:: 6/2017

Geschwindigkeit und Innovation: 200 Jahre Fahrrad

Karl Drais ist der Erfinder des lenkbaren Zweirades. Am 12. Juni 1817 fuhr er mit dem ersten pferdlosen Fahrzeug durch Mannheim, das zwei hintereinander laufende Räder und ein lenkbares Vorderrad hatte. Das lenkbare Vorderrad und die Geschwindigkeit der neuen Maschine waren eine Sensation.

Mit der ersten Laufmaschine von Karl Drais begann das Zeitalter des Individualverkehrs oder der Automobilität, der Selbstbeweglichkeit. Vorher war dies nur mit dem Pferd oder zu Fuß möglich. Dieses neue technische Gerät trug das Gewicht der Person, die mit der Maschine fuhr. Die Muskelkraft der Beine konnte vollständig für die Vorwärtsbewegung genutzt werden. Das Ur-Fahrrad war aus Holz und wog rund 22 kg. Durch Abstoßen mit den Füßen konnte auch auf längeren Strecken eine Geschwindigkeit von rund 15 km/h erzielt werden. Geschwindigkeit und Innovationen sind ein zentraler Bestandteil der 200-jährigen Nutzung des Fahrrades. Auch die Elektromobilität ist nicht neu, bezogen auf das Fahrrad ist aber heute ein Massenmarkt entstanden. Informationen zum Fahrrad und zur Mobilität kann das Statistische Landesamt zu verschiedenen Themen auswerten. Aktuell liegen Unfallzahlen mit elektrischen Fahrrädern (Pedelecs) in der Verkehrsunfallstatistik für 2016 vor.

Rund 460 000 Elektrofahrräder in den Haushalten

In Baden-Württemberg standen 2016 in rund 83 % der privaten Haushalte Fahrräder, das sind 4,2 Mill. der knapp 5,1 Mill. Haushalte. Im Durchschnitt besitzt jeder Haushalt 2,05 Fahrräder. Damit gibt es rund 10,4 Mill. Fahrräder in den Haushalten im Südwesten. Nach den Ergebnissen der Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR) befanden sich darunter rund 460 000 Elektrofahrräder. Neue Ergebnisse nach Ländern in Deutschland werden im Rahmen der LWR zum Stichtag 1. Januar 2018 in den Haushalten erhoben und dürften im Sommer 2018 vorliegen.

Im Südwesten gibt es nach Angaben des Unternehmensregisters im Statistischen Landesamt derzeit rund 1 000 Einzelhändler, die Fahrräder, Fahrradteile und das entsprechende Zubehör verkaufen. In diesen Betrieben sind rund 2 700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte angestellt. Der Umsatz der Händler betrug 2014 rund 500 Mill. Euro.

Mit dem Fahrrad unterwegs

Angaben der privaten Haushalte zur Nutzung des Fahrrads liegen aus dem Mikrozensus vor, dort wird das Pendlerverhalten und die Nutzung der Verkehrsmittel alle 4 Jahre erfragt. Ergebnisse für das Jahr 2016 liegen voraussichtlich ab Herbst 2017 vor. Die Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigen unter anderem: Je größer die Gemeinden, desto höher ist der Anteil der Fahrradpendler. Den höchsten Anteil an Fahrradfahrern mit knapp 20 % gab es in Städten zwischen 200 000 und 500 000 Einwohnern in Baden-Württemberg.

Unfälle mit Pedelecs legen zu

Im Jahr 2015 verunglückten in Baden-Württemberg insgesamt 8 440 Fahrradbenutzer im Straßenverkehr, 42 Radfahrer verloren dabei ihr Leben. 2016 verunglückten 8 551 Fahrradbenutzer, die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle mit dem Fahrrad beitrug 53. Die zunehmende Nutzung von Pedelecs und E-Bikes spiegelt sich auch im Unfallgeschehen wider. Lag die Zahl der verunglückten Pedelec-Nutzer 2015 bei 629, erhöhte sich deren Zahl im Jahr 2016 deutlich auf 822. Unter den Unfällen mit Pedelecs waren 2016 neun tödlich, 259 führten zu schweren Verletzungen. Verkehrsunfälle mit Pedelecs und E-Bikes sind seit 2014 in der Verkehrsunfallstatistik aufgenommen. Die Unfallzahlen liegen auch für die Stadt- und Landkreise vor.

