:: 2/2025

Statistisches Monatsheft Februar 2025

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

der Titelbeitrag dieser Ausgabe ist der zweite Teil zu den Verdiensten in Baden-Württemberg. Nachdem im ersten Teil die allgemeine Entwicklung von Verdiensten und Arbeitszeit der Arbeitnehmenden in Baden-Württemberg betrachtet wurde (Ausgabe 6+7/2024), legt Ann-Katrin Weiller im zweiten Teil nun den Fokus auf die Beschäftigung und Verdienste im Niedriglohnsektor und Mindestlohnbereich. In Zeiten von weltweit vernetzten Wirtschaftsmärkten, globalen Abhängigkeiten und immer wieder auftretenden weitreichenden Krisensituationen sind ökonomische Kennzahlen wie die Verdienste und deren Entwicklung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von hohem Interesse. Die monatliche Verdiensterhebung stellt hierzu umfassende Informationen über die künftigen konjunkturellen und strukturellen Verdienstentwicklungen bereit.

Ältere Menschen erlangen angesichts der demografischen Entwicklung als Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Straßenverkehr einen zunehmend höheren Stellenwert. Die steigende Präsenz der älteren Generation im Straßenverkehr ist jedoch nicht nur demografisch bedingt, sondern auch Folge ihrer zunehmenden Mobilität: Immer mehr Menschen der Generation 65plus nutzen ihr Auto bis ins hohe Alter und sind mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs. Auf Basis der Daten der amtlichen Unfallstatistik beschäftigt sich der Beitrag von Monika Hin unter anderem mit der Frage, ob ältere Menschen ein höheres Risiko haben im Straßenverkehr zu verunglücken als jüngere.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Verdienste in Baden-Württemberg im April 2023 – Teil 2

Insgesamt geringer Anteil an Niedriglöhnen, aber weiterhin starke Lohnspreizung

Nachdem im ersten Teil dieses Beitrags anhand der neuen Verdiensterhebung – welche mit Erhebungsumstellung zum Jahresbeginn 2022 die früheren Verdiensterhebungen ablöste – die allgemeine Entwicklung von Verdiensten und Arbeitszeit der Arbeitnehmenden in Baden-Württemberg betrachtet wurde, soll im nachfolgenden zweiten Teil nun der Fokus auf die Beschäftigung und Verdienste im Niedriglohnsektor und Mindestlohnbereich gelegt werden. Denn gerade auch Beschäftigte mit niedrigen Verdiensten und geringfügig Beschäftigte sind in der Regel weniger resilient gegenüber negativen ökonomischen Entwicklungen wie beispielsweise den wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie und dem damals massiven Anstieg von Kurzarbeit, welche auch aktuell wieder eine zunehmende Rolle als Instrument zur Abfederung konjunktureller Schwächen bei den Unternehmen spielt.

Hinsichtlich der Angemessenheit der Mindestlohnhöhe gibt es eine immer wiederkehrende kontroverse öffentliche Debatte. Die Anpassungen des Mindestlohns stehen im Spannungsfeld zwischen Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Partei-/Wahlkampfpolitik und unterliegen unterschiedlichen Einflüssen und Interessenslagen, wie etwa den steigenden Lebenshaltungskosten einerseits und den wirtschaftlichen Belastungen der Unternehmen – unter anderem durch hohe Energiepreise und allgemein schwächelnde Konjunktur – auf der anderen Seite (vgl. i-Punkt »Mindestlohn und Mindestlohnentwicklung in Deutschland«).

Auch im Wahlkampf für die Bundestagswahl 2025 standen Forderungen nach einer Anhebung des Mindestlohns per Regierungsbeschluss statt über Aushandlungen der Mindestlohnkommission im Raum, was wiederum auf Kritik bei Arbeitgeberverbänden wie zum Beispiel dem Deutschen Hotel und Gaststättengewerbe führt.

In Baden-Württemberg war die Betroffenheit von Arbeitnehmenden durch den Mindestlohn und der Anteil am Niedriglohnsektor im April 2023 im Bundesvergleich verhältnismäßig gering. Mit 5,5 % der Beschäftigungsverhältnisse mit Mindestlohn und 2,7 % unter Mindestlohn sowie einem Anteil von ca. 15 % aller Jobs im Niedriglohnbereich lagen die Werte für den Südwesten unter oder etwa im Bundesdurchschnitt (6,2 %, 2,6 % und 16,3 %). Je nach Wirtschaftsbereich und Region, in denen eine Person in Baden-Württemberg beschäftigt war, zeigten sich jedoch zum Teil deutliche Unterschiede. Der mittlere Bruttostundenverdienst war beispielsweise in der Region Stuttgart und im Bodenseekreis mit 25,50 Euro um einiges höher als etwa in der Region Calw (20 Euro), sodass die Beschäftigungsverhältnisse in Calw entsprechend potenziell stärker vom Mindestlohn betroffen sind.

