:: 4/2011

Statistisches Monatsheft April 2011

Über 10 Jahre neue Insolvenzordnung

10 Jahre bundeseinheitliche Insolvenzstatistik

Im Laufe des Krisenjahres 2009 kam es wiederholt zur Insolvenzanmeldung namhafter Unternehmen, so dass das Insolvenzgeschehen verstärkt in der Öffentlichkeit zur Diskussion stand. Das Insolvenzrecht ist für die Funktion einer Marktwirtschaft von grundlegender Bedeutung. Als zentraler Bestandteil des Wirtschaftsrechts beinhaltet es die rechtliche Ordnung des Marktaustritts bzw. die finanzielle Neustrukturierung zahlungsunfähiger Wirtschaftseinheiten. Mit nur nahezu 7 von 1 000 Unternehmen im Durchschnitt der letzten 10 Jahre wird zwar eine verhältnismäßig geringe Zahl der bestehenden Unternehmen insolvent. Die Verflechtung mit vielen Marktpartnern verlangt aber klare Normen für alle. Für den Zeitraum 1999 bis 2009 kumulierte sich die Zahl der insolventen Firmen zu einem Anteil von 7 % gemessen an der durchschnittlichen Zahl der Umsatzsteuerpflichtigen. Neben den Unternehmensinsolvenzen wird in der Insolvenzordnung auch die Abwicklung der Insolvenzen privater Schuldner geregelt. Zahlungsunfähig wurden im Jahr 2009 rund 14 000 Privatschuldner, seit 1999 waren es rund 90 000 Personen. Die Insolvenzordnung trat am 1. Januar 1999 in Kraft, die entsprechende Insolvenzstatistik liegt bundesweit seit dem Jahr 2000 vor, für das Jahr 1999 gibt es nur eingeschränkte Daten.

Das Anschriften- und Gebäuderegister: Herzstück des Zensus 2011

Das Anschriften- und Gebäuderegister (AGR) mit ca. 2,6 Mill. Anschriften enthält alle Anschriften in Baden-Württemberg, an denen sich ein Wohngebäude oder eine bewohnte Unterkunft befindet. Im Rahmen des registergestützten Zensus 2011 kommt diesem Register eine herausragende Rolle zu: Es steuert unter anderem die von den Statistischen Landesämtern schriftlich durchgeführte Gebäude- und Wohnungszählung und dient als Auswahlgrundlage für die von den kommunalen Erhebungsstellen durchgeführten Haushaltebefragungen. An das AGR sind deshalb hohe Anforderungen bezüglich Qualität und Vollständigkeit zu stellen, damit eine erfolgreiche Durchführung des Zensus 2011 gewährleistet ist.

Auf dem Weg ins Jahr 2013: Personalbedarf in der öffentlich geförderten Kindertagesbetreuung

Im Rahmen des Ausbaus der Kleinkindbetreuung

Der gemäß dem Kinderförderungsgesetz notwendige Ausbau der Kleinkindbetreuung bis zum Jahr 2013 kann nur realisiert werden, wenn genügend Fachkräfte für die Betreuung der Jüngsten zur Verfügung stehen. Im folgenden Beitrag soll der Bedarf an zusätzlichem Personal in der öffentlich geförderten Kindertagespflege und in Kindertageseinrichtungen bis zum Jahr 2013 abgeschätzt werden. Dabei wird zum einen die aktuelle Bevölkerungsvorausrechnung (Hauptvariante) für die Ermittlung der im Jahr 2013 benötigten zusätzlichen Betreuungsverhältnisse zugrunde gelegt. Zum anderen werden die Vorgaben zu Gruppengrößen und Personalausstattung gemäß den Merkmalen der Betreuungs- und Betriebsformen als Grundlage für die Zulassung nach § 45 SGB VIII herangezogen, auf die sich das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren, das Landesjugendamt, der Landkreis- und Gemeindetag sowie die kirchlichen und freien Trägerverbände verständigt haben. Zudem wird die Verordnung des Kultusministeriums über den Mindestpersonalschlüssel und die Personalfortbildung in Kindergärten und Tageseinrichtungen mit altersgemischten Gruppen (KiTaVo) vom 25. November 2010 berücksichtigt.

Gute Berufsperspektiven mit einer Ausbildung im Bereich Erziehung

Das Thema frühkindliche Bildung ist in den Mittelpunkt der Bildungsdiskussion gerückt. Durch die geplanten Reformmaßnahmen im Vorschulbereich wird der Bedarf an pädagogischem Personal deutlich ansteigen. Auch die Anforderungen an die Qualifizierung des Personals haben sich geändert. Angesichts des gestiegenen Personalbedarfs und der geänderten Qualifikationen für die im Erziehungsbereich Tätigen ist eine Betrachtung des Status quo für Baden-Württemberg angebracht. Im Schuljahr 2009/10 wurden 5 785 Schülerinnen und Schüler an den Fachschulen für Sozialpädagogik – Berufskolleg ausgebildet, 1 453 besuchten die Berufsfachschulen für Kinderpflege. An Berufsfachschulen zum Erwerb von Zusatzqualifikationen kann sich in der frühkindlichen Bildung tätiges Personal ohne entsprechenden Ausbildung auf die Schulfremdenprüfung in einem Erziehungsberuf vorbereiten; staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher können sich hier weiterqualifizieren.