Das Dienstfahrrad

Seit 2012 fördert der Staat den Drahtesel als Dienstfahrzeug. Unternehmen können ihren Mitarbeitern Dienstfahrräder zu gleichen Konditionen wie für Dienstwagen zur Verfügung stellen. Die Regelung gilt für alle Fahrräder.

Geschwindigkeit und Innovationen

Die ausgewählten Angaben zur Entwicklung des Zweirades von den ersten Laufmaschinen bis heute sind hier beispielhaft angegeben. Die Art der Zweiräder, die Zahl der bis heute eingereichten Patente, die Zahl der Preise für Neuentwicklungen oder Rekordversuche aller Art sind nahezu unüberschaubar. Die Zweiräder waren zunächst Luxusgut und Statussymbol für den Adel und das reiche Bürgertum. Erst mit der Massenproduktion wurden die Fahrräder erschwinglich für viele. Wichtige Verkaufsmerkmale wurden ein »billiger Preis« und »Qualität« verbunden mit dem Hinweis auf ein »Patent«. Da das Fahrrad mit eigener Muskelkraft bewegt wird, war die Leichtbauweise eine zentrale Herausforderung.

Das Zweirad war der Vorläufer des Motorrades, für die ersten Flugzeuge und Automobile mit Motor wurden Bauteile aus der Fahrradfertigung eingesetzt: Räder und Speichen, Vollgummireifen, Lager für die Achsen und besonders die leichten Rohre des Rahmens. Im Alltag war dies die Voraussetzung für »Viel Vergnügen« und Geschwindigkeit beim Radfahren. Mit »Alles geht viel rascher auf NSU« warben die NSU Werke Aktiengesellschaft in Neckarsulm und zeigten ein gut gefülltes Einkaufsnetz am Lenker eines Rades.

Das Fahrrad soll in Zukunft wieder diesen einen und weitere Vorteile (größere Transporte mit Lastenrädern) in Bezug auf die Mobilität erhalten. Vorrangig in großen Städten und Metropolen, denn alternative Antriebe ergänzen die Muskelkraft und erhöhen die Geschwindigkeit deutlich. Die steigenden Unfallzahlen mit Pedelecs zeigen, dass die Menschen sich noch an die neuen, schnelleren »Fahrmaschinen« gewöhnen müssen. Das war vor 200 Jahren mit den neuen »Laufmaschinen« nicht anders.

Karl Drais hat die lenkbare Laufmaschine und viele andere Erfindungen entwickelt, die seiner Zeit voraus waren. Das Patent auf seine Laufmaschine hat ihm wenig genutzt. Der Erfinder der individuellen und preiswerten Mobilität (kein Pferd muss unterhalten und gefüttert werden) ist verarmt in Karlsruhe gestorben. Weltweit wurden seine Laufräder nur aufgrund von Zeitungsberichten von Stellmachern umgehend nachgebaut. Die Massenproduktion des modernen Rades, wie wir es heute kennen, begann erst gegen Ende des 19. Jahrhundert.

Mit dem Fahrrad durch 2 Jahrhunderte

Laufräder aus Holz und ohne Lenkung fahren durch Paris. Sie sind ein Gesellschaftsereignis. Wer etwas auf sich hält, rollt mit so einem Rad durch die Straßen und Parks. Oft haben die Räder vorne geschnitzte Pferde- oder Löwenköpfe.

1817 Laufrad mit Lenkung

Am 12. Juni fährt Karl Drais mit einem Laufrad aus Holz durch Mannheim. Es wiegt 22 kg und hat erstmals ein lenkbares Vorderrad. Karl Drais ist nicht nur Erfinder, sondern auch ein Marketing-Profi. Er schreibt über seine Laufmaschine in Zeitungen und erfindet einen Namen für die Laufmaschine: »Draisine«.

