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Pressemitteilung 81/2020

Baden-Württemberg: Knapp 40 % der Ehen werden geschieden

Im badischen Landesteil ist die Scheidungshäufigkeit etwas höher als im württembergischen

Korrektur vom 16.07.2020: Korrektur aufgrund der bisherigen Verwendung vorläufiger Werte.

Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg 18 956 Ehen geschieden, darunter 13 von gleichgeschlechtlichen Paaren. Damit ist die Zahl der Ehescheidungen nach Angaben des Statistischen Landesamtes zum ersten Mal seit dem Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr wieder angestiegen (+3 %). Im Vergleich zu 1990 lag die Zahl der Ehescheidungen im vergangenen Jahr um ein Siebtel höher, seit 1980 hat sie sich sogar um annähernd die Hälfte erhöht. Ähnlich hat sich in den vergangenen Jahren die Zahl der von einer Scheidung betroffenen Kinder entwickelt (Schaubild 1).

Am häufigsten war im Jahr 2019 eine Scheidung im »verflixten« siebten Ehejahr (945). Am zweithäufigsten wurden Ehen im achten Ehejahr (939) geschieden, gefolgt vom sechsten (910) und fünften Ehejahr (864).

Am häufigsten war im Jahr 2019 eine Scheidung im 8. Ehejahr (929). Am zweithäufigsten wurden Ehen im „verflixten“ 7. Ehejahr geschieden (917), gefolgt vom 6. (906) und 9. Ehejahr (886).

Die durchschnittliche Ehedauer aller im Jahr 2019 geschiedenen Ehen lag wie in den Vorjahren bei rund 15 Jahren bei knapp 16 Jahren, wobei aber Ehescheidungen auch nach einer verhältnismäßig langen Zeit des Zusammenlebens keine Einzelfälle waren: So hatten Paare bei jeder sechsten der im vergangenen Jahr geschiedenen Ehe das Jubiläum der Silberhochzeit bereits hinter sich. Bei 372 422 Ehepaaren erfolgte die Scheidung im Jahr des 25-jährigen Ehejubiläums, bei immerhin 8 Paaren im Jahr der »goldenen Hochzeit«.

In den vergangenen Jahrzehnten ist mit jedem jüngeren Heiratsjahrgang die Scheidungshäufigkeit angestiegen: Vom Heiratsjahrgang 1960 wurden etwa 15 % der seinerzeit geschlossenen Ehen geschieden. Für den Heiratsjahrgang 1970 traf dieses Schicksal auf jedes vierte Ehepaar zu, für den Jahrgang 1980 bereits auf jede dritte Ehe. Von den Paaren, die 1995 den Bund der Ehe eingingen, waren bis zum Jahr 2019 – also nach 24 Ehejahren – bereits 36 % geschieden. Die Prognose für diesen Heiratsjahrgang läuft auf eine Scheidungshäufigkeit von knapp 40 % hinaus (Schaubild 2). Damit hat sich die Scheidungshäufigkeit jüngerer Heiratsjahrgänge im Vergleich zu den Ehen aus den 1960er-Jahren mehr als verdoppelt.

Für jüngere Heiratsjahrgänge deutet aber eine Auswertung der Ehescheidungen darauf hin, dass die Ehen in den letzten Jahren wieder etwas stabiler geworden sind: So wurden beispielsweise von den im Jahr 2005 geschlossenen Ehen bislang »nur« 23 % geschieden – für die Heiratsjahrgänge 1995 und 2000 lag der entsprechende Anteil nach den ersten 14 Ehejahren dagegen bei 25 bzw. 26 %.

In regionaler Hinsicht zeigen sich Unterschiede im Scheidungsverhalten, die aber relativ gering ausfallen. Die wenigsten Ehen wurden zuletzt in den Regionen Donau-Iller, Heilbronn-Franken und Ostwürttemberg geschieden: Im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 kamen in diesen württembergischen Regionen jeweils 72 bzw. 73 Ehescheidungen auf 10 000 Ehen (Schaubild 3). Am höchsten war die sogenannte spezifische Scheidungsziffer (vgl. Hinweis) in den badischen Regionen Hochrhein-Bodensee und Rhein-Neckar mit jährlich jeweils 82 Ehescheidungen bezogen auf 10 000 Ehen.

Darüber, weshalb die Scheidungshäufigkeit im württembergischen Landesteil etwas geringer als in Baden ist, können lediglich Vermutungen angestellt werden. Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass gemeinsame Kinder die Scheidungshäufigkeit mindern; in württembergischen Regionen sind Haushalte mit Kindern etwas häufiger als in den meisten badischen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Ehen mit Wohneigentum – wie ebenfalls aus der Familiensoziologie bekannt – seltener geschieden werden; in den württembergischen Regionen ist die Eigentümerquote tendenziell höher als in Baden. Schließlich könnte auch die unterschiedliche Erwerbsbeteiligung mitentscheidend sein: Ehen, in denen beide Partner erwerbstätig sind, werden häufiger geschieden als Ehen, in denen die Frau nicht berufstätig ist.

