden-württembergischen Sportvereinen nach Angaben des Landessportverbands 3,77 Mill. Menschen organisiert. Die höchsten Mitgliederzahlen wiesen hierbei die Fachverbände Turnen mit 1,13 Mill. und Fußball mit gut 973 000 Mitgliedern auf. Dabei ist Turnen unter den Sportlerinnen und Fußball unter den Sportlern am beliebtesten. Tennis hat nach dem Boom in den 90er-Jahren etwas an Zulauf verloren. Rund ein Viertel der Vereinsmitglieder sind jünger als 15 Jahre. Damit leisten die Sportvereine einen bedeutenden Beitrag zur Jugendarbeit im Land. Der höchste Anteil an Kindern und Jugendlichen ist beim Judo anzutreffen, bei dem mehr als die Hälfte der Mitglieder jünger als 15 Jahre ist. In Golfvereinen ist dagegen über ein Drittel der organisierten Spieler bereits älter als 60 Jahre.

Wie viele Ausbildungsverträge wurden 2007 in Baden-Württemberg neu abgeschlossen?

Eine Methodenfrage der Berufsbildungsstatistik

Würde man das allseits bekannte Radio Eriwan mit der Frage konfrontieren, welche von drei Zahlen die Richtige sei, würde man zur Antwort erhalten: »Im Prinzip alle drei – abhängig von Zeit und Definition«.

Auslöser der Frage nach der »richtigen« Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge ist der Umstand, dass die Bundesgesetzgebung im neuen Berufsbildungsgesetz 2005 vorgeschrieben hat, ab dem Jahr 2007 die Erhebung zur Berufsbildungsstatistik von der bisherigen Form der Aggregatserhebung pro Ausbildungsberuf auf eine Individualerhebung pro Ausbildungsverhältnis umzustellen. Gleichzeitig wurde der Merkmalskatalog erweitert: Neu hinzu kamen Merkmale wie Ort der Ausbildungsstätte, berufliche Vorbildung des Auszubildenden, Monat und Jahr des vertraglichen Beginns und Ende der Ausbildung oder Monat und Jahr einer etwaigen vorzeitigen Lösung des Ausbildungsverhältnisses. Diese neue Form der Erhebung bringt einerseits erhebliche Vorteile bei der Analyse von soziodemografischen Merkmalen der Auszubildenden wie Alter, Geschlecht, Nationalität oder schulische Vorbildung und deren mögliche Verknüpfungen untereinander. Sie birgt andererseits aber auch die Gefahr, dass durch den Wechsel der Erhebungsform für ein und denselben Begriff plötzlich unterschiedliche Werte ausgewiesen werden können. Deshalb stellt sich die Frage: Wurden 2007 im Lande 80 801, 81 011 oder gar 85 571 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen?

Auszubildende in Baden-Württemberg 2007

Im Jahr 2007 wurden in Baden-Württemberg 209 590 junge Menschen in einem anerkannten Ausbildungsberuf in theoretischen und praktischen Fertigkeiten in Form der klassischen »Lehre« ausgebildet. Die Zahl dieser Ausbildungsverhältnisse war in den letzten Jahren meist rückläufig und hatte 1996 mit knapp 184 000 Lehrlingen ihren bisherigen Tiefststand erreicht. Der Anstieg um 7 684 Auszubildende gegenüber dem Vorjahreswert weist damit auf eine Bestätigung des positiven Trends am Ausbildungsmarkt seit 2006 hin. Neu abgeschlossen wurden 2007 in Baden-Württemberg 81 011 Ausbildungsverträge. Das sind 4 863 mehr als im Jahr zuvor, wobei die einzelnen Ausbildungsbereiche unterschiedlich stark zu diesem Aufschwung beigetragen haben. Über ein Drittel der neuen Auszubildenden weisen einen Hauptschulabschluss als Einstiegsqualifikation auf, fast die Hälfte hat den Realschulabschluss oder einen gleichwertigen Abschluss vorzuweisen und jeder Sechste, der eine Lehre im Jahr 2007 begann, hatte die Hochschulreife in der Tasche.

Regionale Umweltdaten im Landes- und Umweltinformationssystem

In den zurückliegenden Jahren wurden leistungsfähige Plattformen zur Darstellung und Veröffentlichung umweltrelevanter Daten geschaffen und kontinuierlich weiterentwickelt. Eine zentrale Rolle für die Bereitstellung sachlich und regional tief gegliederter Informationen übernimmt die Struktur-Regional-Datenbank (SRDB) als Teil des Landesinformationssystems (LIS). Umweltdaten aus der SRDB werden auch für andere Systeme, wie zum Beispiel für das Berichtssystem (BRS) der Landesanstalt für Umwelt und Messungen (LUBW) in Karlsruhe bereitgestellt und erreichen so einen noch größeren Kreis von Nutzern. Sowohl die SRDB als auch das BRS sind zudem Bestandteil des Umwelt-Informationssystems (UIS) des Landes.

Typisierung baden-württembergischer Kreise aufgrund ihres wirtschaftlichen Profils

Der vorliegende Beitrag untersucht die räumlichen Unterschiede des wirtschaftlichen Erfolgs und der Ausstattung mit Wachstumsfaktoren in Baden-Württemberg auf der Ebene der Stadt- und Landkreise. Mithilfe des in der Regionalökonomie bewährten Instruments der Clusteranalyse werden die baden-württembergischen Kreise typisiert, das heißt in Gruppen zusammengefasst, die in sich möglichst homogen sind. Die 44 baden-württembergischen Kreise können in 6 Cluster gruppiert werden.

Baden-Württemberg vor der Europawahl 2009

Am 7. Juni 2009 findet in Deutschland – in Baden-Württemberg zeitgleich mit den Kommunalwahlen – die 7. Direktwahl zum Europäischen Parlament statt. Die Bürgerinnen und Bürger aller inzwischen 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind im Zeitraum vom 4. bis 7. Juni 2009 dazu aufgerufen, ihre nationalen Abgeordneten ins Europaparlament zu wählen. Bei dieser Wahl werden EU-weit rund 375 Mill. Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt sein, davon rund 7,7 Mill. in Baden-Württemberg.

Der Beitrag gibt einen Rückblick auf die Ergebnisse der Europawahl 2004 und früherer Europawahlen in Baden-Württemberg und informiert über wahlrechtliche Hintergründe sowie die geänderte Sitzverteilung im künftigen EU-Parlament.