1819 Runter vom Gehweg

Das Fahren auf den Gehwegen wurde in Mannheim schon im Dezember 1817 verboten. In Mailand 1818, in London, New York und Kalkutta 1819. Nur auf Grundlage von Zeitungsberichten werden einige tausend Räder nach dem Vorbild der Draisine ohne Lizenz nachgebaut. Drais bietet für sein Laufrad sogar Gepäckträger, Stützen zum Abstellen und eine »Schleifsperre« (Bremse) an.

1820 amtliche Statistik

In diesem Jahr wird das Statistische Bureau Württemberg aufgrund eines königlichen Dekretes gegründet. Das »Büro« ist der Vorläufer des Statistischen Landesamtes. Heute werden vom Statistischen Landesamt rund 290 Statistiken erhoben, aufbereitet und veröffentlicht.

1820 Erster Fahrradverleih

Im Mannheimer Schloßgarten eröffnet Carl Helmlin den ersten Fahrradverleih der Welt: Für eine »Draisine mit Vergoldung« liegt der Verleihpreis rund dreimal so hoch wie für eine »Draisine ohne Vergoldung«.

1840 Eisenbahn in Mannheim

1840 fährt die erste Eisenbahn in Baden auf einer Strecke von 19 km zwischen Mannheim und Heidelberg. 5 Jahre zuvor fuhr die erste Eisenbahn in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth.

1840 Elektromotoren

Erste Prototypen von Fahrzeugen und Lokomotiven mit Elektromotoren werden in Europa und den USA vorgestellt. Die Idee ist verstanden und in Prototypen umgesetzt.

1868 Tretkurbel am Fahrrad

Der Franzose Michaux baut eine Tretkurbel ans Vorderrad. Das Prinzip des modernen Fahrrads ist erfunden. Die Hochräder sind aus Eisen und rund 60 kg schwer. In Frankreich und England wird Radfahren zum Luxussport. In Bordeaux findet das erste Frauenradrennen mit den neuen Hochrädern statt.

Sicherheitsräder aus England

In England werden die ersten Sicherheitsfahrräder entwickelt. Sie haben wie heute zwei gleich große Räder. Die Fahrerinnen und Fahrer der neuen Sicherheitsräder werden von den Besitzerinnen und Besitzern der Hochräder als »Käfer« oder »Kriecher« verspottet. Für den Adel und das reiche Bürgertum ist das Hochrad ein Statussymbol.

1868 Stuttgart vor New York

Der Stuttgarter Lehrer Johann Friedrich Trefz bietet Kurse für Frauen im »Velociped-Fahren« an. Die Kurse finden in einer privaten Mädchen-Turnanstalt in der Böblinger Straße in Stuttgart-Heslach statt. Die Behörden verbieten die Kurse als »nicht zeitgemäß«. Ein Jahr später eröffnet die erste Fahrrad-Schule für Frauen in New York.1

1869 Dampfmotorrad

In den USA und in Frankreich werden erstmals Dampfmaschinen zwischen die Räder eines Fahrrads gebaut, das Dampfmotorrad ist erfunden.

1884 Weltumrundung

Der Brite Stevens fährt mit einem Hochrad in 2 Jahren um die Welt.

1885 Ein neues Wort

1885 wurde der Begriff »Fahrrad« durch Übereinkunft deutscher Radfahrervereine als neues Wort in die deutsche Sprache aufgenommen. Vorher hieß das Fahrrad unter anderem »Veloziped« (Schnellfuß).

Robert Bosch legte sich 1890 ein Fahrrad zu, um damit seine Kunden in Stuttgart zu besuchen. Das Foto bildete zugleich die Vorderseite seiner Visitenkarte.

1885 Fahrrad mit Benzinmotor

Die Stuttgarter Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach tauschen die schwerfällige Dampfmaschine an einem Fahrrad durch einen leichten Benzinmotor aus. Dieser hat 0,5 PS.