Personalbelastung in den Krankenhäusern Baden-Württembergs seit 1991

Am Beispiel des ärztlichen Dienstes und des Pflegedienstes

Seit Jahren sind die Krankenhäuser gezwungen, den steten Anstieg der anfallenden Kosten möglichst gering zu halten. Politische Vorgaben führten in erster Linie dazu, die Behandlungsdauern im vollstationären Bereich zu reduzieren. So sank die durchschnittliche Verweildauer seit 1991 um 5 Tage auf 8,1 Tage im Jahr 2009. In der Folge gingen trotz eines Anstiegs der Behandlungsfallzahlen um knapp 372 000 auf rund 2 Mill. die Zahl der vollstationären Behandlungstage von 21,6 auf 16,1 Mill. zurück. Gleichzeitig werden 10 820 Betten weniger angeboten als 1991, als die Krankenhäuser des Landes noch 69 280 Betten vorhielten. Größter Kostenfaktor ist auch in den Krankenhäusern das Personal. Die Personalausstattung lässt sich grob in die zwei Gruppen »ärztlich« und »nichtärztlich« unterteilen. Während das ärztliche Personal um knapp 5 260 auf 16 550 zunahm, ging die Zahl der nichtärztlichen Vollkräfte um rund 2 500 auf knapp 90 140 zurück. Allein im Pflegedienst arbeiten mit 36 120 gut 1 990 Vollkräfte weniger als noch 1991. Wie wirkt sich diese Entwicklung auf diejenigen Berufsgruppen aus, die ihren Dienst unmittelbar am Bett, bzw. unmittelbar am Patienten versehen? Mit Hilfe sogenannter Belastungsziffern lässt sich – zumindest pauschal – für den ärztlichen Dienst und für den Pflegedienst abbilden, inwieweit Mehr- oder Minderbeanspruchungen aufgetreten sind.

Konjunkturprognosen: lernen aus der Vergangenheit?

Der Abgleich von Konjunkturprognosen mit der Realität fällt bisweilen ernüchternd aus. Allerdings kann der Prognostiker auch mildernde Umstände geltend machen. Zunächst ist »die Konjunktur« nicht unmittelbar zu beobachten. Zur Messung ist man auf Indikatoren angewiesen, die zum einen erst mit einer gewissen Zeitverzögerung vorliegen, zum anderen den Konjunkturverlauf unterschiedlich gut abbilden. Unabhängig davon ist immer mit einer Unsicherheit bezüglich des Prognosemodells zu rechnen. Diese grundsätzlichen Unzulänglichkeiten sind nicht zu beheben. Was bleibt ist, die konjunkturrelevanten Informationen aus den Indikatorzeitreihen möglichst gut herauszufiltern. Im Folgenden soll ein Ansatz dargestellt werden, der genau dies versucht. Die Grundidee wird zunächst anhand einer Simulationsrechnung erläutert und dann auf empirische Daten übertragen. Hierzu werden die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe aus dem Ausland und dem Inland sowie der Produktionsindex des Verarbeitenden Gewerbes herangezogen. Es zeigt sich, dass der Verlauf der drei Indikatorzeitreihen bei allen Unterschieden von einer gemeinsamen, nicht unmittelbar zu beobachtenden Komponente bestimmt zu sein scheint, die auch die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts maßgeblich bestimmen dürfte. Das vorgestellte Verfahren könnte nach weiteren Untersuchungen weitere Möglichkeiten eröffnen, die Konjunkturprognosen des Statistischen Landesamts auf eine breitere methodische Grundlage zu stellen.

Strukturwandel in der Landwirtschaft geht weiter

Weniger, aber größere Betriebe in Baden-Württemberg

Im Jahr 2010 wurde mit der Landwirtschaftszählung eine umfassende Agrarstrukturerhebung durchgeführt. Zu den ersten und wichtigsten Ergebnissen zählen die Angaben zur Betriebsgrößenstruktur, die eine Einschätzung von Intensität und Richtung des Strukturwandels erlauben. So ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zu 1999 um rund ein Viertel gesunken. Zugleich werden heute je Betrieb deutlich größere Flächen bewirtschaftet. Auch regionale Unterschiede haben sich verändert.

Die Umweltbranche in Baden-Württemberg im Krisenjahr 2009

Die Umweltwirtschaft erstreckt sich als Querschnittsbranche über die gesamte Wirtschaft mit deutlichen Schwerpunkten in einigen Wirtschaftszweigen der Industrie, aber auch zunehmend in Teilen des Bau- und Dienstleistungsgewerbes. Eine Schwierigkeit bei der statistischen Abbildung der Umweltschutzwirtschaft besteht in ihrer exakten und im Zeitablauf vergleichbaren Abgrenzung. Die amtliche Statistik legt bei der Erhebung der Umsätze mit Umweltschutzgütern und der zugehörigen Beschäftigtenzahl eher eine restriktive oder konservative Abgrenzung der Umweltbranche zugrunde. Diese beschränkt sich im Wesentlichen auf Produkte im Rahmen des Umweltverschmutzungsmanagements und solcher zur Nutzung Erneuerbarer Energien sowie für Energieeffizienz steigernde und Energiespar-Maßnahmen. Einbezogen werden Waren, Bau- und Dienstleistungen, die in ihrem Hauptzweck dem Umweltschutz dienen. Der folgende Beitrag befasst sich mit der aktuellen Entwicklung der Umweltwirtschaft in Baden-Württemberg auch in der Differenzierung nach Stadt- und Landkreisen.

Nutzung der Kernkraft in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gingen zwischen 1968 und 1989 fünf Kernkraftwerke ans Netz. Die Stromerzeugung aus Kernenergie stieg mit den Inbetriebnahmen der Kraftwerke stetig an und erreichte Mitte der 90er-Jahre ihren Höhepunkt. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts gewannen erneuerbare Energieträger zunehmend an Bedeutung, während die Stromerzeugungsmengen aus Kernenergie tendenziell zurückgingen. Dennoch stellt die Kernkraft heute nach wie vor etwa die Hälfte der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg.