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Unternehmensgründungen und ihre wirtschaftliche Entwicklung – Methodik und erste Ergebnisse

Vorstellung der Statistik der Unternehmensdemografie

Unternehmensgründungen erfüllen in wettbewerbsgeprägten Wirtschaftssystemen eine wichtige Funktion. Jede Unternehmensgründung konkurriert mit etablierten Unternehmen um Marktanteile und stärkt damit den Wettbewerb an sich. Immer wieder stechen aber auch besonders innovative Gründungen hervor, denen es mit neuen Geschäftsmodellen oder Produkten gelingt, ganze Märkte neu zu definieren.

Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung stehen Unternehmensgründungen im Fokus europäischer, nationaler und regionaler Wirtschaftspolitik. Private Akteure, Verbände, Landesregierungen, die Bundesregierung und die europäische Union fördern Unternehmensgründungen finanziell beispielsweise über Förderprogramme, strukturell durch den Abbau von administrativen Hürden und ideell durch Ehrungen im Rahmen von Veranstaltungen, Beratungsangeboten oder Vernetzungsaktivitäten. Befeuert durch besonders herausragende Gründungen steigt aber auch das öffentliche und mediale Interesse am Thema. So gibt es Webseiten, Zeitschriften und Fernsehsendungen, die in verschiedensten Formaten das Thema Gründung behandeln.

Seitens der Politik besteht konkreter Bedarf an harmonisierten Daten zum Gründungsgeschehen. Der Beitrag informiert über die Statistik der Unternehmensdemografie und bietet Ergebnisse zu Gründungs-, Schließungs- und Überlebensraten in den Jahren 2010 bis 2015.

Datenbedarf und Quellen

Seitens der amtlichen Statistik liefert bereits der Mikrozensus oder die Gewerbeanzeigenstatistik Informationen zu Aspekten des Gründungsgeschehen. Wobei der Mikrozensus Daten zu Selbstständigen bietet, die Gewerbeanzeigenstatistik hingegen, als Sekundärstatistik, eine Auszählung der bei den Gewerbeämtern anfallenden Gewerbean- und -abmeldungen darstellt.1

Mit der Unternehmensdemografie hält das Europäische Statistische System eine international harmonisierte Datenquelle bereit, die Informationen zu Unternehmensgründungen und -schließungen und über die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmensgründungen im Zeitverlauf liefert. Die Unternehmensdemografie grenzt sich durch die Möglichkeit der Kohortenbetrachtung2 und ihre umfassende wirtschaftsfachliche Abdeckung von den zuvor genannten Statistiken ab.

Die Quelle der Unternehmensdemografie – das Unternehmensregister

Möglich wurde diese wirtschaftsfachlich umfassende Beobachtung von Gründungen und Schließungen und die Beobachtung von Gründungen über den Zeitverlauf erst mit der Etablierung von statistischen Unternehmensregistern in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die Unternehmensdemografie ist daher inhaltlich und methodisch eng mit dem Unternehmensregister verknüpft.

Das statistische Unternehmensregister ist eine Datenbank, die Unternehmen und Betriebe über nahezu alle Wirtschaftsbereiche führt und ausweist.3 Neben der Zahl an Unternehmen und Betrieben weist das Unternehmensregister Angaben zu Beschäftigen und Umsatz4 aus. Das Unternehmensregister speist sich zum einen aus Verwaltungsdaten der Bundesagentur für Arbeit und der Finanzbehörden und zum anderen aus den verschiedenen Bereichsstatistiken die das Unternehmensregister als zentrale Infrastruktur zur rationellen Durchführung von Erhebungen nutzen.

Methodik und Verfahren der Unternehmensdemografie

Mit dem Nebenziel die Belastung der Unternehmen und auch der amtlichen Statistik möglichst gering zu halten, entwickelte die Europäische Union gemeinsam mit der OECD und unter Beteiligung der Mitgliedstaaten eine Methodik5, die international vergleichbare Ergebnisse zu Unternehmensschließungen und Unternehmensgründungen und deren Entwicklung im Zeitverlauf liefert. Rechtliche Grundlage der Statistik zur Unternehmensdemografie bildet in der Europäischen Union die Verordnung (EG) Nr. 295/2008. Auf Basis dieser Grundlagen operationalisierten das Statistische Bundesamt in Zusammenarbeit mit den Statistischen Ämtern der Länder die Methodik und entwickelte im Ergebnis einen Algorithmus, der unter Nutzung des statistischen Unternehmensregisters die geforderten Daten liefert.

