:: 5/2025

Tourismus 2024: Zweiter Übernachtungsrekord in Folge

Kapazitätsauslastung leicht unter Vorpandemieniveau

Der Tourismus in Baden-Württemberg setzte seinen Aufwärtstrend auch 2024 fort: Nachdem bereits 2023 ein neuer Rekord an Übernachtungen verzeichnet worden war, stiegen die Zahlen 2024 weiter an. Auch bei den Ankünften wurde 2024 ein neuer Höchststand verzeichnet. Dabei half auch die gestiegene Nachfrage aus dem Ausland, die sich je nach Herkunftsland jedoch stark unterschiedlich entwickelte. Noch etwas stärker als die Nachfrage stieg das Angebot bzw. die Zahl der Betten, sodass die Auslastung 2024 knapp unter der des Vorjahres lag.

Der Aufwärtstrend im baden-württembergischen Tourismus setzte sich auch 2024 weiter fort und übertraf damit die bisherigen Rekordergebnisse. Die Tourismusbetriebe verzeichneten nach dem pandemiebedingten Übernachtungseinbruch in 2020 bereits seit 2022 wieder kontinuierlich steigende Übernachtungszahlen und erreichten 2024 mit rund 58,9 Millionen (Mio.) Übernachtungen zum zweiten Mal in Folge einen neuen Höchststand. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Übernachtungen um etwa 1,3 Mio. Übernachtungen (2,3 %), gegenüber 2019 um knapp 1,7 Mio. (2,9 %) (Schaubild 1).

Auch die Anzahl der Gästeankünfte stieg 2024 weiter an. Mit einem Zuwachs von 3,6 % (+0,8 Mio. Ankünfte) wurden 2024 insgesamt 23,8 Mio. Ankünfte verzeichnet. Damit erreichten die Ankunftszahlen erstmals seit Beginn der Coronapandemie einen neuen Höchstwert. Zur Veranschaulichung: Im Jahr 2019, dem Jahr des bisherigen Höchststands, waren 23,3 Mio. Gästeankünfte registriert worden.

Baden-Württembergische Entwicklung positiver als gesamtdeutsche Entwicklung

Die Entwicklung des Tourismus in Baden-Württemberg lag 2024 über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Bundesweit stieg die Zahl der Übernachtungen 2024 um 1,8 % gegenüber dem Vorjahr, die Zahl der Ankünfte stieg um 3,5 %. Die bundesweiten Übernachtungen lagen 2024 erstmalig über dem ehemaligen Höchstwert aus 2019, mit einem knappen Plus von 0,1 % (Schaubild 1).

Im Ländervergleich verzeichnete Baden-Württemberg mit 58,9 Mio. Übernachtungen nach Bayern mit 102,7 Mio. Übernachtungen die zweithöchsten Übernachtungszahlen, wenn auch mit deutlichem Abstand. Auf Baden-Württemberg folgten in der Rangliste der meisten Übernachtungen 2024 Nordrhein-Westfalen mit 54,5 Mio. Übernachtungen und Niedersachsen mit 46,1 Mio. Übernachtungen.

Übernachtungen ausländischer Gäste noch knapp unter Vorpandemie-Niveau, Zahl der Ankünfte jedoch erstmals darüber

Die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste stieg 2024 in Baden-Württemberg um 3,9 % auf 12,1 Mio. Übernachtungen. Der coronabedingte Einbruch war 2020 bei den ausländischen Gästen deutlich ausgeprägter als der der Gäste aus dem Inland und zog sich bis ins Jahr 2021 hinein. Zwar stieg in den Jahren 2022 und 2023 die Zahl der Ankünfte und der Übernachtungen bei dieser Gästegruppe stärker als bei den Gästen aus dem Inland. Gegenüber 2019 waren jedoch auch 2024 noch immer rund 130.000 bzw. 1,1 % weniger Übernachtungen von ausländischen Gästen zu verzeichnen. Dagegen wurde mit insgesamt 5,5 Mio. Ankünften erstmals wieder mehr ausländische Gäste gezählt (+0,9 % bzw. 48.000 Ankünfte), als vor Pandemiebeginn.

Das mit großem Abstand wichtigste ausländische Herkunftsland war auch 2024 die Schweiz mit über 1,4 Mio. Gästen (+3,4 % gegenüber 2023) und über 2,8 Mio. Übernachtungen (+3,7 %). An zweiter Stelle standen erneut die Niederlande mit rund 1,4 Mio. Übernachtungen (–0,6 %) sowie Frankreich mit rund 1,1 Mio. Übernachtungen (+5,4 %).

Innerhalb der Herkunftsländer entwickelten sich die Übernachtungszahlen der letzten 5 Jahre sehr unterschiedlich (Tabelle). Besonders stark stiegen die Übernachtungen niederländischer Gäste, hier verzeichneten die baden-württembergischen Beherbergungsbetriebe 2024 gegenüber 2019 einen Anstieg um rund 113.000 Übernachtungen (+8,7 %). Auch Gäste aus Frankreich und der Türkei übernachteten 2024 deutlich öfter in baden-württembergischen Beherbergungsbetrieben als noch vor Pandemiebeginn, der Zuwachs 2024 gegenüber 2019 lag hier bei 59.000 bzw. 47.000 Übernachtungen (+5,9 % bzw. +48,2 %). Ähnlich starke Übernachtungszuwächse gab es auch bei Gästen aus Rumänien und der Schweiz. Das Plus an Übernachtungen gegenüber 2019 lag bei den rumänischen Gästen bei rund 45.000 Übernachtungen (+24,1 %), die schweizer Gäste buchten rund 42.000 Übernachtungen mehr (+1,5 %) als vor der Coronapandemie.

