Skip to main content Skip to page footer
Pressemitteilung 107/2022

Baden-Württemberg: Knapp 40 % der Ehen werden geschieden

Dennoch: Scheidungshäufigkeit ging zuletzt leicht zurück

Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg 18 374 Ehen geschieden, darunter 103 von gleichgeschlechtlichen Paaren. Damit ist die Zahl der Ehescheidungen nach Angaben des Statistischen Landesamtes im Vergleich zu 2020 zwar um knapp 2 % angestiegen, gegenüber dem Jahr 2019 allerdings um 3 % zurückgegangen. Langfristig hat sich die Zahl der Scheidungen deutlich erhöht: Sie lag beispielsweise im vergangenen Jahr um über 40 % höher als noch 1980. Ähnlich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der von einer Scheidung betroffenen Kinder entwickelt.

Im Jahr 2021 war eine Scheidung im 6. Ehejahr am häufigsten (954). Am zweithäufigsten wurden Ehen im »verflixten« 7. Ehejahr geschieden (943), gefolgt vom 8. Ehejahr (861).

Die durchschnittliche Ehedauer aller im Jahr 2021 geschiedenen Ehen lag ähnlich wie in den Vorjahren bei knapp 16 Jahren, wobei auch Ehescheidungen nach einer verhältnismäßig langen Zeit des Zusammenlebens keine Einzelfälle waren: So hatten Paare bei jeder sechsten der im vergangenen Jahr geschiedenen Ehen das Jubiläum der Silberhochzeit bereits hinter sich. Bei 391 Ehepaaren erfolgte die Scheidung im Jahr des 25-jährigen Ehejubiläums, bei immerhin 9 Paaren im Jahr der »goldenen Hochzeit«.

In den vergangenen Jahrzehnten ist mit jedem jüngeren Heiratsjahrgang die Scheidungshäufigkeit angestiegen: Vom Heiratsjahrgang 1960 wurden etwa 15 % der damals geschlossenen Ehen geschieden. Für den Heiratsjahrgang 1970 traf dieses Schicksal auf jedes vierte Ehepaar zu, für den Jahrgang 1980 bereits auf jede dritte Ehe. Von den Paaren, die 1995 den Bund der Ehe eingingen, waren bis zum Jahr 2020 – also nach 26 Ehejahren – bereits knapp 37 % geschieden. Die Prognose für diesen Heiratsjahrgang läuft auf eine Scheidungshäufigkeit von annähernd 40 % hinaus. Damit hat sich die Scheidungshäufigkeit jüngerer Heiratsjahrgänge im Vergleich zu den Ehen aus den 1960er-Jahren mehr als verdoppelt.

Für jüngere Heiratsjahrgänge deutet aber eine Auswertung der Ehescheidungen darauf hin, dass die Ehen in den letzten Jahren wieder etwas stabiler geworden sind: So wurden beispielsweise von den im Jahr 2005 geschlossenen Ehen bislang »nur« knapp 26 % geschieden – für die Heiratsjahrgänge 1995 und 2000 lag der entsprechende Anteil nach den ersten 16 Ehejahren dagegen bei jeweils 28 %.

Zwischen den 12 Regionen des Landes zeigen sich weiterhin Unterschiede im Scheidungsverhalten. Die wenigsten Ehen wurden zuletzt in der Region Donau-Iller geschieden: Im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 kamen in dieser Region 69 Ehescheidungen auf 10 000 Ehen. Am höchsten war diese sogenannte spezifische Scheidungsziffer (vgl. Hinweis) in der Region Rhein-Neckar mit jährlich 81 Ehescheidungen bezogen auf 10 000 Ehen.

Möglicherweise spielten für diesen Rückgang auch Corona-bedingte Verzögerungen bzw. Verschiebungen der Scheidungsverfahren vor den Familiengerichten eine Rolle.

Die Ehedauer ergibt sich statistisch aus der Differenz zwischen dem Jahr der Eheschließung und dem Jahr, in dem das Scheidungsurteil rechtskräftig wird. Da die Scheidung in den meisten Fällen erst nach einer einjährigen Trennungszeit ausgesprochen wird, sind Ehen faktisch bereits im 5. Ehejahr am häufigsten zerbrochen.

Diese Ergebnisse bilden eher eine Untergrenze der jeweils ermittelten Scheidungshäufigkeit ab, da aus Gründen der zeitlichen Vergleichbarkeit nur die Ehescheidungen mit einer Ehedauer von bis zu 30 Jahren und damit beispielsweise im Berichtsjahr 2021 lediglich 92 % aller Ehescheidungen berücksichtigt wurden.