1886 Fahrzeug mit Gasmotorbetrieb

Carl Benz fährt mit einem Dreirad, angetrieben von einem Motor mit einer Pferdestärke, durch Mannheim. Insgesamt wiegt das Fahrzeug mit Gasmotorbetrieb 265 kg.

1888 Luftreifen

Der Luftreifen des Schotten Dunlop wird erfolgreich produziert und setzt sich durch. Bis dahin waren Räder mit Eisenbeschlägen und seit 1865 mit Vollgummireifen ausgestattet.

1880er Jahre: Falträder für Soldaten

Das neue Transportmittel Fahrrad wird weltweit vom Militär eingesetzt, zahlreiche Varianten von tragbaren Klapprädern werden entwickelt.

Jahrhundertwende

Rock oder Hose: Nicht nur die Bekleidung von Frauen auf dem Rad wird stark diskutiert. Auch Ärzte streiten heftig über die Vor- und Nachteile des Fahrradfahrens.2

1903 Tour de France

Das erste Etappen-Radrennen durch Frankreich, die Länge der Strecke beträgt 2 400 km.

1912 Neue Fertigungstechnik für Autos

Henry Ford übernimmt Teile der Fahrrad-Fertigungstechnik für die Produktion seines Automobils Modell T (Metall stanzen und pressen statt gießen). Die Kosten zur Herstellung eines Automobils sinken deutlich.

1967 Frauen aufs Rennrad

Der Bund Deutscher Radfahrer erlaubt Radrennen für Frauen. Jetzt können Frauen auch als Radrennfahrerinnen an Olympischen Spielen teilnehmen. 1896 war das Verbot zur Teilnahme an Radrennen für Frauen beschlossen worden.3

1970er Jahre mit neuem Schwung

In den USA werden die ersten Fahrräder mit breiten Reifen ausgestattet, die technische Ausstattung wird für das Fahren am Berg umgerüstet. Das Mountainbike ist erfunden. Das »neue« Rad wird ein weltweiter Verkaufsschlager.

2016 Elektrofahrrad

2016 sind in den Haushalten in Baden-Württemberg rund 460 000 Elektrofahrräder vorhanden. Die Firma Herkules (Nürnberg) stellte schon 1985 das erste moderne E-Bike vor.

Brieftaube vor Fahrrad

Wie schnell ist der militärische Radler? Ein Wettbewerb der französischen Armee im Jahr 1888 sollte dies unter Manöverbedingungen klären. Brieftauben, Reiter, Hunde, Zweiradfahrer und Dreiradfahrer mussten gegeneinander antreten. Die ausgesuchte Strecke betrug 4,3 km. Mit dem guten Abschneiden der Radfahrer war die französische Heeresleitung überzeugt: »Das Rad hatte im Militärdienst Chancen.« Ankünfte nach 4,3 km Strecke:

  • 1. Brieftaube;
  • 2. Radfahrer;
  • 3. Reiter;
  • 4. Hunde.4

In der englischen Armee waren im Jahr 1890 schon 3 000 Radfahrer im Einsatz, 1895 trat in der deutschen Armee die erste »Fahrradvorschrift« in Kraft. In vielen Staaten werden tragbare Klappräder für Soldaten entwickelt. Das Bild oben zeigt eine Postkarte aus dem ersten Weltkrieg: Eine Abteilung Radfahrer der französischen Armee während einer Pause. Diese sogenannten Jäger (Chasseurs) erkundeten auf ihren Fahrrädern, wo die ersten deutschen Soldaten positioniert waren. Hinten im Bild wird gerade ein Reifen repariert. Diese von Künstlern im Auftrag der Armee gemalten Postkarten wurden mit vielen Motiven in Millionenauflagen von allen Kriegsparteien ausgegeben, um der Bevölkerung ein (zuversichtliches) Bild über den Kriegsverlauf zu vermitteln. Das Bild hier hat eher den Charakter eines Ausfluges mit dem Rad. Tote Soldaten oder Zivilisten wie auf anderen Postkarten sind hier nicht zu sehen.

