:: 12/2018

Im Blickpunkt: Die Stadt Biberach an der Riß

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Biberach an der Riß im gleichnamigen Kreis. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Biberach wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Biberach an der Riß ist eine Kreisstadt im nördlichen Oberschwaben. Die Stadt liegt im nördlichen Oberschwaben, knapp 40 Kilometer (km) südlich von Ulm und knapp 30 km westlich von Memmingen. Biberach liegt zu beiden Seiten der Riß. Mit den Nachbargemeinden Attenweiler, Eberhardzell, Hochdorf, Maselheim, Mittelbiberach, Ummendorf und Warthausen ist die Stadt eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft eingegangen. Biberach bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Donau-Iller, deren Oberzentren die Städte Ulm und Memmingen sind. Zum Mittelbereich gehören neben Biberach selbst die Städte und Gemeinden des südlichen Landkreises Biberach. Im Einzelnen sind dies Attenweiler, Bad Schussenried, Berkheim, Dettingen an der Iller, Eberhardzell, Erlenmoos, Erolzheim, Gutenzell-Hürbel, Hochdorf, Ingoldingen, Kirchberg an der Iller, Kirchdorf an der Iller, Maselheim, Mittelbiberach, Ochsenhausen, Rot an der Rot, Schemmerhofen, Steinhausen an der Rottum, Tannheim, Ummendorf und Warthausen. Im Zuge der Kommunalreform in den 1970er-Jahren wurden die Orte Ringschnait, Stafflangen, Rißegg und Mettenberg eingemeindet.

Biberach liegt im Schnittpunkt der Bundesstraßen B 30 (Ulm – Friedrichshafen), B 312 (Stuttgart – Memmingen) und B 465. Die B 30 ist vom Südende der Stadt bis zum Autobahnzubringer der A 7, der am Kreuz Hittistetten endet, durchgängig vierspurig ausgebaut. Die Württembergische Südbahn Ulm – Friedrichshafen, eröffnet am 26. Mai 1849, durchquert die Stadt als zweigleisige, aber nicht elektrifizierte Strecke. Am Bahnhof Biberach hält seit 2003 einmal täglich das Zugpaar IC 118/119 Innsbruck – Münster, darüber hinaus gibt es einen weiteren Zughaltepunkt Biberach Süd. Im Öffentlichen Personennahverkehr gehört die Stadt zum Donau-Iller-Nahverkehrsverbund. Biberach verfügt mit dem »Flugplatz Biberach an der Riß« über einen öffentlichen Verkehrslandeplatz der Kategorie A, der für Luftfahrzeuge bis 6,3 t – also bis zur Klasse typischer Business-Jets – zugelassen ist.

Mehrere Zeugnisse einer frühen römischen Besiedlung auf dem Gebiet des heutigen Biberachs finden sich in Form von Gutshöfen im städtischen »Burrenwald« sowie in den Fluren »Birkenstock«, »Mauren« bei Stafflangen und »Kirchäcker« bei Ummendorf. Die Gutshöfe versorgten die Grenztruppen am Limes. Die erstmalige urkundliche Erwähnung Biberachs erfolgte 1083. Damals lag das heutige Stadtgebiet im Herzogtum Schwaben. Biberach wurde 1226 erstmals als Stadt erwähnt. 1281/1282 wurde Biberach von Rudolf I. von Habsburg zur Reichsstadt erhoben. Im Gegensatz zu anderen Reichsstädten gelang es Biberach nicht ein über die Stadtgrenze hinausgehendes Territorium zu bilden. Mit der Einführung der Baumwolle im 14. Jahrhundert wuchs Biberach zu einer bedeutenden Weberstadt heran. Biberacher Barchent und Leinwand wurden nach ganz Europa exportiert. Ab 1500 gehörte die Reichsstadt zum Schwäbischen Reichskreis. Infolge der Reformation entwickelte sich Biberach zu einer konfessionell gemischten Reichsstadt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt mehrmals in Kampfhandlungen verwickelt. Durch den Westfälischen Frieden von 1648 wurde für Biberach sowie für Ravensburg, Augsburg und Dinkelsbühl ein paritätisches Regierungs- und Verwaltungssystem eingeführt, das die Gleichberechtigung und exakte Ämterverteilung zwischen Katholiken und Protestanten garantierte.

Infolge des Reichsdeputationshauptschluss kam Biberach an das Kurfürstentum und spätere Großherzogtum Baden, welches am 25. September 1802 von der Stadt Besitz ergriff. Es wurde aber schon 1806 durch die Rheinbundakte gegen die Städte Villingen, Bräunlingen und Tuttlingen sowie die Grafschaft Bonndorf an das Königreich Württemberg ausgetauscht, das die Stadt am 24. Oktober 1806 in Besitz nahm. 1810 wurde Biberach zur Oberamtsstadt erhoben und Sitz des württembergischen Oberamts Biberach, das mit kleineren Änderungen an die Stelle des kurzzeitig gebildeten Oberamts Ochsenhausen trat und aus dem 1938 der Landkreis Biberach hervorging.

Biberach hat eine Gemarkungsfläche von 7 215 ha. Davon werden fast 51 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart über dem Landesdurchschnitt von 45 %. Die Waldfläche beträgt knapp 24 % und liegt unter dem Niveau des Landes (38 %). Gut 23 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, damit wird hier das Landesmittel deutlich überschritten.

Am 31. Dezember 2017 lebten 32 801 Personen in Biberach. Mit 455 Personen je Quadratkilometer (km3) liegt die Besiedelungsdichte zwischen den ländlich und den städtisch geprägten Teilen Baden-Württembergs und übersteigt den Landesdurchschnitt (309). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2007 und 2017 positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 2,1 % zugenommen. Sie lag damit leicht unter der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Biberach betrug 43,5 Jahre und entsprach damit in etwa dem Landesdurchschnitt von 43,4 Jahren. Etwas über 14 % der Einwohner von Biberach hatten 2017 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Biberach lag damit unter dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Biberach ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2007 und 2017 nahm der Wohnungsbestand um 6,9 % zu und liegt damit deutlich über dem Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 157 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 31 EUR/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Das zeigt, dass Biberach an der Riß als Wohnstadt für junge Familien die ein neues Eigenheim bauen wollen Potenzial bietet. Gut 64 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 48 m2 je Einwohner liegt der Wert in Biberach über dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fallen im Stadtbild von Biberach zahlreiche historische Gebäude auf: der Marktplatz mit den Patrizierhäusern, die renovierten Rathäuser, der Turm der gotischen Stadtpfarrkirche St. Martin sowie die beiden Türme Weißer Turm und Gigelturm, die das ehemalige Weberviertel Weberberg überragen.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Biberach hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten im Jahr 2017 gut 27 710 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind fast 27 % mehr als 2007. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2017 um gut 8 620 höher als 1999. Fast 56 % aller Arbeitsplätze in Biberach liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit eine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein.

Der Schuldenstand je Einwohner in Biberach belief sich auf 792 Euro im Jahr 2017 und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 1 021 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2017 über dem Landesniveau.

Kulturell hat Biberach an der Riß seinen Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten. Das Braith-Mali-Museum zeigt neben der Stadtgeschichte die Geschichte des Flachsens, Spinnens und Webens in Biberach sowie Gemälde und die Malerateliers der Tiermaler Anton Braith und Christian Mali wie auch eine Sammlung von Werken des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner. Das Wieland-Museum zeigt in seiner Ausstellung Leben und Werke des bedeutenden deutschen Dichters Christoph Martin Wieland. Das Film- und Kinomuseum Baden-Württemberg im Foyer des Kinocenters »Traumpalast« präsentiert unter anderem historische Foto- und Filmapparate von der Frühzeit bis zur Gegenwart.

In Biberach befinden sich das älteste und größte Kindertheater und das älteste Amateurtheater Deutschlands, der »Dramatische Verein«. Darüber hinaus gibt es noch die städtischen Theater in der Gigelberghalle und im Komödienhaus. Seit 1993 findet in den Monaten Oktober und November der »Kabarettherbst Biberach« statt. Seit 1978 findet jedes Jahr im Herbst das »Filmfest Biberach« statt. Zu den musikalischen Aktivitäten in Biberach zählen der »Musikfrühling« und die »Biberacher Musiknacht«. Diese kulturelle Vielfalt mag der Hauptgrund dafür sein, dass es 2017 zu 3 856 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner kam.