Da die Zahl der Scheidungen vor allem in den kleineren Regionen im Zeitablauf zum Teil nicht unerheblich schwankt, wurde ein Durchschnitt aus vier Jahren gebildet.

Tabelle 1

Ehescheidungen und von Scheidung betroffene minderjährige Kinder in Baden-Württemberg seit 1980*)
Jahr Ehescheidungen Durch Scheidung betroffene Kinder
Anzahl

*) Ab 2019 einschließlich Ehescheidungen von gleichgeschlechtlichen Paaren.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

1980 12.899 11.583
1981 14.006 11.959
1982 14.736 12.312
1983 15.632 12.885
1984 16.252 13.067
1985 15.971 12.558
1986 15.278 11.439
1987 16.755 12.683
1988 17.190 12.947
1989 16.928 12.588
1990 16.669 12.470
1991 17.193 13.181
1992 17.261 13.777
1993 19.085 15.688
1994 19.910 16.458
1995 19.921 17.104
1996 20.758 17.946
1997 21.573 19.506
1998 21.833 19.376
1999 21.697 18.125
2000 22.050 19.158
2001 22.736 19.609
2002 23.700 20.635
2003 25.046 21.867
2004 25.129 21.965
2005 23.854 20.416
2006 22.686 19.972
2007 22.145 19.172
2008 22.792 19.573
2009 22.100 18.840
2010 21.958 18.181
2011 23.113 19.002
2012 22.206 18.137
2013 20.933 17.200
2014 20.328 16.451
2015 19.903 15.985
2016 19.664 15.673
2017 18.356 14.560
2018 18.344 14.586
2019 18.956 15.192
2020 18.081 14.680
2021 18.374 15.043

Tabelle 2

Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg seit 1960
Heirats­jahrgang Anteil der geschiedenen Ehen an allen Ehen1)
%

1) Bei Berücksichtigung der Ehescheidungen bis zu einer Ehedauer von 30 Jahren; für den Heiratsjahrgang 1995 wurden die fehlenden Ehejahre anhand der aktuellen Scheidungsverhältnisse fortgeschrieben.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

1960 15
1970 25
1980 34
1995 38

Tabelle 3

Ehescheidungen in den Regionen Baden-Württembergs 2018 bis 2021*)
Region
Land
Ehescheidungen Spezifische Scheidungsziffer
2018 – 20211)
2018 2019 2020 2021
Anzahl

*) Ohne Ehescheidungen von gleichgeschlechtlichen Paaren.

1) Jahresdurchschnittliche Zahl der Ehescheidungen je 10.000 bestehende Ehen.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

Stuttgart 4.646 4.750 4.437 4.479 74,7
Heilbronn-Franken 1.522 1.514 1.481 1.485 71,4
Ostwürttemberg 726 840 731 706 73,2
Mittlerer Oberrhein 1.658 1.692 1.770 1.717 74,7
Rhein-Neckar 1.908 2.030 1.964 2.068 81,3
Nordschwarzwald 1.072 1.014 995 1.051 74,1
Südlicher Oberrhein 1.829 1.811 1.728 1.823 76,5
Schwarzwald-Baar-Heuberg 800 920 804 805 73,2
Hochrhein-Bodensee 1.197 1.221 1.112 1.124 76,2
Neckar-Alb 1.147 1.208 1.128 1.170 74,3
Donau-Iller 801 870 811 767 69,4
Bodensee-Oberschwaben 1.038 1.073 1.018 1.076 73,9
Baden-Württemberg 18.344 18.943 17.979 18.271 74,8

Weitere Informationen

Aus der spezifischen Scheidungsziffer, also der Zahl der geschiedenen Ehen bezogen auf 10 000 bestehende Ehen, kann nicht geschlossen werden, welcher Anteil der in einem bestimmten Jahr geschlossenen Ehen künftig geschieden wird. Dieser Anteil wird aus statistisch-methodischen Gründen nur für das Land insgesamt berechnet. Die spezifische Scheidungsziffer gibt lediglich Hinweise zum momentanen Niveau der Scheidungshäufigkeit und zeigt Unterschiede im Zeit- oder Regionalvergleich.

Sie wollen keine Neuigkeiten verpassen? Melden Sie sich für unsere Newsletter an!