Skip to main content Skip to page footer
Pressemitteilung 326/2021

Baden-Württemberg: Im September 2021 mehr als dreimal so viele Privatinsolvenzen wie im Vorjahresmonat

Dagegen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen

Im September 2021 wurden bei den Amtsgerichten in Baden-Württemberg 804 Insolvenzverfahren von Privatpersonen gestellt. Das waren 561 Verfahren mehr oder mehr als dreimal so viele Privatinsolvenzen als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Dies teilte das Statis­tische Landesamt nach Aus­wertung der neuesten Ergebnisse der Insolvenzstatis­tik mit. Neben den Privatinsolvenzen beantragten auch 86 Unternehmen die Er­öffnung eines Insolvenzverfahrens. Im Vergleich zum entspre­chenden Vorjah­resmonat war hier ein Rückgang um 19 Verfahren bzw. 18,1 % festzustellen. Die Gesamtzahl der Unternehmens- und Privatinsolvenzverfahren summierte sich im September 2021 auf 890 Insolvenzverfahren (+542 Verfahren bzw. +155,7 %).

Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres bei den Amtsgerichten in Baden-Württemberg insgesamt 9 853 Insolvenzverfahren beantragt, 3 595 Verfahren oder 57,4 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

8 693 Insolvenzverfahren in den ersten drei Quartalen betrafen Privatpersonen (+3 739 Verfahren bzw. +75,5 %). 5 716 oder rund zwei Drittel dieser Privatinsolvenzen wurden von Verbrau­cherinnen und Verbrauchern, so beispielsweise Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Arbeitslosen oder Auszubildenden gestellt. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren dies 2 653 Verbraucherinsolvenzen mehr, was einem Zuwachs von sogar 86,6 % ent­spricht. Bei ehemals selbst­ständig Tätigen, also abgemeldeten, nicht mehr akti­ven Unternehmen, die ebenfalls zu den Privatinsolvenzen zählen, war ein Zu­wachs um 65,3 % oder 983 Verfahren auf insgesamt 2 489 Insolvenzanträge zu beobachten.

Demgegenüber gingen die Unternehmensinsolvenzen im Zeitraum von Januar bis September 2021 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zurück. So wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres insgesamt 1 160 Insolvenz­verfahren von Unternehmen gemeldet, 144 Verfahren bzw. 11,0 % weniger als in den Monaten Januar bis September 2020.

Entscheidend für den starken Zuwachs der Privatinsolvenzen dürfte das Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens sein, das für alle ab dem 1. Oktober 2020 beantragten Insolvenzverfahren in Kraft trat. Es sieht in seinem Kern eine Verkürzung des regelmäßigen Restschuldbefreiungsver­fahrens von sechs auf drei Jahre vor. Auf Grund dessen kann vermutet werden, dass überschuldete Personen ihre Insolvenzanträge zunächst zurückgestellt ha­tten und sich deren aufgeschobene Anträge nunmehr auch in den aktuellen Zahlen widerspiegeln.

Bei den übrigen 488 Privatinsolvenzen handelte es sich um Verfahren von ehemals vollhaftenden Gesellschafterinnen und Gesellschaftern von Personengesellschaften (41 Fälle), sowie um Nachlässe und Gesamtgutverfahren (447 Fälle). Unter dem Gesamtgut einer Gütergemeinschaft wird das Vermögen verstanden, das die Ehegatten in die Ehe einbringen und während der Ehe erwerben. Es handelt sich um gemeinschaftliches Vermögen der Ehegatten. Gesamtgutinsolvenzverfahren zählen zu den Sonderinsolvenzverfahren.

Tabelle 1

Insolvenzverfahren in Baden-Württemberg von September 2020 bis September 2021
Zeitraum Unternehmensinsolvenzen Verbraucherinsolvenzen Übrige Schuldner1) Insolvenzen insgesamt
Anzahl

1) Natürliche Personen als Gesellschafter, ehemals selbstständig Tätige, Nachlässe und Gesamtgutverfahren.

Datenquelle: Insolvenzstatistik.

Sep 20 105 122 121 348
Okt 20 133 193 152 478
Nov 20 121 194 168 483
Dez 20 166 254 171 591
Jan 21 112 593 253 958
Feb 21 170 877 403 1.450
Mrz 21 161 903 447 1.511
Apr 21 150 606 345 1.101
Mai 21 128 564 301 993
Jun 21 127 566 325 1.018
Jul 21 114 616 363 1.093
Aug 21 112 477 250 839
Sep 21 86 514 290 890

Tabelle 2

Insolvenzverfahren im ersten bis dritten Quartal 2021 in Baden-Württemberg
Wirtschaftsbereich1)
Rechtsformen
Insolvenzverfahren
1.-3. Quartal 2021 Veränderung gg.
1.-3. Quartal 2020
Anzahl %

1) Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008).

2) Ehemals selbstständig Tätige, die ein Regelinsolvenzverfahren durchlaufen bzw. deren Vermögensverhältnisse nicht überschaubar sind.

3) Ehemals selbstständig Tätige, die ein vereinfachtes Verfahren durchlaufen bzw. deren Vermögensverhältnisse überschaubar sind.

Datenquelle: Insolvenzstatistik.

Insolvenzen insgesamt 9.853 3.595 57,4
Unternehmen zusammen 1.160 −144 −11,0
Darunter
ausgewählte Wirtschaftsbereiche
Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei 4 −4 −50,0
Verarbeitendes Gewerbe 111 −64 −36,6
Baugewerbe 180 −16 −8,2
Handel; Instandh. u. Rep. v. Kfz 105 −72 −40,7
Verkehr u. Lagerei 50 −24 −32,4
Gastgewerbe 124 1 0,8
Information und Kommunikation 28 −7 −20,0
Finanz-, Versicherungs- Dienstleistungen 52 −8 −13,3
Grundstücks- und Wohnungswesen 18 −19 −51,4
Freiberufliche, wiss. u. techn.Dienstleistungen 47 −78 −62,4
Sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen 94 −14 −13,0
Gesundheits.- u. Sozialwesen 23 −2 −8,0
Sonstige Dienstleistungen 293 166 130,7
ausgewählte Rechtsformen
Einzelunternehmen 411 83 25,3
Personengesellschaften (OHG, KG, GbR) darunter: 116 −39 −25,2
GmbH & Co. KG 100 −18 −15,3
GbR 8 −16 −66,7
Gesellschaften m.b.Haftung (GmbH) 616 −169 −21,5
Aktiengesellschaften, KGaA 3 −4 −57,1
Private Company Limited by Shares (Ltd.) 2 −2 −50,0
Sonstige Rechtsformen 12 −13 −52,0
Privatinsolvenzen zusammen 8.693 3.739 75,5
davon
Natürliche Personen als Gesellschafter u.Ä. 41 −1 −2,4
Ehemals selbstständig Tätige 2.489 983 65,3
davon mit:
Regelinsolvenzverfahren2) 1.445 405 38,9
vereinfachtem Verfahren3) 1.044 578 124,0
Verbraucher 5.716 2.653 86,6
Nachlässe 447 104 30,3

Sie wollen keine Neuigkeiten verpassen? Melden Sie sich für unsere Newsletter an!