Starke Rückgänge bei den Übernachtungszahlen wurden dagegen bei Gästen aus Russland, China und Israel verzeichnet, was dem jüngeren weltpolitischen Geschehen geschuldet sein dürften. So sanken die Übernachtungszahlen von Gästen aus Russland zwischen 2019 und 2024 um rund 158.000 Übernachtungen auf knapp 30.000 Übernachtungen (–84,1%). Ebenfalls stark rückläufig zeigten sich die Übernachtungszahlen chinesischer Gäste, die um 149.000 Übernachtungen auf knapp 196.000 Übernachtungen in 2024 zurückgingen (–43,3 %). Auch Übernachtungen von Gästen mit Wohnsitz in Israel wurden 2024 gegenüber 2019 deutlich seltener registriert (–109.000 Übernachtungen bzw. –56,2 %).

Hotels garnis 2024 erneut mit starkem Übernachtungszuwachs

Innerhalb der Betriebsarten entwickelten sich die Übernachtungszahlen insbesondere bei den Hotels garnis weiterhin dynamisch. Diese Betriebsart verzeichnete 2024 gegenüber dem Vorjahr ein Übernachtungsplus von 11,1 %. Insgesamt meldeten die baden-württembergischen Hotels garnis im abgelaufenen Kalenderjahr 11,5 Mio. Übernachtungen. Die nächst höheren Zuwachsraten verzeichneten die Ferienhäuser, -wohnungen und Ferienzentren mit einem Übernachtungsplus von 3,8 % auf rund 4,9 Mio. Übernachtungen. Die Übernachtungszahlen der Hotels lagen dagegen nur knapp über dem Vorjahresniveau (+0,8 %). Mit insgesamt ca. 22 Mio. Übernachtungen entfiel auf Hotels jedoch nach wie vor der größte Übernachtungsanteil unter den Betriebsarten (Schaubild 2).

Rückläufig entwickelten sich insbesondere die Übernachtungszahlen der Pensionen. Hier ging die Zahl der Übernachtungen weiter zurück, das Minus lag 2024 bei 7,5 %. Leichte Rückgänge verzeichneten zudem die Ferienheime (–0,2 %) sowie – ausgehend von einem vergleichsweise hohen Vorjahresniveau – die Campingplätze (–0,1 %).

Insgesamt mehr Betten – Auslastung sinkt leicht

Mit der zuletzt deutlich gestiegenen Nachfrage im Tourismus stieg auch das Angebot: zwar ist die Zahl der Beherbergungsbetriebe1 im Laufe der letzten Jahre merklich zurückgegangen. Während 2007 bis 2011 noch knapp über 7.000 Betriebe in Baden-Württemberg zur Monatserhebung im Tourismus meldepflichtig waren, sank die Zahl anschließend deutlich und pendelt seit 2020 bei Werten von rund 6.200 geöffneten Betrieben. Allerdings nahm dabei die durchschnittliche Größe der Betriebe zu.2 Entsprechend stiegen auch die angebotenen Kapazitäten über die letzten Jahre im Trend deutlich an. Standen beispielsweise 2010 noch rund 393.000 Schlafgelegenheiten zur Verfügung, waren es 2019, vor Beginn der Coronapandemie, rund 424.000 und 2024 bereits über 447.000 Schlafgelegenheiten.3

Die Zahl der Schlafgelegenheiten ist damit 2024 gegenüber 2019 um 5,6 % gestiegen, die Zahl der Übernachtungen im selben Zeitraum aber um »nur« 2,9 %. Die durchschnittliche Auslastung3 sank somit zwischen 2019 und 2024 leicht von 40,4 % auf 39,2 % (Schaubild 3).

Übernachtungszahlen zu Jahresbeginn 2025 verhalten

Die Kapazitäten für weiterhin steigende Übernachtungszahlen dürften in den baden-württembergischen Tourismusbetrieben damit vorhanden sein. Ob auch 2025 erneut ein Rekordjahr wird, bleibt dagegen abzuwarten. Zu Jahresbeginn verzeichneten die Betriebe im Januar 2025 nach vorläufigen Daten knapp weniger Übernachtungen (–0,4 %) als im entsprechenden Vorjahresmonat, im Februar 2025 meldeten die Betriebe deutliche 7,5 % weniger Übernachtungen als im Vorjahresmonat.4

1 Geöffnete Beherbergungsbetriebe mit zehn und mehr Schlafgelegenheiten bzw. Stellplätzen.

2 Für eine genauere Betrachtung vgl. Kopf, Saskia: Vier Jahrzehnte Tourismus Baden-Württemberg, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 6+7/2024.

3 Schlafgelegenheiten jeweils zum Stand 31.07. des Jahres.

4 Rechnerischer Wert (Übernachtungen/angebotene Bettentage) * 100 im Jahresteil.

5 Zahlen zum Stand des Abschlusses Berichtsmonat 02/2025.