:: 9/2020

Statistisches Monatsheft September 2020

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Corona-Pandemie beschäftigt uns nun schon über ein halbes Jahr. Nähern wir uns schon dem Ende oder stehen wir noch am Anfang? Niemand kann verlässlich sagen, in welcher Phase der Corona-Pandemie wir uns aktuell befinden. Was hingegen verlässlich festgestellt werden kann, ist die Tatsache, dass das Coronavirus (COVID-19) für den Rückgang der Wirtschaftsleistung mitverantwortlich ist. Anhand aussagekräftiger Kennziffern zeigt Sebastian Debes im Titelbeitrag die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Konjunkturentwicklung.

Nicht nur die Konjunktur, sondern auch die Arbeitsbedingungen haben sich durch die Corona-Pandemie verändert. Mobile Arbeitsformen gewinnen im Arbeitsleben an Bedeutung. Miteinhergehende Einsparungen von Ressourcen durch weniger Büroflächen oder der Verminderung des Verkehrsaufkommens haben gleichzeitig aber auch umweltrelevante Aspekte. Tatjana Kampffmeyer geht in ihrer Analyse der Frage nach, ob das Arbeiten von Zuhause aus auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Carmina Brenner, Präsidentin

Wirtschaftliche Entwicklung in Baden-Württemberg während der Corona-Pandemie: Eine erste Zwischenbilanz

Betrachtet man frühere Wirtschaftseinbrüche, so waren es oftmals Störungen innerhalb des Wirtschaftssystems, die zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung führten. So löste 2008 das Platzen der Preisblase am US-Immobilienmarkt die globale Finanzkrise aus. Mitte der 1990er-Jahre führte in Deutschland das Auslaufen der Sonderkonjunktur nach der Deutschen Einheit zu einer konjunkturellen Schwächephase. Im Gegensatz dazu ist der aktuelle Rückgang der Wirtschaftsleistung auf einen externen Faktor außerhalb des Wirtschaftssystems zurückzuführen. Nämlich auf ein neuartiges Coronavirus (COVID-19). Die nachfolgende Analyse zeigt Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die aktuelle Konjunkturentwicklung anhand aussagekräftiger Kennziffern. Neben Umsatzentwicklungen im Verarbeitenden Gewerbe oder ausgewählten Dienstleistungsbereichen werden hochfrequente Indikatoren betrachtet, durch die tagesgenau die durch die Corona-Pandemie ausgelösten Verhaltensänderungen deutlich werden.

Zur Entwicklung der Säuglingssterblichkeit in Baden-Württemberg

Der Tod des eigenen Kindes ist sicherlich der schlimmste Schicksalsschlag, der Eltern treffen kann. Erfreulich ist deshalb, dass die Sterblichkeit im Kindes- und Jugendalter wie auch im mittleren und höheren Alter in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken ist. Diese Entwicklung gilt insbesondere auch für die Säuglingssterblichkeit, also die Zahl der im 1. Lebensjahr verstorbenen Kinder bezogen auf die Zahl der Lebendgeborenen. Während in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts annähernd jedes dritte Kind auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württembergs nicht einmal das 1. Lebensjahr vollenden konnte, starben zuletzt nur noch etwa drei von 1 000 Neugeborenen im Südwesten.

Im Folgenden werden die langfristige Entwicklung der Säuglingssterblichkeit näher beleuchtet und unter anderem das derzeitige Niveau in Baden-Württemberg mit dem der anderen Bundesländer verglichen. Es soll in diesem Beitrag aber auch deutlich werden, dass in den letzten Jahren die Sterblichkeit im 1. Lebensjahr nicht mehr weiter abgesenkt werden konnte, obwohl dies mit Blick auf Staaten, in denen diese noch niedriger liegt, durchaus möglich erscheint.

Zensus 2021: Der quantitative Pretest der Haushaltebefragung

Vorbereitung und Durchführung liefern Erkenntnisse für die Haupterhebung

Der Zensus wird alle 10 Jahre in den Staaten der europäischen Union durchgeführt und liefert vergleichbare Daten zur Einwohnerzahl, zur Wohn- und zur Arbeitssituation. Diese Daten sind verlässliche Basiszahlen für Planungen auf Bund-, Länder- und Gemeindeebene. Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder bereiten die Befragung vor, koordinieren eine einheitliche und termingerechte Durchführung und sichern die Einhaltung der Qualitätsstandards.

In quantitativen empirischen Befragungen nehmen die Erhebungsinstrumente zur Gewinnung von gültigen und verlässlichen Daten eine zentrale Rolle ein. Schwächen in den Erhebungsunterlagen oder in der Organisation, die sich erst während der Feldphase zeigen, können kaum oder nur mit erheblichem Mehraufwand kompensiert werden. Daher eignet sich ein Pretest (siehe i-Punkt »Pretest«), um den Ablauf der Haupterhebung in Bezug auf Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung unter möglichst realistischen Bedingungen zu testen. Deshalb wurden im Vorfeld des Zensus 2021 im Pretest der Haushaltebefragung neben den Fragebogen auch die Erhebungsvorbereitung, die weiteren Erhebungsunterlagen, die Schulungen, die Erhebungsdurchführung, die IT-Unterstützung, die Nutzung des Online-Meldewegs sowie die Praktikabilität des telefonischen Meldewegs auf Verständlichkeit und Handhabbarkeit getestet.