Aufnahme eines Arbeiters der Reutlinger Spinnereihülsen- und Spulenfabrik, der im September 1915 „als kriegsfreiwilliger Radfahrer eingerückt“ ist. Das Rad hat eine Karbidlampe, für das Gewehr ist eine Halterung am Rahmen angebracht, auf dem Lenker ist eine Decke festgezurrt. Im Hintergrund ist eine Foto-Tapete, das Rad und die Uniform zeigen deutliche Manöver- oder Gebrauchspuren.

Kriegsfreiwilliger Radfahrer aus Reutlingen: Aufnahme eines Arbeiters der Reutlinger Spinnereihülsen- und Spulenfabrik, der im September 1915 „alskriegsfreiwilliger Radfahrer eingerückt“ ist. Das Rad hat eine Karbidlampe, für das Gewehr ist eine Halterung am Rahmen angebracht, auf dem Lenker ist eine Decke festgezurrt. Im Hintergrund ist eine Foto-Tapete, das Rad und die Uniform zeigen deutliche Manöver- oder Gebrauchspuren.

Innovationen

Eine erfolgreiche Innovation ist das Chukudu aus dem Kongo: Es ist ganz aus Holz gebaut und kann Lasten von mehr als 500 kg tragen. Das Chukudu ist ein Selbstbau. Es hat Räder aus dem vollen Baumstamm, alte LKW-Reifen sind zugeschnitten und auf die Räder geschlagen. Die Metallachsen kommen aus dem Altmetallhandel. Die Aufhängung des lenkbaren Vorderrades ist eine Holzkonstruktion, eine alte Metallfeder dämpft Erschütterungen. Die Bremse wird mit dem Fuß am Hinterrad betätigt. Die einzelnen Bauteile des Rades werden (mit einer Machete) aus dem vollen Holz geschlagen. Im bürgerkriegsgeplagten Kongo sichert das Chukudu vielen Transporteuren ein Einkommen. Das Chukudu ist seit den 1970er-Jahren im Kongo im Gebrauch.

Die Laufmaschine des Freiherrn von Drais stammt aus dem Nachlass des Erfinders. Es handelt sich um eines der ganz seltenen originalen Zweiräder, die nach seinen Angaben gebaut wurden und heute noch erhalten sind. Die Sitzfläche kann in der Höhe verstellt werden. Die Räder haben Holzspeichen, das Vorderrad ist lenkbar um die Achse vorne am Ende des Rahmens. Durch den Sitz nimmt die Draisine das Gewicht einer Person auf. Dadurch kann die Kraft der Muskeln vollständig zur Vorwärtsbewegung genutzt werden. Beim Chukudu muss man stehen. Allerdings kann das Chukudu deutlich mehr Lasten tragen als zahlreiche Transporträder aus Stahlrohr oder Aluminium.

Robert Bosch legte sich 1890 ein Fahrrad zu, um damit seine Kunden in Stuttgart zu besuchen. Das Foto bildete zugleich die Vorderseite seiner Visitenkarte.

Das Projekt E-Lastenrad »Ich ersetze ein Auto« wurde als Studie zur Kurierlogistik des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt und gefördert durch die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums.

Vom Motor-Fahrrad zum Motorrad und Lastenrad

In einer Anzeige aus dem Jahr 1898 wirbt das Unternehmen Werner Frères aus Paris mit dem einzig wirklich praktischen Motor-Zweirad, das »Zahlreiche Atteste über tadelloses Funktionieren.« vorweisen kann. Das Zweirad mit Petroleum-Betrieb ist danach in allen Ländern patentiert und zudem sofort lieferbar. Das sind zwei entscheidende Eigenschaften für neue Produkte: Sicher im Gebrauch und sofort verfügbar. Ohne »Hilfe der Pedale« soll das Motocyclette, also ein Fahrrad mit Motor, eine »Schnelligkeit« von bis zu 35 km/h haben. Die Anzeige zeigt: Motor und Tank liegen über dem Vorderrad, das Rad wird über einen Riemen angetrieben.

