:: 3/2010

Statistisches Monatsheft März 2010

Deutlicher Rückgang der Schülerzahlen an allgemeinbildenden Schulen zu erwarten

Ergebnisse der Vorausrechnung der Schülerzahl an allgemeinbildenden Schulen bis 2030

Im Schuljahr 2008/09 besuchten insgesamt 1,254 Mill. Schülerinnen und Schüler die allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg. Damit setzte sich der seit 5 Jahren anhaltende Trend rückläufiger Schülerzahlen fort. Auch in den kommenden Jahren werden die Schülerzahlen weiter sinken. Ab 2020 dürften weniger als 1 Mill. Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden. Bis 2030 würde die Gesamtschülerzahl auf gut 954 000 zurückgehen und damit um knapp ein Viertel unter dem Wert von 2008/09 liegen.

Neben der grundlegenden demografischen Entwicklung haben auch schulpolitische Entscheidungen und Verhaltensänderungen der Bildungsteilnehmer Einfluss auf die Schülerzahlen in den einzelnen Schularten, sodass nicht alle gleichmäßig vom Rückgang betroffen sein werden. An den Werkrealschulen und Hauptschulen wird bis 2030 ein Absinken der Schülerzahl um knapp 28 %, an Realschulen dagegen nur um knapp 22 % erwartet. Der Rückgang der Zahl der Gymnasialschüler um gut 29 % ist zu einem Teil durch den Übergang vom G9 auf das G8 und die daraus folgende Verkürzung der Schulzeit um ein Jahr zu erklären.

Da die Ergebnisse jeder Vorausrechnung wesentlich durch die erforderlichen Annahmen bestimmt sind, werden auch diese im folgenden Beitrag zuerst ausführlicher erläutert.

Entwicklung von Kinderzahlen und Kinderlosigkeit in Baden-Württemberg

Der demografische Wandel, die Alterung der Gesellschaft und die daraus resultierenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft werden seit Jahren intensiv diskutiert. Eine wesentliche Ursache für die demografische Alterung ist in den rückläufigen Geburtenzahlen zu sehen. Für die in Baden-Württemberg lebenden Frauen insgesamt beträgt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau 1,37. Diese Daten aus der Geburtenstatistik beinhalten jedoch keine Informationen zum sozioökonomischen Hintergrund, die weitergehende Analysen zu den Ursachen des Geburtenrückgangs ermöglichen würden. Auch Daten zur Kinderlosigkeit, die ein wichtiger Teilaspekt bei den rückläufigen Geburtenzahlen ist, wurden im Rahmen der amtlichen Statistik bislang nicht erhoben.

Anhand der Ergebnisse aus der Mikrozensuserhebung – der größten amtlichen Haushaltsbefragung bei 1 % der Bevölkerung in Deutschland – kann nun seit 2008 der Umfang und die Entwicklung der Kinderlosigkeit sowie die Kinderzahl je Mutter in Baden-Württemberg und in Deutschland im sozioökonomischen Kontext bereitgestellt werden. Wie die Ergebnisse zeigen, bekommen Frauen in Baden-Württemberg immer weniger Kinder und diese überwiegend nach dem 30. Lebensjahr. Ferner zeigt der Generationenvergleich, dass immer mehr Frauen dauerhaft kinderlos geblieben sind. In Baden-Württemberg waren im Jahr 2008 knapp 13 % der Frauen im Alter zwischen 50 und 75 Jahren dauerhaft kinderlos und gut 87 % sind Mütter von einem Kind oder von mehreren Kindern.

Der Bildungsstand der Frauen spielt offensichtlich eine große Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eigene Kinder. Ein Fünftel der Frauen mit einem hohen Bildungsstand im Alter von 50 bis 75 Jahren hat keine Kinder bekommen. Diese neuen Daten sind eine wichtige Grundlage für familienpolitische Diskussionen und Entscheidungen.

Ausländisch-deutsche Ehen – Anzeichen einer erfolgreichen Integration

Jeder 5. verheiratete Ausländer in Baden-Württemberg hatte 2008 einen deutschen Ehepartner. Da dieser Anteil im Zeitablauf eine steigende Tendenz aufweist, kann dies als Ausdruck einer gelungenen Integration der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit betrachtet werden. Allerdings gibt es unter den verschiedenen Nationalitäten sowie zwischen Männern und Frauen große Unterschiede bezüglich der Häufigkeit ausländisch-deutscher Ehen.

Die RegioKonferenzen zur Familienfreundlichkeit – eine Halbzeitbilanz

Seit 2007 hat die FamilienForschung Baden-Württemberg in 6 der 12 Regionen des Landes RegioKonferenzen zur Familienfreundlichkeit veranstaltet. Es ist daher Zeit, Zwischenbilanz zu ziehen. 6 Regionen, über 1 000 Teilnehmer/-innen, 80 wegweisende Praxisbeispiele und über 100 Referenten und Referentinnen – das sind die Kerndaten einer »statistischen« Halbzeitbilanz der Konferenzen. Ein Blick hinter diese Zahlen lohnt sich: Was sind die Ziele der RegioKonferenzen? Wer hat teilgenommen? Welches waren die bisherigen Schwerpunktthemen? Wie haben die Teilnehmer/-innen die Konferenzen bewertet?

Wissenschaftliches Personal an Hochschulen in Baden-Württemberg

Insgesamt waren im Jahr 2008 an den Hochschulen in Baden-Württemberg 43 815 Beschäftigte der Personalgruppe »wissenschaftliches Personal« angestellt. Sie teilen sich auf in hauptberuflich Beschäftigte, in Voll- und Teilzeitbeschäftigte und nebenberuflich Beschäftigte, die ausschließlich befristete Teilzeitanstellungen haben. Von der Befristung ihrer Anstellung sind jedoch auch zunehmend mehr hauptberuflich Beschäftigte betroffen.

Dieser Beitrag beschreibt die gegenwärtige Situation des wissenschaftlichen Personals an baden-württembergischen Hochschulen und die Entwicklung der letzten 10 Jahre.

Alkoholbedingte Krankenhausbehandlung von Kindern und Jugendlichen – die saisonale Verteilung

Der unkontrollierte Umgang von Kindern und Heranwachsenden mit Alkohol und die daraus entstehenden Folgen werden mehr und mehr als ernst zu nehmendes gesellschaftliches Problem begriffen. Das Statistische Landesamt hat schon früh auf die steigende Zahl der vollstationären Versorgungsfälle von unter 20-Jährigen hingewiesen. So konnten unter anderem regionale Unterschiede bei den Behandlungszahlen festgestellt werden. Eine weitere Informationslücke ließ sich nun schließen. Die Untersuchung der Verteilung der Fälle auf die Ereignismonate zeigt auffallende saisonale Schwankungen.

40 000 Jahre Wissenswirtschaft im Südwesten

Ob »Venus vom Hohlen Fels« oder altsteinzeitliche Knochenflöte – dass sich die Einwohner des heutigen Baden-Württembergs durch technisches Geschick und Einfallsreichtum auszeichnen, scheint kein Phänomen der jüngeren Zeit zu sein, wie die vor Kurzem auf der Schwäbischen Alb gefundenen und bis zu 40 000 Jahre alten Artefakte zeigen. Diese Leistungen zeugen von technisch-organisatorischem Fortschritt als kontinuierlichem Prozess. Leider existieren für diese Zeit weder amtliche demografische noch Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Für das Gebiet des heutigen Baden-Württemberg verbessert sich die Datenlage erst deutlich nach der Zeit der Jäger und Sammler, nämlich mit dem Jahr 1816, ab dem regionale Bevölkerungszahlen vorliegen. Hinsichtlich des Themas Wissenswirtschaft sind dabei weniger die Bevölkerungsentwicklung und der Bevölkerungsstand als solche von Interesse, sondern vielmehr die Rückschlüsse, die sie indirekt auf die Wirtschafts- und Wissensentwicklung zu einer Zeit ermöglichen, der statistische Erhebungen noch fremd waren. Ohne technischen Fortschritt wäre eine Bevölkerungsentwicklung, wie sie über weite Strecken in der (Vor-)Geschichte zu beobachten war, nicht möglich gewesen.

