:: 10/2013

Statistisches Monatsheft Oktober 2013

Familienbewusste Arbeitskultur und bedarfsgerechte Betreuungsangebote – Erfolgsfaktoren für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Die derzeitige Situation der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland ist für viele Sorgearbeit leistende Personen bislang nicht zufriedenstellend. Viele nicht erwerbstätige oder geringfügig bzw. in Teilzeit beschäftigte Frauen würden gerne (mehr) arbeiten. Viele Männer wünschen sich mehr Zeit für die Familie. Um das Familien- und Arbeitsleben miteinander in Einklang bringen zu können, sind flexible, bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Betreuungsangebote sowohl für Kinder aller Altersgruppen als auch zunehmend für pflegebedürftige Angehörige notwendig. Gleichzeitig sind eine flexible Arbeitsorganisation und ein familienbewusstes und durch Verständnis geprägtes Betriebsklima gewichtige Voraussetzungen für die Balance von Familie und Beruf. Nur wenn sich die betriebliche Arbeits- und Führungskultur stärker darauf einstellt, kann es gelingen, dass auch zunehmend familienorientierte Männer sowie berufsorientierte Frauen Familie und Beruf vereinbaren, ohne in mindestens einem Bereich Abstriche machen zu müssen.

Stadt – Land – Flucht?

Teil II: Wie die Kinder der Babyboomer und die Bildungsexpansion das Wanderungsgeschehen in Baden-Württemberg beeinflussen

Seit der Jahrtausendwende wird beobachtet, dass sich die Bevölkerungszahlen der Städte günstiger entwickeln als die der ländlichen Gemeinden. Um abschätzen zu können, in welchem Umfang sich dieser als Reurbanisierung bezeichnete Prozess fortsetzen wird, müssen seine zentralen Triebfedern identifiziert werden. Dies ermöglicht in der Folge eine Abschätzung der Beständigkeit der derzeit beobachtbaren Trends. Die Analysen zeigen: Während sich für ländliche Gemeinden weiterhin keine Verbesserung der demografischen Situation abzeichnet, ist für die Großstädte – insbesondere für große Hochschulstandorte – mit einer schon bald einsetzenden Stagnation oder sogar Abnahme des Zustroms junger Erwachsener zu rechnen. Hinsichtlich eines weiteren Ausbaus von Wohnraum ist daher Augenmaß angebracht, da eine Fortschreibung des Trends der letzten Jahre zu Fehlplanungen führen könnte.

Säuglingssterblichkeit in Baden-Württemberg

Die Säuglingssterblichkeit in Baden-Württemberg hat im vergangenen Jahrzehnt ein stabil niedriges Niveau erreicht. Besonders stark gesunken ist die Sterblichkeit in den ersten 7 Lebenstagen. Gleichwohl ereignet sich rund die Hälfte der Säuglingssterbefälle in der ersten Lebenswoche. Nach wie vor ist eine »Übersterblichkeit« der männlichen gegenüber den weiblichen Neugeborenen zu beobachten. Auch ist ein niedriges Geburtsgewicht ein bedeutsamer Risikofaktor geblieben, aber das Sterberisiko der »Frühchen« konnte enorm reduziert werden. Regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern wie auch im europäischen Vergleich deuten auf Perspektiven zur weiteren Senkung der Säuglingssterblichkeit hin.

Kindertagesbetreuung 2013: Betreuungsquote der unter 3-Jährigen landesweit auf 25 % gestiegen

Zum 1. August 2013 ist der gesetzliche Anspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung für alle 1- und 2-jährigen Kinder wirksam geworden. Darüber hinaus haben Kinder im 1. Lebensjahr einen Anspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung oder in Kindertagespflege, wenn dies für ihre Entwicklung geboten ist, oder die Erziehungsberechtigten einer Erwerbstätigkeit nachgehen, eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, Arbeit suchend sind, sich in Ausbildung befinden oder Leistungen zur Eingliederung in Arbeit erhalten. Die Daten aus den Statistiken zu Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege geben Auskunft über den Stand des Ausbaus der Kleinkindbetreuung zum 1. März 2013.