Dem Algorithmus zur Ermittlung der Unternehmensdemografie kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Zum einen macht er die Ermittlung von Unternehmensgründungen und -schließungen nach EU-Definition erst möglich, zum anderen hängen die Ergebnisse von den Annahmen bzgl. der beobachtbaren demografischen Ereignisse und deren Behandlung ab. Dabei geht es im Kern um die folgenden Fragen:

  • 1. Welche demografischen Ereignisse können eintreten?
  • 2. Wie sollen die definierten Ereignisse behandelt werden?
  • 3. Wie können diese Ereignisse in den Daten beobachtet werden?

Demografische Ereignisse und ihre Behandlung

Eurostat definiert eine Unternehmensgründung als die Schaffung einer Kombination von Produktionsfaktoren mit der Einschränkung, dass dabei keine anderen Unternehmen beteiligt sind. Analog wird eine Schließung als Auflösung von Produktionsfaktoren definiert.6 Anders ausgedrückt kann eine Gründung als ein Ereignis definiert werden, das einen Übergang von keinem zu einem Unternehmen darstellt. Die Schließung kann als Ereignis definiert werden, das einen Übergang von einem zu keinem Unternehmen darstellt. Alle anderen in der Übersicht 1 aufgeführten und nachfolgend in Übersicht 2 jeweils kurz beschriebenen Ereignisse erfüllen dieses Kriterium nicht – eine Ausnahme bilden die Joint Ventures.

Beobachtung der demografischen Ereignisse

Der Grundgedanke der Unternehmensdemografie kommt in den so definierten Ereignissen deutlich zum Ausdruck: Nur wenn ein neuer Rechtsträger mit einer neuen Produktionsfaktorkombination am Markt aktiv wird, spricht die Statistik der Unternehmensdemografie von einer Unternehmensgründung. Für eine Unternehmensschließung gilt analog, dass die Abmeldung eines Rechtsträgers mit der kompletten Auflösung der Produktionsfaktorkombination zusammenfallen muss. Die Produktionsfaktoren dürfen somit keine Vorgänger- bzw. Nachfolgebeziehungen besitzen.

Um Gründungen und Schließungen im Sinne der Unternehmensdemografie nachzuweisen, muss also ermittelt werden, ob Vorgänger- bzw. Nachfolgebeziehungen für die betreffenden Produktionsfaktorkombinationen oder auch Produktionsfaktoren bestehen. Dies leistet der Algorithmus in einem mehrstufigen Verfahren.

Das von Eurostat empfohlene mehrstufige Verfahren zur Ermittlung von Gründungen und Schließungen sieht vor, dass zunächst alle Zugänge/Abgänge eines Referenzjahres im Unternehmensregister ermittelt werden. Dazu soll zunächst die Population des Referenzjahres mit der Population des letzten Jahres abgeglichen werden. Zugänge sind nur im Referenzjahr enthalten. Abgänge sind nur in der Population des letzten Jahres enthalten. Die ermittelten Zugänge sollen schließlich noch mit der aktiven Population des vorletzten Jahres abgeglichen werden, um eventuelle Reaktivierungen zu identifizieren und auszuschließen.

Nach Ermittlung dieser reinen Zugänge (potentielle Gründungen) werden diese schließlich auf die zuvor beschriebenen demografischen Ereignisse untersucht, indem die reinen Zugänge über Namens-, Tätigkeits- und Standortabgleiche den aktiven Unternehmen des Vorjahres gegenübergestellt werden. Wird festgestellt, dass ein Zugang über eine Vorgängerbeziehung verfügt, führt dies zum Ausschluss dieses Zugangs aus der Menge der Unternehmensgründungen.7

Beispielsweise sollte der Abgleich im Falle einer Fusion den unterjährigen Übergang aller Produktionsstandorte von zwei Rechtsträgern auf einen neuen Rechtsträger (Zugang) anhand von Standort- und Tätigkeitsabgleichen feststellen. Gleichzeitig sollte der Umsatz von den sich auflösenden Unternehmen (Abgängen) auf das übernehmende Unternehmen übergehen. Die Produktionsfaktorkombinationen bestehen damit erkennbar im übernehmenden Unternehmen fort. Der Zugang wird damit nicht als Gründung und die korrespondierenden Abgänge nicht als Unternehmensschließungen im Sinne der Unternehmensdemografie klassifiziert (siehe Übersicht 3).

Der Algorithmus zielt im letzten Schritt also darauf ab, die Herkunft bzw. den Verbleib der Produktionsfaktorkombinationen und Produktionsfaktoren von Zugängen und Abgängen zu ermitteln. Wenn dies nicht gelingt, werden die Zugänge/Abgänge als Gründungen/Schließungen im Sinne der Unternehmensdemografie klassifiziert und gehen schließlich in die Ergebnisse ein.

Der Einfluss von methodischen Änderungen im Unternehmensregister auf die Unternehmensdemografie

Als Sekundärstatistik ist die Unternehmensdemografie abhängig von methodischen Änderungen im Unternehmensregister, auf die nachfolgend eingegangen wird.

Zentrales Ziel des Unternehmensregisters ist es, die Unternehmenslandschaft möglichst umfassend und aktuell im Register abzubilden. Neben der Steigerung der Aktualität des Unternehmensregisters wurde daher im Berichtsjahr 2015 die Relevanzschwelle bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aufgegeben. Ab 2015 wird damit ein Unternehmen im Unternehmensregister eingepflegt und aktiv, sobald es in nur einem Monat im Jahr einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten meldet. Zudem wurde ab dem Berichtsjahr 2014 erstmalig die Zahl der geringfügig entlohnt Beschäftigten in das Unternehmensregister übernommen. Schrittweise werden in den Berichtsjahren 2018, 2019 und 2020 auch hier die Relevanzschwellen auf einen geringfügig entlohnt Beschäftigten im Jahresdurchschnitt abgesenkt und anschließend in den Ergebnissen ausgewiesen. Ein Unternehmen, das ausschließlich geringfügig Entlohnte beschäftigt, wird somit im Unternehmensregister aktiv, sobald es in einem Monat 12 oder 12 Monate einen geringfügig Entlohnten beschäftigt.

Eurostat fordert die Darstellung der abhängig Beschäftigten in der Unternehmensdemografie. Mit Aufnahme der geringfügig entlohnt Beschäftigten im Unternehmensregister wurde es auch für die Unternehmensdemografie möglich, die geringfügig entlohnt Beschäftigten zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hinzuzuaddieren. Dies entspricht besser der von Eurostat geforderten Zahl der abhängig Beschäftigten8, führte aber auch zu einem deutlichen Bruch in den Zeitreihen der Unternehmensdemografie (siehe auch Übersicht 4).

Mit den Vorjahren vergleichbar sind bis dato damit die Ergebnisse von 2008 bis 2013. Ab dem Jahr 2015 und bis zum Jahr 2019 erfolgten bzw. erfolgen die zuvor aufgezählten Absenkungen der Relevanzschwellen und die Hinzuaddierung der geringfügig entlohnt Beschäftigten.

Lieferumfang der Unternehmensdemografie

Das gesetzlich festgeschriebene Lieferprogramm an Eurostat umfasst neben der Anzahl der aktiven Unternehmen und der Anzahl der Unternehmensgründungen und -schließungen im jeweiligen Referenzjahr auch die Zahl der zugehörigen abhängig Beschäftigten sowie die Zahl der tätigen Personen9. Darüber hinaus umfassen die Lieferungen auch Angaben zur weiteren Entwicklung der in den jeweiligen Referenzjahren gebildeten Gründungskohorten. So wird für weitere 5 Jahre ab Gründung die Entwicklung der Zahl der überlebenden Unternehmen und die Zahl der abhängig Beschäftigten bzw. tätigen Personen in den Gründungsunternehmen beobachtet. Die Kohortenbetrachtung erlaubt damit Aussagen über die Qualität, Dauerhaftigkeit und Beschäftigtenentwicklung der Gründungen.

Ergebnisse der Statistik der Unternehmensdemografie – der Einfluss von Gründungen

