:: 8/2017

Im Blickpunkt: Die »Gold«Stadt Pforzheim

Im Jahr 2017 feiert Pforzheim den 250. Geburtstag der Schmuck- und Uhrenindustrie. Es war Markgraf Karl Friedrich von Baden, der im Jahr 1767 das Privileg erteilte, in Pforzheim eine Taschenuhr- und eine Silberwarenmanufaktur zu errichten. Dieses Jubiläum ist ein Grund die Stadt Pforzheim auch einmal aus statistischer Sicht zu betrachten. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Pforzheim wie für jede andere Kommune des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Pforzheim liegt am Nordrand des Schwarzwaldes am Zusammenfluss der Flüsse Enz, Nagold und Würm. Das Territorium der Stadt erstreckt sich laut der naturräumlichen Gliederung Deutschlands auf Gäugebiet und den Schwarzwald. Pforzheim ist ein Stadtkreis des Landes Baden-Württemberg und zugleich der Verwaltungssitz des Enzkreises, von dem das Stadtgebiet fast vollständig umschlossen ist. Bei der Kreisgebietsreform am 1. Januar 1973 ging der bis dahin eigenständige Landkreis Pforzheim im neu gebildeten Enzkreis auf. Die Stadt ist ein Oberzentrum der Region Nordschwarzwald. Im Zuge der Gemeindegebietsreform Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Büchenbronn, Eutingen an der Enz, Hohenwart, Huchenfeld und Würm eingemeindet. Am 1. Januar 1975 überschritt die Einwohnerzahl Pforzheims die Grenze von 100 000 Einwohner, wodurch die Stadt in regionaler Typisierung seitdem zur Großstadt avancierte.

Pforzheim war ursprünglich eine Gründung der Römer. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort portus ab. Als Hauptort einer civitas der germanischen Provinz war die römische Ansiedlung ein Verwaltungszentrum. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Pforzheim 1067 in einem Dokument Kaiser Heinrichs IV. Im Besitz der Staufer kam Pforzheim 1195 per Heirat an die Welfen und einige Jahre später 1227 wieder durch Heirat in den Besitz von Baden. Nach der Teilung Badens gehörte Pforzheim von 1515 bis 1771 – mit einer kurzen Unterbrechung unter bayrischer Hoheit – zur unteren Markgrafschaft Baden, die später auch als Markgrafschaft Baden-Durlach bezeichnet wurde. In der Zeit zwischen 1519 und 1556 wurde in Pforzheim die Reformation eingeführt. Ab 1806 bis zum Ende des zweiten deutschen Kaiserreiches 1918 gehörte Pforzheim zu dem neu gebildeten Großherzogtum Baden und danach während der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus zum Land Baden. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtete am 23. Februar 1945 ein britischer Luftangriff 80 % des Stadtgebietes und forderte nahezu 18 000 Todesopfer.

Der Pforzheimer Hauptbahnhof liegt an der Bahnstrecke Mühlacker – Karlsruhe, auf der im Zweistundentakt Intercityzüge der Linie Karlsruhe – Nürnberg verkehren. Zwei weitere Eisenbahnstrecken führen von Pforzheim in den Schwarzwald nach Bad Wildbad und nach Nagold. Pforzheim ist auch an die Karlsruher Stadtbahn angeschlossen und wird von den Linien S 5 und S 6 angefahren, die nach Bietigheim-Bissingen und Bad Wildbad fahren. Pforzheim liegt an der Autobahn A 8 von Karlsruhe nach Stuttgart und ist über vier Ausfahrten zu erreichen. Durch die Stadt führen die Bundesstraßen B 10 und B 294 und die B 463, die nach Nagold führt, beginnt hier.

Pforzheim hat drei Naturschutzgebiete. Das Felsenmeer und auch das Naturschutzgebiet Mangerwiese-Wotanseiche liegen komplett auf der Pforzheimer Gemarkungsfläche. Von dem Naturschutzgebiet unteres Würmtal befindet sich der größte Teil auf Pforzheimer Territorium. Die Stadt wird häufig auch als Pforte zum Schwarzwald bezeichnet, denn hier beginnen die Schwarzwaldwanderwege nach Basel, Waldshut und Schaffhausen.

Pforzheim hat eine Gemarkungsfläche von 9 800 ha. Davon werden fast 17 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart weit unter dem Landesdurchschnitt von 46 % und ist typisch für Großstädte. Die Waldfläche beträgt 51 % und liegt deutlich über dem Niveau des Landes (38 %), hier macht sich die Schwarzwaldrandlage bemerkbar. Gut 31 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, was auch wieder typisch für Großstadtkommunen ist.

Am 31. Dezember 2015 lebten 122 247 Personen in Pforzheim. Mit 1 247 Personen je Quadratkilometer (km²) entspricht die Besiedelung dem großstädtisch geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt weit über dem Landesdurchschnitt (305). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2005 und 2015 positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 2,7 % zugenommen. Sie lag damit über der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Pforzheim betrug 42,9 Jahre und lag damit leicht unter dem Landesdurchschnitt von 43,2 Jahren. Annähernd 23 % der Einwohner von Pforzheim hatten 2015 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Pforzheim lag damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von knapp 14 %, was typisch für eine Großstadt ist.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Pforzheim ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2015 stieg der Wohnungsbestand um gut 5 %. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2013 und 2015 mit 221 Euro je Quadratmeter (EUR/m²) um 35 EUR/m² höher als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Das ist für eine Großstadt ein sehr moderater Wert. Gut 52 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 42 m² je Einwohner lieg der Wert in Pforzheim unter dem Landesdurchschnitt. Das heutige Stadtbild ist durch die am Funktionalismus orientierte Architektur der 1950er-Jahre geprägt, war es doch hier wie in vielen anderen kriegszerstörten Städten notwendig, durch einen unmittelbaren Wiederaufbau neuen Wohnraum zu schaffen.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Pforzheim hat in den vergangenen 10 Jahren stark zugenommen. So hatten 2015 gut 56 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 16 % mehr als 2005. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2015 um gut 4 900 höher als 1999. Fast 32 % aller Arbeitsplätze in Pforzheim liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Jedoch werden in Pforzheim 75 % des in Deutschland produzierten Schmucks hergestellt, relativ viele Arbeitslätze innerhalb des Produzierenden Gewerbes gibt es auch in den Bereichen Metallverarbeitung, Elektronik und Elektrotechnik. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Pforzheim liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit rund 44 %.

Der Schuldenstand je Einwohner in Pforzheim belief sich auf 2 666 Euro im Jahr 2015 und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 1 029 Euro je Einwohner. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner lag leicht unter dem Landesmittel und die Steuerkraftsumme je Einwohner überstieg das Landesniveau im Jahr 2015.

Kulturell hat Pforzheim seinen Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten. Das Stadttheater ist ein Mehrspartenhaus mit Oper, Operette, Musical, Schauspiel, Ballett und Junger Bühne. Im Kulturhaus Osterfeld, das sich als soziokulturelles Zentrum versteht, finden Aufführungen freier Gruppen statt. Die Badische Philharmonie Pforzheim ist zugleich auch das Konzert- und Opernorchester des Stadttheaters. Unter den vielen Museen Pforzheims sind besonders das Museum Johannes Reuchlin und das Technische Museum der Schmuck- und Uhrenindustrie zu erwähnen. Last but not least besitzt Pforzheim eine für Europa einzigartige Bildungseinrichtung mit der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule.