:: 11/2015

Statistisches Monatsheft November 2015

Zensus 2011: Baden‑Württemberg im Vergleich mit anderen Regionen in Europa

Wie viele Menschen leben in den europäischen Regionen? Welches Alter haben sie? Wie viele von ihnen besitzen eine ausländische Staatsangehörigkeit und wo leben sie häufiger in einer Familie oder als Single? Ein einfacher und flexibler Weg, Antworten auf diese und weitere Fragen zu erhalten, ermöglicht der »Zensus Hub«. Die unter https://ec.europa.eu/CensusHub2 zugängliche Datenbank bietet ausführliche Informationen zum europäischen Zensusprogramm 2011. Im vorliegenden Beitrag wird ein Auszug an Informationen aus dem umfangreichen Angebot dieser Datenbank vorgestellt und dabei ein Fokus auf Baden‑Württemberg im Vergleich der europäischen Regionen (NUTS 1) gesetzt.

Neues Datenangebot ab Gemeindeebene: Zahl der Haushalte nach Personenzahl

Neben der Einwohnerzahl ist die Zahl und Größenstruktur der Haushalte eine wichtige Planungsgröße besonders für Gemeinden, da viele kommunale Leistungen von Haushalten nachgefragt werden, wie zum Beispiel Wohnungen, Parkraum, Ver- und Entsorgungsleistungen.

Die amtliche Statistik kann kleinräumige Daten zu den Haushalten nur bei Volkszählungen/Zensus erheben. Durch den Zensus 2011 liegen für den Stichtag 9. Mai 2011 Haushaltszahlen in hoher inhaltlicher Differenzierung vor. Im Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg wurde nun ein Verfahren entwickelt, welches ermöglicht, darauf aufbauend jährlich die Zahl der Haushalte ab Gemeindeebene nach der Zahl der Personen im Haushalt zu schätzen.

Der vorliegende Beitrag erläutert neben den Ergebnissen der Haushalteschätzung zum Jahresende 2014 vor allem die Methodik, mit der diese Zahlen ermittelt wurden. Dasselbe Verfahren wird auch für die nächste regionalisierte Vorausrechnung eingesetzt, sodass neben dem bekannten Datenangebot der Bevölkerungsvorausrechnung die vorausgerechnete Haushaltezahl das Informationsangebot ergänzen wird.

Der mittlere Bildungsabschluss wird auch künftig der häufigste sein

Aktualisierte Modellrechnung zur Entwicklung der Schulabsolventenzahlen bis 2025

Die Entwicklung der Absolventenzahlen wird nicht nur von den demografischen Rahmenbedingungen bestimmt, sondern auch von bildungspolitischen Weichenstellungen. In der Modellrechnung kommt dies insbesondere bei den mittleren Schulabschlüssen zur Geltung. Hier wirken sich mit der Aufhebung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung, dem Ausbau der Gemeinschaftsschulen und der Einführung des regulären Erwerbs des Hauptschulabschlusses an Realschulen mehrere Änderungen im Schulsystem aus. Dennoch bleibt eines konstant: Der mittlere Bildungsabschluss wird auch künftig der Abschluss sein, der in Baden‑Württemberg am häufigsten erworben wird.

Für das Jahr 2025 ergibt die Modellrechnung 58 400 mittlere Abschlüsse, 46 900 Hochschul- und 18 200 Fachhochschulreifezeugnisse sowie 21 100 Hauptschulabschlüsse. 3 800 Jugendliche würden die Schulen nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht ohne Hauptschulabschluss verlassen.

Zur möglichen Entwicklung der Erwerbspersonenzahl und deren Altersstruktur bis zum Jahr 2050

Ergebnisse einer Vorausrechnung für Baden‑Württemberg

Der demografische Wandel vollzieht sich in Baden‑Württemberg seit mehreren Jahrzehnten – und zwar immer schneller. Während das Durchschnittsalter der Bevölkerung von Anfang der 1950er-Jahre bis um das Jahr 1970 praktisch unverändert bei knapp unter 35 Jahren lag, ist die Bevölkerung seither enorm gealtert. Das Durchschnittsalter im Südwesten liegt zwischenzeitlich bei über 43 Jahren, im Jahr 2050 könnte es bereits bei 48 Jahren sein.

Diese sich abzeichnende Entwicklung der Altersstruktur einerseits sowie der deutlich schwieriger einzuschätzende künftige Trend der Einwohnerzahlentwicklung im Land andererseits haben Folgen für praktisch alle gesellschaftlichen Bereiche. Neben den Konsequenzen für die Kinderbetreuung und den Bildungsbereich, das Gesundheitswesen und die Rentenversicherung stehen auch die Auswirkungen für die Erwerbspersonenzahl und -struktur im Blickpunkt des Interesses. Je nachdem, ob künftig ein steigendes oder sinkendes Arbeitskräfteangebot zu erwarten ist, können sich mehr oder weniger starke Be- oder Entlastungswirkungen für die Arbeitsmärkte ergeben.

