:: 4/2010

Frauen in Bildungsberufen

Es ist allgemein bekannt, dass im Bildungsbereich überwiegend Frauen tätig sind. Baden-württembergische Bildungseinrichtungen machen hier keine Ausnahme. Denn seit Jahren ist in allen Bildungsbereichen ein Anstieg des Frauenanteils zu beobachten und für die Zukunft steht zu erwarten, dass dieser Anteil weiter zunimmt. Lediglich in den Kindertagesstätten kann er kaum mehr ansteigen, weil er bereits über 97 % beträgt. Die Lehrerkollegien an öffentlichen und privaten Schulen bestehen derzeit zu über 67 % aus Frauen – über 85 % beträgt der Lehrerinnenanteil an Grundschulen, an Gymnasien liegt er bei 53 %. In allen Schularten steigt der Frauenanteil und die Geschlechterverteilung in den Lehramtsstudiengängen lässt erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt. Zwar wächst auch im Hochschulbereich der Frauenanteil, aber er befindet sich beim wissenschaftlichen Personal noch durchgängig unter 50 %.

Kindertageseinrichtungen sind fest in Frauenhand

In den Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg arbeiten seit Jahren fast ausschließlich Frauen. Ihr Anteil betrug im Jahr 2008 fast 98 % aller Beschäftigten in Kindertagesstätten. Die Aufteilung der Altersgruppe lässt erkennen, dass die weiblichen 30- bis 40-jährigen Beschäftigten etwas schwächer vertreten sind als in den anderen Altersgruppen. Darin zeichnet sich – ähnlich wie in vielen anderen Berufsfeldern – die Gruppe der Frauen ab, die in der Familiengründungsphase auf eine Anstellung verzichtet bzw. den Beschäftigungsumfang reduzieren um für die eigenen Kinder da sein zu können.

Selbst der sehr verhalten ansteigende Anteil der männlichen Schüler in der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung – er ist in den vergangenen 10 Jahren von gut 3 auf inzwischen knapp 9 % gestiegen – lässt nicht erwarten, dass künftig erkennbar mehr männliches Personal in Kindertageseinrichtungen tätig sein wird. Denn dieser Anteil lässt sich lediglich auf die kleine Gruppe der Berufsanfänger/-innen im Alter von unter 25 Jahren übertragen. Diese Gruppe macht 16 % aller Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten aus und hat einen Männeranteil von 5 %. In der kleinen Gruppe der Beschäftigten unter 20 Jahren hatten männliche Beschäftigte im Jahr 2008 den Anteil von fast 11 %.

Frauen sind an allen Schularten inzwischen in der Überzahl

Der Frauenanteil innerhalb der Lehrkollegien der öffentlichen und privaten Schulen Baden-Württembergs ist innerhalb weniger Jahre um fast 10 Prozentpunkte angestiegen. Er betrug im Jahr 1997 noch knapp 58 % und stieg bis zum Jahr 2008 auf gut 67 %.

Aufgeschlüsselt nach den unterschiedlichen Schularten wird deutlich, dass der Frauenanteil im Lehrpersonal an weiterführenden Schulen niedriger ist als an Grund- und Hauptschulen. Die gemeinsame Erfassung der Lehrerinnen und Lehrer an Grund- und Hauptschulen verbirgt allerdings die Tatsache, dass der Lehrerinnenanteil an Grundschulen deutlich größer ist als der an den Hauptschulen. So geht aus einer Sonderauswertung für das Schuljahr 2008/09 hervor, dass an den Grundschulen fast 86 % der Lehrkräfte weiblich sind, an den Hauptschulen sind es knapp 70 %.

Etwas mehr männliche Lehrer gibt es an den Realschulen, an denen vor 10 Jahren noch zu fast gleichen Teilen Lehrerinnen und Lehrer beschäftigt waren. Inzwischen liegt aber auch dort der Lehrerinnenanteil bei 60 %. 2006 hat der Frauenanteil bei den Lehrkräften an den Gymnasien die 50 %-Marke überschritten und ist mittlerweile bei 53 % angekommen. Die Dynamik des Anstiegs des Frauenanteils ist in diesem Schultyp besonders ausgeprägt – im Lauf der vergangenen 10 Jahre belief sich der Zuwachs weiblicher Lehrkräfte auf über 12 Prozentpunkte. Am wenigsten hat sich das Geschlechterverhältnis bei den Freien Waldorfschulen geändert. Zwar unterrichten auch dort heute ca. 56 % Frauen, das sind aber gerade einmal 3 Prozentpunkte mehr als noch vor 10 Jahren.