Berufsausbildung im Spiegel der amtlichen Statistik

Ein Einblick in das Datenangebot für Baden-Württemberg und die anderen Bundesländer

Das Datenangebot der amtlichen Statistik zum Thema Berufsausbildung ist sehr vielseitig und leider auch recht unübersichtlich. Dieser Beitrag zeigt einige informative Datenquellen auf und erläutert die Unterschiede in den verschiedenen Statistiken, die Daten zur beruflichen Bildung bereitstellen. Die wichtigsten Quellen sind:

Statistik der beruflichen Schulen

Berufsbildungsstatistik

Pflegeausbildungsstatistik

Anerkennungsstatistik

Mikrozensus

Diese Datenquellen werden kurz vorgestellt. Anschließend werden einige Ergebnisse vergleichend erläutert. Insbesondere werden die Unterschiede zwischen der Statistik der beruflichen Schulen und den anderen Statistiken herausgearbeitet. Außerdem werden Hinweise gegeben, wo Ergebnisse dieser Statistiken für Baden-Württemberg und den anderen Bundesländern im Datenangebot der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder zu finden sind. Der Beitrag soll Nutzende dabei unterstützen, die für ihre Fragestellungen passenden Statistiken und die für sie interessanten Daten zu finden.

Methodische Weiterentwicklungen für Unternehmensgruppen im statistischen Unternehmensregister

Die Einführung der Unternehmensgruppe als eigene Einheit im statistischen Unternehmensregister ermöglicht es, Unternehmensgruppen präziser darzustellen. Um dabei die Qualität zu sichern, wurde die »Manuelle Unternehmensgruppenbearbeitung« eingeführt, die die Strukturen dieser Gruppen überprüft und bei Bedarf korrigiert. Für nicht manuell bearbeitete Gruppen wurde das Verfahren der »Automatisierten Aktualisierung« entwickelt, das mithilfe des Ähnlichkeitsmaßes RUMS die Konsistenz der Gruppenstrukturen zwischen Berichtsjahren sicherstellt. Der Beitrag erläutert die methodischen Ansätze dieser Weiterentwicklungen, die seit 2022 schrittweise umgesetzt werden, und beschreibt deren Bedeutung für die Datenbasis im statistischen Unternehmensregister.

Unfälle von Seniorinnen und Senioren im Straßenverkehr in Baden-Württemberg

Ältere Menschen spielen allein durch die demografische Entwicklung als Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Straßenverkehr eine zunehmend größere Rolle. Der Anteil der Menschen im Alter ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 1952, dem Jahr der Gründung des Landes, lag der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe noch bei unter 10 %, 2003 bei rund 17 % und 2023 bereits bei gut 21 %. Die steigende Präsenz der älteren Generation im Straßenverkehr ist jedoch nicht nur demografisch bedingt, sondern auch Folge ihrer zunehmenden Mobilität: Immer mehr Menschen der Generation 65+ besitzen einen Führerschein, nutzen ihr Auto bis ins hohe Alter und sind mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs. Auf Basis der Daten der amtlichen Unfallstatistik beschäftigt sich der vorliegende Beitrag zum einen mit der Frage, ob ältere Menschen ein höheres Risiko haben im Straßenverkehr zu verunglücken als jüngere. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, ob Seniorinnen und Senioren im Straßenverkehr ein besonderes Risiko darstellen, ob sie vor dem Hintergrund nachlassender mentaler und/oder körperlicher Kräfte bzw. möglicher altersbedingter Erkrankungen wie Demenz häufiger für Unfälle verantwortlich sind als jüngere Menschen.

Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Zahl älterer Menschen ist es wenig verwunderlich, dass in Baden-Württemberg auch die Gesamtzahl der verunglückten Seniorinnen und Senioren in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen hat. Ungeachtet dessen ist jedoch das Risiko der Älteren zu verunglücken insgesamt betrachtet nicht gestiegen. Allerdings zeigen die amtlichen Zahlen, dass die 65-Jährigen und Älteren bei Unfällen statistisch gesehen schwerwiegendere Folgen zu tragen hatten, das heißt, häufiger als Jüngere starben oder schwer verletzt wurden. Die von Medien teilweise reißerisch formulierte These, dass Seniorinnen und Senioren im Straßenverkehr ein besonderes Risiko darstellen, lässt sich mit den Daten der amtlichen Straßenverkehrsstatistik nicht belegen. Unter den Personen, die für Unfälle hauptverantwortlich sind, sind Seniorinnen und Senioren in Relation zu ihrem Bevölkerungsanteil klar unterrepräsentiert.

Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik zur Europawahl 2024

GRÜNE verlieren deutlich, AfD und BSW profitieren

Nach einer deutlichen Steigerung 2019 stieg die Wahlbeteiligung 2024 abermals an, jedoch deutlich schwächer. Dieser Zugewinn an Wählerstimmen verteilte sich auf die Parteien jedoch sehr ungleich: einige Parteien konnten sich erheblich verbessern, andere wiederum mussten teils gravierende Verluste einstecken. Ein genaueres Bild des Wählerverhaltens liefert die repräsentative Europawahlstatistik. Sie zeigt, dass die Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger bei Unterscheidung nach Alter und Geschlecht ein sehr heterogenes Bild abgeben. Während etwa die CDU und die SPD die ältere Wählerschaft überdurchschnittlich mobilisieren konnten, waren die GRÜNEN, die AfD, die Freien Wähler und das BSW in den mittleren Altersgruppen eher beliebt und die LINKE konnte besonders junge Wählerinnen und Wähler gewinnen. Die FDP hingegen zeigte keine besonderen Ausreißer beim Alter ihrer Wählerschaft im Vergleich zur Gesamtheit. Derartige Unterschiede in den Präferenzen zeigten sich auch beim Geschlecht der Wählenden: Wurde etwa die Linke überwiegend von Frauen gewählt und die AfD primär von Männern, war die Wählerschaft der CDU sehr nah am Durchschnitt.

Karte des Monats: Schülerinnen und Schüler unter 19 Jahre an öffentlichen Musikschulen in den Bundesländern Deutschlands 2022

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.