Zur Abschätzung dieser Entwicklungen wurde eine Vorausrechnung zur künftigen Erwerbspersonenzahl in Baden‑Württemberg bis zum Jahr 2050 durchgeführt. Demnach könnte die Zahl der Erwerbspersonen im Südwesten noch bis 2020 ansteigen und erst um das Jahr 2029 unter das aktuelle Niveau absinken. Dies impliziert aber einen weiteren Anstieg der Erwerbsbeteiligung der Frauen und der älteren Personen im erwerbsfähigen Alter. Unter der Annahme konstanter Erwerbsquoten würde die Erwerbspersonenzahl dagegen bereits ab dem Jahr 2019 zurückgehen und schon im Jahr 2023 unter das derzeitige Niveau fallen. Schließlich werden künftig die Erwerbspersonen – unabhängig von der weiteren Entwicklung der Erwerbsbeteiligung – im Schnitt deutlich älter als heute sein.

Forellen, nichts als Forellen!

Ergebnisse der Aquakulturstatistik 2014

Die Aquakulturerhebung wurde in Deutschland erstmals im Frühjahr 2012 für das Berichtsjahr 2011 durchgeführt. Die anfänglichen Schwierigkeiten in der Abgrenzung des Berichtskreises sind mittlerweile weitgehend behoben: der Berichtskreis und in der Folge die ermittelten Produktionsmengen haben sich stabilisiert.

Direktinvestitionen in und aus Baden‑Württemberg

Die Globalisierung der Märkte, nicht zuletzt begünstigt durch Innovationen bei den Informations- und Kommunikationstechnologien und im Logistikbereich, schreitet immer weiter voran. Im Zuge dessen steigt auch die Bedeutung der Direktinvestitionen, das heißt der Kapitalbeteiligung von Unternehmen im Ausland. Zwar spielt der Export für die baden-württembergische Wirtschaft nach wie vor eine große Rolle, anhand der Direktinvestitionsquote von gut 44 % zeigt sich aber, dass auch Investoren aus Baden‑Württemberg im bundesweiten Vergleich relativ stark im Ausland engagiert sind. Auf der anderen Seite fallen Investitionen aus dem Ausland in Baden‑Württemberg mit einer Quote von nur knapp 9 % unterdurchschnittlich aus.

10 Jahre »Diagnosis Related Groups« (DRGs) in deutschen Krankenhäusern

Eine Zwischenbilanz aus ökonomischer Perspektive

Im Jahr 2013 erreichte der deutsche Gesundheitsmarkt ein Volumen von rund 315 Mrd. Euro. Dies entspricht 11,3 % des gesamten Bruttoinlandprodukts. Mit 90 Mrd. Euro entfiel davon über ein Viertel der gesamten Gesundheitsausgaben auf den Krankenhausmarkt. In Baden‑Württemberg wurden insgesamt 40 Mrd. Euro und somit 9,6 % am baden-württembergischen BIP für Gesundheit ausgegeben. Die Ausgaben für Krankenhäuser betrugen im Land 11,4 Mrd. Euro. Auch ein Vergleich mit der Größenordnung der für Deutschland prägenden Branchen wie den Fahrzeugbau mit einem bundesweiten Umsatz von 364,4 Mrd. Euro oder den Maschinenbau mit 222,8 Mrd. Euro Umsatz verdeutlicht den hohen ökonomischen Stellenwert des stationären Sektors.

Im Gegensatz zu den zuletzt genannten Branchen, die durch angebots- und nachfrageorientierte Preisfindung gekennzeichnet sind, in denen das Streben nach Effizienz zu Gewinnen führt und somit ein automatischer Anreiz zur Berücksichtigung von Knappheitsindikatoren gegeben ist, sind diese marktwirtschaftlichen Mechanismen im Krankenhaussektor größtenteils außer Kraft gesetzt. Die daraus resultierenden Wirtschaftlichkeitsreserven erforderten immer wieder staatliche Eingriffe in Form von entsprechenden Gesetzen und Reformmaßnahmen. Vor diesem Hintergrund und mit der ausdrücklichen Zielsetzung der Erhöhung der Wirtschaftlichkeit im Krankenhausmarkt wurde mit der Einführung eines fallpauschalisierten Vergütungssystems (DRG-System) im Jahre 2004 die wohl größte Strukturreform im Gesundheitswesen der letzten 30 Jahre verabschiedet. Im vorliegenden Beitrag werden die ökonomischen Auswirkungen 10 Jahre nach der DRG-Einführung in Baden‑Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern analysiert. Die Betrachtung stellt sowohl die Effizienz der Leistungserbringung der Krankenhäuser als auch die Veränderung des Krankenhausmarktes in den Mittelpunkt.

Der meteorologische Dienst

Ein ehemaliges Aufgabengebiet der amtlichen Statistik in Württemberg

Im Königreich Württemberg wurde schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Anweisung der Regierung ein meteorologisches Beobachtungsnetz begründet. Diese Maßnahme stand in engem Zusammenhang mit der Aufgabe des »Statistisch-Topographischen Bureaus«, die Landeskunde voranzubringen. Diese Gemeinsamkeit fand ihren Ausdruck auch darin, dass regelmäßig in Statistischen Jahrbüchern und Mitteilungen Witterungsberichte und Beschreibung über Naturphänomene veröffentlicht wurden. 1854 wurde das bis dahin eigenständige »Meteorologische Institut« in das Statistisch-Topographische Bureau eingegliedert.