Perspektive: Frauenanteil steigt weiter an

Der Frauenanteil bei den Lehrkräften an Schulen des Landes wird – angesichts der Studierendenzahlen – weiterhin steigen. Von den insgesamt 30 550 »auf Lehramt« Studierenden im Wintersemester 2008/09 waren 21 932 weiblich. Der Gesamtanteil der weiblichen Studierenden betrug also 71,8 %.

An den Pädagogischen Hochschulen kann zwar in den letzten Jahren eine geringfügige Abnahme des Frauenanteils verzeichnet werden, die aber – angesichts des hohen Gesamtniveaus von fast 80 % – kaum ins Gewicht fällt. 4 von 5 Absolventen/-innen an Pädagogischen Hochschulen werden in den kommenden Jahren weiblich sein. Demzufolge werden Schülerinnen und Schüler an baden-württembergischen Grund-, Haupt- und Realschulen sowie Sonderschulen weiterhin kaum von männlichen Lehrern unterrichtet.

Allenfalls auf Lehrerinnen- und Lehrerstellen an den Gymnasien, für die in Baden-Württemberg die Lehrbefugnis über ein Universitätsstudium erworben wird, werden sich in den kommenden Jahren noch maximal ein Drittel männlicher Lehramtsanwärter bewerben. Ihr Anteil wird aber angesichts des linearen Anstiegs des Frauenanteils an den Lehramtsstudiengängen der Universitäten ebenfalls immer geringer werden.

Der Frauenanteil an den staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerausbildung, an denen Lehramtsanwärter/-innen ihre zweite Staatsprüfung ablegen, hat – nach einem Einbruch im Jahr 2008 – inzwischen die Dreiviertelmarke überschritten. Vor etwas über 10 Jahren, 1999, lag er noch bei gut zwei Dritteln (68,4 %).

2 von 5 Lehrkräften an beruflichen Schulen sind weiblich

Jugendliche und junge Erwachsene treffen erst dann auf mehr männliche als weibliche Lehrer, wenn sie ihre Schulausbildung an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen abgeschlossen haben und an berufliche Schulen wechseln. Bewegte sich der Anteil der Berufsschullehrerinnen zu Beginn der 90er-Jahre noch um 30 % hat er im Schuljahr 2007/08 die 40 %-Marke überschritten und erreichte im Schuljahr 2008/09 schließlich 41,2 %.

Die Lehrerausbildung für den Dienst in beruflichen Schulen ist weniger formal als für die Tätigkeit an allgemeinbildenden Schulen. Da sich ein Lehrerbedarf in der nächsten Zukunft vor allem in den technisch/naturwissenschaftlichen Fächern abzeichnet, ist zu erwarten, dass der Frauenanteil nicht im gleichen Maß steigen wird wie bisher. Denn gerade in diesen Fächern besteht unter den Studierenden der Hochschulen des Landes ein eklatanter Männerüberschuss. Im Studienjahr 2008 waren 72 % aller Studierenden in den MINT-Studiengängen1 männlich.

An den Hochschulen wächst der Frauenanteil langsamer2

Der Anteil von Frauen am wissenschaftlichen Personal der baden-württembergischen Hochschulen wächst kontinuierlich und betrug im Jahr 2008 insgesamt knapp 33 %. Besonders bei den wissenschaftlich/künstlerischen Mitarbeiterinnen ist in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Zuwachs zu erkennen. Der Anteil der Dozentinnen und Assistentinnen lag lange Zeit knapp unter 25 % und stieg erst seit 2006 um fast 10 Prozentpunkte an. Der Anteil der Professorinnen hat 2008 gerade einmal 15,5 % erreicht, nachdem er erst 2002 die 10 %-Marke überschritten hat. Dass er sich damit innerhalb von 10 Jahren fast verdoppelt hat, kann angesichts des niedrigen Gesamtanteils und der deutlich geringeren Wachstumsrate allenfalls als ermunterndes Signal betrachtet werden.

Fast wie eine Fortsetzung der Grafik zum Frauenanteil bei den Beschäftigtengruppen des wissenschaftlichen Personals an den Hochschulen erscheint die Grafik zur Entwicklung des Frauenanteils bei Promotionen und Habilitationen. Die Werte beginnen 1998 fast auf gleichem Niveau mit denen, die bei den Beschäftigten 2008 erreicht werden. 1998 entsprach der Anteil von Frauen, die eine Promotion ablegten, dem Anteil der Dozentinnen und Assistentinnen im Jahr 2008. Das gleiche gilt für die 1998 habilitierten Frauen (15,3 %) und dem der Professorinnen im Jahr 2008 (15,5 %).

Das deutet darauf hin, dass es den Hochschulen bereits vor 10 Jahren nur unzureichend gelungen ist, aus der Gruppe der qualifizierten Absolventinnen einen größeren Personalanteil zu rekrutieren.

Selbst wenn die Steigerung des Frauenanteils bei den Promotionen und Habilitationen innerhalb der vergangenen 10 Jahre unmittelbar auf die Anstellung im wissenschaftlichen Personal übertragen worden wären, bliebe der Frauenanteil noch lange Jahre weit unter 50 % zumal bei diesen Betrachtungen auch die Altersstruktur des wissenschaftlichen Personals berücksichtigt werden muss. Die Gegenüberstellung der Anzahl männlicher und weiblicher Professoren macht deutlich, dass vor allem die älteren Beschäftigten des wissenschaftlichen Personals an den Hochschulen überwiegend männlich sind. Eine Steigerung des Frauenanteils durch Stellenneubesetzung ist selbst durch Nachbesetzung der frei werdenden Stellen jedoch nur sehr allmählich zu bewirken.

Der Frauenanteil im Bildungsbereich übersteigt bald die 2/3 -Marke

Der Frauenanteil beim Personal der hier betrachteten Bildungsbereiche wächst ungebrochen. Dies allerdings am stärksten in den Bereichen, in denen Frauen bereits die Mehrheit bilden. Bei den Kindertagesstätten kann der Frauanteil quasi nicht mehr anwachsen. Je jünger die Menschen sind, die Bildungseinrichtungen besuchen, desto höher ist die Frauenquote des dort beschäftigten Personals.

Wenn junge Menschen ihre Berufsbildung oder ein Studium antreten, kehrt sich das Geschlechterverhältnis beim Bildungspersonal um. In Berufsbildungseinrichtungen und an Hochschulen lehren vorwiegend Männer. Die Steigerungsrate des Frauenanteils ist in diesen Bildungseinrichtungen wesentlich langsamer als in den vorgenannten.

Bei Berücksichtigung der absoluten Anzahl der Beschäftigten in den verschiedenen Bereichen des Bildungssektors wird deutlich, dass Bildung vorwiegend weiblich ist. So arbeiten in Kindertageseinrichtungen und allgemeinbildenden Schulen ungleich mehr Menschen (im Jahr 2008: 158 912, davon 120 226 weiblich) als an öffentlichen berufsbildenden Schulen und an den Hochschulen (2008: 65 057, davon 23 062 weiblich). In der Gesamtschau der hier betrachteten Bildungsbereiche kann fest gehalten werden, dass der Frauenanteil 2008 bereits fast 64 % betragen hat.

Auf den Charakter der Beschäftigungsverhältnisse wurde hier nicht eingegangen. So verdeutlichen die angegebenen Werte zum Beispiel, dass Frauen vor allem in den Bereichen des Bildungswesens tätig sind in denen ein geringeres Einkommen erworben wird. Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, das es vorwiegend Frauen sind, die – in allen Bildungsbereichen – häufig Teilzeitarbeitsverträge haben. Allein in den Schulen des Landes (mit Ausnahme der Sonderschulen) gehen über 50 % aller Lehrerinnen ihrer Beschäftigung im Rahmen eines Teilzeitarbeitsvertrags nach.