Die Ehedauer ergibt sich statistisch aus der Differenz zwischen dem Jahr der Eheschließung und dem Jahr, in dem das Scheidungsurteil rechtskräftig wird. Da die Scheidung in den meisten Fällen erst nach einer einjährigen Trennungszeit ausgesprochen wird, sind Ehen faktisch bereits im sechsten bzw. im siebten Ehejahr am häufigsten zerbrochen.

Diese Ergebnisse bilden eher eine Untergrenze der jeweils ermittelten Scheidungshäufigkeit ab, da aus Gründen der zeitlichen Vergleichbarkeit nur die Ehescheidungen in den ersten 30 Ehejahren und damit beispielsweise im Berichtsjahr 2019 lediglich 93 % aller Ehescheidungen berücksichtigt wurden.

Da die Zahl der Scheidungen vor allem in den kleineren Regionen im Zeitablauf zum Teil nicht unerheblich schwankt, wurde ein Durchschnitt aus vier Jahren gebildet.

Ausnahme: Auch der Nordschwarzwald zählt zu den Regionen mit dem höchsten Anteil an Privathaushalten mit Kindern; die Scheidungshäufigkeit lag geringfügig unter dem Landesdurchschnitt.

Tabelle 1

Ehescheidungen und von Scheidung betroffene minderjährige Kinder in Baden-Württemberg seit 1980
Jahr Ehescheidungen Durch Scheidung betroffene Kinder
Anzahl

1) Darunter 13 Ehescheidungen von gleichgeschlechtlichen Paaren.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

1980 12.899 11.583
1981 14.006 11.959
1982 14.736 12.312
1983 15.632 12.885
1984 16.252 13.067
1985 15.971 12.558
1986 15.278 11.439
1987 16.755 12.683
1988 17.190 12.947
1989 16.928 12.588
1990 16.669 12.470
1991 17.193 13.181
1992 17.261 13.777
1993 19.085 15.688
1994 19.910 16.458
1995 19.921 17.104
1996 20.758 17.946
1997 21.573 19.506
1998 21.833 19.376
1999 21.697 18.125
2000 22.050 19.158
2001 22.736 19.609
2002 23.700 20.635
2003 25.046 21.867
2004 25.129 21.965
2005 23.854 20.416
2006 22.686 19.972
2007 22.145 19.172
2008 22.792 19.573
2009 22.100 18.840
2010 21.958 18.181
2011 23.113 19.002
2012 22.206 18.137
2013 20.933 17.200
2014 20.328 16.451
2015 19.903 15.985
2016 19.664 15.673
2017 18.356 14.560
2018 18.344 14.586
20191) 18.956 15.192

Tabelle 2

Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg seit 1960
Heirats­jahrgang Anteil der geschiedenen Ehen an allen Ehen1)
%

1) Bei Berücksichtigung der Ehescheidungen bis zu einer Ehedauer von 30 Jahren; für den Heiratsjahrgang 1995 wurden die fehlenden Ehejahre anhand der aktuellen Scheidungsverhältnisse fortgeschrieben.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

1960 15
1970 25
1980 34
1995 39

Tabelle 3

Ehescheidungen in den Regionen Baden-Württembergs 2016 bis 2019*)
Region
Land
Ehescheidungen Spezifische Scheidungsziffer 2016 – 20191)
2016 2017 2018 2019
Anzahl

*) Ohne Ehescheidungen von gleichgeschlechtlichen Paaren.

1) Jahresdurchschnittliche Zahl der Ehescheidungen je 10.000 bestehende Ehen.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

Stuttgart 5.120 4.292 4.646 4.750 76,7
Heilbronn-Franken 1.548 1.519 1.522 1.514 72,9
Ostwürttemberg 769 673 726 840 73,2
Mittlerer Oberrhein 1.837 1.883 1.658 1.692 77,0
Rhein-Neckar 2.030 2.066 1.908 2.030 81,6
Nordschwarzwald 1.068 1.095 1.072 1.014 76,5
Südlicher Oberrhein 1.845 1.858 1.829 1.811 78,5
Schwarzwald-Baar-Heuberg 880 829 800 920 75,7
Hochrhein-Bodensee 1.341 1.206 1.197 1.221 81,7
Neckar-Alb 1.235 1.094 1.147 1.208 74,9
Donau-Iller 843 814 801 870 71,8
Bodensee-Oberschwaben 1.148 1.027 1.038 1.073 75,7
Baden-Württemberg 19.664 18.356 18.344 18.943 76,8

Weitere Informationen

Hinweis

Aus der spezifischen Scheidungsziffer, also der Zahl der geschiedenen Ehen bezogen auf 10 000 bestehende Ehen, kann nicht geschlossen werden, welcher Anteil der in einem bestimmten Jahr geschlossenen Ehen künftig geschieden wird. Dieser Anteil wird aus statistisch-methodischen Gründen nur für das Land insgesamt berechnet. Die spezifische Scheidungsziffer gibt lediglich Hinweise zum momentanen Niveau der Scheidungshäufigkeit und zeigt Unterschiede im Zeit- oder Regionalvergleich.

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