Unternehmensgründungen tragen zum Wettbewerb in einer Volkswirtschaft bei, indem sie mit etablierte Unternehmen um Marktanteile ringen und Machtkonzentrationen verhindern. Der durch Gründungen entstehende Wettbewerbsdruck für etablierte Unternehmen hängt von vielen Faktoren ab. So spielt neben der Größe des Marktes und den bestehenden Markteintrittshürden auch der Umfang an Innovationspotentialen in der Branche eine wesentliche Rolle. Diese zentralen Randbedingungen können sich je Branche deutlich unterscheiden. Einen Hinweis auf den durch Gründungen ausgelösten Druck auf bestehende Unternehmen gibt die Gründungsrate, die Eurostat als das Verhältnis der Anzahl an jährlichen Gründungen zur Anzahl der bestehenden Unternehmen im Beobachtungsjahr definiert. Eine hohe Gründungsrate spricht demnach auch für eine erhöhte Konkurrenz durch Gründungen, die im besten Falle mit neuen Produkten, Prozessen, Geschäftsmodellen oder Arbeitsweisen in den Markt eintreten. 2015 standen in Baden-Württemberg rund 466 000 bestehenden Unternehmen gut 33 000 Unternehmensgründungen gegenüber. Die Gründungsrate betrug damit 2015 über den gesamten Darstellungsbereich 7,1 %.

Die Aussagekraft der so definierten Gründungsrate hängt allerdings von der Beschäftigtenzahl der bestehenden und der gegründeten Unternehmen ab. Einen davon unabhängigen Indikator zur Beschreibung des wirtschaftlichen Einflusses von Gründungen auf die Gesamtwirtschaft stellt das Verhältnis von tätigen Personen in neu gegründeten Unternehmen zu den tätigen Personen in bestehenden Unternehmen dar. Das so definierte Verhältnis beschreibt den Beschäftigungseffekt der Gründungen und ist in Schaubild 1 als gründungsinduziertes Beschäftigungswachstum ausgewiesen. Die Gründungen des Jahres 2015 sorgten bei einem Bestand von gut 5,22 Mill. tätigen Personen und 56 000 tätigen Personen in den Gründungen für einen Zuwachs an tätigen Personen von knapp 1,1 %. Über dem Durchschnitt lagen dabei die Zuwächse in den Wirtschaftszweig-Abschnitten I (Gastgewerbe; + 3,5 %), R (Kunst, Unterhaltung und Erholung; + 3,4 %), L (Grundstücks- und Wohnungswesen; + 3,4 %), S (Erbringung von sonstigen Dienstleistungen; + 2,8 %) und D (Energieversorgung; + 2,6 %). Die genannten Branchen wurden damit im Berichtsjahr relativ stark von Gründungen beeinflusst.

Jährliche Schließungsraten der 2010er-Gründungen insgesamt …

Die Möglichkeit der Betrachtung von Kohorten stellt einen wesentlichen Gewinn der Unternehmensdemografie dar. Für die im Jahr 2010 gegründeten Unternehmen liegt mit Abschluss des Berichtsjahres 2015 ein vollständiger Beobachtungszeitraum von 5 Jahren vor.

Im Jahr 2010 wurden in Baden-Württemberg 37 800 Unternehmen gegründet. Im darauffolgenden Jahr wurden 8 300 der Gründungen (22 %) wieder geschlossen. Von 2011 auf 2012 fiel die Zahl der noch aktiven Unternehmen weiter um knapp 5 100 (18 %) auf 24 200. Mit in der Regel abnehmender Schließungsrate setzte sich diese Entwicklung bis in das Jahr 2014 mit einer Schließungsrate von zuletzt 12,6 % fort. Von den 2010 gegründeten 37 800 Unternehmen waren 5 Jahre später noch gut 15 200 (40 %) aktiv. Andersherum betrachtet beendeten damit 60 % der 2010 gegründeten Unternehmen innerhalb des 5-jährigen Beobachtungszeitraumes ihre wirtschaftliche Aktivität.

… im Gesundheits- und Sozialwesen

Differenziert nach einzelnen Branchen stechen insbesondere die 2010er-Gründungen im Gesundheits- und Sozialwesen durch niedrige Schließungsraten hervor. So schieden von den 2010 gegründeten knapp 1 200 Unternehmen in der Branche Gesundheits- und Sozialwesen im 1. Jahr nach Gründung nur knapp 140 (12 %) aus. Im darauffolgenden Jahr stieg die Schließungsrate auf 13 %. In 2013 sank die Schließungsrate wieder und lag für die Jahre 2014 und 2015 bei 10 %. 5 Jahre nach Gründung existierten von den 1 300 Gründungsunternehmen noch rund 650 (55 %). Oder wieder andersherum ausgedrückt waren nach 5 Jahren 45 % der 2010er-Gründungsunternehmen nicht mehr am Markt aktiv.

