:: 10/2019

Das Baugewerbe 2018

Das Baugewerbe Baden-Württembergs blieb auch im vergangenen Jahr in der Erfolgsspur. Die im Rahmen der Baustatistiken erhobenen Konjunkturdaten waren 2018 deutlich nach oben gerichtet. Der Beschäftigtenaufbau ging sowohl im Bauhaupt- als auch im Ausbaugewerbe weiter. Die Auftragslage im Bauhauptgewerbe ist weiterhin als sehr gut zu bezeichnen. Werte von Januar bis Mai 2019 lassen auch für 2019 einen Zuwachs der Auftragseingänge gegenüber 2018 erwarten, auch wenn im Mai 2019 die Vorzeichen für dieses Jahr erstmals negativ waren.

Die Konjunktur im Bauhauptgewerbe Baden-Württembergs war auch 2018 auf Wachstum ausgerichtet. Die Zahl der Betriebe scheint sich zu konsolidieren und ist 2018 leicht zurückgegangen. Am 30. Juni 2018 wurden in Baden-Württemberg 7 326 Betriebe gezählt, gegenüber 7 356 Betrieben 2017. Tabelle 1 zeigt die Entwicklung seit 1995. Der Tiefpunkt der Betriebszahlen war 2009 mit 6 881 Betrieben in Folge der Wirtschaftskrise des Jahres 2008 erreicht, seitdem ging es wieder bergauf ohne jedoch die Zahlen von 8 000 und mehr Betrieben der Jahre von 2000 und davor wieder zu erreichen. Durchschnittlich waren in den Betrieben des Bauhauptgewerbes derzeit 14 Personen beschäftigt. Dagegen lag die Betriebsgröße Ende der 1990er-Jahre bis zum Jahr 2000 mit im Durchschnitt 18 Mitarbeitern deutlich darüber. Das Jahr 2019 wird zeigen, ob hier ein Scheitelpunkt erreicht wurde oder ob ein weiteres Betriebsgrößenwachstum möglich ist. Zumindest berichten die Bauunternehmen von der andauernden Schwierigkeit, geeignetes Personal zu gewinnen und setzen deshalb vermehrt auf die Ausbildung junger Zuwanderer.1

Betriebsgrößen und Beschäftigtenzahlen

Tabelle 2 unterscheidet die bauhauptgewerblichen Betriebe nach ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit und der Betriebsgröße. Lediglich 14 % der am 30. Juni 2018 gezählten 7 326 Betriebe hatten 20 oder mehr Beschäftigte, 86 % waren kleiner. Aber 61 % der zusammen 103 810 baugewerblich Beschäftigten arbeiteten in den größeren Betrieben. Im Bauhauptgewerbe gibt es je nach wirtschaftlicher Tätigkeit deutliche Unterschiede in den Betriebsgrößen. Der Anteil der kleineren Betriebe mit bis zu 19 Beschäftigten ist bei den Dachdecker- und Zimmereien mit 94 % am größten. Im Tiefbau, insbesondere im Leitungstief- und Kläranlagenbau sowie im Straßenbau finden sich die geringsten Anteile kleinerer Betriebe. Trotzdem haben auch in diesen Wirtschaftsklassen eine Mehrheit der Betriebe (53 % und 64 %) weniger als 20 Beschäftigte. Umgekehrt sind die meisten Beschäftigten (61 %) in den größeren Betrieben tätig.2 Von den 14 441 Beschäftigten, die zum Beispiel im Leitungstief- und Kläranlagenbau gezählt wurden, waren 91 % in den Betrieben mit 20 und mehr tätigen Personen angestellt. Ausnahmen sind die eher kleinbetrieblich aufgestellten Wirtschaftsbereiche »Abbrucharbeiten und vorbereitende Baustellenarbeiten« mit 4 261 Beschäftigten und »Dachdeckereien und Zimmereien« mit 22 821 Beschäftigten, bei denen mit 60 % und 75 % die Mehrheit der Beschäftigten bei den Betrieben unter 20 tätigen Personen liegt. Diese Größenstrukturen sind relativ stabil und waren in den letzten Jahren ähnlich.