APWorks, eine Tochter von Airbus, hat 2016 ein Elektromotorrad unter dem Namen »Light Rider« mit bionischem Design vorgestellt (Bild rechts). Der Rahmen kommt aus dem 3D-Drucker und besteht aus einer Aluminium-Legierung. Die Hohlstruktur des Rahmes ist ebenso bionisch aufgebaut und soll größtmögliche Stabilität bei geringstem Materialeinsatz bieten. Das E-Motorrad wiegt insgesamt 35 kg, der Motor hat 6 000 Watt, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 80 Kilometer pro Stunde (km/h).

Der Brennstoffzellen-Reichweitenverlängerer (FCREX) für Elektro-Lastenfahrräder ist eine Entwicklung der Stuttgarter Institute für Technische Thermodynamik und Fahrzeugkonzepte sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der FCREX kann in zahlreiche Rahmen für E-Lastenfahrräder integriert werden. Diese sollen dadurch größere Lasten transportieren können als batteriebetriebene Räder sowie längere Distanzen zurücklegen. Nach Angaben der Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie Baden-Württemberg ist der Brennstoffzellenantrieb derzeit nur bei Lastenrädern sinnvoll.

Brennstoffzellenfahrräder wurden bisher eher zu Demonstrationszwecken hergestellt, da sie teurer als batterieelektrische Antriebe sind. Auch die Robustheit der Systeme ist noch nicht so wie bei Batterie-Pedelecs. Im Bild die Kleinserie des Gasherstellers Linde AG.

Mobilität in Baden-Württemberg

Transporträder in Konstanz: In Konstanz können öffentliche Transporträder gemietet werden. Damit nimmt die Stadt am bundesweiten Modellprojekt TINK „Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen“ teil.

Ausgewählte Angaben zum Bestand von Transportmitteln nach Antriebsart – Alle Angaben Kraftfahrtbundesamt zum 1. Januar 2017 (www.kba.de) – Angaben zu Fahrrädern zum Stand 2016 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Fahrräder
Fahrräder10.400.000
Elektrofahrräder460.000
PKW
Benzin-PKW4.100.000
Diesel-PKW2.200.000
Flüssiggas-PKW37.683
Elektro-Pkw6.667
Hybrid-Pkw23.340
Krafträder
Benzin-Krafträder661.227
Elektro-Krafträder1.858
Hybrid-Krafträder35
Omnibusse
Diesel-Omnibusse8.655
Erdgas-Omnibusse58
Hybrid-Omnibusse35
Elektro-Omnibusse21
Wohnmobile
Diesel-Wohnmobile66.007

Futuristische Liegeradstudie

Undatierte Sammelkarte des französischen Getränkeherstellers BYRRH, der bis heute unter anderem bittersüße Aperitifs produziert. Auf der Karte mit Nummer 24 „Blick in die Zukunft“ wird ein aerodynamisches Fahrrad (Velo) mit horizontalem Pedalantrieb gezeigt. Die Vorteile wie „große Geschwindigkeit“, „ultraleichtes Material“, „gesunde Sitzposition“ und „beeindruckendes Aussehen“ sowie eine Gangschaltung mit „Schalthebel“ unterhalb des Lenkrades werden auf der Rückseite als besonders fortschrittlich beschrieben.

Fattrike auf der Spezialradmesse in Germersheim. Ein Dreirad mit dicken Ballonreifen. In der Achse des Hinterrades ist die Schaltung.

1 Rauk, Max J. B./Volke, Gerd/Paturi, Felix R.: Mit dem Rad durch zwei Jahrhunderte. Das Fahrrad und seine Geschichte. AT Verlag Aarau Stuttgart 1979, S. 35.

2 Meierhof, Gudrun: Sie radeln wie ein Mann, Madame: Als die Frauen das Rad eroberten, Edition Ebersbach, 1992, S. 77.

3 Meierhof, Gudrun: Sie radeln wie ein Mann, Madame: Als die Frauen das Rad eroberten, Edition Ebersbach, 1992, S. 116.

4 Rauk, Max J. B./Volke, Gerd/Paturi, Felix R.: Mit dem Rad durch zwei Jahrhunderte. Das Fahrrad und seine Geschichte. AT Verlag Aarau Stuttgart 1979, S. 88.