Lehrkräfte allgemeinbildender Schulen scheiden im Durchschnitt mit 63 Jahren aus dem Schuldienst aus

Das Erreichen der Altersgrenze war 2011/12 für mehr als 2 500 Lehrkräfte an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen der Grund, den Schuldienst zu verlassen. Die Wiederbesetzung vieler Stellen durch Lehrkräftenachwuchs senkt seit einigen Jahren wieder das Durchschnittsalter der Lehrkräfte. So war an Realschulen jede zweite Lehrkraft 43 Jahre alt oder jünger, an Gymnasien 44 Jahre alt oder jünger. Lehrkräfte, die aus Altersgründen den Dienst quittierten, waren im Mittel fast 64 Jahre alt. Die rund 270 wegen Dienstunfähigkeit ausgeschiedenen Lehrerinnen waren im Durchschnitt knapp 59 Jahre alt, die rund 130 Lehrer fast 61 Jahre alt. In den letzten Jahren ist dieses Durchschnittsalter etwas angestiegen und die Wahrscheinlichkeit, bis zur Vollendung des 60. Lebensjahres wegen Dienstunfähigkeit pensioniert zu werden, ist abgesunken.

Seuchen – unausrottbare Geißeln der Menschheit?

Ob Pest, Cholera, Tuberkulose oder Influenza, kaum etwas hat die Menschen im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte neben den einschneidenden Kriegen stärker beeinträchtigt als Infektionskrankheiten, die umgangssprachlich oft als Seuchen bezeichnet werden. Sie haben über Jahrtausende den Tod von sogar mehr Menschen verursacht als die Kriege, die gleichzeitig wüteten. Nichts war unbarmherziger als die tödliche Geißel der Infektionskrankheiten. Weder Könige noch Bettler wurden von ihnen verschont. Keine Gesellschaftsschicht konnte sich vor ihrer gewaltigen Macht in Sicherheit wähnen. So wurden während des Dreißigjährigen Krieges in Europa mehr Menschen durch die Pest ins Jenseits abberufen als durch die unmittelbaren Kriegsereignisse. Viele Infektionskrankheiten haben weltweit bis heute nichts von ihrem Schrecken verloren.

Mehr als jeder zweite Euro mit dem Ausland verdient: Die Exportquote der Südwestindustrie übertraf 2012 erstmals die 50-Prozent-Marke

Die nominalen Umsätze der Südwestindustrie erreichten 2012 trotz der sich abkühlenden Konjunktur neue Rekordwerte. Zurückzuführen war dies auf einen kräftigen Anstieg der Auslandsumsätze, der zur Folge hatte, dass die Exportquote der Industriebetriebe erstmals in der Geschichte Baden-Württembergs die 50-Prozent-Marke übertraf. Das Auslandsgeschäft war nach Jahrzehnten des Bedeutungsgewinns im Jahr 2012 damit umfangreicher als das Geschäft mit den inländischen Kunden. Die Exportquote variierte jedoch beträchtlich zwischen den einzelnen Industriebranchen des Landes, die Spannweite betrug über 60 Prozentpunkte. Spitzenreiter in der Exportorientierung war die »Herstellung von Kraftwagen und -teilen«, die auch die traditionell umsatzstärkste heimische Industriebranche darstellt. Knapp dahinter folgte mit der »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« die am stärksten ausfuhrorientierte Branche der Vorjahre. Die Branchenzugehörigkeit beeinflusste auch die Absatzrichtung des Auslandsgeschäfts. Insgesamt zeigte sich im letzten Jahrzehnt hier eine zunehmende Bedeutung der Exporte in die Nicht-Eurozone. Im Bundesländervergleich war die Exportquote der Südwestindustrie überdurchschnittlich, ohne dass jedoch das Überschreiten der 50-Prozent-Marke ein Alleinstellungsmerkmal verkörperte.

Die Entwicklung der kommunalen Finanzen 2012

Die Umstellung auf das neue kommunale Rechnungswesen, die Doppik, erfolgt in Baden-Württemberg nur nach und nach. Allerdings verbleiben den Kommunen bis zum Ablauf der von der Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO) gewährten Frist noch 6 Jahre. Seit Beginn der Umstellung im Jahr 2007 haben erst 78 kreisangehörige Gemeinden, allerdings bereits 7 Stadtkreise und 28 Landkreise die doppische Rechnungslegung eingeführt. Durchaus positiv ist auch der Blick auf die bereinigten Ausgaben der Kommunen, denn im 1. Quartal 2013 wurde immerhin knapp die Hälfte davon doppisch verbucht.

Im Jahr 2012 führte vor allem die fast stürmische Entwicklung der kommunalen Steuereinnahmen in Kombination mit noch moderaten Zuwächsen auf der Seite der Auszahlungen zu einem deutlich positiven Finanzierungssaldo. Gleichwohl konnten diese Spielräume offenbar noch nicht zu einem entsprechenden Abbau der Schulden genutzt werden.