Umsätze

Das Bauhauptgewerbe Baden-Württembergs erwirtschaftete 20173 knapp 16 Mrd. Euro Umsatz auf Baustellen in ganz Deutschland (Tabelle 3). Der baugewerbliche Umsatz liegt mit 15,7 Mrd. Euro nur unwesentlich darunter. Der »sonstige Umsatz« aus nicht-baugewerblichen Tätigkeiten betrug zusammen 214 Mill. Euro. Der größte Umsatzanteil mit rund 6,6 Mrd. Euro wurde von Betrieben mit wirtschaftlichem Schwerpunkt »Bau von Gebäuden« beigesteuert (Hochbau). Die Tiefbaubetriebe erzielten 4,1 Mrd. Euro Umsatz, Betriebe der Wirtschaftsklasse »sonstige spezialisierte Bautätigkeiten« rechneten 4,7 Mrd. Euro ab.

In der Statistik »Monatsbericht des Bauhauptgewerbes« wird bei der Abfrage der Umsätze auch nach »Art der Bauten und Auftraggeber« gefragt, in der Ergänzungserhebung allerdings nicht. Deshalb ist für die größeren Betriebe des Bauhauptgewerbes mit 20 oder mehr tätigen Personen die Aufteilung der Umsätze nach diesem Merkmal möglich. Die Betriebe mit 20 oder mehr tätigen Personen erwirtschafteten 2018 einen baugewerblichen Umsatz von rund 12,5 Mrd. Euro (Tabelle 4). Im Vergleich zu 2017 sind die Umsätze nominal, also nicht inflationsbereinigt, um 12 % gestiegen.4

Auf den Hochbau entfielen 2018 Umsätze in Höhe von 7,385 Mrd. Euro, wobei der Wirtschaftshochbau mit 3,749 Mrd. Euro Umsatz den größten Anteil beisteuerte, gefolgt vom Wohnungsbau mit 2,888 Mrd. Euro. Der öffentliche Hochbau (überwiegend Infrastrukturgebäude der Kreise und Gemeinden) ist von seiner Gesamtbedeutung mit 749 Mill. Euro Umsatz in den letzten Jahren eher nachrangig. Im Tiefbau mit zusammen 5,133 Mrd. Euro Umsatz ist der Anteil des Straßenbaus mit 2,023 Mrd. Euro am größten. Auftraggeber sind Bund, Land, Kreise und Gemeinden. Es folgt der Wirtschaftstiefbau mit 1,735 Mrd. Die Tiefbauarbeiten der Deutschen Bahn AG sind im industriellen Tiefbau enthalten. Der öffentliche Tiefbau mit 1,374 Mrd. (überwiegend Kanal- und Tunnelbauten der Kreise und Gemeinden) umfasst den kleinsten Anteil.

Auftragsbestand

Der Auftragsbestand der Betriebe mit 20 und mehr tätigen Personen des Bauhauptgewerbes in Baden-Württemberg umfasste im 4. Quartal 2018 einen Auftragswert von rund 6,6 Mrd. Euro (Tabelle 5). Gegenüber dem Vergleichsquartal 2017 war dies eine deutliche Steigerung von 11 %. Auf Hoch- und Tiefbau entfielen 3,4 Mrd. beziehungsweise 3,2 Mrd. Euro. Auch das 4. Quartal 2017 hatte vergleichsweise kräftige Steigerungen gegenüber dem Vergleichsquartal 2016 zu verbuchen. Dies sind nominale Werte, in denen Preissteigerungen enthalten sind. Jedoch spiegelt ein hoher Auftragsbestand die ausgezeichnete konjunkturelle Lage des Baugewerbes wider und spricht für eine gleichbleibend hohe Auslastung in den ersten Monaten 2019, wenn man bedenkt, dass die Auftragsbestände des 4. Quartals 2018 fast die Hälfte des Jahresumsatzes 2018 betrugen. Gerade im Wohnungs- und Straßenbau werden die Bauaktivitäten auch 2019 umfangreich sein, wenn die Auftragsbestände in Höhe von 1,1 Mrd. Euro und 1,0 Mrd. Euro abgearbeitet werden.