Eine Erfolgspflanze mit Migrationshintergrund: Mais

Der Anbau von Mais hat innerhalb nur eines halben Jahrhunderts das Erscheinungsbild des Ackerlandes in Baden-Württemberg verändert. Zu Beginn noch relativ bedeutungslos, dann mit zunehmendem Gewicht, vor allem als Futtergrundlage für die Rinderhaltung, hat sich Mais zwischenzeitlich zur vielfältig nutzbaren Kulturpflanze entwickelt. Das Spektrum reicht von der Produktion von Stärke und Speiseöl für die Ernährungsindustrie bis zur Stromerzeugung in Biogasanlagen. Mais stellt inzwischen in vielen Regionen Baden-Württembergs die wichtigste Fruchtart dar, vielerorts auch dadurch sichtbar, dass im Sommer rechts und links der Straße der Blick durch dichte Maisfelder eingeschränkt wird.

Sonderabfallwirtschaft 2008

Erneut mehr gefährliche Abfälle in Baden-Württemberg

Abfallarten, die für Mensch und Natur als gefährlich gelten, unterliegen speziellen Anforderungen. Die Entsorgung dieser Sonderabfälle muss durch entsprechende Nachweisführung, das sogenannte Begleitscheinverfahren, überwacht und dokumentiert werden. Das auf diese Weise registrierte Sonderabfallaufkommen hat in Baden-Württemberg erneut zugenommen und mit 1,74 Mill. Tonnen im Jahr 2008 einen neuen Höchststand erreicht. Damit setzte sich die seit 2005 zu beobachtende jährliche Zunahme des Sonderabfallaufkommens fort. Die aktuelle Steigerung um knapp 11 % im Vergleich zum Vorjahr ist in erster Linie auf das erhöhte Aufkommen an verunreinigten Böden sowie Bauschutt zurückzuführen. Die Menge der übrigen durch Produktion und Entsorgungsaktivitäten verursachten zahlreichen Abfallarten ging im Vergleich zum vorangegangenen Jahr um 0,5 % zurück, lag aber um 40 % über der 2002 registrierten Menge. Die Sonderabfallintensität der baden-württembergischen Wirtschaft hat im Vergleich zu 2005 zwar leicht abgenommen, liegt aber weiter auf hohem Niveau.

Umweltschutzinvestitionen im Verarbeitenden Gewerbe

Eine mikrodatengestützte Strukturanalyse

Während zu Fragen der Niveaus von betrieblichen Umweltschutzinvestitionen schon zahlreiche Untersuchungen vorliegen, gibt es ein Defizit bei entsprechenden Analysen zur Struktur dieser Investitionen. Im vorliegenden Beitrag werden für die Wissenschaft erst seit Kurzem verfügbare Daten verwendet und eine Strukturanalyse der Umweltschutzinvestitionen durchgeführt.

Die Nachfolgestaaten Jugoslawiens: EU-Beitritt als Ziel

Noch gibt es einen großen weißen Fleck auf der Landkarte der Europäischen Union: Die Länder des früheren Jugoslawien. Mit Ausnahme Sloweniens, das bereits seit 2004 EU-Mitglied ist, klopfen jetzt Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, der Kosovo und Serbien in Brüssel an die Tür und möchten Einlass in die Staatengemeinschaft. Auch sie haben sich für die Europäische Union entschieden. Bundespräsident Horst Köhler sprach sich bereits im Jahr 2008 bei einem Besuch in Kroatien für einen EU-Beitritt aller Staaten des ehemaligen Jugoslawien aus: »Nur dann wird die Teilung Europas endgültig überwunden«.

Unterschiedliche Versorgungsdichte bei niedergelassenen Ärzten

Nie zuvor übten in Baden-Württemberg mehr Ärzte ihren Beruf aus. Gegenüber dem Vorjahr ist 2008 ihre Zahl um 561 auf 41 202 Mediziner gestiegen. Allerdings verteilte sich die Zahl nicht gleichermaßen auf die verschiedenen ärztlichen Tätigkeitsfelder. So war im gesamten Bereich der niedergelassenen Ärzte schon das zweite Jahr in Folge ein leichter Rückgang um zusammen 59 auf nun 16 616 Ärzte zu verzeichnen.