Im Fokus der Auswertung stehen insbesondere das Meldeverhalten der Auskunftspersonen, die Präferenz zur Nutzung der verschiedenen Erhebungswege und Details aus der Feldphase wie die Anzahl der erfolgten Existenzfeststellungen pro Erhebungsbeauftragtem.

Ist Herzinsuffizienz eine Todesursache?

Zur Qualität der Todesursachenstatistik und den Chancen einer elektronischen Todesbescheinigung

Herzinsuffizienz gehört zu den zehn häufigsten Todesursachen in Baden-Württemberg und in Deutschland. Allerdings stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Herzinsuffizienz als nichtinformative Todesursache ein, da sie Folge verschiedener Krankheiten sein kann. Der Beitrag erläutert die Vorgänge vom Ausstellen der einzelnen Todesbescheinigung bis zur Todesursachenstatistik. Es wird gezeigt, dass Herzinsuffizienz nur dann als Grundleiden ausgewiesen wird, wenn sich auf der Todesbescheinigung keine anderen belastbaren Angaben finden. Damit ist Herzinsuffizienz als Grundleiden mit dem zentralen Qualitätsproblem der Todesursachenstatistik verknüpft: Das unzureichende Ausfüllen der Todesbescheinigung, wenn bei der Leichenschau keine konkreten Informationen über den Krankheitsverlauf verfügbar sind. Die Einführung einer elektronischen Todesbescheinigung könnte zur Lösung dieses Problems beitragen.

Wie klimafreundlich ist Home-Office?

Mobile Arbeitsformen werden klassisch im Kontext der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Flexibilisierung von Arbeitszeiten oder der Herstellung einer Work-Life-Balance diskutiert. Zunehmend kommen aber auch umweltrelevante Aspekte, wie die Einsparung von Ressourcen durch weniger Büroflächen oder der Verminderung des Verkehrsaufkommens, hinzu. Da liegt die Frage nahe, ob das Arbeiten von Zuhause aus auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.

Was kostet Wasser?

Unterschiedliche Wassertarife vergleichen – ein Modell

Die unterschiedlichen Wassergebühren in den Gemeinden stehen regelmäßig im Fokus der Öffentlichkeit. Wenn Medien darüber berichten, tragen die Meldungen oft Titel wie »In diesen Orten ist Trinkwasser besonders teuer«, »Wasserpreise im Landkreis variieren stark« oder auch »Wasser kann teuer sein – muss es aber nicht«. Trotzdem bleibt es für den Einzelnen schwierig die Gebühren von Gemeinden mit üblicherweise aus mehreren Komponenten bestehenden Tarifen zu vergleichen und herauszufinden, ob in der eigenen Gemeinde das Wasser teurer oder günstiger ist als beispielsweise in der Nachbargemeinde.

Das soll die (fiktive) Jahresrechnung nun ändern. Sie soll eine einfache und gut nachvollziehbare Methode bieten, die durchschnittlichen Wasserkosten eines Einwohners in einer Gemeinde zu errechnen und mit einer anderen Kommune oder dem Durchschnitt Baden-Württembergs zu vergleichen. Auf Grundlage dieses Rechenmodells betragen die Wasserkosten im Land pro Jahr und Person 228 Euro, wovon auf die Trinkwasserversorgung 106 Euro und auf die Abwasserentsorgung und -reinigung 122 Euro entfallen.

Im vorliegenden Bericht werden die Jahresrechnung erstmalig vorgestellt sowie die Entwicklung der Wasserkosten und die Unterschiede zwischen den Gemeinden beleuchtet. Es wird auch der Frage nachgegangen, welches Gewicht den vom Wasserverbrauch abhängigen oder den davon unabhängigen Tarifkomponenten an der Gesamtrechnung zukommt. Damit wird eine Aussage dazu möglich, in welchem Umfang die hohen Fixkosten für Bau und Erhalt der Wasserinfrastruktur überhaupt durch die vom Verbrauch unabhängigen Grundgebühren abgedeckt sind.

Im Blickpunkt: Die Stadt Balingen

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Balingen im Zollernalbkreis. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Balingen wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Schülerquiz »Baden-Württemberg – Wir in Europa« feiert 25. Jubiläum

Bereits zum 25. Mal konnte das Statistische Landesamt den Schülerwettbewerb »Baden-Württemberg – Wir in Europa« durchführen. Durch einen Ideen- und Plakatwettbewerb des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg im August 1995 kam im Statistischen Landesamt der Vorschlag auf, ebenfalls etwas in dieser Art zu veranstalten, um statistische Themen spielerisch und kreativ in den Schulalltag einzubringen. In Zusammenarbeit mit dem Staatsministerium Baden-Württemberg sollte den Schülerinnen und Schülern gleichzeitig auch die Europäische Union (EU) nähergebracht werden. Durch die amtlich erhobenen Daten des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) bietet sich die Möglichkeit, Zahlen aus Baden-Württemberg mit den Zahlen aus der Europäischen Union zu vergleichen und die unterschiedlichen Lebensumstände der europäischen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Unterricht zu vermitteln.

Karte des Monats: Forschung und Entwicklung im internationalen Vergleich 2018

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.