Wenn der Wert der Auftragsbestände um den Preisanstieg bereinigt wird, ergeben sich für die Quartale seit 20175 steigende Werte. Ausnahmen sind das 3. und 4. Quartal 2017 und 2018, den Hochbau betreffend, sowie für den Tiefbau das 3. und 4. Quartal 2017 sowie das 3. Quartal 2018. Zum Ende des 1. Quartals 2019 sind sowohl im Tief- als auch im Hochbau die Wertindizes nochmals in die Höhe gegangen (Schaubild).

Die größeren und kleineren Betriebe des Ausbaugewerbes

Zum Ausbaugewerbe als Teil des Baugewerbes gehören jene Gewerke, welche Ein- und Ausbauleistungen aller Art erbringen, hauptsächlich Elektroinstallationen, Heizungs-, Klima- und Sanitärinstallationen, Bautischlerei und -schlosserei, Gipserei und Malerei, sowie der Einbau von Böden und Belägen. Hinzu kommen Betriebe, die mit der Erschließung von Grundstücken zu tun haben bzw. als Bauträger firmieren und die Abwicklung von Hochbauvorhaben und nach Fertigstellung deren Verkauf betreiben.

Die überwiegende Mehrzahl der ausbaugewerblichen Betriebe waren und sind Klein- und Kleinstbetriebe. Von den knapp 40 000 Betrieben des baden-württembergischen Ausbaugewerbes einschließlich der Bauträger hatten gut 92 % weniger als zehn tätige Personen.6 Am 30. Juni 2018 wurden in Baden-Württemberg lediglich 2 879 Betriebe des Ausbaugewerbes gezählt, die zehn oder mehr Personen beschäftigten (Tabelle 6). In der hier dargestellten Jahreserhebung im Ausbaugewerbe und bei Bauträgern werden nur die größeren Betriebe befragt, um die kleineren nicht durch Berichtspflichten zu belasten. Die 2 879 größeren ausbaugewerblichen Betriebe beschäftigten 77 351 tätige Personen und erzielten einen Jahresumsatz in 2017 von knapp 9,5 Mrd. Euro. Die Veränderungsraten gegenüber den vergleichbaren Vorjahreszeiträumen waren 2018 alle im Plus. Die Zahl der Beschäftigten und die Umsätze haben mit jeweils 4 % zugenommen. Eine Ausnahme bildete die Umsatzentwicklung bei den Bauträgern mit – 20 %. Dies ist häufig der besonderen Tätigkeit dieser Firmen geschuldet, deren Umsätze von Jahr zu Jahr stark differieren können, abhängig vom Entwicklungsstand der Erschließungs- und Bauvorhaben und der in der Folge eingehenden Abschlags- und Abschlusszahlungen.

Tabelle 7 bedient sich zur Ergänzung einer anderen Datenquelle. Um die Beschäftigten- und Umsatzentwicklung des gesamten Ausbaugewerbes abbilden zu können, sind hier Daten des Vierteljahresberichts im Ausbaugewerbe von großen Betrieben mit 23 und mehr Beschäftigten durch Umsatz- und Beschäftigtendaten der Finanzverwaltung und der Bundesagentur für Arbeit für die Mehrzahl der kleineren Betriebe ergänzt. Mit diesem »Mixmodell« wird die Darstellung der konjunkturellen Entwicklung im Ausbaugewerbe vervollständigt und die Aussagefähigkeit der Ergebnisse verbessert. Insgesamt zeigten die Beschäftigten- und Umsatzkennzahlen 2018 positive Entwicklungen: Verglichen mit 2017 steigerten sich die Beschäftigtenzahlen um 1,3 %, der Umsatz ging um 4,9 % nach oben. Während die Umsatzentwicklung in allen Wirtschaftszweigen stabil aufwärtsgerichtet war, gab es in der Beschäftigtenentwicklung bei den Maler- und Glaserbetrieben ein geringes rechnerisches Minus von 0,2 %, ansonsten ging es mit den Beschäftigtenzahlen in der Differenzierung nach Wirtschaftszweigen ebenfalls nach oben.