… und im Gastgewerbe

Besonders hohe Schließungsraten sind hingegen für das Gastgewerbe kennzeichnend. In 2010 wurden in der Branche rund 2 800 Unternehmen gegründet. Im 1. Jahr nach Gründung schieden knapp 27 % der Unternehmen aus. Im 2. Jahr nach Gründung lag die Schließungsrate noch bei 25 %. Zuletzt lag sie für das Jahr 2015 bei 16 %. Insgesamt schieden damit innerhalb von 5 Jahren ungefähr 67 % der 2010er-Gründungen im Gastgewerbe aus. Positiv ausgedrückt waren nach 5 Jahren noch 33 % der 2010er-Gründungen am Markt aktiv (siehe auch Schaubild 2 und 3).

Ausblick

Dieser Beitrag hebt die methodische Komplexität und die Schwierigkeiten hervor, die bei der Sekundärnutzung des Unternehmensregisters zur Erstellung der Statistik der Unternehmensdemografie entstehen. Gleichzeitig zeigt der Beitrag aber auch die damit verbundenen Potentiale auf. Klar ist, dass eine wirtschaftsfachlich so umfassende jährliche Totalerhebung zur Ermittlung der Daten der Unternehmensdemografie aufgrund des personellen und technischen Aufwands, der betrieben werden müsste, nicht vorstellbar wäre. Die Unternehmensdemografie ist damit Nutznießer des Unternehmensregisters, dessen Pflegeaufwand sich vor allem durch die Vielzahl der Primärstatistiken, die auf das Unternehmensregister als Grundgesamtheit zurückgreifen, rechtfertigt.10 Die Sekundärnutzung des Unternehmensregisters ist ein höchst effizienter und belastungsarmer Weg, Statistiken zu produzieren, die tiefere Einblicke in das Wirtschaftsgeschehen ermöglichen. Das statistische Landesamt Baden-Württemberg beteiligt sich daher an der methodischen Weiterentwicklung der Unternehmensdemografie und setzt sich dabei dafür ein, dass nutzbare Ergebnisse für die Länder entstehen.

1 Neben der amtlichen Statistik erheben verschiedene weitere Institutionen Daten zum Gründungsgeschehen mit unterschiedlichstem Fokus. So liefern beispielsweise der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Daten zur geleisteten Gründungsberatung, die Kreditanstalt für Wiederaufbau führt umfangreiche bundesweite Befragungen und verschiedenste Wirtschaftsinstitute in der Regel kleinere und spezifischere Befragungen zum Thema durch.

2 Die Kohortenbetrachtung ermöglicht es, die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen eines Gründungsjahrgangs über einen 5-jährigen Zeitraum zu verfolgen.

3 Nicht ausgewiesen werden derzeit die Abschnitte A (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei), O (Öffentliche Verwaltung, Verteidigung), T (Private Haushalte mit Hauspersonal) und U (Exterritoriale Organisationen und Körperschaften) der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008).

4 Die Unternehmensdemografie weist keine Umsätze aus.

5 Siehe dazu auch Eurostat – OECD Manual on Business Demography Statistics.

6 Siehe Verordnung (EG) Nr. 250/2009 (Ersetzt Verordnung (EG) Nr. 2700/98)

7 Die Ermittlung von Schließungen erfolgt vergleichbar. Auf eine genauere Beschreibung wird an dieser Stelle verzichtet.

8 Verordnung (EG) Nr. 295/2008, Anhang IX (Einzelmodul für die Strukturstatistik der Demografie der Unternehmen).

9 Die Zahl der tätigen Personen ermittelt sich nach europäischer Empfehlung aus der Zahl der abhängig Beschäftigten und der rechtsformabhängigen Hinzuaddierung von keinem, einem oder zwei Beschäftigten. Die Zahl der tätigen Personen schätzt damit tätige Unternehmerinnen und Unternehmer, mithelfende Familienangehörige sowie kurzfristig Beschäftigte hinzu. Bei Kapitalgesellschaften entspricht die Zahl der tätigen Personen der der abhängig Beschäftigten. Bei Einzelgesellschaften wird die Zahl der abhängig Beschäftigten um einen Beschäftigten erhöht. Bei Personengesellschaften wird die Zahl der abhängig Beschäftigten um zwei Beschäftigte erhöht.

10 Siehe hierzu und zum Unternehmensregister allgemein Roland Sturm/Thorsten Tümmler: Das statistische Unternehmensregister – Entwicklungsstand und Perspektiven, in: WISTA Wirtschaft und Statistik. Ausgabe 10/2006, S. 1021 ff.; Hinweis: Methodisch ist der Beitrag in Teilen veraltet.