Ausblick

Das Baugewerbe präsentierte sich 2018 stabil aufwärtsgerichtet. Die Auslastung war hoch. Personal wurde gesucht und eingestellt. Die Auftragseingänge lagen auch im 1. Quartal 2019 um rund 31 % über dem Wert des 1. Quartals 2018. Insbesondere im Hochbau lagen die nominalen Auftragseingänge in diesem Vergleichszeitraum um rund 50 % über Vorjahresniveau, im Tiefbau um 10 %. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Dynamik durchgängig für 2019 halten lässt, oder ob die Aufträge dann doch zurückgehen. Im Mai 2019 waren die Vorzeichen im Auftragseingang erstmals in 2019 negativ. Ergebnisse der Statistik der Bautätigkeit zeigen, dass die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen der Monate Januar bis Mai 2019 den Vergleichswert des Vorjahres deutlich unterschreitet, was sich zeitverzögert auch in den Auftragseingängen des Hochbaus niederschlagen dürfte.

1 Pressemitteilung der Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V. vom 19.12.2018. Bauverband setzt auf die qualifizierte Zuwanderung in die Ausbildung, darin heißt es: »… Diese jungen Menschen sind unsere Zukunftsversicherung, denn mit inländischen Beschäftigten allein können wir die gewaltigen Bauaufgaben der nächsten Jahrzehnte angesichts des akuten Fachkräftemangels auf dem Bau nicht mehr stemmen.«

2 Eine nach Größenklassen differenziertere Darstellung findet sich in: Schwarz, Thomas: »2017: Wieder Boom am Bau«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 10/2018«, S. 31 ff.

3 In den Ergänzungserhebungen des Bauhauptgewerbes werden jeweils die Umsätze des Vorjahres, hier also die Umsätze von 2017 aus der Befragung vom 30. Juni 2018, erhoben.

4 Aufgrund der guten Konjunktur im Baugewerbe berichteten Ende 2018 allerdings zehn Betriebe mehr zum Monatsbericht als Ende 2017, hauptsächlich aus dem Grund, da sie die Berichtsschwelle von 20 tätigen Personen erreicht oder überschritten hatten. Dieser statistisch-methodische Effekt hat ebenfalls Einfluss auf die Veränderungsrate. Bei der Ergänzungserhebung entfällt dieser Einfluss, da es sich um eine Totalerhebung handelt. Damit junge Betriebe von bürokratischen Belastungen entlastet werden, werden Betriebsneugründungen im Baugewerbe erst nachdem sie 2 Jahre bestanden haben, abhängig von der Beschäftigtenzahl, zu der entsprechenden Statistik herangezogen. Bestehende Betriebe, die aufgrund einer Änderung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit wirtschaftszweigsystematisch dem Bauhauptgewerbe zuzuordnen sind, werden – wiederum in Abhängigkeit ihrer Beschäftigtenzahl – unmittelbar zur Auskunft verpflichtet.

5 Vergleichswerte für die Jahre 2016 und 2017, allerdings noch auf der Basis 2010 = 100, finden sich in Schwarz, Thomas: »2017: Wieder Boom am Bau«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 10/2018«, S. 33.

6 Dies ergab eine Auszählung des statistischen Unternehmensregisters mit Stand 2016. Siehe Schwarz, Thomas: »Erhebungen und Systematik in den Baugewerbestatistiken«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2018«, S. 35.